Ich fühle mich…

„Meta-Emotion“ klingt nach abenteuerlicher Wissenschaft. Dass es ganz einfach sein kann, diese „Methode“ im Alltag anzuwenden, zeigen die folgenden fünf Gedankenstützen.

  1. Fragen zu den eigenen Emotionen
    • Wie fühlt es sich an, bestimmte Emotionen zu erleben?
    • Wie wurden diese Emotionen in meiner Familie ausgedrückt?
    • Teilte man in meiner Familie das Erleben von Emotionen
      mit anderen Menschen?
    • Wie reagierten meine Bezugspersonen auf das Erleben verschiedener Emotionen?
    • Wie fühlt es sich an, wenn ich Emotionen wie Traurigkeit, Wut und Angst erlebe?
    • Woran kann man erkennen, dass ich diese Emotionen erlebe?
    • Wer ist zugänglich, wenn ich diese Emotionen erlebe? Wer tröstet mich?
    • In welchen Situationen erlebte ich diese Emotionen zuletzt?
    • Wie reagiert meine Familie auf meine Emotionen?
  2. Fragen zum eigenen Erleben und zum Umgang mit den Emotionen der Kinder
    • An welchen Anzeichen erkenne ich kindliche Emotionen wie Traurigkeit, Wut und Angst?
    • Was lösen diese Emotionen der Kinder in mir aus?
    • Aus welchen Gründen erleben Kinder solche Emotionen?
    • Wie reagieren Kinder auf diese Emotionen? Wie gehe ich damit um?
    • Was tun Kinder, um mit diesen Emotionen umzugehen?
    • Was möchte ich im Hinblick auf das Erleben dieser Emotionen und den Umgang damit bei
      Kindern erreichen?
    • Was sollen die Kinder über diese Emotionen erfahren?
    • Was denke ich über diese Emotionen der Kinder? Mit welchen Gefühlen verbinde ich solche Emotionen?
  3. Merkmale des Emotionen-missbilligenden Typs
    • Die Person nimmt starke Emotionen bei den Kindern und bei sich selbst kaum wahr.
    • Die Person verfügt nicht über eine differenzierte Sprache zur Beschreibung von Emotionen.
    • Die Person sieht negative Ge-fühle als etwas Schädliches an.
    • Die Person sieht das Erleben von negativen Gefühlen über einen längeren Zeitraum als so schädlich an, dass sie ungeduldig damit umgeht.
    • Die Person findet, dass Kinder fröhlich und sorglos sein sollen. Sind sie das nicht, ist das ihrem eigenen Verhalten geschuldet.
    • Die Person will verhindern, dass Kinder negative Emotionen erleben.
    • Erleben Kinder negative Gefühle, versucht die Person, dieses Erleben möglichst schnell zu beenden.
    • Die Person sieht das Erleben negativer Gefühle als Zeitverschwendung und potenziell destruktiv an.
    • Die Person ist der Meinung, dass das Positive im Leben betont und das Negative heruntergespielt werden soll.
  4. Merkmal des Emotionen-unterstützenden Typs
    • Die Person nimmt auch weniger starke Emotionen der Kinder wahr.
    • Die Person hilft Kindern dabei, ihre Gefühle zu benennen.
    • Die Person sieht das Erleben negativer Emotionen als Möglichkeit, Vertrautheit mit den Kindern aufzubauen und einen angemessenen Umgang mit Emotionen zu entwickeln.
    • Die Person versteht es als Bestandteil des Lebens oder der kindlichen Entwicklung, dass Kinder negative Emotionen erleben.
    • Die Person ist nicht ungeduldig im Umgang mit negativen Emotionen, sondern verständnisvoll und einfühlsam.
    • Die Person versucht, die Gefühle zu verstehen, die dem Benehmen von Kindern zugrunde liegen.
    • Die Person setzt dem Verhalten der Kinder klare Grenzen, löst Probleme mit ihnen und diskutiert mit ihnen, wie man sich in emotional herausfordernden Situationen verhalten kann.
  5. Die meta-emotionale Struktur der Kinder stärken
    • Erwachsene nehmen Emotionen bei Kindern und bei sich selbst bewusst wahr, auch wenn sie weniger intensiv sind.
    • Erwachsene sehen Emotionen als Gelegenheiten, sich vertrauter miteinander zu machen und etwas über den Umgang mit Emotionen zu lernen.
    • Erwachsene bestätigen das emotionale Erleben der Kinder. Klagt ein Kind beispielsweise, dass sein Finger schmerzt, bestätigen sie, dass ein Kratzer weh tun kann, und spielen den Schmerz nicht herunter, weil es nur ein kleiner Kratzer ist. Damit würden sie die Empfindung des Kindes für ungültig erklären.
    • Erwachsene zeigen Empathie und Verständnis für Emotionen, selbst wenn sie mit unangemessenem Benehmen in Verbindung stehen. Sie akzeptieren die Emotionen der Kinder und vermitteln ihnen, dass sie verstehen, warum die Kinder in diesem Moment so fühlen. Indem sie die Kinder beruhigen, zeigen sie ihnen Zuneigung und helfen ihnen, gerade erlebte Emotionen und ihre Ursachen mit eigenen Worten zu beschreiben.
    • Erwachsene diskutieren mit den Kindern die Situation, die eine bestimmte Emotion ausgelöst hat.
    • Erwachsene entwickeln mit den Kindern Strategien, wie man mit solchen Situationen umgehen kann: Gemeinsam überlegen sie, welche Ziele die Kinder in der aktuellen Situation haben, wie sich die Situation entwickeln könnte und wie sie ihre Ziele umsetzen können.

Prof. Dr. mult. Wassilios Fthenakis ist Präsident des Didacta Verbands – Verband der Bildungswirtschaft und von WorldDidac Association. Er war 33 Jahre Direktor des Staatsinstituts für Frühpädagogik und von 2002 bis 2010 ordentlicher Professor für Entwicklungspsychologie und Anthropologie an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen.

Einen Kommentar schreiben

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit einem * markiert.