Am 27.8.2022 in Berlin die Welt 2050 entdecken

Wir haben eine begehbare Weltkarte* gebaut. Auf der kannst du dich durch fünf mögliche Zukünfte spielen.

 

 

Was wäre, wenn es keine Grenzen mehr geben würde?

Reisen wir weiter um die Welt – oder unser Müll?

Haben Menschen mehr Rechte als Tiere, Pflanzen und ­Pilze, weil sie schlauer sind oder sich dafür halten?

Kann die Ostsee Öltanker verklagen?

Was passiert mit Schlachthöfen oder Baumschulen, wenn alle Lebewesen die gleichen Rechte haben?

Sollte der Job der Weltbestimmenden täglich wechseln?

Sollten wir die Abgeordneten für den Weltbundestag wählen – oder per Los bestimmen?

Was tun wir, wenn sich Länder nicht an die Beschlüsse der Weltregierung halten?

Was brauchst du, um überall auf der Welt gut zu leben?

Was ist Heimat? Wann fühlst du dich Zuhause?

Sollten alle Völker ab und zu Ringtausch machen, damit alle mal an den besten Plätzen wohnen?

 

 

DER OBERSTE GERICHTSHOF

Sprecht Recht …

… für Biene, Bach und Specht!

Beim Gerichtshof für Lebewesen darf alles
Leben auf der Erde sein Recht einfordern.
Als Richterin oder Anwalt vermittelt ihr im
Prozess zwischen den Anliegen von Biene,
Pappel, Hallimasch, Mensch, Tiger & Co.

DAS REISEBÜRO

Bereise unsere Welt …

… wie es unserer Welt gefällt.

Im Reisebüro habt ihr die Wahl und erfindet ­ungewöhnliche Traumreisen, die den Planeten nicht weiter kaputt machen: Null-Emmissionsreisen.

 

DAS WELT-WILLKOMMENS-HAUS

Immer gut aufgenommen …

… und nie viel mitgenommen.

Hier findet jeder Mensch Aufnahme, der 2050 seinen Wohnort verlassen muss – wegen Klimafolgen, Krieg oder aus anderen Gründen. Überlegt, wie euer Leben als Nomadin und ­Nomade aussehen wird und welche Dinge ihr auf alle Lebensreisen mitnehmt.

 

DER RESSOURCEN-STRUDEL

Baut Städte aus Müll …

… wo jeder wohnen will.

Im Plastikstrudel treiben gigantische Mengen Abfall zusammen, die man nie wieder aus dem Meer herausbekommt. Nutzt diesen Müll als Schatz – und errichtet schwimmende Städte für Menschen und andere Lebewesen von 2050!

 

DIE WELTREGIERUNG

Vertretet Interessen …

… aber welche und wessen?

Bei der Weltregierung darf jeder, jede und jedes mitreden. Denn es geht um unsere gemeinsame Lebensgrundlage. Entwerft Gesetze und stellt sie zur Abstimmung!

 

Kitaleiter Putchen

oder Ein Kita-Kriegstagebuch

Es ist Montagmorgen. Schon beim Betreten der Kita weht mir ein eisiger Wind entgegen. Putchen, unser Leiter, huscht über den Flur ins Büro, grüßt mich nicht, sondern starrt mit ganz kleinen Augen zu Boden und hat wieder mal diese rätselhaften weißen Flecken auf seinen Hamsterbacken, über die Kerstin immer sagt: „Orkanwarnstufe.“
Dagmar nimmt mich in der Miniküche zur Seite und flüstert: „Ludmila hat jetzt auch gekündigt, prekärerweise mit sofortigem Wechsel zu den Mutschekiepchen.“ Das ist die Kita vom anderen Träger, mit der wir uns das Außengelände teilen. Also, früher hießen die Mutschekiepchen Maikäfergruppe, wir hießen Schmetterlingsgruppe, und zusammen waren wir das große Team des Kindergartens „Sonnenkäfer“ unter Putchens Vorgängerin Stahlmann. Bis die Mutschekiepchen den Träger gewechselt hatten. Warum, das weiß keiner mehr. Seitdem sind wir die Rest-Sonnenkäfer. Ziemlich verwirrend, aber so ist es eben.
Spricht Putchen über die Nachbarkita – wenn er überhaupt spricht und nicht nur griesgrämig Kommandos bellt –, dann sagt er stoisch: „Maikäfergruppe.“ Zum Beispiel bei der Teamsitzung nach dem Mittagessen, während all die kleinen Sonnenkäferchen schlafen. Da informierte er uns: „Heute kam es leider ein weiteres Mal zu Angriffen durch Maikäfergruppenkinder auf unsere Kinder, gebilligt oder sogar befördert durch Maikäfererzieher…“
„… und Erzieherinnen“, ergänzt unsere Schülerpraktikantin wieder mal kess, als ein Blick Putchens sie wie ein Laserstrahl trifft. Barsch fordert er uns auf, Vorschläge zu machen.
Alle gucken scheu zu Boden, bis Vera sagt: „Im Interesse des Kindeswohls sollten wir jetzt konsequent sein und die Gartentrennung durch den Bau eines Zauns zwischen beiden Gartenhälften absichern.“ Putchen blickt Vera, seine eilfertige Lieblingsmitarbeiterin, voller Verachtung an: „Sie würden also freiwillig und für immer auf die Hälfte des uns zustehenden Gartens verzichten? Arbeiten Sie bald auch für die da?“ Vera wird erst rot, dann bleich. „Ich, äh, schlage natürlich vor, dass der Zaun direkt vorm Mut-, äh, Maikäferhaus gebaut wird, sodass der Garten nur unseren Kindern zugänglich ist. Die anderen haben drinnen genug Platz…“
Da lächelt Putchen milde und korrigiert: „Vera, seien Sie menschlich. Lassen Sie den Maikäferkindern einen 3 Meter breiten Streifen direkt vorm Haus. Wir sind doch auch für´s Kindeswohl und keine Unmenschen.“ Für uns alle fügt er hinzu: „Selbstverständlich wird der Garten wieder gemeinsam genutzt, sobald meine Klage Erfolg hat und die Maikäfergruppe wieder fester Bestandteil des großen Sonnenkäferhauses ist. “ Wir nicken.

