Jungs und Mädchen gegen „Jungs gegen Mädchen“

Kleine Kinder sind oft so wunderbar tolerant: Jeder darf alles tun und mögen – egal, wie er aussieht und was er ist! Gleichzeitig sind sie, was Geschlechterklischees anbelangt, manchmal die schlimmsten Spießer*innen: Das ist für Jungs und damit nix für Mädchen!
Es lohnt sich, mit ihnen das Thema Geschlecht in Gespräch, Spiel und ein bisschen Forschung näher zu beleuchten. Um herauszufinden: Wer unterscheidet sich da von wem worin?

Hier gibt es den Artikel als PDF: Spielwiese_#3_2022

Wer kommt wie oft vor?

Gibt’s mehr Playmobilfrauen als -männer?
Mehr Bilderbuchheldinnen als -helden?

Wer eher vom Gegenteil ausgeht, sollte per Strichliste zählen: Männer und Frauen, Jungs und Mädchen, männliche und weibliche Tiere in Spielzeugkisten, Kinderbüchern, Lieblingsfilmen, Märchen und Liedern.

Apropos: Gibt’s auch divers in der Kuscheltierecke?

 

Wer kann was besser?

Wir sind stärker!
Aber wir sind schlauer und geschickter…

Stopp!Statt Klischees über Jungen und Mädchen bloß nachzuplappern, lohnt sich eine quasi wissenschaftliche Überprüfung.
Dabei können der stärkste Junge und das stärkste Mädchen beim Schwere-Kisten-Heben oder beim Namen-Buchstabieren gegeneinander antreten, um wahrscheinlich das rauszukriegen,
was die Wissenschaft der Erwachsenen weiß:
Im Kindergartenalter unterscheiden sich die Geschlechter körperlich kaum.

 

Wer wird mal was?

Was, Lena will Kranführer werden oder
gar Kranführerin?

Berufe sind ein gutes Gesprächsthema, denn sie sind immer noch mit Klischeevorstellungen behaftet. Dabei ist die Wirklichkeit längst weiter. Wer toughe Tischlerinnen, liebevolle Krankenpfleger, abgebrühte Polizistinnen oder raubeinige Baggerfahrerinnen in die Kita einlädt, macht klar: Vom Geschlecht her ist alles möglich – für jeden und jede.

 

Wer mag was gar nicht?

Mögen nur Jungs Rennautos und nur Mädchen Rosa?

Um zu überprüfen, ob sich Geschlechter durch Vorlieben unterscheiden lassen, hilft knallharte Sozialforschung im Morgenkreis: Wer spielt gerne mit diesem Auto und findet es cool, wer hat Spaß mit diesem Puppenhaus? Wer schießt und kickt mal gerne, wer mag Glitzer und Verkleiden? In offener Atmosphäre kommt meistens raus: Eigentlich will jedes Kind alles ausprobieren. Gut so!

 

Wer ist immer wo?

Warum bauen Jungs, während Mädchen sich verkleiden? Kinder wissen: Das hat oft damit zu tun, wer das „Gewohnheitsrecht“ auf welchen Raum hat. Es lohnt sich also, mal absichtlich zu tauschen, um die Lieblingsplätze der Jungs den Mädchen zu überlassen – und andersherum. Danach liegt es in der Luft, über gerechtere Aufteilung und mehr gemeinsame Spiele zu sprechen.

Wie wäre es andersherum?

Wie wär’s, wenn Königin Drossel-Damenbart Marktmänner ärgerte, Herr Schneewittchen vorm Stiefvater flöhe, Piratinnen der Schrecken der Meere wären, Prinz Lillifee hingegen der Star des Schlosses? Um das auszuprobieren, lohnt es sich, in der Verkleide-Ecke mal die Geschlechter zu tauschen und zu merken: Es gibt noch viele unentdeckte Spielhandlungen für Mädchen wie Jungs.

 

Michael Fink ist Autor und Fortbildner.

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