Pädagogik lebt von Ritualen, heißt es. Erzieher, Lehrer und *innen machen alles Mögliche, weil es nun mal derzeit üblich oder sogar vorgeschrieben ist. Egal, ob es Sinn hat oder nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, ab und zu auszumisten. Deswegen stellt diese Rubrik pädagogische Gewohnheiten aufs Tapet und fragt ganz ergebnisoffen: Ist das pädagogische Kunst oder kann das weg?
Hier gibts das Allerletzte auch als PDF: Termine_dasLetzte_#4_2025
Der zuckerfreie Vormittag
Wie beginnst du den Tag? Ich freue mich schon nach dem Aufstehen auf kauaktive Lebensmittel, also Obst, Gemüse und vielleicht Müsli, das aus puren Flocken, Samen und Nüssen besteht. Klingt ironisch? Soll es auch. Ich mag zum Frühstück fruchtige Marmeladen und mal ein Käsebrot, aber noch keine Wurst. Wenn es dir auch so geht: Gut, dass wir keine Kinder mehr sind! Bei denen steht am „zuckerfreien Vormittag“ alles, was Zucker enthält, bis zum Nachmittag auf dem Index statt auf dem Tisch, weil: Nicht gut für den Zahnschmelz! Immer mehr deutsche Kitas sind dabei, wohingegen man sich das in Ländern mit süßem Frühstück wie Frankreich und Italien nicht vorstellen kann.
Ja, es ist mal wieder wahnsinnig gut gemeint, Kinder von Anfang an vor Karies zu schützen. Allerdings belegen Studien, dass Speisenverbote fast immer den Effekt haben, die verpönten Lebensmittel wahnsinnig attraktiv zu machen.
Natürlich stößt die Idee des zuckerfreien Vormittags in der Kita auf wenig Widerstand, denn: Mit kleinen Kindern kann man das noch machen. Bitte nicht falsch verstehen: Natürlich sollte man den Kindern gesündere Lebensmittel schmackhaft machen.
Aber etwas fantasievoller als mit so einem ›Gibt’s nicht!-Konzept‹ sollte man dabei schon vorgehen. Sonst klappt das nicht.
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