Dienstagmorgen. Kitaleiter Putchen ist wie ausgewechselt – so charmant und gewandt wie zu der Zeit, als er den Laden übernommen hatte und uns mit seiner zupackenden Art begeisterte. Stichwort begeistert: Stolz zeigt unser Leiter auf die bereits tüchtig betonierenden und Zaunpfosten einschraubenden Männer vom Gartenbaubetrieb und erklärt: „Wie erwartet war das Kita-Amt wieder zu dämlich, meine Vorschläge zur Gartentrennung zu prüfen. Also müssen Tatsachen geschaffen werden.“ Wir nicken.
Unangenehm ist nur, dass die Mutschekiepchen-Leute empört hinter dem Absperrband stehen, in der ersten Reihe natürlich Ludmilla und Jean, ebenfalls ein Ex-Kollege: „Das ist unser Garten!“ schreien sie. Und: „Unsere Kinder wollen das von unseren Eltern bezahlte Baumhaus nutzen!“
„Lasst uns vernünftig reden, wir waren doch mal ein Team“, versuche ich zu vermitteln, aber Jean lehnt ab: „Entweder ihr stoppt diese Scheiße und sagt eurem Putchen, was Sachlage ist, oder es gibt richtig Stress!“
Wie unfair! Ich spüre, dass meine durch die schlechte Stimmung der letzten Tage angewachsene Wut jetzt ein Ventil findet: „Nicht in diesem Ton, Jean! Das ist schon immer der Sonnenkäfergarten gewesen! Seid froh, dass ihr die Terrasse nutzen dürft!“
Putchen sieht zu und hebt den Daumen. Das macht mich ebenso stolz wie der Zuspruch der Kolleginnen. Wir sind ein echt gutes Team, denke ich, wie eine Familie mit einem starken Papa. Und wer das nicht findet, darf gerne abhauen.

Mittwochmorgen. Wir sollen alle zur Sitzung im Bewegungsraum kommen. Frau Möllendorf übernimmt so lange die Gruppe. Nanu, denke ich, was gibt´s denn?
Putchen hält uns ein Papier vor die Nasen, das wir alle unterschreiben sollen: Resolution für die sofortige Schließung der sogenannten Kita „Mutschekiepchen“ aufgrund unhaltbarer Zustände. Da macht sich Vera ganz hart und sagt: „Unterschreib ich nicht. Die Mutschekiepchen haben nix getan, und die Sache mit den Zaun war sowas von…“
Putchen fixiert sie konzentriert, seine Lippen sind sehr schmal. „Die Übergriffe dieser von ihren Erzieherinnen verführten Kinder auf unsere Schützlinge sind Ihnen also egal?“ fragt er gefährlich leise. Als Kerstin wissen will, welche Übergriffe er bloß meint, zischt Putchen sie an: „Sie stellen sich hier hin und schwingen große Worte? Aber dass unsere Kinder von diesen Verbrechern und ihren Kindern systematisch misshandelt werden, davon haben Sie nichts mitbekommen? Heidi“, plötzlich dreht er sich zu mir um, „haben Sie auch nichts davon gemerkt?“ „Doch“, sage ich tapfer, „das hat jeder gemerkt, diese… äh… schlimmen Sachen.“ Putchen nickt und beruhigt sich. Und ich denke noch: Meine Pause mit Kerstin kann ich jetzt knicken.

Donnerstagmorgen. Die Praktikantin scheint plötzlich gekündigt zu haben, und Kerstin ist „längerfristig freigestellt“. Putchen sitzt wahrscheinlich in seinem Büro an seinem riesigen Schreibtisch – um Akten zu studieren, zu telefonieren oder zu grübeln? Das Kita-Amt, berichtet Dagmar wispernd, habe die sofortige Entfernung „unseres Zauns“ verlangt. Sie sei anfangs ja auch kritisch gewesen, aber dann habe Putchen sie erinnert, dass einige der Maikäfer-Eltern seit Jahren unsere Förmchen klauen. Vera kommt und setzt sich für eine friedliche Konfliktlösung im Sinne aller ein: „Ich möchte nicht, dass die Maikäferkinder unter diesem Stress leiden. Deshalb unterstütze ich Putchens Plan, die Kita wieder zu vereinen, natürlich unter unserer Obhut. Auch wenn das bestimmt ein schmutziger, langer Rechtskrieg wird, der nicht ohne Entlassungen im widerrechtlichen Mutschekiepchen-Team gewonnen werden kann.“
Von Putchen ist derweil immer noch nichts zu hören. Ob es ihm gut geht? Kann man da was tun? Ich beschließe, an die große Lob-Tafel im Teamraum zu schreiben „Ich lobe unseren Putchen, weil er sich aufopferungsvoll für unser größtes Ziel einsetzt: Die Wiedervereinigung des großartigen Sonnenkäfer-Kindergartens!“

