Ein Verdacht und ein Dilemma

Ein Kita-Mitarbeiter soll gegenüber Kindern übergriffig geworden sein. Sofort schrillen die Alarmglocken bei den Eltern: Sexueller Missbrauch! Und was nun? Weiter lesen…

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Wie Vertrauen wächst

„Wenn Sie heute Abend gekommen sind, um die Leiterin Frau Franz abzusetzen, können wir den Abend direkt abbrechen“, eröffnete meine Trägervertreterin den außerordentlichen Elternabend. Die Eltern vertrauten mir nicht mehr! Wie konnte das passieren? Weiter lesen…

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Was würdest du tun?

Eine Situation – vier Perspektiven

Hier gibt es den Artikel als PDF: Waswürdestdutun_#3_2022

„Hä, wer hat jetzt was gemacht?“

Große Aufregung in der Kita „Regenbogen“, in der du als Erzieher*in arbeitest.

Offenbar hat sich folgende Situation abgespielt:

 

Lisa und Ayse verkrümeln sich aufs Klo.

„Guck mal, wenn ich hier ziehe, kann ich zielen beim Pullern.“

„Wie machst du das?“ Lisa guckt gebannt auf den feinen Strahl. „Wo kommt die Pipi raus? Kann ich mal sehen? Halt mal an.“

Ayse stellt sich auf die Klobrille und spreizt die Beine, damit Lisa besser gucken kann.

„Da.“ Da kommt es raus.
„Toll.“

 

Da kommt Ahmet dazu. „Was macht ihr da?“

„Wir gucken, wo die Pipi herkommt.“

„Bei mir kommt sie aus dem Pullermann.“

„Zeig mal!“

„Nee.“

„Doch, zeig mal.“

 

Ahmet druckst herum. Lisa geht auf Ahmet zu
und zieht ihm die Hose runter und will den Pullermann auch mal halten.

„Und jetzt mach Pipi!“

 

 

 

Dilemmata

Wie reagierst du?

 

„Ignorieren“, sagt Ignaz.

„Ich tue da gar nichts. Es ist Sache der Kinder, wie sie ihre Körper und ihre Sexualität erkunden. Gerade weil ihnen ihre Körper gehören – nicht den Erwachsenen! – haben sie allein das Recht, zu klären, wer da wen wo anfassen darf. Natürlich gebe ich den Kindern aber Regeln in die Hand, dass man Stopp sagen soll, wenn einem etwas zu weit geht. Aber ganz ehrlich: Das ist nicht anders, als wenn Kinder sich beim Schubsen weh tun oder Erzieherinnen sie zum Essen zwingen. Immer ist es gut zu sagen: Klärt das allein, von mir gibt’s nur die Werkzeuge dazu – in Form der Regeln. Und eine Bitte: Spielt solche Spiele dort, wo keiner etwas davon mitkriegt.“

 

Klare Kante zeigen“, sagt Klara.

„Ist ja schön, dass es Lisa und Ayse offenbar nichts ausmacht, sich gegenseitig beim Pullern zuzuschauen. Aber die Sache mit Ahmet zeigt schon: Nicht jeder findet nichts dabei, andere „untenrum“ kennenzulernen. Ich weiß ja jetzt nicht, ob Ahmet 100 Prozent freiwillig dabei war oder sich benutzt und ausgenutzt fühlt, und wenn jetzt zwei offensive Jungs das Gleiche mit einem schüchternen Mädchen machen würden, sähe die Sache noch schlimmer aus. Wenn ich mir vorstelle, die Mutter des „Opfers“ zu sein, ist die Antwort ganz klar: Nix gegen Spiele, wo man Nähe zueinander erkundet, nix gegen Projekte zum Thema Geschlechterunterschiede. Aber untenrum anfassen ist absolut tabu, schon um Kinder gegen Missbrauch stark zu machen. Würde man jetzt nicht eingreifen, sondern ‚tolerant ‘ wegsehen, würden die Kinder beim nächsten Mal die Grenzen immer weiter verschieben, bis hin zu wirklich echten Übergriffen.“

 

„Nur im Blickwinkel der Erzieher*innen“, sagt Nuriye.

„Tja, was ist eigentlich Schlimmes passiert? Drei Kinder haben erfahren, dass man auf unterschiedliche Weise pinkeln kann und dass sich Jungs und Mädchen körperlich unterscheiden. Ahmet scheint das Anfassen nicht gestört zu haben, sonst hätte er ‚nein ‘ gesagt, und aus Sicht der Kinder ist das ja kein Übergriff, sondern höchstens eine etwas ungewöhnliche, spannende Spielhandlung. Ich bin dafür, solche Momente auszuhalten, weil es wichtig für Kinder ist, offen ihre Körper und auch ihre Sexualität zu erkunden.

Damit dabei aber niemand Sachen mit anderen macht, die körperlich oder seelisch wehtun, finde ich die folgende Regel gut: So was darf man nicht heimlich machen, sondern nur da, wo Erzieher*innen in der Nähe sind. Auch wenn das für manchen Erwachsenen schlimm klingt, denke ich: Solche Spiele gehören nicht aufs Klo, sondern zum Beispiel auf die Hochebene oder in die Tobeecke, wo ich mit einem Auge mitverfolgen kann, ob es allen Mitspielern gut geht.“

 

„Eltern informieren“, sagt Elena.

„Was ich tue? Heute noch die Eltern aller Beteiligten anrufen. Natürlich nicht, um die Kinder anzuschwärzen, sondern weil das heutzutage ein sehr heikles Thema ist. Man liest immer wieder von Fällen sexueller Übergriffe im Kindergarten, und ich will nicht diejenige sein, die da wegguckt. Es ist meine Pflicht, da nachzuhaken, auch wenn es nervt und man sich wahrscheinlich unbeliebt macht. Aber tue ich es nicht, kocht eh unter den Eltern das Thema hoch. Gerade, wenn solche ‚Erkundungen ‘ für die Eltern aufgrund ihrer kulturellen Prägung undenkbar sind …

Abgesehen davon möchte ich schon ein paar Dinge von den Eltern erfahren: Für mich ist es bei allem Verständnis für kindliche Neugier nicht die normalste Sache der Welt, sich gegenseitig beim Pinkeln anzufassen. Es ist meine Pflicht, herauszukriegen: Gab es schon ähnliche Vorfälle bei den beteiligten Kindern? Haben sie vielleicht selbst solche Vorgänge an sich erlebt, die sie nun an Schwächeren nachspielen? Vielleicht muss man die Kinderschutzbeauftragte einschalten?

 

Was sagst du?

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Und was sagt dein Team?

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Dilemmata

Eine Situation – vier Perspektiven: Was würdest du tun?

Wir haben die Sozial-und Sexualpädagogin Corinna Jenner gefragt:

 

„Ignorieren“, sagt Ignaz.

Ich bin anderer Meinung. Bis zu dem Zeitpunkt – als Ahmet dazukommt – ist es OK. Warum? Die beiden Mädchen erkunden ihre Körper. Das passiert auf Augenhöhe. Beide Mädchen sind interessiert und machen das freiwillig. Erst als Ahmet erscheint kippt die Situation plötzlich. Er sagt nein. Lisa zieht ihm trotzdem die Hose herunter, „will auch mal den Pullermann halten“ und sagt an, was Ahmet nun zu machen hat: „Jetzt mach Pipi!“.

Das ist eine Grenzverletzung. Weil Ahmet nein sagt. Ich würde mir wünschen, dass Fachkräfte das Nein nicht ignorieren, denn es geht darum, Ahmet zu stärken. Die Botschaft ist: „Hey, steh für dich ein. Tu nur das, was dir guttut. Ist da ein komisches Gefühl in deinem Bauch? Dann sage oder zeige: Nein! Ich will das nicht. Hör auf! Lass sein!“ Gleichzeitig würde ich auf Lisa gucken und sagen: „Hast du gehört, was Ahmet gesagt hat? Er hat nein gesagt, er möchte es nicht. Du überschreitest seine persönliche Grenze.“ Beiden Kindern würde ich deutlich sagen, dass es gut ist, nein zu sagen, wenn man selbst etwas nicht möchte und dass dieses Nein vom anderen Kind zu respektieren ist. Immer. Das Nein gilt.

Gerade in der Kita brauchen Kinder einen verlässlichen Rahmen. Klar, es gibt Dinge, die Kinder allein klären können und sollen und dafür brauchen sie Führung und Sicherheit. Damit sie wissen, in welchem Rahmen sie sich bewegen dürfen.

„Und eine Bitte: Spielt solche Spiele dort, wo keiner etwas davon mitkriegt.“ — Da frage ich mich, was steckt hinter solchen Äußerungen? Was brauchen Fachkräfte noch, um sicher mit Situationen wie dieser umzugehen? Ist es die eigene Unsicherheit, die richtigen Worte zu finden? In Situationen wie dieser darf und sollte ich reagieren. Welches Vorbild wäre ich, wenn ich Ahmet und Lisa alleinlassen würde? In diesem Moment kann ich eine gute Vorbildrolle sowohl für Ahmet als auch für Lisa einnehmen.

„Klare Kante zeigen“, sagt Klara.

Spannend! Klara bewertet die Situation, wenn statt Lisa ein Junge einem Mädchen den Schlüpfer herunterziehen würde, anders – nämlich „schlimmer“. Damit tue ich mich schwer! Warum bewertet Klara das eine oder das andere „schlimmer“ auf Grund von Geschlechtlichkeit? Ich finde: Eine Grenzverletzung ist eine Grenzverletzung – unabhängig vom Geschlecht des Kindes. Für mich gibt es keinen Unterschied.

Gerade in der Kita gehören Körpererkundungsspiele dazu. Kinder sind neugierig, sie wollen sich kennenlernen, sie agieren in der Regel unbefangen, unbelastet von den Erfahrungen der Erwachsenen. Sie wollen schauen: Warum sieht XY anders aus als ich und wie sehe ich zwischen meinen Beinen aus? Beachten muss ich als Fachkraft, wie die Kinder aufwachsen: Leben die Kinder in Familien, in denen das Nacktsein natürlich ist, also in Familien, in denen Kinder und Eltern zum Beispiel gemeinsam baden? Oder gibt es eher die Haltung „Das Kind wird gebadet, aber das Kind sieht uns als Eltern nicht nackt.“? Nacktsein ist ein Tabu.

Wenn Ayse Lisa zeigt, wie sie anders Pipi machen kann, dann finde ich das OK. Als Fachkraft gibst du den Körper-Erkundungen der Kinder einen Rahmen: Sie sind freiwillig, kein Kind darf gezwungen werden, jedes Kind kann jederzeit sagen, wenn es nicht mehr mitspielen will. Wichtige Regeln sind: Wir tun uns nicht gegenseitig weh, wir führen uns keine Gegenstände in Körperöffnungen ein. Was das gegenseitige Anfassen betrifft wäre ich wohl toleranter, wenn es für beide Kinder OK ist. Wenn Lisa zum Beispiel sagen würde: „Hey, also ich habe es noch nie angefasst. Darf ich mal?“ Und Ahmet erlaubt es, er ist einverstanden. Dann ist die Neugierde einfach befriedigt und gut ist. Kinder gegen Missbrauch stark machen, ist sehr wichtig – aber das machen wir ja nicht nur, indem wir erklären, was alles verboten ist. Für die Kinder geht es doch darum, herauszufinden: „Hey, was möchte ich? Was gefällt mir? Kann ich sagen, dass ich das nicht möchte und auch dafür einstehen?“

Wichtig für den Rahmen von Körpererkundungsspielen ist:

Es gibt kein Machtgefälle zwischen den Beteiligten, zum Beispiel große Altersunterschiede. Es sind keine Erwachsenen unmittelbar zugegen. Unfreiwilligkeit, Machtgefälle und Geheimhaltungsdruck sind die drei Hauptkriterien, wenn es darum geht, wahrzunehmen, ob es sich um eine altersgemäße Aktivität der Kinder handelt oder um eine Grenzverletzung oder gar um einen sexuellen Übergriff.

