Wie reagierst du auf Widerstände?

Wie kannst du professionell mit Widerständen von Kindern gegenüber Erwachsenen umgehen? Das EDIT-Team empfiehlt fünf Schritte.

Den Artikel gibt es hier als PDF: Wie reagierst du_#2_2023

Konflikte lassen sich in folgenden Schritten moderieren:

1. Wahrnehmen und verbalisieren

2. Würdigen

3. Wunsch herausfinden

4. Handlungen erklären und Handlungsrahmen abstecken

5. Lösung entwickeln, ggf. Unterstützung anbieten

 

Eine weitere Methode zum Umgang mit Konflikten unter Kindern gibt es im darauffolgenden Beitrag

1.

Wahrnehmen und verbalisieren

Nicht alle Widerstände sind offensichtlich. Es gibt auch sehr subtile Widerstände, die schwierig zu erkennen sind, weil sie weder auffallen noch stören. Es kann zum Beispiel auch eine Form des Widerstandes sein, wenn ein Kind nicht auf eine Anfrage reagiert.

Das andere Extrem sind sehr deutliche Widerstände, zum Beispiel: schreien oder körperliche Äußerungen wie hauen, beißen oder kratzen. In allen Fällen gilt: ruhig bleiben. Manchmal kann das wertfreie Verbalisieren von Handlungen schon diese Handlungen unterbrechen, weil sie plötzlich bewusstwerden.

„Du schreist ganz laut.“ „Du haust mich gerade.“ Das Verbalisieren kann auch eine direkte Frage nach dem Widerstand bzw. dem Einverständnis sein, zum Beispiel „Möchtest du mit zum Wickeln kommen?“.

Gefühle verbalisieren

Wann immer es möglich ist, können Anlässe genutzt werden, um über Gefühle zu sprechen.

Bei scheinbar emotional aufgeladenen Handlungen eines Kindes, äußere eine Vermutung über die Gefühle des Kindes. Damit ermöglichst du einerseits, diese Emotionen greifbar zu machen. Andererseits kann es dir selbst dabei helfen, Handlungen nicht persönlich zu nehmen, deine Aufmerksamkeit beim Kind zu halten und deine Empathie zu aktivieren: „Bist du gerade traurig?“, „Fühlst du dich verzweifelt?“.

 

2.

Würdigen

Gerade bei körperlichen Auseinandersetzungen kann es herausfordernd sein, diese auch noch zu würdigen. Würdigen heißt hierbei allerdings nicht loben. Vielmehr soll dem Kind Wertschätzung entgegengebracht werden – für seine Gefühle und dafür, dass es sie wie eine Daseinsberechtigung äußert. Gemeinsam an der Art und Weise der Äußerung zu feilen, ist ein langer Weg, auf den ihr euch dann gemeinsam machen könnt.

Zum Beispiel könntest du sagen:

„Ich glaube, bei dir ist gerade eine Grenze erreicht, oder?“ „Du zeigst mir gerade, dass es dir zu viel ist.“ „Das ist gerade anstrengend für dich.“ „Du zeigst mir gerade, dass du das nicht möchtest.“ „Du hast dich gerade zurückgezogen.“ …

Bei stillen Widerständen wie Rückzug oder Ignorieren von Fragen kann eine Würdigung auch darin bestehen, dem Kind einfach einen Moment Zeit zu geben oder Interesse für seine Themen zu signalisieren.

3.

Wunsch herausfinden

Im nächsten Schritt geht es darum, den Wunsch und falls möglich auch das Bedürfnis hinter der Beschwerde hervor zu holen. Das fällt selbst vielen Erwachsenen oft schwer und ist daher eine hilfreiche Übung für alle Beteiligten. Hat das Kind bereits deutlich gemacht, was es möchte und vielleicht sogar warum, dann wiederhole den Wunsch. Du zeigst damit, dass du verstanden hast. Das Kind kann sich dann hoffentlich etwas beruhigen und wird aufnahmefähig.

„Du hast gerade gesagt, dass du spielen möchtest. Ist es dir gerade zu langweilig, noch weiter hier zu sitzen?“ „Du willst die Jacke nicht anziehen. Möchtest du einfach ohne Jacke raus gehen?“ „Du hast dich hierher zurückgezogen. Brauchst du einen Moment Ruhe?“

Je nach Situation können die Schritte „Wunsch herausfinden“ und „Handlungsrahmen abstecken“ auch vertauscht werden.

4.

Handlungen erklären und Handlungsrahmen abstecken

Nachdem der Tatbestand der Beschwerde klar ist, geht es nun in die Lösungsphase.

Zunächst sollten schon durchgeführte oder geplante Handlungen erklärt werden. Pädagogische Fachkräfte machen so eigene Gedanken, Motive, Absichten, Grenzen und gerne auch Gefühle transparent. Das Kind bekommt damit nötige Informationen, um die Situation einschätzen zu können. Andererseits sollte auch ein Rahmen für die Handlungen des Kindes abgesteckt werden. Dabei sollte das Kind verschiedene akzeptable Möglichkeiten und eventuell auch Handlungsalternativen bekommen.

Je nach Situation und Ablauf kann der Wunsch des Kindes noch einmal aufgegriffen werden.

Zum Beispiel:

„Ich möchte nicht gehauen werden. Das tut mir weh. Du kannst mir gerne sagen oder zeigen, was du möchtest. Du bist jetzt fertig mit dem Essen und möchtest aufstehen, oder? Ich möchte gerne noch sitzen bleiben und den anderen Kindern helfen.“

„Du stehst hier, weil du mir nicht die Hand geben möchtest. Die Straße ist sehr gefährlich, hier fahren viele Autos. Mir ist es wichtig, dass ich dich festhalten kann, wenn wir über die Straße gehen. Sonst habe ich Angst.“

 

5.

Lösung entwickeln, ggf. Unterstützung anbieten

Der sicherste Weg, dass eine Lösung akzeptiert wird, ist, wenn sie von dem Kind selbst kommt. Das Kind kann somit lernen, selbst Lösungen zu entwickeln und auch Kompromisse einzugehen. Du kannst dazu zum Beispiel fragen „Hast du eine Idee, was wir da jetzt machen könnten?“

Manchmal ist die Situation allerdings noch so aufgeladen, dass es einen oder mehrere Vorschläge von dir braucht, die angepasst und verhandelt werden können.

Gerade, wenn es um die Einhaltung von Regeln geht, benötigt das Kind manchmal Unterstützung, um eine Bloßstellung und erneuten Widerstand zu vermeiden. Es sollte deutlich nicht um Gewinnen oder Verlieren gehen, sondern darum, ohne Machtkampf eine gemeinsame Lösung zu finden. Auf diese Weise können friedliche Konfliktstrategien erlernt werden.

Zum Beispiel:

„Die Karten einfach wieder aufheben, ist eine gute Idee. Die anderen Kinder wollen vielleicht auch noch eine Runde UNO spielen. Und es soll ja auch gemütlich hier sein. Ich kann dir gerne beim Aufheben helfen, wenn du magst. Welche Farbe möchtest du aufheben?“

Kinderrechte im Kita-Alltag #2: Kinder beschweren sich – jawohl!

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Kinderrechte im Kita-Alltag #4: Was würdest du tun?

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Foto: Kenny Elias/unsplash

 

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