Foto: © zettberlin / Photocase

Nicky & Vera

Nicky & Vera
Ein stiller Held des Holocaust und die Kinder, die er rettete

Ein Bilderbuch von Peter Sís

Text: Kirsten Winderlich
Fotos: Elisa Bauer

Die Geschichte von Nicky und Vera wäre fast nicht erzählt worden! Der Engländer Nicky, mit vollständigem Namen Nicholas Winton, hat 669 jüdische Kinder vor dem Holocaust gerettet. So auch Vera Gissing, die 1939 ihre Familie verlässt und mit Hilfe von Winton nach England flieht. Ihren beiden Lebensgeschichten widmet sich Peter Sís in seinem feinsinnigen Bilderbuch und erzählt diese, miteinander verwoben, in Anlehnung an historisches Bild- und Kartenmaterial bei gleichzeitiger Fokussierung des jeweils individuellen Erlebens, Denkens und Handelns. Dabei gelingt es ihm das Leid, das Menschen jüdischer Herkunft im Nationalsozialismus widerfahren ist, zum Erscheinen, und gleichzeitig den Mut von Einzelpersonen, sich den Nazis entgegen zu stellen, zum Ausdruck zu bringen. Als »Stille Helden« würdigt Peter Sís diese Personen und beschreibt Nicholas Winton als einen Menschen, der »sah, dass etwas falsch lief, und etwas tat, um es zu korrigieren, aber nie für sich in Anspruch nahm, ein Held zu sein«. (Peter Sís) Wie in einer zeichnerisch-kartografischen Forschungsarbeit geht der Künstler den Folgen des Nationalsozialismus über Mappings, Bildschichtungen wie Bildsequenzen nach. Er tut dabei im Grunde genau das, was Grete Djelstrup von Nicky, ihrem Ehemann, einforderte, nachdem sie 1988 die Sammlung der Unterlagen der geretteten Kinder gefunden hatte – nämlich die individuellen Geschichten zu erzählen, die Geschichte (auch) ausmachen. Das Bilderbuch beginnt mit einem Blick auf Nickys frühen Jahre, die einen eklatanten Kontrast zu den Kindheiten in Europa nur 30 Jahre später darstellen. In Nickys Schule wurden »die Kinder ermutigt, ihren Interessen nachzugehen«. Und es war dabei ganz »egal, wofür die Schüler sich interessierten«. Dagegen war das Leben der Kinder, die Nicky vor dem Holocaust rettete, von ständiger Bedrohung, Ängsten und Verzweiflung geprägt. Adolf Hitler stellte zunehmend eine Gefahr dar und im Dezember 1938 war es dann soweit. Nicky brach auf Bitten eines Freundes seinen geplanten Skiurlaub ab und ging nach Prag. Er erkannte, dass Krieg nahte und etwas getan werden müsse. Das Mapping zeigt sowohl Nicky mit seiner Skiausrüstung als auch Massen von Kindern, unter Zeltdächern Schutz suchend, im Zentrum des Bildes. Positioniert vor der Silhouette der Tschechoslowakai verweisen die auf das Land gerichteten Panzer wie die vier rahmenden Bildeinblicke auf die kommenden Gewalttaten: die Inszenierung der Reichsparteitage in Nürnberg, die Annexion Österreichs, dargestellt über die bildnerische Ausgestaltung des Umrisses des Deutschen Reiches einschließlich Österreichs zu einem Profilbild Hitlers, das Münchner Abkommen, die Novemberpogrome. Vera, zu diesem Zeitpunkt zehn Jahre alt, war in einer kleinen Stadt in der Nähe von Prag zu Hause. Ihr Alltag war bis zum Einmarsch der deutschen Armee von Idylle und Geborgenheit geprägt, wie uns der Blick von oben in ihre Lebenswelt zeigt. Doppelt eingefriedet von Wald und Fluss ging das Leben verlässlich seinen Gang. Auch Vera hatte eine glückliche Kindheit und konnte wie Nicky ihren Interessen nachgehen. Sie liebte Katzen und nahm jede Streunende in Obhut und ihr Herz. Mit dem Einmarsch der deutschen Soldaten in die Tschechoslowakai änderte sich alles. Im Zentrum der Kartografie stehen nicht mehr die Idylle des Landlebens und keine Bilder unbeschwerter Stunden, wie beim Pilze-Sammeln, Lesen unter einem Baum oder Herumtollen mit den Katzen. Ein nicht endender Strom von Menschen, die aus Angst vor den Deutschen das Land verlassen wollen, durchzieht das Bild. Ein lauernder wölfischer Blick, einsame Babykörbe sowie ein Kompass an den Bildrändern verweisen auf die existentielle Bedrohung, die Ungewissheit für Kinder und Zukunft. Veras Eltern beschlossen, Nicky ihre Tochter Vera anzuvertrauen und mit einem Zug nach England zu schicken. Mit 67 Kindern bewegte sich Vera in das Ungewisse. »Sie und die anderen Kinder wussten nicht, was ihnen die Zukunft bringen würde. Und so erzählten sie sich Geschichten über das Leben, das sie zurückließen.« Diesen Schwebezustand der Kinder vermittelt Sís meisterhaft über ein königsblaues Universum, durch das sich der Zug, flankiert von sternenbildartigen zarten Zeichnungen, von Prag nach London wie durch einen Tagtraum schlängelt. Dass die Kinder die Hoffnung nicht aufgeben, zeigt das hellblau gehaltene Fenster im Waggon. Als Vera in London ankommt, hält sie nicht nur ihren Koffer in der Hand, sondern ist gedanklich ganz bei ihrem Zuhause, ihren Eltern und Tieren. Ihre Erinnerungen, wie das Schreiben ihres Tagebuches, dessen Seiten den Hintergrund der folgenden Bildseiten zunehmend verdichten, helfen ihr sich ohne ihre Familie in der neuen Welt zurechtzufinden. Dass man die Vergangenheit nicht ablegen kann, zeigt die letzte Episode von »Nicky und Vera« eindrücklich. Ende der 80er Jahre trifft Nicky im Rahmen einer britischen Fernsehsendung auf viele der Kinder, denen er das Leben gerettet hat. Mittlerweile erwachsen, sind ihnen ihre Kindheiten immer noch präsent. So zeigen die schwarz-weiß gehaltenen Silhouetten der erwachsenen Anwesenden eindrucksvoll mittels einer farbigen Zeichnung jeweils das »Kind in ihnen«.

Peter Sís
Nicky & Vera
Ein stiller Held des Holocaust und die Kinder, die er rettete
Aus dem Englischen übersetzt von Brigitte Jakobeit
Gerstenberg 2022
64 Seiten, durchgehend farbig illustriert, Hardcover / 31 x 23 cm
ISBN: 978-3-8369-6151-6
€ (D): 18 / € (A): 18,50 / CHF: 28,90

Anregungen für eine erweiterte ästhetische Rezeption des Bilderbuches

Die Bilder sind sehr detailreich und vielschichtig. Ein wichtiges ästhetisches Merkmal sind Kartierung und Mapping, die zu Erkundung und Erforschung anregen. Aufgrund der Dichte der Bilder bietet es sich an, das Bilderbuch zu projizieren. In der Folge könnten ausgewählte Doppelseiten ausgedruckt auf einen auf dem Boden ausgerollten Fotohintergrund gelegt werden. Ähnlich wie bei den Bildern von Peter Sís könnten die Kinder ihre Entdeckungen in der Anlage eines Rahmens um die Bilder herum skizzieren und beschreiben. Folgende Fragen initiieren und unterstützen dabei eine forschende Auseinandersetzung mit Bildern und Geschichte: Du findest in dem Bilderbuch ganz unterschiedliche Karten, die miteinander kombiniert werden und die Geschichte(n) von Nicky und Vera erzählen: Landkarten, Karten, die Dinge, Bilder, Text- und Bildseiten aus Dokumenten und Büchern, Häuser, Landschaften, Wege und Menschen verknüpfen, Karten, die unseren Blick von oben oder von der Seite ins Bild holen, Karten, die mit Bildern im Bild von parallelen Ereignissen erzählen. Und dann gibt es auch versteckte Karten, die einem vielleicht nicht so schnell auffallen: Bildsequenzen oder -reihen auf den Silhouetten von Menschen. Was haben sie zu bedeuten? Was entdeckst Du in den Bildern? Was erzählen die Bilder? Und wie erzählt Peter Sís durch seine Bilder? Lege eigene Karten Deiner Entdeckungen an, schreibe und skizziere.

Die Bilderbuchwerkstatt für die vorliegende Rezension wurde von Elisa Bauer und Helen Naujoks begleitet. Lucie (10), Lore (10) und Vicco (8) waren dabei und haben sich forschend mit Bildern und Geschichte auseinandergesetzt.

 

Kirsten Winderlichs Rezensionen, Anregungen für die ästhetische Rezeption und Impulse aus Forschungen zu Kind, Kunst und Bildung erscheinen regelmäßig auf bilderbuchkunst.de
Bilderbuchkunst.de ist ein Gemeinschaftsprojekt  der UdK Berlin, grund_schule der künste und wamiki.

Praxis Power. Bist Du dabei?

„Noch nie standen Kitas so im Zentrum der Aufmerksamkeit wie in der Corona-Zeit.“, schreibt Stefan Spieker, Geschäftsführer der FRÖBEL Bildung und Erziehung gGmbH in der aktuellen Ausgabe von „Welt des Kindes“ (Heft 3/Mai–Juni 2021).

„Noch nie in der Geschichte war das Bewusstsein für die Systemrelevanz der Kitas größer – und noch nie waren die öffentlichen Ohrfeigen für die dort Beschäftigten schallender. Die politische Interessenvertretung des Berufsstands ist scheinbar zu schwach, um sich ausreichend Gehör zu verschaffen. Pädagogische Fachkräfte und Kitas gehen immer wieder und viel zu schnell in dem verbandlichen Interessensausgleich unter. “ Stop!

Nichts muss bleiben wie es ist. Innerhalb von wenigen Monaten haben Erzieher*innen, Leitungen, Kinderpfleger*innen in 15 (!) Bundesländern ihre eigenen Fachverbände gegründet bzw. sind auf dem Weg dorthin. Noch nie gab es in der Geschichte der eigenen Interessensvertretung diese versammelte Praxis-Power. Trägerunabhängig und länderübergreifend: Kitapraxis for future!

Wir stellen in der gerade erschienenen Ausgabe 3/2021 unserer pädagogischen Fachzeitschrift wamiki und in den folgenden Ausgaben alle Landesverbände und Initiativen vor. Den Anfang machen die Landesverbände in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern.

Tier, Kinder und Erzieher*innen

Liebe Leserin, lieber Leser,

hast Du ein Lieblingstier?

Oho, denkst Du jetzt, die wamikis werden infantil. Setzen der hässlichen Welt voller Viren niedliche Katzenbilder entgegen. Keine Angst, ganz so weit ist es noch nicht. Aber wir finden das Thema „Tiere“ zu interessant, um es immer nur in Form putziger Projekte und verschämter Hinweise auf unser aller Streichelbedürfnis abzufrühstücken. Schließlich gibt es jede Menge ethischer Fragen, die man sich und den Kindern in Bezug auf Tiere stellen kann.

Das fängt schon mit der Formulierung der Frage zu Beginn dieses Textes an: Kann man Tiere haben, also besitzen? Und vermittelt man Kindern durch Haus- und Kita-Tiere diese fragwürdige Vorstellung nicht sogar als richtig?

Auch das Wort „Liebling“ führt zu Fragen: Ist es respektvoll, andere Lebewesen lieb zu finden? Führt Verniedlichung bei Tier wie Kind nicht oft dazu, dass man diese Lebewesen nicht für voll nimmt, ihnen Rechte abspricht? Kann man nur jemanden essen und einsperren, den man niedlich findet?

Kinder haben ja häufig Lieblingstiere. Sie lieben Tiere meist prinzipiell und ohne genaueres Hinsehen, so wie wir Pädagogen das gern über Kinder sagen.

Lieben die Kinder eigentlich Tiere, weil sie so sind, wie sie sind? Oder lieben sie diese Vorstellung vom zutraulichen Lebewesen, die ihnen in Worten, Büchern und Filmen vermittelt wird, obwohl sie mit echten Tieren nichts zu tun hat? Ist es gut, Kindern zu zeigen, dass Tiere nicht so nett sind, wie es all die Medienprodukte vorgaukeln?

Das wollen wir in diesem Heft genauer betrachten. Um ausgehend von Bildern und Texten über Tiere zu Einsichten über ein gleichermaßen friedliches wie bedrohliches, intelligentes wie steindummes Lebewesen zu gelangen: den Menschen – unter besonderer Berücksichtigung der Spezies Homo educativus, auch als PädagogIn bekannt.

Hast Du Lust auf diese Begegnung?

Deine wamiki-Redaktion

Und hier geht es zur soeben erschienenen neuen #wamiki-Ausgabe

Frau Pipapo

Über die Schwierigkeiten einander zu verstehen

Warum sind wir, wie wir sind? Und warum stoßen wir damit nicht nur auf Gegenliebe? Erinnerungen an missliche Situationen, Erkenntnisse über Verhaltensweisen, Erfahrungen mit Lösungsmöglichkeiten und Umsetzungstipps – Aline Kramer-Pleßke, Supervisorin und Coach, möchte dazu beitragen, dass wir unsere Potenziale entdecken, unsere Ressourcen stärken, emotionale Entlastung finden und souveräner handeln können.

Weiter lesen

Mach den wamiki-Faktencheck. Thema Tiere

1. 
Füchse nutzen das Magnetfeld der Erde, um Entfernungen einschätzen zu können.

2. 
Männliche Strumpfbandnattern imitieren ein Weibchen ihrer Art, um Männchen anzulocken, die sich an sie kuscheln und sie warm halten.

3. 
Wickelbären, die in der Lage sind, ihre Füße zu drehen, können rückwärts genauso schnell rennen wie vorwärts.

4. 
Weil Emus und Kängurus nicht rückwärts laufen können, sind sie die offiziellen Wappentiere von Australien.

5. 
Der Kot von Wombats ist würfelförmig.

6. 
Der Kot eines Otters heißt in der Fachsprache "Otterlosung" und kann nach Veilchen riechen.

7. 
Flamingos sind eigentlich von Geburt aus gar nicht rosa. Sie werden rosa, weil sie Tag für Tag Algen, Larven und Krabben fressen.

8. 
Grillen bestehen bis zu 70 Prozent aus Eiweiß, während ein Rindersteak lediglich 17 bis 40 Prozent Eiweiß aufweist.

9. 
Eisbären sind Linkshänder.

10. 
Seekühe nutzen Flatulenz zur Regulierung ihres Auftriebs, indem sie Fürze zurückhalten, um zu treiben, und sie ablassen, um zu sinken.

11. 
Wer tötet durchschnittlich wie viele Menschen pro Jahr? Ordne die Zahlen zu...

5 / 20 / 22 / 30 /130 / 2900
Ameise Hai Hirsch Kuh Nilpferd Pferd

12. 
Haie gibt es länger auf der Erde als Bäume.

13. 
Weibliche Kängurus haben drei Vaginas.

14. 
Der Große Tümmler kann die Hälfte seines Gehirns schlafen lassen, während die andere Hälfte hellwach bleibt.

15. 
Ein ausgewachsener Elefant kann innerhalb von fünf Minuten circa 200 Liter Wasser trinken.

16. 
Kleine Elefanten lutschen gern an ihrem Rüssel, genauso wie kleine Kinder gern an ihrem Daumen lutschen.

17. 
Das Gehirn des Strauß ist kleiner als seine Augen.

18. 
Der Strauß kann einen Marathon in weniger als 60 Minuten laufen.

19. 
Wikinger nahmen auf ihren Schiffsreisen Katzen mit, um somit ein Rattenproblem zu vermeiden.

20. 
Störche kacken sich im Sommer zur Abkühlung gegenseitig auf die Füße.

21. 
Schmetterlinge sind Kannibalen.

22. 
Ein Krake besitzt drei Herzen.

23. 
Würmer können bis zu zehn Herzen haben.

24. 
Kraken haben einen Lieblingsarm. Diesen nutzen sie bevorzugt, z.B. um nach Beute zu greifen.

25. 
Grauwale paaren sich ausschließlich zu dritt.

26. 
Koalas, Affen und der Mensch sind die einzigen Tiere mit einem individuellen Fingerabdruck.

27. 
Die australische Schnappschildkröte kann tatsächlich durch ihren Hintern atmen.

28. 
Kolibris nutzen Falken als Bodyguards.

29. 
Im Amazonas leben pinke Delfine.

30. 
Schnecken können drei Jahre am Stück schlafen.

31. 
Katzen können keinen Zucker schmecken.

32. 
Haie und Rochen sind die einzigen Tiere, die nicht an Krebs erkranken können.

33. 
Wie viele Mücken sind nötig, um das gesamte Blut eines Menschen aufzusaugen?

34. 
Pandas können eine Schwangerschaft vortäuschen, um mehr Essen von ihren Pflegern zu erhalten.

35. 
Der Grönlandwal ist das Säugetier mit der höchsten Lebenserwartung.

36. 
Cymothoa exigua, eine parasitäre Assel, ist ein Parasit und kann ein ganzes Körperteil seines Wirts ersetzen.

Wenn Du am Gewinnspiel teilnehmen möchtest, trage Deine Emailadresse ein. Wir verlosen unter allen Einsendungen 10 x das Buch "Wilde Tiere".

Brandbrief einer Erzieherin

wamiki veröffentlicht den Brandbrief von Jasmin Lachmann, 33 Jahre,  Facherzieherin für Integration:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

während wir Erzieher* schon lange vor den verheerenden Folgen der Corona-Pandemie auf uns aufmerksam machten, blieb dieses bisher fast unbeachtet. Die nun publizierten Zahlen der AOK zeigen, dass Erzieher eine doppelt so hohe Wahrscheinlichkeit haben, an Corona zu erkranken wie andere Berufsgruppen. (Mehr Infos hierzu z.B. unter: Corona-Studie der AOK: Erzieher und Betreuer am häufigsten an Covid-19 erkrankt sowie Krankschreibungen wegen Covid-19 | Aktuelles | WIdO – Wissenschaftliches Institut der AOK)

Ich möchte Sie eindringlich bitten, den folgenden von mir verfassten Brandbrief zu lesen und uns Erziehern zu helfen. Wir schaffen das nicht alleine.

Mit freundlichen Grüßen Jasmin Lachmann, Facherzieherin für Integration

Brandbrief einer Erzieherin

Ob ich eigentlich verrückt sei, meinen alten Job als Fernsehjournalistin an den Nagel zu hängen, um Erzieherin zu werden, fragten sie mich. Und ganz ehrlich: Inzwischen frage ich mich das manchmal auch. Bevor ihr mich missversteht: Ich frage mich das nicht etwa, weil ich meinen Beruf nicht mag. Im Gegenteil. Ich liebe ihn. Ich liebe ihn sogar so sehr, dass es unglaublich schmerzt, überhaupt darüber nachzudenken, ihn aufzugeben. Aber manchmal kann ich einfach nicht mehr.

Und damit bin ich nicht alleine. Ich bin ausgebrannt, kaputt, überarbeitet. Vor allem aber bin ich frustriert. Dass Erzieher* weder ein hohes Ansehen genießen noch ein gutes Gehalt bekommen, war mir schon vor Beginn der Ausbildung bewusst. Schnell erlebte ich, dass die Wertschätzung noch geringer ist als gedacht. – Das ist traurig, aber irgendwie okay.

Nicht okay hingegen ist, dass meine Kolleg*innen und ich zwar dringend gebraucht, aber herzlos behandelt werden.

Ehe hier jetzt Eltern, die um ihre Existenz fürchten, aufhören zu lesen, hier ein kurzer Spoiler: Ich bin NICHT für radikale Kita-Schließungen. Aber ich bin für funktionierende Konzepte, die gemeinschaftlich umgesetzt werden können.

Ich will ehrlich sein: Als Covid19 erstmalig auftauchte, hatte ich Angst. Große Angst. Ich hatte Sorge, dass meine Lieben oder auch ich daran sterben könnten. Als die Kitas im März schlossen, war ich froh und – auch da will ich ehrlich sein – ich gehörte anfangs zu den Leuten, die auf gar keinen Fall in der Notbetreuung arbeiten wollten. Musste ich natürlich trotzdem. Das ist in Ordnung, das ist mein Job. Und wirklich: Eigentlich mache ich das ja gerne, weil ich Familien gerne unterstütze. Auch – oder besonders – in schwierigen Zeiten.

Nicht in Ordnung aber ist, was daraus gemacht wurde:

Seit Beginn der Corona-Pandemie arbeiten wir völlig ohne Schutz und ohne die Möglichkeit, Abstand zu halten. „Meine“ Krippen-Kinder sind ein Jahr alt. Es erschließt sich hoffentlich jedem von selbst, dass es hier weder möglich noch sinnvoll ist, auf Abstand zu gehen. Selbstverständlich gebe ich den Kindern und auch ihren Familien nach wie vor die Geborgenheit, die sie brauchen. Ich lache, ich singe, ich spiele, ich tröste. Ich wickel, putze Nasen und helfe dabei, das selbstständige Essen zu erlernen. Mehrmals in der Stunde werde ich dabei angeniest und angehustet. Mit einem Kind zu kuscheln ist für mich noch immer ebenso selbstverständlich wie vor der Pandemie.

Dass große Menschenansammlungen und Treffen ohne Abstand zu vermehrten Infektionen führen, dürfte inzwischen jeder wissen. Nein, da kann ich den Konjunktiv vernachlässigen. Es weiß jeder. Wirklich jeder. Ich habe niemanden getroffen, der es nicht wusste. Und jeder, der schon einmal eine Kita von Innen gesehen hat, weiß auch, dass hier viele Haushalte ohne Abstand aufeinandertreffen.

Wiesen Erzieher*innen von Beginn an auf die Gefahr, welcher sie sich täglich aussetzen, hin, wurde dieses stets abgetan. Es hieß, Kitas seien keine Infektionsherde. Noch heute früh las ich, dass Frau Giffey mal wieder sagte, wir müssten die Kitas so schnell wie möglich wieder öffnen.

Sicher müssen wir das. Aber mit Hilfe von allen. Es kann nicht sein, dass wir Erzieher* der Situation einfach ausgeliefert werden. Wenn ich darüber nachdenke, was seit Beginn der Pandemie zum Schutz der Erzieher* getan wurde, dann muss ich leider sagen: Nicht viel. Ich muss wirklich darüber nachdenken, weil mir nichts so wirklich einfallen will. Meinem Träger mache ich da keinen Vorwurf. Dieser wird da von der Politik ebenso im Regen stehen gelassen. Aber ich mache all den politischen Entscheidungsträgern einen drastischen Vorwurf: Ihr nutzt uns als Kanonenfutter. Tut endlich etwas dagegen!

Wir brauchen Schutz im Sinne von ausreichend Hygieneprodukten wie Handschuhe und Desinfektionsmittel. Noch immer ist das nicht überall ausreichend vorhanden. Wir brauchen portable Plexiglasscheiben für dringend notwendige Elterngespräche. Wir brauchen (mehr) Masken. Wir brauchen funktionierende Hygienekonzepte (zu sagen, dass Erzieher einfach mehr putzen sollen, ist kein Konzept!) und dafür entsprechendes Personal. Wir brauchen die Unterstützung der Familien, die sich überlegen, ob ihr Kind gerade wirklich ganz dringend in die Kita muss.

An dieser Stelle sei kurz eingeschoben: Für mich hat jedes Kind ein Recht auf Förderung. Und ich möchte diesem auch gerecht werden. Mir ist auch bewusst, dass Kindern die sozialen Kontakte fehlen und dass es Kinder gibt, die „Zuhause dringend raus“ müssten. Ich wäre keine gute Erzieherin, wenn mir all das nicht bekannt wäre. Und auch hier schmerzt es, überhaupt darüber nachdenken zu müssen. Aber wir brauchen Hilfe. Wir können das nicht alleine stemmen und wir können nicht alleine dafür verantwortlich sein. Nicht die Kitas müssen fehlende Homeoffice-Möglichkeiten oder mangelnde Versorgung der Familien durch staatliche Systeme auffangen. Der Staat muss hier helfen. Und eben auch jeder Einzelne.

Ich erwarte von niemandem, seinen Job aufzugeben, um das Kind nicht in die Kita zu schicken. Ich erwarte ebenso wenig, dass jeder, der im Homeoffice arbeitet, sein Kind nicht in die Kita bringt. Und ich erwarte auch nicht, dass Kinder, deren Eltern Zuhause sind, nie wieder in die Kita kommen. Besonders Kinder mit (wesentlich) erhöhten Förderbedarfen dürfen wir bei all diesem nicht vergessen. Aber bitte: Vergesst auch uns nicht.

Vergesst mich nicht.

Falls dir das bisher alles zu anonym war: Ich heiße Jasmin. Ich bin 33 Jahre alt und Facherzieherin für Integration in Berlin. Ursprünglich komme ich aus Bremen. Ich singe und lache gerne. Ich häkel und habe mir in diesem Jahr das Nähen beigebracht. Ich habe zwei Schwestern, tolle Schwager, drei Neffen und eine Nichte. Ich habe Eltern, die ich in diesem Jahr viel zu selten gesehen habe.

Ich tobe gerne mit Kindern durch den Matsch, zähle Kastanien am Boden oder klettere das fünfundneunzigste Mal am Tag ein Klettergerüst hoch. Ich tanze mit den Kindern durch den Regen, baue Höhlen und gehe mit ihnen (wie auf dem angehängten Foto) gemeinsam ernten. Manchmal rede ich zu viel und manchmal weine ich zu schnell. In diesem Jahr habe ich sehr oft geweint.

Ich bin mir unglaublich alleine gelassen vorgekommen. Nein, eigentlich komme ich mir noch immer so vor. Und verarscht. Es tut mir Leid, dass ich dieses Wort wählen muss, aber genau das ist es. Ich komme mir verarscht vor.

Wisst ihr, ihr könnt gerne sagen, dass ihr keine bessere Lösung habt. Das wäre wenigstens ehrlich. Zwar wäre es dann ebenso schlimm wie zuvor, aber immerhin ehrlich. Ich komme mir vor, als würde man mir sagen wollen: „Ja, ich weiß, dass wir euch opfern. Aber diese Wahrheit verdienst du nicht.“

Na, kurz die Stirn gerunzelt, warum ich so übertreibe? Nun. Inzwischen bin ich recht zuversichtlich, dass ich nicht daran sterben werde. Vorsichtig bin ich trotzdem. Von Vorsicht seitens der Politik kann indes in Bezug auf die Kitas keine Rede sein. So befürchte ich, dass trotz des längst überfälligen und dann heute endlich erbrachten Beweises, dass Erzieher sich deutlich häufiger mit Corona anstecken als andere Berufsgruppen, dieses keinerlei weitere Beachtung findet und die Kitas wie geplant zum Regelbetrieb zurückkehren sollen.

Aber hey, gerne nochmals: Auch ich bin ein Mensch. Ich bin kein Roboter, der funktioniert, wie ihr euch das wünscht und der sich nicht anstecken kann, weil er nicht mehr als eine Blechdose ist. Ich bin mehr. Und ich bin auch mehr wert.

Ich bin es wert, dass ihr mir Wertschätzung entgegen bringt. Ich bin es wert, dass ihr ehrlich seid. Ich bin es wert, dass sich jeder überlegt, ob sein Kind gerade wirklich ganz dringend in die Kita muss oder ob es zu Zeiten der Pandemie nicht vorübergehend auch anders geht. Seltener zum Beispiel. Oder kürzer. Oder wie auch immer.

Ich bin es wert, dass ihr Danke sagt und es auch so meint. Ich bin es wert, dass ihr nicht vergesst, dass ich mich um das Wertvollste kümmere, was es gibt: Um eure Kinder und unsere Zukunft.“

wamiki findet, dass es eine Menge von möglichen Lösungen im Interesse von Erzieher*innen, Kindern und ihren Familien gibt. Wir sammeln, was sich wie ändern kann und muss. Du hast auch konkrete Vorschläge? Schick sie uns an info@wamiki.de. Wir veröffentlichen die gesammelten Vorschläge ab 22. Februar fortlaufend.

Der, die oder das Tetra Pak®

Seit dem Start unserer pädagogischen Fachzeitschrift #wamiki heißt es in jedem Heft: Teuer muss nicht sein, aber kreativ! Michael Fink inspiziert Ausgesondertes, um nach Dingen zu suchen, die kaum etwas kosten, aber Kinder anregen, kleine Forscher oder Künstler zu werden.

Wir wamikis haben gedacht, diese zahlreichen Ideen zum kreativen Gestalten mit einfachsten Mitteln sollten wir einfach einmal aus dem Archiv holen. Viele der Dinge könnten bei Euch herumliegen, andere lassen sich sehr leicht und kostengünstig beschaffen.

Wir wünschen Euch kreative Anstöße mit den tollen 1€-Gestaltungsideen von Michael Fink, der diesmal mit dem Tetra Pak® kreativ wird.

Achja: den Artikel könnt ihr Euch unten ganz einfach als PDF herunterladen! Weiter lesen

Meine Woche drin: 7-Tage-Märchen, Sprach-Spiel und Bilder-Buch

Eine Woche drin- Pappbuch und Masken von Nadia Budde

Meine Woche drin: Budenstoffel und Heimpantoffel, Scheunenstrolch und Polstermolch? Vorhangbeißer und Sesselreißer? Nadia Budde hat einen 7-Tage-Comic zum Ausnahmezustand für Kinder, Erzieher*innen, Lehrer*innen, Familien gezeichnet. Wie wir “drinnen” in neue Daseinsformen wechseln, kannst Du in der neuen wamiki und im neuen Bilderbuch entdecken und selbst mit den Kindern gestalten:

Wie sieht Eure Zeit drinnen aus? Schickt uns Eure Woche drin…
Zum Beispiel als: Türbuch, Zeichnung, x-Tage-Märchen, Sprach-Spiel, Tagebuch, Minifilm, Podcast … Wie das geht?
Hier ein paar Tipps:

Meine Woche drin … als Türbuch

Material: Papierbögen (DIN A4, weiß oder farbig) zum Herstellen der Klappbücher, Stifte und Zeugs zum Gestalten

So geht’s:
Ein längs halbierter DIN A4-Streifen wird zum Klappbuch gefaltet und außen mit einem Türmotiv versehen. Die Tür kann nun auf-und zugeklappt werden. Was wird wohl dort sein? Hinter der Tür? Wer lebt dort? Öffnet die Tür und malt/schreibt die Geschichte auf…

… als Hausbuch

Material: Zeichenkarton (DIN A4, weiß oder farbig) zum Herstellen der Klappbücher, Stifte, Schere und Zeugs zum Gestalten

So geht’s:
Ein längs halbierter DIN A4-Karton wird zum Klappbuch gefaltet, so dass er sich in der Mitte aufklappen lässt. Im oberen Drittel wird die Dachform geschnitten: schräg, rund, mit Turm oder ohne…
Außen kann die Hausfassade mit Fenstern, Haustür, Dach gestaltet werden. Das Papierhaus kann auch ein Papierschloss sein – mit Schlosstür, Turmspitzen… In das Innere des Hauses/Schlosses wird die Geschichte gemalt/hineingeschrieben.
Zum Beispiel als

… 5-Sätze-Märchen

Zuerst werden dafür Wörter eingesammelt, aus denen die Kinder die Geschichte bauen. Wörter sind die Baumaterialien aller zu schreibenden Geschichten. Die eingesammelten Wörter werden in die beiden Flügeltüren innen gemalt/notiert:
Auf die linke Innenseite drei bekannte Hausbewohner*innen (oder Märchenfiguren).
Zum Beispiel: Mama, Bruder, Hund…

Auf die rechte Innenseite werden die Namen von 13 Dingen geschrieben, die die Kinder entweder in dem Raum, in dem sie sich gerade befinden, vorfinden oder die sie an einem anderen Ort einsammeln können (Wörter aus der Küche, Wörter aus dem Kinderzimmer, Wörter aus dem Bad…) Also zum Beispiel Küchenwörter: Nudeln, Marmelade, Honig, Besen, Schokolade, Apfel, Kochbuch, Rezepte, Eis …

Auf die Mittelseite des Klappbuches innen kommen dann die fünf Sätze der Geschichte:

Ein einfaches Baumuster kann sein:

  1. Satz: Die Hauptfigur entsteht. Dazu wird jeweils ein Wort von den zwei Außenseiten zusammengesetzt: Es war einmal eine Schokoladenmama…
  2. Satz: Lieblingsbeschäftigung der Hauptfigur: Am liebsten kochte die Schokoladenmama Nudeln mit Marmelade…
  3. Satz: Besuch kommt. Dazu wird jeweils ein Wort von den zwei Außenseiten zusammengesetzt: Eines Tages klopfte es und der Apfelhund saß vor der Tür…
  4. Satz: Was für ein Geschenk bringt der Besuch mit? Er brachte ein selbstgemaltes Kochbuch mit…
  5. Satz: Was passiert nun? Seitdem sitzen sie zusammen und lesen sich Rezepte vor…

… als Sprachspiel und Tagebuch

In Nadia Buddes Pappbilderbuch “Eine Woche drin” dreht sich alles um das Spiel mit der Sprache, konkret um das Erfinden von neuen Wörtern und das Reimen.
Material: Zeichenkarton (DIN A4, weiß oder farbig) zum Herstellen der Zieharmonika-Bücher, Stifte, Schere und Zeugs zum Gestalten

So geht’s:
Ein DIN A4-Blatt längs halbieren und auseinanderschneiden. Den Streifen einmal in der Mitte falten und wieder aufklappen. Den Streifen nun von beiden äußeren Seiten bis zur Mitte falten. Das Buch als Zieharmonika legen.
Zuerst wird Nadias Buch vorgelesen… und eingehend betrachtet. Beim mehrmaligen Vorlesen kann das Reimwort weggelassen werden, sodas die Kinder das fehlende Reimwort erraten können. Nun können Kinder eigene Wortschöpfungen und Reime erfinden. Das Spiel heißt: Wesen… aufwecken, die in der Geschichte, im Reim mitspielen.

In jedem Raum gibt es viele Dinge. Sichtbare Dinge wie zum Beispiel Wand, Tür, Fenster, Stuhl, Lampe, Tisch, Couch und unsichtbare, verborgene wie zum Beispiel Schätze in den Hosentaschen, Schubladen …
Diese zufällig vorhandenen Dinge können Kinder mit den Augen ablesen. Die Suchaufgaben können variiert werden. Zum Beispiel können Kinder nach großen oder kleinen, spitzen oder runden, blauen oder grünen Dingen suchen und Wörter zusammenstellen. Dieses Spiel verbindet bewusstes Wahrnehmen mit dem sprachlichen Artikulieren. Wahrnehmen und Benennen gehören zu den Grundübungen der Kopfgymnastik, mit denen jedes Schreibspiel beginnen kann… Hierbei werden die fünf Sinne der Wahrnehmung sensibilisiert.
Was ist das, und wie heißt das, was ich gerade sehe, rieche, schmecke, höre, taste? Die Dinge bekommen einen Namen: ein Wort, das ausgesprochen oder auch aufgeschrieben oder ins Bild gesetzt wird. Aus den Dingen und Figuren lassen sich zusammengesetzt wunderbare neue Wörter schöpfen. Ein unendliches Spiel…

Das Pappbilderbuch von Nadia Budde gibt es im wamiki-shop. Es kostet einzeln 12 Euro, im Set mit Maske (Unikat): 20 Euro, zzgl. Versand, zu bestellen hier.

wamiki-Tipp für Grundschulen:
Eva Maria Kohl, Michael Ritter: Schreibszenarien: Wege zum konstruktiven Schreiben in der Grundschule. Klett/Kallmeyer, 4.Auflage 2019, ISBN 978-3-7800-1050-6

Perspektivwechsel für mehr Lebenslust

Gehen Sie an die Schaltstelle der Macht: in Ihren Kopf.

Wir sehen die Welt nicht, wie sie ist, sondern wie wir sind. Die meisten Dinge, die uns den Alltag vernebeln, vermiesen oder vermasseln, existieren nur in unseren Köpfen. Da aber haben sie sich gut verankert und nehmen uns die Sicht auf das, was das Leben leicht und lebenswert macht. Bis Leander Greitemann mit Ihnen den Nebel wegpustet.
Wechseln Sie zwanzigmal die Perspektive. Mit Denkanstößen und Geschichten. Mit Praxistipps und Humor. Mit Philosophie und Psychologie. Und ohne Ausreden!
Andere können wir nicht verändern – und manche Situationen auch nicht, auch wenn wir das ziemlich oft versuchen. Uns selbst hingegen schon. Mit einem Buch, das uns bewusst macht, was wir eigentlich schon wissen: Machen ist wie wollen – nur krasser!

Leander Greitmann
Unfog Your Mind
Perspektivwechsel für mehr Lebenslust und LeichtSinn
224 Seiten, gebunden
verlag hermann schmidt, Mainz 2020
ISBN 978-3-87439-933-3
27 Euro