Pädagogik aufräumen

Pädagogik lebt von Ritualen, heißt es. Erzieher, Lehrer und *innen machen alles Mögliche, weil es nun mal derzeit üblich oder sogar vorgeschrieben ist. Egal, ob es Sinn hat oder nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, ab und zu auszumisten. Deswegen stellt diese Rubrik pädagogische Gewohnheiten aufs Tapet und fragt ganz ergebnisoffen: Ist das pädagogische Kunst, oder kann das weg?

Tausend Fotos im Portfolio

Ja, auch ich glaubte einst, dass Kinder es lieben, neu erworbene Kompetenzen vorzuführen und fotografieren zu lassen. Aber das war vor der Erfindung des Smartphones.

Heute werden Kinder überall und bei jedem Pups geknipst. Und all diese Bilder werden geteilt und geliked. Manche Kinder nervt das, andere reagieren auf Kameras mit immer professionellerem Affenscheiße-­Lächeln.

Es ist erstaunlich, dass jeder von uns heutzutage über seine Bildrechte entscheiden darf, aber das Knipsen von spielenden Kindern erlaubt ist und dazugehört. Die Portfolios, in denen solche Fotos gesammelt werden, sind längst zu überdekorierten Alben verkommen, in denen jedes aufgedruckte Herzchen den Eltern sagen soll: Wisst ihr eigentlich, wie lieb wir euer Kind haben?

Wäre vielleicht besser: Fotofreie Zeiten im Kindergarten einführen. Kinder sind Subjekte – und keine putzigen Objekte vorm Objektiv. Portfolios für Kinder und mit Kindern führen. Und Eltern nur reinschauen lassen, wenn die Kinder es aus­drücklich erlauben.

Foto: Nathan Dumlao, unsplash

Michael Fink ist Autor und Fortbildner.

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