Das Tablet

DER JUNGE geht seit einem Jahr in den Kindergarten. Weil er da ist, konnte der Kindergarten eine zusätzliche Kraft einstellen.

Der Junge spricht nicht mit dem Mund. Er kommuniziert über ein Tablet. Auf das Tablet ist eine besondere App geladen.

Dreimal hat die Mutter die Erzieherinnen in die Benutzung eingewiesen. Auch eine Beraterin für Unterstützte Kommunikation war schon da. Trotzdem wird das Tablet kaum benutzt. Wenn die Mutter nachfragt, warum nicht, hört sie:

„Heute waren wir nur zu zweit.“

„Das Tablet geht ja immer wieder aus…“
oder

„Wir haben heute nur draußen gespielt, da stört es.“

Vor den Ferien gab es wieder einmal ein ausführliches Gespräch darüber, wie wichtig das Tablet für den Jungen ist. Denn nur so kann er sich ausdrücken.

Nun sind die Ferien vorbei und die Mutter ist gut erholt und guter Dinge. Sie bringt ihren Sohn in die Gruppe und legt das Tablet auf den Erzieherinnen-Tisch. Eine Erzieherin, die zusätzliche Kraft, schaut mit großen Augen erst auf das Tablet, dann auf die Mutter und sagt:

„Also, ob wir das mit dem Tablet diese Woche schaffen, kann ich nicht garantieren. Wir gewöhnen jetzt doch die neuen Kinder ein!“

sind Kirsten Ehrhardt und Kirsten Jakob. Beide haben Kinder mit Behinderung und sind in Elterninitiativen für Inklusion aktiv. Jede Woche schreiben sie in ihrem Blog kirstenmalzwei.blogspot.de über Inklusives und weniger Inklusives.

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