Mittagsschlaf als Folter

Was es nicht alles gibt! Man glaubt es kaum! Episoden aus dem Kinderleben in Krippe, Kita und Grundschule, erzählt von Praktikantinnen, Erzieherinnen, Leiterinnen, Fortbildnerinnen und Eltern. Erika Berthold hörte zu und schrieb diese Geschichte auf.

Mein Benni geht in einen Berliner Kinderladen“, erzählt eine Mutter. „Früher war es so: Die Kleinen gingen schlafen, wenn sie wollten, und die Großen spielten leise. Inzwischen gibt es die verpflichtende Mittagsruhe für alle Kinder. Nun müssen sich die Großen auf ihren Schlafmatten rumquälen. Die Jalousien werden heruntergelassen, so dass es stockfinster ist. Niemand darf sich bewegen.“

Benni ist sechs Jahre alt, macht seit drei Jahren zu Hause keinen Mittagsschlaf mehr und leidet unter der verordneten Ruhezeit. „Wenn er ein bisschen seufzt, könnte er die anderen Kinder stören, heißt es. Vor allem aber stört er die Erzieherin, die ihn auffordert, sein Seufzen einzustellen. Er kann das nicht, es ist seine Einschlafgewohnheit. Also zieht er sich die Decke über den Kopf und versucht, leise zu seufzen. Das hört die Erzieherin trotzdem und schiebt seine Matte in eine Ecke, in der er allein ist und Angst in der Dunkelheit hat. Obwohl er der älteste Junge ist, darf er nicht aufstehen. Nun hat er mich gebeten, ihm zu helfen und mit der Erzieherin zu sprechen.“

Erika Berthold ist freie Journalistin und Redakteurin bei wamiki.

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