„Nur im Blickwinkel der Erzieherinnen“, sagt Nuriye.

Einerseits kann ich den Wunsch von Nuriye gut verstehen: Sie möchte alles im Blick haben und für alle Beteiligten sorgen. Andererseits erfahren Kinder oft, dass das Thema Sexualität von Erwachsenen aufgebauscht, tabuisiert und rasch mit Verboten belegt wird. Meine Erfahrung ist: Kinder suchen sich meist einen ruhigen Ort, an dem das Spiel für sie passt. Vielleicht, damit sie nicht unterbrochen oder gestört werden. Sie machen das, was ihnen guttut, sie berühren sich, wo es ihnen gefällt, was ihnen schöne Gefühle macht. Es passiert im Hier und Jetzt und ist einfach eine Neugierde. Ich denke, ein Manko unter uns Erwachsenen ist: Wir haben nicht selten noch diese überholten Bilder von Kindern als asexuelle Wesen im Kopf. Kindliche Sexualität zu verstehen hilft uns, Unsicherheiten im Team und in Familien zu überwinden.

Kindliche Sexualität unterscheidet sich von der der Erwachsenen: Kindliche Sexualität äußert sich spielerisch, spontan, sie ist nicht auf zukünftige Handlungen ausgerichtet, ist egozentrisch, unbefangen. Sexuelle Handlungen werden nicht bewusst als Sexualität wahrgenommen. Neben aller Unterschiedlichkeit gibt es auch Gemeinsamkeiten zwischen kindlicher und erwachsener Sexualität. Wir Menschen können nur gesund aufwachsen, wenn wir Wärme, Berührungen, körperliche und seelische Nähe spüren können und dürfen.

 

„Die Eltern sofort informieren“, sagt Elena.

Elena agiert als eine besonders besorgte Fachkraft. Überbesorgt, scheint mir. Es ist einerseits sehr wichtig, dass wir als Fachkraft sensibel bleiben, dass wir wahrnehmen, was uns die Kinder im Alltag entgegenbringen. Und andererseits denke ich: Für ein Körpererkundungsspiel schalte ich nicht die Kinderschutzbeauftragte ein. Es gibt keinen formalen Katalog an sich, der sagt, wenn das, dieses und jenes vorliegt, dann reden wir hier von sexuellem Missbrauch. Das würde unsere Arbeit enorm erleichtern, aber diesen Katalog gibt es so nicht. Was im Fall A vorliegt, muss noch lange nicht in Fall B vorliegen, sodass es wirklich eine Herausforderung bleibt, differenziert wahrzunehmen. Deshalb appelliere ich, wachsam zu sein, aufmerksam zu sein und die Kinder gut im Blick zu behalten. Wenn sich ein bisher eher introvertiertes Kind plötzlich sehr auffällig, vielleicht sogar aggressiv verhält oder umgekehrt: ein vorher sehr lebendiges Kind plötzlich verstummt, dann können diese plötzlichen Veränderungen im Wesen der Kinder Hinweise sein. Sie können, sie müssen es aber nicht.

Sehr wichtig ist es, die Eltern mit ins Boot zu holen. Das schaffe ich als Kita-Team insbesondere dann, wenn ich eine klare fachlich begründete Haltung zu diesem Thema kommuniziere, also zum Beispiel gemeinsam ein Konzept entwickelt habe. Wenn ich mir als Team einer Kita Gedanken darüber mache, dass Sexualität in unserer Einrichtung Thema sein darf und das auch niederschreibe, dann habe ich eine andere Argumentationsgrundlage gegenüber Eltern. Natürlich wird es nie so sein, dass in einem Team alle die gleiche Meinung teilen oder Haltung haben. Das wirst du auch in keinem anderen Themenbereich finden, behaupte ich. Wenn sich das Team damit fachlich auseinandersetzt, dass das Thema Kindliche Sexualität in der Einrichtung Thema sein darf und dass das normal und wichtig in der Entwicklung der Kinder ist, dann wird meine Kita ein Ort sein, an dem Kinder ganzheitlich lernen und erfahren dürfen. Was ein unschätzbarer Wert für Kinder und uns alle ist. Wenn ich den Eltern damit auch zeigen kann: Kinder dürfen hier erfahren, wir haben ihre Kinder gleichzeitig gut im Blick, für Körpererkundungsspiele gibt es bei uns Regeln …, dann gebe ich ihnen zugleich Sicherheit und nehme sie anders mit ins Boot. Ja, Kinder haben eine Sexualität. Und die unterscheidet sich grundlegend von der Erwachsenensexualität. Auch wenn in einigen, insbesondere religiös geprägten Familien, Sexualität nur im Erwachsensein verortet wird, können wir versuchen, diese Familien über gemeinsame Ziele zu erreichen, die allen zugleich wichtig sind. Zum Beispiel: das Wohlergehen der Kinder, ihre persönliche und körperliche Integrität und der Schutz vor körperlichen Übergriffen.

 

Corinna Jenner ist Sozial- und Sexualpädagogin.
Kontakt: Corinna.Jenner@gmx.de

 

 

Zwölf auf einen Streich

NEUSTART für eine andere Politik
Was sich in den nächsten vier Jahren ändern muss

Noch nie in der jüngeren Geschichte war das Bewusstsein für die Systemrelevanz der Kitas größer – und noch nie waren die öffentlichen Ohrfeigen für die dort Beschäftigten schallender.1
Ist die politische Interessenvertretung des Berufsstands zu schwach, um sich ausreichend Gehör zu verschaffen? Warum gehen die Interessen der Beschäftigten (inkl. Kinder und Familien) unter?
Immer wieder und viel zu schnell?
Das fragten sich vor wenigen Monaten Erzieher*innen, Leitungen, Kinderpfleger*innen und gründeten in zwölf Bundesländern ihre eigenen Fachverbände. Weitere sind auf dem Weg dorthin.
Noch nie gab es in der Geschichte der eigenen Interessensvertretung diese versammelte Praxis-Power. Trägerunabhängig und länderübergreifend: Kitapraxis for future!

Im September 2021 legten die zwölf Verbände ihr erstes gemeinsames Positionspapier vor. Gerichtet an die Politik in Bund und Ländern in der neuen ­Legislaturperiode 2021–2025.

 

12

Forderungen
für eine gute
frühkindliche Bildung
und für eine
Stärkung der Arbeit der
pädagogischen
Fachkräfte

Die letzten Jahre haben eindrücklich gezeigt: Kitas sind gesellschaftlich sehr wichtige Bildungseinrichtungen. Deutlich wurde aber auch, dass Kita-Strukturen bestehen, die durch unzureichende Personalausstattung und nicht adäquate Räume gekennzeichnet sind. Zudem wurden auf politischer Ebene die Kindertagesstätten und insbesondere die pädagogischen Fachkräfte nicht ausreichend in die Entscheidungsprozesse eingebunden. Es geht darum, diese Mängel in den nächsten Jahren zügig abzubauen.

Unterzeichnet von den Kita-Fachkräfteverbänden Baden-­Württemberg, Bayern, Berlin, Hessen, Niedersachsen/Bremen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen/Sachsen-Anhalt und Thüringen.

 

1

Den Personalschlüssel dringend verbessern

Gute Bildung und Betreuung von Kindern setzt voraus, dass ausreichend Personal zur Verfügung steht; gemäß der seit Jahren veröffentlichten Berichte der Bertelsmann Stiftung kann in den meisten Bundesländern keine kindgerechte Personalausstattung beobachtet werden. Es besteht deshalb dringender Handlungsbedarf für die Einführung eines bundeseinheitlichen Personalschlüssels gemäß der Sollvorgaben der Bertelsmann Stiftung und dementsprechend einer kindgerechten Fachkraft-Kind-Relation.2 Der erwartete Bedarf liegt dabei auf Basis des Kalkulationsjahres 2018 bei rd. 100.000 zusätzlichen pädagogischen Fachkräften.3

 

2

Pädagogisch sinnvolle Gruppengrößen festlegen

Viele Kinder auf zu engem Raum ist leider überwiegend die traurige Realität in Kitas. Bei 54 Prozent der Kitas findet sich – gemessen an den pädagogischen Standards – keine optimale Gruppengröße. Dabei ist bekannt, dass eine kleine Gruppengröße sich positiv auf die Entwicklungsbegleitung von Kindern sowie die Gesundheit von Kindern und Erzieher*innen auswirkt.4 Hier besteht neben der Erhöhung des Fachkraft-Kind-Schlüssels ein weiterer dringender Verbesserungsbedarf.

 

3

In den Ausbau und die Erhaltung von Kitas investieren

In den Kindertagesstätten muss jedem Kind der Raum zur Verfügung stehen, den es für seine individuelle Entwicklung benötigt. Es bedarf deshalb weiterhin einer Investitionsoffensive für Neubauten und Sanierungen. Ferner bedarf es Regelungen, dass Neu- und Ausbau von Kindertagesstätten prioritär bei der Stadtplanung berücksichtigt werden, auch unter Beachtung einer ausreichenden Außenfläche.

Die technische Ausstattung der Kitas ist oft mangelhaft. In jeder Kita müssen ausreichend Laptops zur Vorbereitung, zur digitalen Kommunikation, für Dokumentationsarbeiten und als pädagogisches Medium vorhanden sein.

 

4

Fachkräfte- und Ausbildungsoffensive starten

Der Fachkräftemangel betrifft die frühkindliche Bildung erheblich und nimmt stetig zu. Die Ausbildungsmodalitäten müssen attraktiver und endlich eine umfassende Fachkräfteoffensive gestartet werden. In vielen Bundesländern müssen die Ausbildungskapazitäten umfassend ausgebaut, vereinheitlicht und das Qualifikationsniveau mindestens beibehalten werden. Die Ausbildung muss kostenlos sein und den Auszubildenden und Studierenden eine Ausbildungsvergütung gewährt werden. Obligatorisch sollte die Bezahlung und Freistellung von Funktionsstellen, wie zum Beispiel Praxisanleitungen sein.

 

5

Die Arbeit attraktiv vergüten

Trotz der Anpassung der Gehälter von pädagogischen Fachkräften liegen die Gehälter weiterhin 15 bis 20 Prozent unter dem Durchschnitt der bundesdeutschen Verdienste.5 Für die später zu erwartende Rente bedeutet dies, dass selbst nach 40 Jahren Vollzeitbeschäftigung Altersarmut droht.

Um das Berufsfeld attraktiver zu gestalten, bedarf es einer angemessenen Bezahlung, die die Qualifikation ebenso berücksichtigt wie Aufstiegschancen durch Funktionsstellen. Zudem darf es nicht zu Rückstufungen bei einem Stellenwechsel oder bei schwankenden Belegungszahlen („Flexverträge“) kommen.

 

6

Leitung und Träger besser unterstützen

Um überall eine qualitativ gleiche Bildungs- und Betreuungssituation herzustellen, bedarf es auch eines Ausbaus an Leitungsstellen (Vollzeit) – dies entspricht rd. 20 Tsd. Leitungsstellen gem. Bertelsmann Stiftung (2018). Um gleiche hochwertige Grundvoraussetzungen zu schaffen, sollte eine ausschließliche Leitungstätigkeit von 20 Wochenstunden pro Kita, zzgl. 0,35 Wochenstunden pro ganztagsbetreutem Kind festgelegt werden; zudem sollte eine verpflichtende Stellvertretung vorgesehen werden. Außerdem sollen Trägervertreter in Personalführung, Kommunikation und Kita-Qualität geschult werden und durch Auffrischungskurse die Trägerqualität dauerhaft gesichert werden. Träger müssen verpflichtend mit pädagogischen Fachberatungen zusammenarbeiten, um die aktuellen rechtlichen Gegebenheiten sowie die Qualität zu gewährleisten.

