Funktionsraum Wald

Der Wald hat keine Funktionsecken. Oder doch? Versucht mal, eine Waldlichtung zum Raum für unterschiedlichste Bildungsthemen zu machen. Dazu könnt ihr mitgebrachte und vor Ort gesammelte Materialien benutzen. Aber vergesst nicht, sie hinterher zurück zu räumen!

Hier gibt es die Spielwiese auch als PDF: Spielwiese_#3_2025

 

Mischfarben unter Arven: der Wald als Kunstraum

Aus Blättern, Ästen und Steinen verschiedener Farbe legt ihr Bodenbilder. Umgekippte Baum­stümpfe lassen sich mit Gras und Stroh in Monsterköpfe verwandeln, aus langen Ästen können riesige Labyrinthe entstehen und Boden-Mandalas sowieso. Oder wie wärs, aus Lehm, Asche, weichem Faulholz und Wasser cremige Farben zu mixen, um Baumstämme zu bemalen?

Klettern zwischen Blättern: der Wald als Bewegungsraum

Rauf auf die Eiche bis zum vierten Ast, vorsichtig unter der Hecke durch: Fast überall ist der Wald ein hervorragender Parcours zum Balancieren über einen umgekippten Baum oder auf einem zwischen zwei Bäumen angebrachten Seil. Auch seltene Bewegungsformen lassen sich ausprobieren: Nicht-den-Boden-Berühren zwischen nahe aneinander stehenden Baumstümpfen oder Wett-Rascheln durch hohe Blattberge…

 

Verkleiden unter Weiden: der Wald als Rollenspielraum

Lockere Moose und beblätterte Zweige können tolle Kostüme werden: Ich als grünes Männchen! Das Gras auf dem Kopf kann vom Waldfriseur gestutzt werden. Zweige lassen sich quer zwischen Bäume stecken: Hier ist ein Gefängnis, und wir sind Waldpolizisten!

Wenn man ausreichend Bucheckern, Kastanien, Eicheln oder Zapfen sammelt und dazu aus Zweiglein Körbe baut, steht dem Wald-Kaufmannsladen nichts im Wege: Was kostet das Kilo Tannenzapfen? Zwei Stein-Euro!

 

 

Schreiben neben Eiben: der Wald als Literacy-Ecke

Keinerlei Inschrift trägt der Wald – oder doch? Ja, diese Zweige dort formen eindeutig ein X, die Tanne bildet ein J, die junge Cornelkirsche wächst als Y, und der Bachlauf zeigt ein S in Schönschrift… Überall im Wald kann man mit geschultem Blick Buchstaben entdecken und vielleicht fotografieren. Fehlen Buchstaben, bildet man sie selbst: Aus dem weichen Weidenzweig wird ein Q.

 

Rasseln über Asseln: der Wald als Musiksaal

Lautstark grölen ist verboten. Vorsichtig Klänge aus Waldmaterialien produzieren passt besser zum Waldtag. Trockene Hölzer kann man an Schnüren aufhängen und mit einem Klangstab anschlagen – das hört sich oft überraschend gut an. Steine klackern an Steinen, und schüttelt man hohle Baumfrüchte mit Innenleben, gibt es vielleicht ein ebenso schönes Geräusch wie beim Streichen mit einem Zweig über eine borkige Rinde. Wenn dann noch ein echter Waldvogel tiriliert und der Specht den Takt klopft…

Märchen unter Lärchen: der Wald als Geschichtenerzählort

Im Wald kann man gut Geschichten erfinden und am besten gleich mit Wald-Stabfiguen vorspielen: einen Ast als Stütze, einen Pilz als Kopf, Blätter als Haare, Hagebutten als Augen, alles verbunden mit etwas Schnur – und schon kann man auf der Wald-Bühne tolle Theaterstücke inszenieren. Das Publikum baut sich inzwischen ein weiches Moos-Sofa zum gemütlichen Zugucken.

 

Foto: Daniel Mirlea / unsplash

Michael Fink ist Autor und Fortbildner.

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