Katzenstreu

Seit dem Start unserer pädagogischen Fachzeitschrift #wamiki heißt es in jedem Heft: Teuer muss nicht sein, aber kreativ! Michael Fink inspiziert Ausgesondertes, um nach Dingen zu suchen, die kaum etwas kosten, aber Kinder anregen, kleine Forscher oder Künstler zu werden.

Wir wamikis haben gedacht, diese zahlreichen Ideen zum kreativen Gestalten mit einfachsten Mitteln sollten wir einfach einmal aus dem Archiv holen und auf dem Blog all jenen anbieten, die gerade zwangsweise zu Hause verbringen müssen – Stichwort #Corona-Pandemie. Viele der Dinge könnten bei Euch herumliegen, andere lassen sich sehr leicht und kostengünstig beschaffen.

Wir wünschen Euch kreative Anstöße mit den tollen 1€-Gestaltungsideen von Michael Fink, der diesmal der Katze ihr Streu entwendet, um damit kreativ zu werden.

Achja: den Artikel könnt ihr Euch unten ganz einfach als PDF herunterladen!

Katzen-… – wie bitte? Lasst mich ausholen.

„Wollt ihr etwa den guten Ton missbrauchen?“ Sätze wie dieser führten dazu, dass ich vor dem Ur-Material Ton respektvoll zurückzuckte. Mich prägte die Professorin im Keramik-Kurs: Ätherisch befühlten ihre zarten Finger das Material, und laut wurde sie nur, wenn man das Unwort gebrauchte: Kneten. So formten die Dame und ihre Elevinnen mit sensibler Hand seelenvolle Skulpturen aus dem geheiligten Material, die später allenfalls hauchdünn bemalt wurden, denn der Ton will um seiner selbst geliebt werden.

Der eitle Ton hat jedoch einen Bruder. Bentonit heißt er, ist ebenfalls wasserundurchlässige Pampe vom Seegrund, formbar und sogar brennbar. Den Schritt vom Baustoff zum Künstlermaterial schaffte er allerdings nicht, sondern wurde sogar degradiert, als man feststellte, wozu seine saugenden Eigenschaften nützlich sein könnten: Zum Katzenpipiaufsaugen! Also landete unser Halb-Ton im Drogeriemarkt statt bei Boesner.

Aber ich entdeckte, was in ihm steckt. Damals, in den Zeiten der „Vor der Tür steh-Pädagogik“, brachte ich den Kindern infolge schlechter Planung oft Dinge mit, die ich unterwegs fand. Einmal waren es zwei Säcke mineralischer Katzenstreu. Die Kinder setzten Farbe zu, die eindrucksvoll aufgesaugt wurde, und kippten Wasser dazu, das zur Freude der Erwachsenen „verschwand“. Herrliche Stunden voller Knetspaß folgten.

Muss man was beachten? Die richtigen Sorten muss man finden, auf der Packung sollte „mineralisch“ stehen, vielleicht der Begriff „natürlich“, und die Streu sollte aussehen wie kleine Steinchen. Nun muss man nur noch eine wasserdichte Tischdecke auslegen, ein Häufchen Streu ausgeben, Wasser reichen – den Rest machen die Hände. Kommt Farbe dazu, wird die Sache knallbunt. Nimmt man mehr oder weniger Flüssigkeit? Zwischen Kneten und Gießen ist alles drin. Trocknet das Material, kann man es auf gleichem Wege wieder aufweichen. Oder man brennt es und besucht die alte Professorin: „Sehen Sie mal, ich knete jetzt Katzenstreu-Kunst!“

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