PINA SCHAUKELT – Was kleine Kinder brauchen

01 pina schaukelt

Als am 8. März diesen Jahres in der gut gefüllten Urania in Berlin der Abspann von „Pina schaukelt“ der Regisseurin Heide Breitel lief, setzte lang anhaltender Beifall ein.

Wir hatten hier mit vielen anderen gemeinsam etwas gesehen, was ich als ein Ereignis der besonderen Art bezeichnen will: 90 Minuten lang schauten mehrere hundert Erwachsene gebannt vier Kleinstkindern zu, und ab und zu auch ihren Erzieher_innen. In einem Film fast ohne Handlung. Und das war keine Minute langweilig.
Nein, das war so spannend, so erkenntnisreich und gleichzeitig so unterhaltend, dass wir wussten – diesen Film wollen wir in unser Verlagsprogramm aufnehmen! Den müssen viel mehr Menschen sehen, als es die wenigen Kinoaufführungen ermöglichen. Nicht nur alle Kita-Erzieher_innen, sondern auch alle Väter und Mütter in diesem Land. Eigentlich alle, die Verantwortung für die Betreuung, Bildung und Erziehung von Kindern tragen. Größenwahn? Sicher! Also warum?

Weil der Film einerseits die Lernfähigkeit, Entdeckerfreude und Gestaltungslust der anfänglich zehn Monate alten Protagonisten authentisch einfängt und sie achtzehn Monate lang auf ihrem Weg geduldig beobachtet und anteilnehmend begleitet. Und weil er gleichzeitig die gelungene Beziehung dieser Kinder mit ihren Erzieher_innen zeigt. Eine Beziehung, die von Aufmerksamkeit, Zugewandtheit und vor allem von tiefem, stabilen Vertrauen gekennzeichnet ist und jeden Tag wieder neu geknüpft wird. Ihnen, den Kindern und Erzieher_innen, dabei zuzusehen ist für mich das eigentliche Highlight des Filmes.

Der Neurobiologe Gerald Hüther, der im Produktionsprozess des Films beratend involviert war, beschreibt in seinem lesenswerten Beitrag zum Film diese besondere Rolle der Erzieher_innen: „Es ist nicht leicht, Kinder zu begleiten, ohne sie zu Objekten von Erwartungen, Bewertungen, Belehrungen oder irgendwelcher Fördermaßnahmen zu machen. Dazu bedarf es eben der besonderen inneren Einstellung oder Haltung der jeweiligen Bezugspersonen, mit der Voraussetzung, dass ein Kind kein Objekt ist, sondern als gestaltendes, lernfähiges und erkennendes Subjekt wahrzunehmen ist. (…) Der Film von Heide Breitel lässt erleben, (…) wie diese Entwicklungen möglich werden.“

Sehen Sie selbst! Hier geht es zum Trailer des Films. Der Film ist ab sofort in unserem Shop bestellbar (HIER)!

Interview mit der Regisseurin Heide Breitel

heide breitel

Der Dokumentarfilm „Pina schaukelt. Was kleine Kinder brauchen“ (Deutschland 2016) beobachtet junge Kinder ab zehn Monaten auf Augenhöhe in ihrem Alltag in der Kinderkrippe und begleitet sie, bis sie 2 ½ Jahre alt sind. Der Film zeigt die unerschöpfliche Lernfähigkeit, Entdeckerfreude und Gestaltungslust, mit der Kleinst-und Kleinkinder die Welt erobern. – Einfühlsam begleitet von Erziehern und Erzieherinnen, die die Kunst des pädagogischen Ping-Pong-Spieles beherrschen, die die Kinder herausfordern, zugewandt und aufmerksam sind.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, einen Dokumentarfilm über Kleinkinder zu machen? Gab es einen Auslöser?

Seit dem 8. August 2013 besteht nach dem Krippenkinderförderungsgesetz bundesweit ein Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für alle unter Dreijährigen. Es wurde viel darüber berichtet, wie das organisatorisch zu schaffen sei. Aber wie der Tagesablauf für die Kinder aussehen soll, was sie wirklich brauchen, um wachsen zu können an Körper, Geist und Seele, ist in der Diskussion untergegangen. 2012 habe ich den Film SCHLÜSSEL ZUM LEBEN in einer Kinderkrippe in Frankfurt am Main gedreht. Seitdem war es mein Wunsch, Kinder beim Wachsen länger zu beobachten.

Einen Kindergarten zu finden, der bereit ist, sich über einen längeren Zeitraum bei der Arbeit filmen zu lassen, war sicher nicht einfach. Wie haben Sie die Kita gefunden?

Bei meiner Recherche habe ich viele Einrichtungen besucht, staatliche, kirchliche, auch privat geführte Kindergärten. Dabei habe ich den INA KINDER.GARTEN in der Dresdener Straße in Berlin kennengelernt. Diese Kita ist 1986 aus einem umgebauten Parkhaus entstanden, deshalb gibt es dort sehr viel Platz für die Kinder. Die INA KINDER.GÄRTEN arbeiten nach dem Situationsansatz: was für die Kinder in diesem Moment gerade wichtig ist, wird aufgenommen, mit den Kindern bearbeitet und weitergeführt. Bei den Kleinkindern stehen Liebe und Wärme im Vordergrund, dass sie z.B. auf den Arm genommen werden wollen, wenn sie Trost und Schutz brauchen. In der Nestgruppe für Kinder unter drei Jahren fangen drei Erzieher_innen mit nur sechs bis acht Kindern an, die zwischen neun und elf Monate alt sind. Die Gruppe wächst im Laufe der Zeit und es kommen Kinder dazu, bis sie drei Jahre alt sind. Wir haben im Dezember 2013 mit acht Kindern in der Nestgruppe angefangen zu drehen.

Wie haben Sie sich mit den Eltern abgestimmt? Waren immer alle einverstanden mit den Dreharbeiten?

Das Einverständnis von Eltern kleiner Kinder zu bekommen, setzt großes Vertrauen voraus. 2002 habe ich ICH KANN DAS SCHON gedreht, ein Dokumentarfilm mit kleinen Kindern, die Down-Syndrom haben und 2005 war ich in der FERDINAND-FREILIGRATH-SCHULE für meinen Film AUS ERFAHRUNG KLUG. Mit diesen beiden Filmen habe ich mich den Eltern vorgestellt, damit sie sehen können, wie ich arbeite. Auf einem Elternabend habe ich viele Fragen beantwortet. Es gab auch Ablehnung. Aber in der Gruppe der ganz Kleinen haben die Eltern schließlich zugestimmt. Ich wurde sehr genau befragt, weil befürchtet wurde, dass ich mich auf Kosten der Kinder profilieren will. Nachdem die Eltern meine Filme gesehen hatten und nach einem weiteren Gespräch, waren dann alle einverstanden, auch dass ich zwei Jungen und zwei Mädchen auswählen wollte, damit die Zuschauer die Kinder im Film wiedererkennen können.

Wie haben sich die Erzieher_innen auf die Dreharbeiten vorbereitet?

Vor den Dreharbeiten habe ich die Nestgruppe immer wieder besucht. Einerseits wollte ich mich mit den Kleinen vertraut machen, andererseits um mich mit den Erzieher_innen abzustimmen. Bis zum zweiten Lebensjahr entwickeln sich die Kinder in Riesenschritten. Das wollten wir auf keinen Fall verpassen. Als wir anfingen, krabbelten sie noch, dann ziehen sie sich hoch, kommen auf die Füße, wagen die ersten Schritte und Lautieren, bis sie Ein-Wort-Sätze bilden und allmählich zur Sprache kommen. In dieser rasanten Zeit haben wir monatlich gedreht. Danach sind wir seltener gekommen und der Film endet, als die Kinder ca. 2 ½ Jahre alt waren und sich als ICH wahrnehmen konnten. Mir war es wichtig, den ganz normalen Alltag zu dokumentieren, die Kinder verbringen ja oft den ganzen Tag in der Kita. An die Erzieher_innen hatten wir keine besondere Wünsche: was an diesem Tag passierte, haben wir gedreht. So gesehen arbeiten wir auch mit dem Situationsansatz.

Wie haben Sie Ihr Aufnahme-Team gefunden?

Mit den Kollegen_innen habe ich schon oft zusammengearbeitet. Wir kennen uns lange und ich habe absolutes Vertrauen, dass sie den Tag mit Kamera (Thomas Ladenburger und Ralph Netzer) und Ton (Lilly Grote) so intensiv begleiten, wie es für die dokumentarische Arbeit erforderlich ist. Alle hoch-professionell und alle auch sehr umsichtig mit den Kleinen. Die Kamera musste sich fast immer auf dem Fußboden entlang bewegen, weil wir die Kinder gerne auf Augenhöhe sehen und nicht auf sie herabblicken wollten. Das war für das Team nicht immer leicht, hat aber super funktioniert. Der kleine Luc war beim ersten Drehtag so neugierig, dass er am liebsten ganz in die Kamera hineingekrochen wäre. Beim zweiten Dreh hatten wir eine weitere Kamera dabei, die das Team filmte. Jury ist auf der Rutsche und schaut mit großen Augen in die Kamera, will genau herausfinden, was da drin ist. Das konnte ich mit den Bildern der zweiten Kamera zeigen. Lilly Grote hat sich besonders gefreut, wenn wir bei den Kleinen waren und sagte immer: „So waren wir auch alle mal.“

Die Dreharbeiten waren vermutlich voller Überraschungen, weil Sie vorher nie wissen konnten, was sie erwartet.

Stimmt. Wenn sie noch ganz klein sind, schließen Kinder schon Freundschaften. Ein Beispiel: Luc hat ein schlafendes Kind im Körbchen geschaukelt und man sieht, dass er nach oben schaut. Die Kamera folgt seinem Blick und wir sehen, wie Juri zur Tür reinkommt, die Arme hochreißt, sich freut und lacht. Beide gehen aufeinander zu und geben sich ein Küsschen. Es ist immer ein Geschenk, wenn die Kamera genau in diesem Augenblick da ist, wo sich so eine kleine Szene ereignet. Sie ist eine meiner Lieblingsszenen im Film. Inszenieren kann man nicht mit kleinen Kindern. Aber der Dokumentarfilm kann zeigen, was sie gerade tun, worüber sie sich freuen, auch worüber sie traurig sind, wenn man sich ganz einlässt und jede Sekunde nah bei den Kindern bleibt und hinschaut.

Gab es auch Zeiten, in denen die Arbeit schwierig war?

Im Team gab es keine Schwierigkeiten, alle haben sich immer gefreut, die Kinder wiederzusehen. Für die Erzieher_innen war es schwerer, weil die Dreharbeiten doch ein Eingriff in ihre Arbeit waren. Auch sind sie es nicht gewohnt, vor der Kamera wie Schauspieler_innen ganz natürlich zu bleiben. Als wir uns länger kannten, war das aber nicht mehr so ein Problem. Ich habe immer nachgefragt, an welchen Tagen wir kommen können, damit “unsere vier Kinder“ nicht gerade krank sind oder im Urlaub. Zwischendurch habe ich sie besucht, mit ihnen gespielt und gesungen, damit das Vertrauen zwischen den Drehphasen nicht verloren geht. Ich bin den Erzieher_innen sehr dankbar, dass sie das durchgestanden haben mit uns, weil das schon eine Doppelbelastung gewesen ist. Aber im Nachhinein sind wir alle gemeinsam froh, dass wir das geschafft haben.

Die Musik im Film trägt viel zur Stimmung bei. Wie ist der Soundtrack entstanden?

Mit dem Komponisten Andreas Wolter habe ich besonderes Glück. Er hat schon für drei meiner Filme die Musik gemacht. Wir haben gemeinsam überlegt, wie wir es hinbekommen, dass die Aufmerksamkeit des Zuschauers in dem Gewusel der vielen Kinder bei unseren vier Kindern bleibt. Also hatten wir die Idee, dass die Musik einen zweiten Erzählstrang bildet. Wir haben den vier Kindern Instrumente zugeordnet: Pina bekam die Flöte, Juri, dem Babyalter fast schon entwachsen, das Fagott, Luc die Klarinette und Charlotte die Geige. So kann man jetzt die Kinder auch an der Musik wiedererkennen.

Interview: Hanna Hechel

Portrait von Donna Stevens

Drei Fragen an Donna Stevens

Die Portraits der australischen Fotografin Donna Stevens zeigen Kinder beim Fernsehen, mit entgleisten Gesichtszügen und entrücktem Blick – ein Ausflug in die widersprüchlichen Seiten der genüsslichen Beziehung zwischen Mensch und moderner Technik.

Wie entstand die Idee, Kinder vor dem Fernseher zu portraitieren?

Wir sind im Winter von Australien nach New York gezogen. Das war für uns eine extreme klimatische Veränderung! Deshalb verbrachten wir einen großen Teil der Zeit in unserer Unterkunft. Da wir in den ersten Wochen kaum Spielzeug hatten sah unser Sohn Netflix. Sehr schnell war er ziemlich besessen davon. Die Idee, Kinder vor dem Fernseher zu porträtieren, war geboren.

Welche Sendungen gucken die Kinder ?

Jedes Kind hat sich seine eigene Sendung ausgesucht auf Netflix. Die meisten sehen Zeichentrickfilme.

Was sind Deine persönlichen Fernseh-Erfahrungen?

Ich habe Fernsehen geliebt! Wir standen morgens um 5.00 Uhr auf, um Musikvideos und Zeichentrickfilme zu sehen. Ich habe als Kind sehr viel Sport getrieben und war viel draußen, wir lebten auf dem Land. In New York haben wir keinen Fernseher, wir nutzen jetzt Laptops und Ipads. Es ist eine tägliche Herausforderung für mich, die Zeit meines Sohns vor den Bildschirmen zu begrenzen.

Die Fotos von Donna Stevens sind in unserem neuen Heft 2/2016 „Genuss“ zu sehen. Wer gerade in New York ist, kann sie auch im Original besichtigen – bei der Gruppenausstellung WHAT WE DO IS [SECRET] mit Donna Stevens.

WHAT WE DO IS [SECRET]
168 Bowery, New York, NY 10012.
Eröffnung:14. Mai, 19:00 – 1:00 Uhr.
RSVP: unfollowcollective.com
#whatwedoissecret

Die wamikis auf der Didacta in Köln

Muede Messies klein

Die Didacta ist die größte Bildungsmesse Europas, die immer zwischen den Städten Hannover, Stuttgart und Köln hin und her wechselt. Und wir waren natürlich, wie schon im vergangenen Jahr, dabei, diesmal in Köln.

Mit dabei natürlich auch wieder unser rotes Sofa!
Mit dabei natürlich auch wieder unser rotes Sofa!

Das Prinzip vom letzten Jahr, unsere Besucher_innen durch die  Bilderrätsel von Marie Parakening (hier zu erwerben!) aktiv einzubeziehen, hat ein weiteres Mal bestens funktioniert. Dies, eine originelle Standgestaltung und vor allem unsere kreativ-unterhaltsame Ausstellung „Dialog über Räume“ haben uns viele Sympathien und großen Zuspruch gebracht.

8:55 Uhr ... Ruhe vor dem Sturm!
8:55 Uhr … Ruhe vor dem Sturm!
Ein wenig später ...
Ein wenig später …

Auf rund 100 qm Ausstellungsfläche konnten Besucher_innen durch ein Labyrinth der heimlich gelebten Raumkonzepte wandeln, sich im Ideen-Reich an bester Praxis bilden und ko-konstruktive Methoden der Veränderung entdecken. Täglich wurden Workshops angeboten, in denen wir mit 2-10 Personen den Raum Didacta erforschten. Grundlage waren Methoden der künstlerischen Raumforschung, genannt Raumstrategien. Raumforschung ist eine Art praktische Sozialwissenschaft, die Spaß machen soll, aber auch mit ernsthaftem Forschungswillen an die Dinge herangeht.

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Daneben gab es wieder viele Begegnungen mit Leserinnen und Lesern, zahlreichen Interessent_innen sowie potentiellen Autor_innen und anderen Mitstreiter_innen. Im vergangenen Jahr waren zum Beispiel Claudia Jirka und Martina Nadansky an unseren Stand gekommen, die beide inzwischen zum festen Autorinnenstamm gehören.

Bei allem Interessanten und Schönen ist eine solche Messe aber auch ziemliche Knochenarbeit, denn 100 Quadratmeter Ausstellung und ein Messestand wollen aufgebaut und am Ende auch wieder abgebaut werden. Und fünf Tage lang jeweils neun Stunden am Stand oder in der Ausstellung zu stehen hat uns auch körperlich einiges abverlangt. Dazu viele Gespräche, Fragen beantworten, ständig neue Gesichter … und dann wollten unsere Bücher, Zeitschriften, Plakate und anderen Produkte ja auch verkauft werden – Langeweile hatten wir also keine und selten eine kleine Pause zum Aufatmen oder um mal kurz einen fremdem Messestand zu besuchen.

Tasche signiert Superuschi!
Tasche signiert Superuschi!

Doch Eure Sympathie, Euer Interesse und Eure Begeisterung waren ein schöner Lohn dieser Anstrengungen. Danke dafür, dass Ihr alle da wart!

Zur Ausstellung und speziell zu den Workshops wird es in Kürze einen Extrabeitrag geben, hier folgen noch ein paar Eindrücke von anderen wamikis, die auch auf der Messe waren:

 

Michael Kobbeloer, Autor und Trainer und Vortragsredner

Die didacta 2016 war … für mich zum einen ein Zeichen für den riesigen Bedarf an emotionalen, lebendigen und kre-aktiven Lernideen- und methoden und gleichzeitig ein Rückschritt in die industrielle Didaktik, in dem wir glauben, eine Tafel mit Stecker wäre schon eine Lerninnovation.

Michael Fink, Autor und Fortbildner

Die Didacta war… liebens- und hassenswert wie immer – mit ihrem Dauer-Krach, der Mief-Luft, manchem abschreckenden Messestand einerseits – und dann den vielen tollen Gesprächen mit Leuten voller Ideen zwischen den Pappen unserer Raum-Ausstellung!

 

Und Tasche hat natürlich ihren Satz gezeichnet:

Die Didacta 2016 war klein

 

Haro Senft ist tot

Noch vor wenigen Tagen haben wir E-Mails ausgetauscht, nun mussten wir erfahren, dass der Filmemacher Haro Senft plötzlich gestorben ist.

Haro Senft (1928-2016) war ein Autorenfilmer der ersten Stunde und einer der Unterzeichner des Oberhausener Manifestes von 1962, mit dem Filmemacher unter dem Motto „Papas Kino ist tot“ der seichten Nachkriegsfilmproduktion aus Heimatfilmen und Liebesschnulzen den Kampf ansagten. „Seine Kurz- wie Autoren- wie Kinderfilme waren prägend und sind unvergessen“, teilte seine Agentur mit.

Haro Senft hat zwischen 1954 und 1997 über 40 Filme gemacht, als Produzent, aber meistens als Autorenfilmer – Produzent, Regisseur und Autor in Personalunion.

In der diesjährigen Berlinale-Retrospektive ”Deutschland 1966 – Filmische Perspektiven in Ost und West“ wird endlich wieder sein Spielfilm ”Der sanfte Lauf“ auf der großen Leinwand gezeigt. In diesem Film bekam übrigens Bruno Ganz seine erste große Hauptrolle. Schade, dass Haro Senft, der 2012 die Berlinale-Kamera der Berliner Filmfestspiele erhielt, dies nicht mehr miterleben kann.

Ab 1971 widmete sich Senft überwiegend der Regie und Produktion von Kinderfilmen, beispielsweise für die ZDF-Serie „Rappelkiste“. 1978 war er Mitgründer des „Fördervereins Deutscher Kinderfilm“ und bis 1998 auch Mitglied des Kuratoriums. Von 1980 bis 1984 leitete er in Südamerika, Asien, