Liebe Leserin, lieber Leser,
bist Du gerne Leserin oder Leser? Wärst Du lieber „lesende Person“? Oder, weil das Lesen eigentlich nicht der wichtigste Aspekt Deines Seins ist, ganz einfach ein „lieber Mensch“?
Erinnerst Du Dich noch, wie es war, als Du wurdest, was Du in Bezug auf Dein Geschlecht bist? Nein, wir meinen jetzt nicht den Moment der Zeugung, sondern eher die Zeit, in der Du als Kind darüber nachgedacht hattest, offenbar zu den einen und nicht zu den anderen zu gehören. War das eher eine Bestätigung, ein ambivalentes Gefühl – „Aber ich hab doch nicht solche Haare…“ – oder ein Affront: „Ich wäre lieber ein…“?
Bist Du heute mit Begeisterung Mitglied Deines „Teams“ Mann beziehungsweise Frau? Sagst Du stolz: „Ich als Frau/Mann/…“? Fühlst Du Dich solidarisch mit Geschlechtsgenoss*innen jeden Alters und jeder Kultur, sind sie Dir immer etwas näher als die aus den anderen Truppen? Oder magst Du einfach gerne Menschen?
Wärst Du, wenn Du nicht Leserin wärst, sondern Leser – oder genau andersherum – anders? Würdest Du Dich von Dir unterscheiden, oder wärst Du genau die gleiche Person? Würdest Du diesen Text anders lesen, wenn Du nicht Leser, sondern Leserin wärst? Spürst Du, welches Geschlecht die Person hat, die diesen Text verfasst hat? Und wüsstest Du es, würdest Du den Text dann anders lesen?
In diesem Heft geht es um Geschlechterfragen. Weniger um die richtige Anrede, Bezeichnung oder das gewünschte Pronomen. Sondern um die Frage, ob und wie man der – oder die – sein kann, die – oder der – man gerne sein will.
Bist Du dabei, Leserin oder Leser? Oder keines von beiden, gar beides gleichzeitig?
Deine wamiki-Redaktion