7

Teamentwicklung und regelmäßig Fortbildung ermöglichen

Durch fehlende Vertretungskräfte und niedrige Fortbildungsbudgets finden Fort- und Weiterbildung von pädagogischen Fachkräften oftmals nicht ausreichend statt. Hier braucht es mehr zeitliche und finanzielle Ressourcen für qualitativ hochwertige Fort- und Weiterbildung, für Teambildung, Coaching und Supervision.

 

8

Gesundheit schützen

Pädagogische Fachkräfte gehören zu den Berufsgruppen, die am stärksten von Covid-196 betroffen sind. Es ist außerdem seit langem bekannt, dass pädagogisches Fachpersonal verstärkt unter psychischen Beeinträchtigungen, Atemwegs- sowie Muskel- und Skeletterkrankungen7 leidet. Deshalb müssen Gesundheitsförderungsprogramme der Berufsgenossenschaften und Krankenkassen sowie der Förderung von gesundheitsgerechten Arbeitsbedingungen zukünftig mehr Aufmerksamkeit in Kitas gewidmet werden. Finanzielle Mittel sind ebenso bereitzustellen, wie es verpflichtender gesundheitlicher Vorgaben – zum Beispiel zum Lärmschutz oder rückengerechtem Arbeiten – bedarf. Die Kooperation mit Gesundheitseinrichtungen (Gesundheitsämtern, Sozialpädiatrische Zentren, etc.) und Kinderärzten muss deutlich verbessert werden. Hier wäre es wünschenswert, wenn Gesundheitsfachkräfte als Ansprechpartner*innen zum Beispiel in den Gesundheitsämtern oder in den Sozialpädiatrischen Zentren zur Verfügung stehen könnten.

 

9

Aus der Coronakrise lernen – sicher in den Herbst/Winter 2021/22

Für den Herbst/Winter 2021/22 ist es notwendig, alle Kitas mit Raumluftfiltern auszustatten und regelmäßig PCR-Lollipooltests o. ä. neben den bereits üblichen AHA-Regeln in allen Kitas einzuführen. Außerdem sollten pädagogische Fachkräfte für die Auffrischungsimpfung aufgrund ihres hohen arbeitsbedingten SARSCoV-2-Expositionsrisikos weiterhin eine „hohe Priorität“ bei einer Impfung haben. Die Einberufung einer Pandemie-Force für den Kitabereich unter Einbeziehung von Kommunen, Trägern und Kita-Leitungen auf Bundesebene ist erforderlich, damit deutschlandweite durchführbare Regelungen getroffen werden können.

 

10

Beschäftigte in politische Entscheidungsprozesse nachhaltig einbeziehen

Rund 650.000 pädagogische Fachkräfte arbeiten in Kindertagesstätten und anderen Einrichtungen der Jugendhilfe in Deutschland. Die Berufsverbände der pädagogischen Fachkräfte haben sich deutschlandweit gegründet, um die gesellschaftliche Wahrnehmung und Interessen dieser großen und bedeutenden Berufsgruppe über die gewerkschaftliche Arbeit hinaus auch politisch stärker in den Vordergrund zu rücken. In Anhörungen und Ausschüssen werden überwiegend Vertreter*innen von Trägerverbänden und Elterninitiativen beteiligt. Die Landesverbände der pädagogischen Fachkräfte in Kitas erwarten, dass Interessenvertretungen (neben den Gewerkschaften auch die Fachkräfteverbände) der Beschäftigten in den politischen Gremien umfassend beteiligt werden.

 

11

Kinderarmut und Ungleichheit bekämpfen

Die Finanzierung und damit Ausstattung von Kitas in den Bundesländern und Gemeinden ist zum Teil sehr unterschiedlich. Daraus ergeben sich ungleiche Bildungs- und Entwicklungschancen für die Kinder. Dabei sind die Kitas als frühe Bildungseinrichtungen bestens dafür geeignet, ungleiche Bildungschancen zumindest zu vermindern. Hier bedarf es einer besonderen Förderung, u. a. von Sprachförderungen, die nur mit einer guten Ausstattung in allen Bundesländern unabhängig von den wirtschaftlichen Bedingungen erfolgreich umgesetzt werden können. Wichtig ist außerdem, dass ein einfacher, kostenfreier und bedarfsgerechter Zugang für Kinder aus sog. bildungsfernen Schichten gewährleistet wird.

 

12

Frühe Bildung in hoher Qualität als gemeinsame Finanzierungsaufgabe von Bund und Ländern verankern

Gute Bildung kostet Geld. Die Analyse der Bertelsmann Stiftung verdeutlicht, dass die Personalausstattung in vielen Bundesländern insgesamt mangelhaft ist und diese zudem im Vergleich der Bundesländer sehr unterschiedlich ausfällt. Um sowohl die Qualität zu verbessern als auch gleiche Verhältnisse zwischen den Bundesländern in der Betreuung der Kinder herzustellen, bedarf es dringend einer gemeinsamen finanziellen Kraftanstrengung von Bund und Ländern. Die bereitzustellenden Finanzmittel sind im Gegensatz zum sog. „Gute-KiTa-Gesetz“ ausschließlich für eine qualitative Verbesserung der Betreuung und Bildung, insbesondere für die Verbesserung des Personalschlüssels, zu verwenden.

 

 

1 Vergleiche: Stefan Spieker in Welt des Kindes, Heft 3/2021

2 Im Unterschied zum Personalschlüssel berücksichtigt die Fachkraft-Kind-Relation die reale Betreuungssituation der Kinder in der Kita unter Berücksichtigung von Krankheitszeiten, mittelbare Arbeit etc.; aufgrund fehlender statistischer Ermittlung ist die Fachkraft-Kind-Relation allerdings nicht bekannt. Der gegenwärtige Ansatz zur Ermittlung eines geeigneten Personalschlüssels beinhaltet 25 Prozent mittelbare Arbeitszeit.

3 In ihrem aktuellem Bericht geht die Bertelsmann Stiftung ebenfalls davon aus, dass der Fachkräftebedarf in Höhe von 100.000 Fachkräften ohne weitere Maßnahmen 2030 noch bestehen wird. (Bertelsmann Stiftung (2021): Fachkräfteradar für KiTa und Grundschule 2021, Gütersloh, im Internet: https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/fachkraefte-radar-fuer-kita-und-grundschule-2021-all)

4 Viernickel et al (2015)

5 Destatis (2020): Verdienste und Arbeitskosten, Fachserie 16, Reihe 2.3, Wiesbaden

6 WIdO (2021): Ein Jahr Covid-19-bedingte Fehlzeiten am Arbeitsplatz: Jeder zwölfte betroffene Beschäftigte musste stationär behandelt werden, Pressemitteilung v. 22.04.2021, Berlin, im Internet: https://www.wido.de/fileadmin/Dateien/Dokumente/News/Pressemitteilungen/2021/wido_pra_pm_ein_jahr_covidbedingte_fehlzeiten_0421.pdf

7 DGUV (o. J.), Gesundheit von Erzieherinnen und Erziehern, im Internet: https://www.dguv.de/fb-bildungseinrichtungen/kita/gesundheit-erzieher/index.jsp

 

 

Bayern: Fachlich – Stark – Verbunden

Der Verband Kitafachkräfte Bayern

Hier gibts den Artikel als PDF: PraxisPower_Landesverbaende_#3_2021

Ein Interview mit Lisa Pfeiffer – zweite Vorsitzende im Landesverband Bayern

1. Warum habt ihr einen Kitafachverband gegründet? Was waren die Auslöser?

Als wir hörten, dass pädagogisches Personal in Rheinland-Pfalz einen Verband für Fachkräfte gegründet hat, dachten wir: Wow! Gibt es so etwas schon in Bayern? Nein, gibt es nicht, fanden wir bald heraus. Warum eigentlich nicht, wunderten wir uns und beschlossen: Wenn es noch keinen Verband für uns gibt, dann machen halt wir das! Ja – wir! Und zwar jetzt! Warum? Wir haben keine Lobby, das zeigt sich immer wieder. Es reicht. Wir fühlen uns als Fachkräfte aus der Praxis nicht vertreten. Deshalb schaffen wir uns die Lobby, die wir bisher nicht haben. Wir wollen ein Mitspracherecht für unsere Berufsgruppen und wir wollen unsere Praxiserfahrungen in der Konsequenz anerkannt wissen.

2. Welche Themen liegen euch am Herzen? Was wollt ihr wie verändern?

Bei den Gewerkschaften geht es eher um Tariferhöhungen, die sind natürlich wichtig! Uns geht es primär um die Verbesserung der Rahmenbedingungen, der Arbeitsbedingungen insgesamt. Es liegt so viel im Argen! Wir möchten den Personalschlüssel erhöhen. Es gibt viel zu wenig pädagogisches Personal für zu viele Kinder. Die Gruppen müssen verkleinert werden. Allein der Lautstärkepegel ist eine Zumutung für Kinder und Erwachsene.

Wir brauchen die notwendige Zeit zum Arbeiten – also auch verpflichtende Verfügungszeiten und Freistellungen von Leitungen und Stellvertretungen für ihre Leitungsarbeit. Der Beruf muss mehr anerkannt werden.

Wir müssen Aufklärungsarbeit in der Gesellschaft leisten – für das, was Kinder für ihre gute Entwicklung tatsächlich brauchen. Und für das, was wir selbst als Berufsgruppe brauchen, um diesen wunderbaren Beruf verantwortungsvoll ausüben zu können.

Wie wir unsere Vorhaben angehen wollen?

Sehr viel über Öffentlichkeitsarbeit, Aufklärung!

Außenstehenden wird immer wieder signalisiert: Die Kinder sind in der Kita gut aufgehoben, werden super gefördert und das soziale Miteinander ist unverzichtbar. Stimmt alles, es funktioniert in der Praxis aber doch nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen, gutes Personal da und die Ausbildung tatsächlich gut ist.

Wir wollen uns nicht nur beschweren, sondern gemeinsam Lösungen erarbeiten. Deshalb treffen wir uns mit Presse und Politik. Zum Beispiel mit Landtagsabgeordneten. Fortlaufende Berichte dazu findet ihr auf der Homepage: https://www.verband-kitafachkraefte-bayern.de/vereinsarbeit.

Wir möchten unsere Mitglieder in die Arbeit aktiv einbeziehen, sie fragen, wie es bei ihnen in der Praxis konkret vor Ort ausschaut. Wie kann es sein, dass viel zu oft über unsere Köpfe hinweg entschieden wird? Dabei gibt es so viele kompetente pädagogische Fachkräfte. Warum wird dieses ungeheure Knowhow übersehen? Wir möchten diese Potenziale, unsere Stärken, miteinander verbinden!

Fachlich – stark – verbunden ist so eine Art Leitidee für unseren Verband:

Fachlich – wir argumentieren mit der hohen Fachlichkeit, die uns als pädagogische Fachkräfte verbindet. Wir sind selbst vom Fach, wissen, was in der Praxis läuft. Wir kennen den Alltag, die Schwierigkeiten. Und wir legen Wert darauf, unsere Ziele und Forderungen wissenschaftlich zu begründen, die Studien der Bertelsmann Stiftung zum Beispiel sind ein Schatz.

Beides – unsere umfangreichen praktischen Erfahrungen und die enge Zusammenarbeit mit Expert*innen, deren Meinung und Studien wir als fundierte Grundlage für die Forderungen an Politik und Gesellschaft verwenden, legen den Grundstein für unsere Arbeit.

Stark – wir tun uns zusammen, wir machen uns stark für pädagogische Fachkräfte und alle, die es noch werden wollen und wir wachsen – in jeder Beziehung.

Verbunden – wir fühlen uns mit zahlreichen Fachkräften aus der frühen Bildung verbunden. Die häufig ähnlichen Ausganssituationen bringen es mit sich, dass wir für gleiche Ziele kämpfen. Wir vernetzen uns mit Politik, mit Presse, mit Trägern, mit allen Zuständigen….

Wie die Reaktionen auf unser Vorhaben sind?

Am häufigsten hören wir: „Total super! Die Gründung war überfällig. Wir wollten schon lange etwas ändern, wussten nur nicht wie…“. Einige hatten schon Brandbriefe geschrieben und sich meist über die Antworten geärgert, denn diese sind oft allgemein gehalten, wer soll sich da ernst genommen fühlen? All das führt dazu, dass wir uns jetzt zusammentun, denn gemeinsam können wir viel mehr erreichen… Die Gewerkschaften zum Beispiel haben ihre Perspektive, wir haben unsere. Und es gibt so viel gemeinsam zu verändern, dass Platz für jeden von uns ist.

Jacqueline Fleßa, Heilerziehungspflegerin, Fachwirtin im Erziehungswesen, Leiterin und dritte Vorsitzende im Verband
Lisa Pfeiffer, Erzieherin und Fachkraft für systemische Elternarbeit, zweite Vorsitzende im Verband
Veronika Lindner, Erzieherin und Kindheitspädagogin, erste Vorsitzende im Verband

 

 

Lisa Pfeiffer

 

Womit hast du 2021 aufgehört?

Mich über die Arbeits- und Rahmenbedingungen in der Arbeit nur zu beschweren. Mit diesem Man-hätte-könnte-sollte…

Womit hast du 2021 anfangen?

Ich bin dazu übergegangen zu sagen: Ja, ich kann und ich mach jetzt.

Seit 15 Jahren arbeite ich in dem Beruf, ich liebe meinen Beruf und doch wurde ich mit der Zeit immer unzufriedener. Ich wusste, ich könnte viel mehr. Es ist unheimlich frustrierend, auf Grund von schlechten Rahmenbedingungen und schlechter Politik nicht das für die Kinder leisten zu können, was ich möchte. Vor zwei Jahren bin ich Mama geworden, das war nochmal eine andere Perspektive. Ich dachte mir: Wenn ich es bisher nicht für mich selbst schaffe, so muss ich es doch für die Kinder tun, die alle – jedes Kind für sich – eine gute Bildung und Betreuung verdienen.

Als ich von der Gründung in Rheinland-Pfalz hörte, dachte ich: Wow, warum ist da bisher keine/r draufgekommen? Ich schau mir das an und mache mit, wenn es etwas Gutes ist. Nun bin ich eine von den drei Vorsitzenden.

Abhauen oder bleiben?

Ganz klar: Bleiben und kämpfen, nicht mehr im Beruf resignieren, uns kritisch reflektieren. Wir packen gern an, sind es gewohnt, die Kita am Laufen zu halten. Aus unserem Wunsch heraus, Gutes zu tun, vergessen wir aber zu oft, an uns selbst zu denken. Die Kollegin oder der Kollege ist mit der kompletten Gruppe mal wieder drei Wochen allein! Geht doch! Aber wollen wir, dass es so immer weiterläuft? Irgendwie und nicht qualitativ hochwertig? Was können wir verantworten? Und was nicht mehr?

Bitte ergänze den Satz: Wenn ich die Bundes­familienministerin wäre, dann …

würde ich mir ernsthafte Gedanken über die negativen Auswirkungen auf Kinder und die Gesellschaft machen, wenn sich tatsächlich im Kitabereich nicht bald etwas ändern wird.

Bitte ergänze den Satz: Es ist an der Zeit, …

nein längst überfällig, dass wir uns miteinander solidarisieren.

Es ist an der Zeit, sich aktiv für dringend notwendige Veränderungen einzusetzen, unserem Verband beizutreten, den Kindern wirklich mit ihren individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden, diese oft gesagten Worte mit Leben zu erfüllen. Ich bin sehr dankbar, dabei mitwirken zu dürfen und freue mich auf eine gelungene Zusammenarbeit mit allen Beteiligten.

 

Baden-Württemberg: Wir stehen für Veränderung

Verband Kita-Fachkräfte Baden-Württemberg

Hier gibts den Artikel als PDF: PraxisPower_Landesverbaende_#3_2021

Ein Interview mit Anja Braekow – erste Vorsitzende im Landesverband Baden-Württemberg

1. Warum habt ihr einen Kitafachverband gegründet? was waren die Auslöser?

Wir reden immer gern davon, dass Kinder in den Kitas zu Gestaltern ihrer eigenen Lebenswelt werden sollen. Aber wir Erzieher*innen und Pädagog*innen arbeiten unter Arbeitsumständen, wo man nachmittags schon gar nicht mehr weiß, was man vormittags alles noch tun wollte?

Wie passt das zusammen? Gar nicht! Du kriegst Tag für Tag so einen Riesenberg Arbeit und du sollst dann schauen, dass du, für die Kinder, die die Zukunft unseres Landes sind, was Schönes draus machst. Das schaffst du nicht. Egal wie du dich mühst. Und die typischen Erzieher*innen-Reaktionen kennen wir doch alle: Wir jammern und versuchen dennoch, alles hinzubekommen. Irgendwie wird’s schon gehen. Augen zu und durch! Immer so weiter? Jahraus, jahrein? Nein danke! Wir hatten von der Gründung in Rheinland Pfalz gehört, um Weihnachten herum starteten wir eine Facebookgruppe zwecks Austausch und Anfang Januar gründeten wir unseren Berufsverband, mitten im baden-württembergischen Wahlkampf. Gestartet sind wir mit zehn Mitgliedern, heute – fünf Monate später – sind wir bereits 110. Wir haben mit Politiker*innen gesprochen und dabei beobachtet: Vielen ist gar nicht bewusst, unter welchen Umständen wir arbeiten. Und diese Umstände müssen wir sichtbar machen und verändern! Denn wir stehen für Veränderung!

2. Welche Themen liegen euch am Herzen? Was wollt ihr wie verändern?

Wir haben uns vier Ziele gesetzt.

Wir wollen erstens die Arbeitsbedingungen verbessern; zweitens den Personalschlüssel wieder an wissenschaftlichen Standards orientieren und vor allem einhalten; drittens die Ausbildung einheitlicher und praxisnäher gestalten und viertens Träger, Leitung, Team und Eltern bewegen, tatsächlich und verpflichtend zusammenzuarbeiten.

Wir haben in Baden-Württemberg im Vergleich mit anderen Bundesländern einen der besten Personalschlüssel – allerdings nur auf dem Papier! Dort nützt er uns aber nichts, wenn die Fachkräfte fehlen. Durch den Personalmangel bleibst du immer unter diesem Personalschlüssel. Wenn du großes Glück hast, arbeitest du mit dem Mindestpersonalschlüssel. Und der wird auch noch unterboten. Letztes Jahr hatte der Kommunalverband für Jugend und Soziales den Trägern coronabedingt sogar erlaubt, den Personalschlüssel zu unterschreiten, das geht auf Dauer nicht. Wir sind jetzt wieder im Regelbetrieb, und wir hören unsere Politiker*innen mit Stolz erfüllt sagen: „Ja, aber wir in Baden- Württemberg, wir haben dafür gesorgt, dass wir den besten Personalschlüssel haben.“ Wir antworten: „Ja, dann sorgt auch dafür, dass genug Personal kommt, dass wir mal so arbeiten können.“ Das wäre doch mal eine Maßnahme! Dabei werden in Baden-Württemberg sehr viele Fachkräfte ausgebildet. Nur: Die meisten angehenden Fachkräfte verabschieden sich nach spätestens drei Jahren aus dem Beruf. Wenn sie nicht schon in der Ausbildung vorher aussteigen. Es gibt ein Wirrwarr an Ausbildungsgängen und Modellen, das dringend entknäult werden muss. PIA – die vergütete Ausbildung könnte – weiterentwickelt – eine der Grundlagen für eine zukünftige praxisnahe anschlussfähige und transparente Ausbildung sein. Wir fordern: Die Praxis- Anleiter*innen müssen wie in anderen Berufen auch für diese zusätzliche Arbeit bezahlt werden und die Zeit dafür haben. Jetzt machen wir diese verantwortungsvolle Ausbildungsarbeit nebenbei. Und wenn du das unterm Tag nicht hinkriegst, was machst du dann? Genau, du mailst abends noch mit deiner Praktikantin hin und her, sie schickt dir die Ausarbeitung, die du dann neben dem Abendbrotmachen etc. liest. Das geht auf Dauer nicht! Jeder Mensch muss auch mal abschalten können und dürfen. Du kannst aber auch die jungen Leute nicht allein lassen. Du bist ja froh, dass sie in der Ausbildung sind. Und so strampeln wir uns in vielen kleinen Hamsterrädern ab. Bis zur Erschöpfung. Und darüber hinaus.

Wir wollen all diese Hamsterräder Schritt für Schritt stoppen. Deshalb haben wir Arbeitsgruppen gebildet, Kontakte geknüpft und überlegen: Welche Arbeitsbedingungen brauchen wir? Wie sieht ein alltagstauglicher guter Personalschlüssel für uns aus? Welche Möglichkeiten gibt es, die Ausbildung einheitlicher und praxisnäher zu gestalten?

Wir haben Kontakt auch zum Ministerium aufgenommen, denn wir möchten an der Überarbeitung des Bildungsplanes mitarbeiten, schließlich ist er die Basis für unsere Arbeit, den Teil für die Krippen gibt es noch gar nicht in Baden-Württemberg. Wir treffen uns mit anderen Verbänden: zum Beispiel mit Verdi, mit der GEW, um auszuloten, wo und wie wir zusammenarbeiten können. Regelmäßig verfassen wir Monatsberichte, nachzulesen auf der Homepage.

Für uns gilt: Gemeinsam sind wir stark. Es gibt so viele tolle neue junge Leute, die starten motiviert nach einem Studium in der Kita und rennen anschließend gegen Wände beim Gemeinderat: „Das brauchen wir nicht.“

„Und das schon gar nicht!“ Und überhaupt: „Was soll das nun schon wieder sein?“ Wir setzen hier auf Kommunikation im Austausch und untereinander. Wir stärken einander, denn wir stehen für Veränderung! In Baden-Württemberg gibt es sehr große Unterschiede zwischen den Trägern: Träger, die auf Zukunft setzen, aber auch sehr viele Träger aus Schon-Immer-So-Gewesen. Die wissen leider immer noch nicht, was in der Kita vor sich geht und was dringend gebraucht wird … Andere Träger, die eigentlich qualitativ gut aufgestellt sind, überraschen uns damit, dass sie bei ihnen angestellte Verbandsmitglieder einbestellen und ihnen am liebsten fix Maulsperren anlegen möchten. „Du erzählst aber nix!“ Da gilt es aufzuschlüsseln: Wo fangen Datenschutz, Schweigepflicht etc. an und wo hören sie definitiv auf? Wir setzen auf Dialog nicht auf Monolog mit Maulsperren.

Unser viertes Ziel ist (auch deshalb) das Allerallerwichtigste. Wir müssen anfangen, zusammenzuarbeiten, diese ewige Wurschtelei hinter uns lassen: Die Erzieher*innen wurschteln vor sich hin, die Leitungen, die Träger, die Fachberatung, die Eltern. Jede/r wurschtelt vor sich hin. Keine/r weiß so richtig Bescheid und jede/r wieder nur ein bisschen. Und wirklich mal herzugehen und zu sagen: „Lasst uns doch mal alle an einen Tisch setzen, wir haben doch das gleiche Ziel: Wir wollen eine richtig tolle, schöne Kita-Zeit mit unseren Kindern gestalten.“ Ja, da kommen wir gar nicht dazu. Warum eigentlich nicht? Das müssen wir uns anschauen und verändern!

Seid ihr dabei?

 

Alex Bartsch, Erzieherin und dritte Vorsitzende
Angela Becker, Erzieherin und zweite Vorsitzende
Anja Braekow, Erzieherin, Kindergartenfachwirtin, Kitagründerin und Geschäfts­führerin, erste Vorsitzende im Landesverband
Martina Zekan; Erzieherin und Kassiererin
Bärbel Baumgärtner, Erzieherin und Waldpädagogin, zuständig für den Newsletter
Heide Pöschel, Erzieherin und Schriftführerin
Corinna Mühleis, Fachberatung Inklusion, Erzieherin, zuständig für die Öffentlichkeits­arbeit

 

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Anja Braekow

 

Womit hast du 2021 aufgehört und womit angefangen?

Ich bin aus einem Hamsterrad ausgestiegen – schon vor zehn Jahren als ich meine eigene Kita gegründet habe. Ich wollte nicht mehr so weiterarbeiten: immer mehr Aufgaben, immer weniger Zeit. Die eigentliche Arbeit mit den Kindern geriet ins Hintertreffen. Jetzt haben wir uns die eigene Kita geschaffen, wir können uns ent­wickeln, ausprobieren, wie es anders gehen kann. Das ist aufregend, anstrengend und wunderbar! Ich bin stolz auf mein Team, die Eltern und die Kinder…

Abhauen oder bleiben?

Bleiben und kämpfen. Mich als Träger zu etablieren war nicht einfach. Ich erinnere mich noch, wie ich in den Gemeinderat voller Elan hineinmarschiert bin, unterm Arm meinen Geschäftsplan. Und die haben mich angeschaut wie: „Was will sie denn hier? Nun lass sie mal wieder schön nach Hause gehen!“ Beim zweiten Mal bin ich dann wiedergekommen – gemeinsam mit den Kindern. Oh. Das kam gar nicht gut an. Aber sie haben es sich gemerkt. Auch zehn Jahre später krieg ich noch gesagt: „Das war aber keine gute Idee. Damals mit den Kindern im Gemeinderat.“ Meine Erfahrung daraus für heute ist: Wir müssen uns immer wieder zeigen, nicht zurückziehen, sondern aufstehen und unsere eigenen Lösungsvorschläge einbringen. Unverdrossen und ungescheut. Leute, es geht!

Bitte ergänze den Satz: Wenn ich die Bundes­familienministerin wäre, dann …

würde ich als erstes endlich lernen, zuzuhören!

Bitte ergänze den Satz: Es ist an der Zeit, …

aus dem Jammern ins Tun zu kommen. Ich arbeite viel und habe das Glück, dass das meine Familie schon weiß. Es macht aber auch echt Spaß, neue tolle Leute mit Ideen und Veränderungswillen kennenzulernen, einander zu unterstützen, respektvoll miteinander umzugehen. Es ist so viel in Bewegung! Das Leben ist schön!

 

 

 

Rheinland-Pfalz: Die Stimme aus der Praxis

Verband Kita-Fachkräfte Rheinland-Pfalz

Hier gibts den Artikel als PDF: PraxisPower_Landesverbaende_#3_2021

Ein Interview mit Claudia Theobald, Vorsitzende im Landesverband Rheinland-Pfalz

1. Warum habt ihr einen Kitafachverband gegründet? Was waren die Auslöser?

In unserer täglichen Arbeit beobachten wir schon seit Jahren, dass wir den Bedürfnissen der Kinder immer weniger gerecht werden. Wir haben in den letzten 20 Jahren erlebt, wie die Anzahl der Plätze und Kitas in die Höhe schoss. Immer jüngere Kinder werden immer länger betreut. Das Problem dabei ist: Personal und Räume wurden hier nie adäquat angepasst. Im August 2019 wurde in Rheinland-Pfalz ein neues KiTa-Gesetz verabschiedet. Im Vorfeld gab es massiven Protest seitens der Erzieher*innen, weil es wieder vor allem um mehr Quantität ging. Alle Kinder sollen mindestens sieben Stunden durchgehend mit Mittagessen betreut werden. Personal- und Raumausstattung lassen in den meisten KiTas zu wünschen übrig. Ein kindgerechter KiTa-Alltag rückt in noch weitere Ferne. Vielen Kollegen und Kolleginnen wurde immer klarer, dass es so nicht weitergehen kann und dass die Erzieher*innen eine öffentliche Stimme brauchen. Als 2019 das Kita-Gesetz in Rheinland-Pfalz verabschiedet wurde, war ich mit über 50 Jahren auf der ersten Demo meines Lebens, saß mit den Kolleginnen im Ple­narsaal. Es war so traurig! War es das nun? Nein! War es nicht. Mit einer Kollegin begann ich satirische Videoclips über das Kita-Gesetz zu produzieren. Wir dachten uns die Serie: „Glückskita in Rheinland-Pfalz“ *aus. Meine Teenager-Tochter richtete mir ein Konto bei Facebook ein und los ging’s. Innerhalb kurzer Zeit wuchs die Chatgruppe auf mehrere hundert Mitglieder an…

Ein anderer Zündfunke für uns waren die „Kitahelden“ von Andreas Ebenhöh, der immer wieder sagt: „Leute, ihr müsst aufhören, für euch sprechen zu lassen, ihr müsst selbst anfangen zu sprechen.“ Seine Worte klangen mir noch in den Ohren als Carmen, 20 Jahre Berufserfahrung und Leiterin, im Glücks-Kita-Chat einwarf: Wir müssten einen eigenen Berufsverband gründen! Einen Berufsverband, der den Erzieher*innen aus den KiTas vor Ort eine Stimme gibt. Wir stellen gern die Dinge vom Kopf auf die Füße. Deshalb wurde aus dem „Wir müssten“ bald ein “Was müssen wir tun, um das einfach zu machen?“. In der Chatgruppe machten wir die Idee publik, und sehr schnell hatten wir genug Interessent*innen zusammen, um gründen zu können. Wir wollen nicht mehr zuschauen, wie über uns gesprochen und entschieden wird. Und das oft von Leuten, die gar nicht wissen, wie es bei uns in der Praxis aussieht.

Anfangs wurden wir belächelt, unsere Politiker*innen mussten sich – wie wir auch – auf die neue Situation einstellen: Erzieher*innen ergreifen das Wort, widersprechen den schön gefärbten Märchen der Politik über unseren Kita-Alltag. Wir lassen uns nicht abwimmeln und fordern vehement die Einhaltung wissenschaftlicher Standards ein. Nur mild und freundlich sein, ändert gar nichts, das zeigt meine Berufserfahrung aus über 30 Jahren. Auf öffentlichen politischen Veranstaltungen wird immer wieder sehr gern die Mär von den guten Rahmenbedingungen in Rheinland-Pfalz erzählt. Wenn wir da aufklären, komme ich mir immer vor, wie jemand, der in einen riesigen rosa Luftballon piekst. Dann macht’s peng und die ganze Luft schnurrt raus. Noch gut erinnere ich mich an eine unserer ersten Veranstaltungen mit Bildungspolitiker*innen des Landes, ihre Mikrofone waren auf grün geschaltet. Als ich sie aufforderte, uns eine (eine einzige!) fachliche Quelle zu nennen, die belegt, dass hohe pädagogische Qualität in unseren Kitas in diesem Rahmen möglich ist, wurde es mucksmäuschenstill. Alle Mikrofone waren plötzlich auf Rot gesprungen und keine/r wollte mehr antworten. Diese Frage stelle ich in Gesprächen mit der Politik nunmehr seit zwei Jahren immer wieder neu. Eine Antwort darauf habe ich bis heute nicht erhalten.

2. Welche Themen liegen euch am Herzen? Was wollt ihr wie verändern?

Es geht uns um kindgerechte KiTa-Rahmenbedingungen. Wir fordern die seit vielen Jahren bekannten und veröffentlichten Mindeststandards für eine gute pädagogische Qualität in unseren Kitas. Über die notwendigen personellen und räumlichen Ressourcen herrscht in der Fachwelt und Fachpraxis Konsens. Leider ist die Politik bisher noch nicht bereit, die erforderlichen finanziellen Mittel in die Hand zu nehmen.

Das ist ein weiter Weg. Wir KiTa-Fachkräfte müssen lernen, darüber zu reden, wie der KiTa-Alltag wirklich aussieht und wie weit die Bedingungen im Alltag von pädagogisch guter Bildung und Betreuung entfernt sind. Wir waren über Jahrzehnte eine Berufsgruppe, die alles mitgetragen und möglich gemacht hat, wenn auch mit immer größerem Unbehagen.

Deshalb melden wir uns als Verband öffentlich zu Wort, suchen das Gespräch mit den Verantwortlichen im KiTa-Bereich, vernetzen und helfen uns untereinander weiter. Unser Motto ist: „Die Stimme aus der Praxis“. Das nehmen wir ernst und veröffentlichen Briefe, Stellungnahmen oder Aktivitäten unserer Mitglieder. Auf unserer Homepage und den Facebookseiten finden sich mittlerweile viele unterschiedliche Beiträge.

Keine von uns hatte Erfahrung mit der Gründung, wir haben uns unerschrocken durchgewurschtelt: Mustersatzungen, Verbandsarbeit, soziale Medien, wir waren selbst sehr gespannt, wie sich die Arbeit entwickeln wird. Eine Erfahrung ist: Deutschland tickt in Vereinen und Verbänden. Als Verband wirst du mit Aufmerksamkeit bedacht. Unsere Verbandsgründung stieß natürlich nicht nur auf Wohlgefallen. „Wir werden euch ganz genau beobachten“, hörten wir. „Ja, prima!“, antworteten wir: „Der Praxis zuhören und zusehen, genau das möchten wir.“ Im Juni haben wir unsere erste Mitgliederversammlung. Da werden wir das Thema Regionalisierung diskutieren. Ziel ist es, in den verschiedenen Ecken von Rheinland-Pfalz Verbandsmitglieder zu haben, die als Ansprechpartner vor Ort dienen.

Was uns immer wieder überrascht, ist das große mediale Interesse. „Warum interessieren Sie sich für uns?“, fragte ich kürzlich einen Journalisten. „Wir Journalisten lieben das wahre Leben, nicht die häufig gleichen Floskeln von Funktionären“, antwortete er. Rheinland-Pfalz weit sind Zeitung, Radio und Fernsehen uns gegenüber sehr offen und wir können unsere Sicht der Dinge mit einbringen, wenn es um das Thema KiTa geht. Mittlerweile haben wir einmal im Quartal Gespräche mit dem Bildungsministerium, um den Blickwinkel der Praxis vor Ort in die KiTa-Politik mit einzubringen und deutlich zu machen, was sich in der KiTa-Politik verändern muss. Was uns ganz besonders freut? Unsere Verbandsgründung schlägt Wellen. Nach unserer Gründung Ende August 2020 haben Fachkräfte in nun 15 (!) Bundesländern Kita-Fachkräfteverbände gegründet oder sind auf dem Weg dorthin. Auch daran sieht man, wie groß die Not in diesem Lande tatsächlich ist und dass wir in ganz Deutschland ein Problem mit der pädagogischen Qualität in unseren Kitas haben.

* Die Videoclips: Glückskita in Rheinland-Pfalz von Frau Theobald und Frau Steidel sind anzuschauen auf dem youtube-Kanal „Glücks- Kita“

 

Von links nach rechts:

Carmen Stepputat Erzieherin, 20 Jahre Berufspraxis, 8 Jahre Leiterin, stellv. Vorsitzende, Social Media

Kerstin Funke-Merkel Erzieherin, 30 Jahre Berufspraxis, Kassiererin

Kristin Starck-Fürsicht Erzieherin und Leiterin, 20 Jahre Berufspraxis, stellv. Vorsitzende

Claudia Theobald Erzieherin, 30 Jahre Berufspraxis, Qualitäts­­­­beauftragte, Vorsitzende und Schriftführerin

Sandra Krollmann Erzieherin, Revisorin, Webadministratorin

Sabine Fuchs, Erzieherin, Revisorin

Claudia Theobald

 

Womit hast du 2021 aufgehört und womit angefangen?

Da bin ich immer noch am Üben. Ich will nicht mehr intern jammern und schimpfen, denn dadurch verändert sich nichts. Ich will die Probleme öffentlich machen und vor Ort in der KiTa konsequent handeln. Ich bin zum Beispiel nicht mehr bereit, die Kinder unter prekären Umständen zu betreuen. Wenn zu wenig Personal da ist, müssen zum Beispiel auch mal Öffnungszeiten verkürzt werden. Die Schönfärberei vor den Eltern schadet den Kindern und uns allen. Wenn wir Eltern ernst nehmen wollen, dann müssen sie wissen, was wir warum verantworten können und was aus Kindeswohlgründen nicht mehr.

Abhauen oder bleiben?

Bleiben und kämpfen. Nach Verabschiedung des neuen Gesetzes habe ich intensiv darüber nachgedacht, das Arbeitsfeld zu wechseln. Mir ist aber wieder bewusst geworden, wie gern ich mit Kindern im KiTa-Alter arbeite und dass mein Herz nach all den Berufsjahren immer noch für die Frühpädagogik brennt. Deshalb habe ich mich fürs Kämpfen entschieden, in der Hoffnung, dass ich noch Rahmenbedingungen erleben darf, die kindgerechter sind als das aktuell der Fall ist. Es ist aber klar, dass der Weg weit ist und die Bretter, die zu bohren sind, dick sind. Schlechte KiTas sind nichts, was sich nicht verändern ließe. Wir wollen daran arbeiten, dass das gesellschaftliche Bewusstsein dafür wächst, unseren Jüngsten einen kindgerechten Alltag zu gewährleisten.

Bitte ergänze den Satz: Wenn ich die Bundes­familienministerin wäre, dann …

würde ich ein Gesetz verabschieden, das in allen Bundesländern für die KiTas pädagogische Mindeststandards nach wissenschaftlichen Empfehlungen vorschreibt. Gemeinsam mit Bund, Ländern, Kreisen und Kommunen würde ich ein Finanzierungskonzept entwickeln, mit dem kindgerechte Bedingungen in unseren Kitas finanziert werden können.

Bitte ergänze den Satz: Es ist an der Zeit, …

endlich den Mund aufzumachen, ehrlich zu berichten, wie der Alltag in unseren Kitas aussieht und sich nicht mehr duldsam vor den Karren sperren zu lassen. Ja, ich habe schon meine Stelle gewechselt, weil ich mit einem anderen Konzept arbeiten wollte. Die Rahmenbedingungen sind allerdings grundsätzlich in allen KiTas so unzureichend, dass qualitativ gute pädagogische Arbeit nur in Ansätzen möglich ist.

Es lohnt sich, für bessere KiTas zu kämpfen, denn die Kinder von heute sind die Gesellschaft von morgen.

 

 

Praxis Power. Bist Du dabei?

„Noch nie standen Kitas so im Zentrum der Aufmerksamkeit wie in der Corona-Zeit.“, schreibt Stefan Spieker, Geschäftsführer der FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH in der aktuellen Ausgabe von „Welt des Kindes“ (Heft 3/Mai–Juni 2021).

„Noch nie in der Geschichte war das Bewusstsein für die Systemrelevanz der Kitas größer – und noch nie waren die öffentlichen Ohrfeigen für die dort Beschäftigten schallender. Die politische Interessenvertretung des Berufsstands ist scheinbar zu schwach, um sich ausreichend Gehör zu verschaffen. Pädagogische Fachkräfte und Kitas gehen immer wieder und viel zu schnell in dem verbandlichen Interessensausgleich unter. “ Stop!

Nichts muss bleiben wie es ist. Innerhalb von wenigen Monaten haben Erzieher*innen, Leitungen, Kinderpfleger*innen in 15 (!) Bundesländern ihre eigenen Fachverbände gegründet bzw. sind auf dem Weg dorthin. Noch nie gab es in der Geschichte der eigenen Interessensvertretung diese versammelte Praxis-Power. Trägerunabhängig und länderübergreifend: Kitapraxis for future!

Wir stellen in der gerade erschienenen Ausgabe 3/2021 unserer pädagogischen Fachzeitschrift wamiki und in den folgenden Ausgaben alle Landesverbände und Initiativen vor. Den Anfang machen die Landesverbände in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern.

Praxis-Power. Bist Du dabei?

„Noch nie standen Kitas so im Zentrum der Aufmerksamkeit wie in der Corona-Zeit.“, schreibt Stefan Spieker, Geschäftsführer der FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH in der aktuellen Ausgabe von „Welt des Kindes“ (Heft 3/Mai–Juni 2021).

„Noch nie in der Geschichte war das Bewusstsein für die Systemrelevanz der Kitas größer – und noch nie waren die öffentlichen Ohrfeigen für die dort Beschäftigten schallender. Die politische Interessenvertretung des Berufsstands ist scheinbar zu schwach, um sich ausreichend Gehör zu verschaffen. Pädagogische Fachkräfte und Kitas gehen immer wieder und viel zu schnell in dem verbandlichen Interessensausgleich unter. “ Stop!

Nichts muss bleiben wie es ist. Innerhalb von wenigen Monaten haben Erzieher*innen, Leitungen, Kinderpfleger*innen in 15 (!) Bundesländern ihre eigenen Fachverbände gegründet bzw. sind auf dem Weg dorthin. Noch nie gab es in der Geschichte der eigenen Interessensvertretung diese versammelte Praxis-Power. Trägerunabhängig und länderübergreifend: Kitapraxis for future!

wamiki stellt in dieser und in den folgenden Ausgaben alle Landesverbände und Initiativen vor. Den Anfang machen die Landesverbände in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern.

 

66 x BNE – oder wie Ihr Eure Einrichtung nachhaltiger machen könnt

Das Fachforum frühkindliche Bildung beim Weltaktionsprogramm der Unesco hat sich den Kopf zerbrochen, wie man Einrichtungen nachhaltiger machen kann.

Und deshalb hat es Qualitätsanforderungen und Praxisindikatoren entwickelt. Diese können eine Grundlage für die Fortschreibung der Qualitätsmanagementkonzepte der Träger von Kindertageseinrichtungen und der Trägerverbände sein. Die darin vorgestellten Qualitätsanforderungen und Praxisindikatoren sind im Sinne eines Referenzrahmens auch für die Weiterentwicklung der Bildungspläne geeignet.

Hier findet Ihr die Originalpapiere

Ethisches Leitbild

Basispapier

wamiki hat für Euch das Ganze in Spielkarten übersetzt.
Notwendige Veränderungsprozesse sind darin farblich nach drei Bereichen sortiert:

Rot für Führungsprozesse.
Grün für Kernprozesse.
Und Blau für Unterstützungsprozesse.

BNE Karten von wamiki.de - Vorderseite BNE Karten von wamiki.de - Rückseite

Gemeinsam im Team könnt Ihr Euch 66 Fragen stellen und zusammen überlegen, WAS Ihr WIE in Eurer Einrichtung nachhaltiger gestalten und verändern wollt. Schritt für Schritt. Jede dieser 66 Karten beinhaltet auf der Vorderseite einen Baustein und eine Anforderung. Auf der Rückseite findet Ihr die passende Frage, die Praxisindikatoren. Stellt sie Euch im Team und überlegt, in wie weit diese bereits zutrifft und welche Schritte Ihr als Team unternehmen möchtet, um die Einrichtung nachhaltiger zu gestalten.

Und so gehts: Ladet Euch das PDF zum Spiel herunter. Hier klicken.
Für den Druck in 100 Prozent, beidseitig, eignet sich Papier in 100 bis 120 g Stärke. Nun entlang der Schneidelinien die Karten trennen, sortieren und lospielen!

Wir freuen uns auf Euer kritisches Feedback und Eure Geschichten, was diese Karten bei Euch angestoßen haben.

 

BNE Karten von wamiki.de - Beispiel Führungsprozesse

 

Das Gute Kita Gesetz – ein Interview

Sich Gehör verschaffen
Das „Gute-Kita-Gesetz“ und die Verteilungsgerechtigkeit

Das „Gute-Kita-Gesetz“ hat Folgen für die Länder, die Kitas, die Fachkräfte, die Eltern und Kinder. Zwar werden die Vereinbarungen über die Verteilung der Mittel zwischen den Ländern und dem Bund erst getroffen, aber es ist höchste Zeit, sich auch in der Praxis darüber Gedanken zu machen und die Dinge nicht allein den politisch Verantwortlichen zu überlassen.
Im wamiki-Gespräch schildert Toren Christians, stellvertretender Personalratsvorsitzender von KiTa Bremen, wie man die Mittel verteilen müsste und welchen Einrichtungen sie warum vor allem zugute kommen müssten.

Welche Überlegungen gibt es in Bremen über die Verteilung der Mittel aus dem „Gute-Kita-Gesetz“?

Gegenwärtig werden bei uns zwei Wege beschritten, auf denen die Mittel verteilt werden sollen. Der eine Weg ist: In einem Qualitätskreis, geführt von der Senatorin für Bildung, erarbeiten Trägervertreter und wir als Gewerkschaft ver.di Qualitätskriterien, die für alle Träger in Bremen und Bremerhaven gelten sollen, verständigen uns über Qualitätsziele und gucken, was geht. Über Geld wurde in diesem Kreis bisher noch nicht geredet, sondern pädagogisch-fachlich diskutiert.
Der zweite Weg, den ich neulich in einer Vorlage zum Jugendhilfeausschuss entdeckt habe: Es geht darum, die Elternbeiträge für die drei- bis sechsjährigen Kinder freizustellen. Das soll zum Sommer wirksam werden, und es wird darauf hingewiesen, wie viel Geld das „Gute-Kita-Gesetz“ in den nächsten Monaten und Jahren bringt. Es entsteht der Eindruck, dass die Option besteht, die Elternbeitragsfreistellung gegen zu finanzieren. Damit wäre das Geld aber weg. Das Land Bremen müsste dann, um die Elternbeiträge für die Drei- bis Sechsjährigen freizustellen, zirka 300 000 Euro selbst zahlen. Der Rest würde über das Gesetz finanziert.

Der Jugendhilfeausschuss empfiehlt die Beitragsfreiheit?

Die Beitragsfreiheit wurde in Bremen schon im vorigen Jahr beschlossen. Jetzt wird in den Vorlagen zur gesetzlichen Umsetzung unter anderem die Summe aus dem „Gute-Kita-Gesetz“ angeführt – als eine Option und immer unter dem Vorbehalt, dass unklar ist, wie viel das letztlich ausmacht, weil die Vereinbarung mit dem Bund ja noch aussteht.

Die Beitragsfreiheit wurde in Bremen unabhängig vom „Gute-Kita-Gesetz“ beschlossen?

Ja. Aber man ging damals von ganz anderen Summen aus. Die jetzige Summe ist viel geringer als das, was von den Landesministern verabredet war. Was jetzt für die Gesamtlaufzeit beschlossen wurde, war vorher für ein Jahr vorgeschlagen.

Der Jugendhilfeausschuss will umsetzen, was mal beschlossen wurde, und freut sich nun, dass es zusätzliches Geld gibt. Die Senatorin gibt die Analyse des Ist-Zustands in Auftrag und bestimmt Kriterien für das…

… was man fachlich weiterentwickeln will. Die Senatorin gehört dem Jugendhilfeausschuss an.

Und was hat der Qualitätskreis zu sagen?

Er arbeitet die qualitativen Anforderungen und gegebenenfalls den Finanzierungsbedarf für die Mittel aus dem „Gute-Kita-Gesetz“ aus. Das ist eine komplizierte Sache. Denn wer sagt, dass er die Qualität in einem Bundesland steigern will, hat es mit unterschiedlichen Kommunen zu tun. Er müsste also wissen, welche Qualität er an welcher Stelle steigern will und wie man Qualität bemisst. Zwischen den verschiedenen Trägern existieren aber riesige Unterschiede: Ein Kollege vertritt 30 Kitas der Stadt Bremerhaven. Zu dem Betrieb, in dem ich Personalrat bin, gehören 75 Kitas. Einige Sprecher von Elternvereinen und -initiativen sind für kleine Einrichtungen oder Krabbelgruppen zuständig. Angesichts dieser Vielfalt lässt sich Qualität nur schwer bemessen. Aber es ist richtig, dass ein offener Dialog darüber geführt wird.

Gibt es einen Zeitplan für das weitere Vorgehen?

Es gibt keinen offiziellen End-Zeitpunkt, aber den Plan, bis zum Sommer etwas auf dem Papier stehen zu haben. Andererseits: Im Mai haben wir Wahlen in Bremen. Was bis dahin nicht beschlossen ist, muss eventuell neu verhandelt werden, wenn eine andere Partei das Bildungsressort besetzt und neue Leute auf andere Ideen kommen oder andere Schwerpunkte setzen. Von daher: Man muss gucken, was am Ende rauskommt.
Wissenschaftlich begleiten Dr. Christa Preissing und Prof. Dr. Susanne Viernickel den Prozess. Deshalb denke ich, dass ein paar gute Orientierungen herauskommen.

Gibt es schon Qualitäts-Kriterien?

Im Moment sind wir beim Sortieren.

Zeichnet sich ein Trend ab?

Ein Trend wäre vielleicht der Versuch, Qualität in einem dialogischen Modell zu entwickeln. Also kein Mess-System wie die KES-Skala oder Ähnliches. Aber ich bin Realist und glaube, am Ende läuft es darauf hinaus: Wie verteilt man die Mittel unter den verschiedenen Trägern so, dass alle etwas damit anfangen können? Geld in dem Umfang für Qualitätssteigerung einzusetzen – das ist eine diffizile Sache. Wo setzt man an?
Das größte Geschenk hat man schon jetzt denjenigen gemacht, die die höchsten Kita-Beiträge zahlen. Kriegen diese Familien einen Anteil, sind sie deutlich entlastet. Aus meiner gewerkschaftlichen und pädagogischen Sicht wäre es aber viel wichtiger, endlich mal etwas für die Kitas an Brennpunkten zu tun.

Was würdest du machen, wenn du für Bremen entscheiden könntest?

Ich würde als erstes versuchen, genau herauszufinden, wie die Besucherstruktur der einzelnen Kitas und Einrichtungen ist. Das heißt: Welchen Bildungshintergrund haben die Eltern? Welchen finanziellen Hintergrund haben sie? Danach würde ich ein Ranking aufstellen. Die Kitas, die am „schlechtesten“ wegkommen, würde ich – vom Gebäude wie vom Personal und allem anderen – so ausstatten, dass Eltern aus anderen Kitas ihre Kinder dort anmelden.

Angesichts der Personalnot und fehlender Kita-Plätze hört sich das geradezu utopisch an.

Der Mangel an Kita-Plätzen ist relativ. Schraubt man das Angebot immer weiter hoch und sagt: Ihr könnt noch mehr erwarten, noch längere Betreuungszeiten in Anspruch nehmen und jetzt auch noch kostenfrei, dann liegt die Nachfrage bei fast 100 Prozent. Das ist nicht mehr zu erfüllen, wenn man so viele Jahre lang verpennt hat, genügend Fachkräfte auszubilden.
Vielleicht muss man an der einen oder anderen Stelle mal sagen: Okay, wir sind politisch mit unseren Versprechen über das Ziel hinausgeschossen, müssen einen Schritt zurückgehen und eingestehen, dass wir die Betriebsmittel im Moment nicht haben. Doch das ist nicht populär.
Ganz platt: Will man qualitativ gut arbeiten, braucht man gut ausgebildete Fachkräfte. Aber zu Beginn des letzten Kita-Jahrs fehlte in jeder Bremer Einrichtung durchschnittlich eine Erzieherin. Das summiert sich übers Jahr. Deshalb müsste man einen Schnitt machen und sagen: Wir versprechen den Eltern und der Öffentlichkeit nicht mehr, dass es viel toller wird, sondern nehmen das Geld, das da ist, zum Konsolidieren.
Guckt man sich allein die bauliche Situation der Einrichtungen in einer Stadt wie Bremen an: Es gibt Kitas, die sind „Sanierungsfälle“, und andere, die im Ausbau-Programm berücksichtigt wurden und schon fast den Vorstellungen entsprechen, die eine Erzieherin von ihrem Arbeitsplatz hat. Die Realität ist aber, dass einige Einrichtungen nicht mal über Pausen- und Mitarbeiterräume verfügen. Von großer Wertschätzung der Fachkräfte zeugt das nicht.
Schaue ich mir andere Betriebe und deren Pausenräume an: Es gibt eine Kantine für die Mitarbeiterschaft, angemessene Büros. Eine Erzieherin hingegen hat oft nicht mal Platz für ihre Unterlagen, gar nichts. Wo bereitet sie sich vor, wenn sie acht Stunden für eine Gruppe zuständig ist? Das Haus brummt, es gibt keinen ruhigen Ort für sie, keinen Internetzugang. Jedenfalls ist das nicht Standard, sondern eher die Ausnahme.
Will man von Bildungs- und Sozialarbeit sprechen, müsste eine Kita mit 20, 30 pädagogischen Fachkräften Räume haben, in denen Erzieherinnen sein können, wenn sie nicht mit den Kindern arbeiten. Jede Schule hat ein Lehrerzimmer. Ganz normal! Diesen Standard gibt es in Kitas bei weitem nicht.

Und schon gar nicht in Brennpunkt-Kitas.

Ich glaube, die einzige Möglichkeit besteht darin, eine gesellschaftliche Mischung herzustellen. Wir müssen in den Stadtteilen, in denen die Kinder es am schwersten haben, die Einrichtungen so attraktiv machen, dass mobilere Familien, die für ihre Kinder etwas Besseres wünschen, sie dort hinbringen.
Viele Menschen wissen überhaupt nicht, was das Leben in Armut für Kinder heißt, deren Mütter und Väter ihre Pflichten aufgrund ihrer Belastungen nicht so wahrnehmen können, wie wir denken, dass Eltern das tun müssen.

Wie kann das gelingen?

Man müsste die Mittel nach folgendem Kriterium verteilen: Welche Länder haben die meisten Bedarfe hinsichtlich des Durchschnittseinkommens und des durchschnittlichen Bildungsstandes der Bevölkerung? Diese Länder müssten das Geld dann auf ihre ärmsten Kommunen verteilen. Ein Bundesland wie Bayern könnte demnach nicht so viel Geld nach München schicken, wie München, eine relativ reiche Kommune, anteilig Einwohner hat. Also würden andere Kommunen berücksichtigt werden. Für die politisch Verantwortlichen wäre das ein komplettes Umdenken und würde zu einer ganz anderen Verteilung von Mitteln führen.

Solch ein politisches Handeln würde wahrscheinlich vielen Menschen viel mehr imponieren als Versprechungen, von denen die meisten vermuten: Wird sowieso nichts draus.

Stimmt. Aber das müsste sich jemand trauen. Es wäre nämlich ein Handeln – und zwar von jeder Partei, die im Bundestag sitzt – gegen die eigene Klientel, die eigene Wählerschaft.
An Wahlen beteiligt sich ja nur noch die Hälfte der Bevölkerung. In Stadtteilen, in denen es den Leuten besonders schlecht geht, liegt die Wahlbeteiligung bei 20 Prozent. Das heißt: Wer sich das traut, würde diejenigen, die zur Wahl gehen und ihm ihre Stimme geben, vor den Kopf stoßen, weil er denen etwas gibt, die ihn nicht gewählt haben.

Deshalb ist die Beitragsbefreiung so populär. So etwas bringt Wählerstimmen. Bei den Leuten, die Geld haben, schlägt sie am meisten zu Buche. Bei den Familien, die schon Zuschüsse bekommen, nicht.

Ich sehe das bei meiner Tochter. Natürlich freut sie sich darüber, dass jetzt in Niedersachsen Beitragsfreiheit herrscht und sie ihr Haus deutlich schneller abzahlen kann. Das kann ich nachvollziehen. Gekauft hatte sie das Haus aber vor dem Beschluss der Beitragsfreiheit und könnte es anders abzahlen.

Noch mal zurück zum Thema „Personal“ und dem Fachkräftemangel. Wie sieht es damit in Bremen aus?

Weil die Kolleginnen und Kollegen daran interessiert sind, dass es den Kindern gut geht, wird der Mangel überdeckt. Die Fachkräfte tun mehr, als ihnen gut tut. Das führt dazu, dass engagierte Kolleginnen und Kollegen, die schon lange im Beruf sind, krank werden und ausfallen. Die Krankheitsraten bei Erzieherinnen und Erziehern sind in den letzten Jahren astronomisch gestiegen – eine Auswirkung des Fachkräftemangels. Die andere Auswirkung: Ältere Kolleginnen halten den Stress nicht bis zur Rente aus und flüchten sich in Teilzeit.
Berufseinsteigerinnen hingegen kriegen heute sofort unbefristete Verträge und können bis zu 39 Stunden arbeiten. Manche sagen aber: So heftig brauche ich das nicht; ich komme mit dem Geld für 30 Stunden aus und arbeite Teilzeit. Trotz des Fachkräftemangels hat sich die Teilzeitquote in unserem Bereich kaum verändert. Das heißt: Wer kann, flüchtet sich in Teilzeit oder Nebenjobs, weil das Geld doch gebraucht wird, denn in der Kita ist der Druck zu hoch, und es kommt zu Überforderungen.
Ein Beispiel: Eine Kollegin, die mehr als 20 Jahre in einer Einrichtung arbeitet, reagiert in einer Stresssituation über und hält einem Kind die Hände fest, das rumkaspert. Obwohl die Frau weiß, das ihr Handeln nicht richtig ist, kommt es zu einem Gespräch mit der Fachberaterin, die ihr einen Vortrag hält und sie auffordert, an ihrer „Haltung“ zu arbeiten. Fast hätte es eine Abmahnung gegeben. Ich finde: Nicht die Erzieherin ist schuld – angesichts der druckvollen Bedingungen, die in ihrer Kita herrschen. Ganz andere Leute haben das zu verantworten.

Schlimm ist auch, dass erfahrene Kolleginnen aus dem Beruf aussteigen, weil sie die Arbeitsweise, zu der sie angesichts des Mangels gezwungen sind, nicht mehr mit ihrem Berufsanspruch vereinbaren können.

Eine andere Variante dieses Problems: Aus dem Umland kommen Erzieherinnen, die in ihren Wohnorten auch gern gesehen sind, zur Arbeit nach Bremen. Zunehmend entscheiden sie sich, in der beschaulichen Umlandgemeinde zu bleiben, und haben auf einen Schlag eine Elternschaft, die sie nicht in allen Großstadt-Ortsteilen geboten kriegen. Sie haben kurze Arbeitswege, die Einrichtungen und ihre Außengelände sind schöner, und teilweise werden sogar Zulagen auf den Tarif bezahlt. Inzwischen haben wir regelmäßig Kündigungen von Kolleginnen, die sich ins Umland flüchten. Viel mehr als früher. Im Prinzip ist das eine Art Umverteilung: Engagierte Kolleginnen und Kollegen gehen dorthin, wo es den Menschen besser geht.
In Bremen versucht ver.di gerade, mit den Arbeitgebern eine Tarifregelung festzulegen, die den Fachkräften, die in schwierigen Kitas arbeiten, ihren höheren Aufwand entgeltet – nach Sozialindex verteilt. Trotzdem wandern welche auf die andere Seite der Stadtgrenze ab.

All das müsste sich in den Analysen, die jetzt gefordert sind, niederschlagen.

Nein, das spielt überhaupt keine Rolle, wird nicht berücksichtigt. Man will nicht wirklich umsteuern, nichts umstellen. Die Verteilung der Mittel aus dem „Gute-Kita-Gesetz“ läuft pro Kopf der Bevölkerung. Danach ist das Kind eines Millionärs dem Kind einer Familie mit Sozialhilfe gleichgesetzt.

Also geht es letztlich darum, die bestehenden Verhältnisse abzusichern und nicht zu verändern. Was ist dein worst-case-Szenario, Toren?

Aus meiner Rolle und Funktion heraus ist mein worst-case-Szenario, dass genau an den prekären Stellen demnächst unausgebildete und schlecht ausgebildete Menschen eingesetzt werden, um die Betreuungszeiten zu sichern. Wir erleben jetzt schon, dass wegen fehlenden Personals mit den Eltern für bestimmte Zeiten Vereinbarungen getroffen werden, den vollen Betreuungsumfang, den sie zu Beginn des Kindergartenjahres zugesichert bekamen, nicht mehr in Anspruch zu nehmen. All das trifft wieder die Familien, die wir eigentlich besser stellen müssten.
Familien, in denen beide Eltern berufstätig sind, können ihre Kinder bis 16.00 Uhr in der Kita lassen. Sitzen Mutter oder Vater zu Hause, steht ihnen nur eine Betreuungszeit bis 12.00 oder 13.00 Uhr zu. Das besser ausgebildete Personal wird dann in den Bis-16.00 Uhr-Gruppen eingesetzt. Das notausgebildete Personal ist für die Kinder in den Kurzzeit-Gruppen zuständig, deren Eltern wahrscheinlich nicht aufmucken.
Wenn in einer Kita mal was schief läuft, landet sie schnell in der Zeitung. In vielen Kitas, die die Betreuung in den letzten Jahren aufgrund Personalmangels nicht sichern konnten, sorgten Eltern dafür, dass die Presse das brachte: Betreuung unsicher, mehr Not- als Regeldienst und, und, und…

Es gab in diesem Zusammenhang eine Selbstanzeige eines Kita-Trägers „Fröbel“ in Brandenburg. Wie reagieren die Träger in Bremen auf solche Notlagen?

Unsere Geschäftsführung ist direkt der Senatorin unterstellt. Deshalb darf unser Träger wie alle staatlichen Betriebe nicht mit einer Selbstanzeige reagieren. Private Träger können das tun.
Unser Träger reagiert, indem er versucht, personelle Aufstockungen in schwierigen Situationen vorzunehmen. Immer dort, wo der öffentliche Druck hoch ist, genehmigt der Träger für die betroffene Kita eine Sonderausstattung. Plötzlich kriegt die Leitung 15 Stunden mehr, um die Situation besser managen zu können, damit ihre Kita nicht mehr in der Zeitung steht.

Und woanders werden die Löcher größer.

Sie bleiben bestehen oder reißen auf.

Das ist, als ob man immer mehr Schulden macht und eigentlich Insolvenz anmelden müsste. Wenn die Rahmenbedingungen so schlecht sind, dass die Arbeit nicht mehr geschafft werden kann, erhebt sich die Frage, ob man weitermachen oder sagen muss: Es geht nicht mehr!

Die politisch Verantwortlichen müssten eingestehen: Wir haben mit dem, was wir versprochen haben, überzogen und müssen zurückrudern. Wir brauchen jetzt fünf oder zehn Jahre lang noch mehr Geld, um weniger zu machen. Jedenfalls so lange, bis genügend Erzieherinnen und Erzieher ausgebildet sind.
Stellt euch vor, ihr habt eine Reise geplant und sitzt im Flieger. Die Türen werden geschlossen, das Flugzeug rollt auf die Startbahn, und der Pilot hält seine Ansprache: „Das Wetter ist gut, unsere Triebwerke sind frisch gewartet. Das hat eine umgeschulte Fachkraft gemacht, die bisher im Kindergarten beschäftigt war. In 160 Stunden hat sie das gelernt.“ Ich wette, dass ganz viele Leute sofort aussteigen wollen. Aber in der Kita kann man so was machen.

Wo und wie kann man denn jetzt noch Druck machen – zum Beispiel in Bremen?

Wenn die Haushalte fürs nächste Jahr beschlossen werden, müssten die Analysen fertig sein. Schon vor der Planung der Haushalte muss man den Finger in die Wunde legen und denjenigen, die die Gelder wahrscheinlich falsch lenken, wenigstens die Peinlichkeit ihres Handelns deutlich machen.
Ich bin mittlerweile Realist genug, um zu sagen, dass man nicht umsteuern kann. Doch wir können Fragen stellen und Erklärungen fordern, was mit den Geldern warum passiert. In Bremen und überall.

Welche Fragen könnten das sein?

Dafür gibt es kein Rezept. Aber es hilft immer, so viele politische Verantwortungsträger anzusprechen, wie man erwischen kann. Im Stadtteil kann man den Stadtteilbeiratssprecher oder den Vertreter der Opposition fragen, wie er sich die Verteilung der Mittel vorstellt. Trifft man auf einer anderen Ebene jemanden, der politische Verantwortung trägt, kann man ihn fragen, wie es sein kann, dass es so ist, wie es ist.
In Bremen laden wir unsere Landesministerin zu einer Personalversammlung ein – vor den Wahlen. Die Kolleginnen und Kollegen werden sie fragen, was sie denn mit dem Geld machen will, das sie kriegt. Ich finde, dass Fachkräfte, die unter Druck stehen, die treffendsten Fragen stellen und die politisch Verantwortlichen in größte Erklärungsnot bringen können.

Das Leitmotiv der Bundesministerin Giffey ist: Damit es jedes Kind packt. Dafür macht sie die Gesetze, sagt sie.

Ja, das ist gut gemeint. Man muss den Politikerinnen und Politikern aber erklären, was es für Auswirkungen hat. Das sehen sie nicht mehr. Dazu sind sie zu weit weg. Deshalb ist es so wichtig, dass die Fachkräfte, die Erzieherinnen und Erzieher, nicht versuchen, alles mit sich selbst und in ihren Einrichtungen auszumachen, sondern diejenigen einladen, die die Verantwortung für die Zustände tragen, und ihnen erklären, was Sache ist.

Neulich erzählte eine Kita-Leiterin am Telefon: „Viele Kolleginnen beschweren sich. Aber es hilft ja nichts. Ich bleibe lieber positiv eingestellt und versuche, das zu machen, was geht. Denn am Ende landet ja alles auf dem Rücken der Kinder…“
Das ist ein klassisches Phänomen in der Branche. Viele Fachkräfte agieren nicht politisch, sondern subjektivieren die belämmerte Situation: Ich bin verantwortlich und muss retten, was zu retten ist. Bin ich schlecht gestimmt, dann bin ich selbst schuld. Habe ich die richtige „Haltung“, wird es schon gehen. Es liegt an mir, nicht an den Bedingungen. So ist es aber nicht. Es wird sich nichts verändern, wenn alle denken: Ich regle das mit meinem Team oder zur Not allein.
Gegen das Gefühl des Allein-gelassen-Seins hilft Austausch: In jedem Bundesland geraten die Fachkräfte ans Limit. Und immer aus den gleichen Gründen.

Wenn sie erfahren, dass es überall so schlecht ist, stecken sie vielleicht die Köpfe in den Sand. Andererseits: Sich Gehör zu verschaffen, das ist schon mal ein Erfolg. Da wächst die Lust, weiterzumachen und nicht nur einzustecken. Man muss aber einen langen Atem haben.

Erde auf dem Feld – Erde auf dem Dach


Preview des Dokumentarfilms von Donata Elschenbroich, Petra Larass und Otto Schweitzer am 27. April um 17.00 Uhr im ACUD Kino, Veteranenstraße 21, 10119 Berlin

Erde! Ein „Unterrichtsgegenstand“? In Westbengalen?
Ein Wissen über die Erde, den Boden, unsere Lebensgrundlage, entwickeln Kinder nicht von selbst, auch dann nicht, wenn sie in den indischen Dörfern nah am Boden leben. Das Wissen, das heute in den Augen ihrer Eltern zählt, ist allein das schulische Wissen. Und in den Megacities gibt es auf den versiegelten Böden für die Kinder keinerlei Erfahrung von organischem Wachstum.
Auch in Indien wie in anderen Gesellschaften weltweit ist „nachhaltige Entwicklung“ zu einem alternativen Bildungsziel geworden.
Die Dokumentarfilmer Otto Schweitzer und Donata Elschenbroich sind 2017 zusammen mit Petra Larass den engagierten Pädagogen gefolgt in die Grundschulen und Jugendclubs der Dörfer in Westbengalen. Sie konnten umweltpädagogische Projekte von eindrucksvoller Qualität beobachten – Grundschüler, die Herbarien anlegen von in ihrem Nährwert unterschätzten „Unkräutern“,  und statistische Erhebungen durch Jugendliche in ihren EcoClubs zum Klimawandel und zur Ökologie ihrer Dörfer. Und auch in der Megacity Kalkutta bemühen sich Lehrer, den Kindern in ihrem survival of the fittest eine sinnliche Erfahrung zu ermöglichen mit einer Handvoll Erde: Wurzeln, Pflanzen, auf den Dächern der Slumschulen.
Im Anschluss an den Film, 45 Minuten, wird Ralf Tepel, Vorstand der Karl Kübel Stiftung für Kind und Familie, die den Film maßgeblich unterstützt hat, für Fragen zur (Bildungs-) Arbeit der Stiftung in Indien zur Verfügung stehen.
Und nach Rückmeldungen aus dem Publikum freuen wir uns auf Gespräche bei Brot & Wein im Garten vom ACUD Kino.
Wenn jemand mit dem Film arbeiten möchte, in der Schule, in umweltpädagogischen Projekten: Wir haben von der Erstauflage noch einige DVDs, die wir dafür gern zur Verfügung stellen.
Herzlich
Petra Larass und Donata Elschenbroich

wamiki-Tipp: Die Neuauflage des Filmes erscheint im 1. Halbjahr 2018 bei wamiki, gemeinsam mit 21 Filmen aus 21 Jahren in der Reihe: WELTWISSEN in Familie, Kindergarten und Schule. Von Donata Elschenbroich und Otto Schweitzer.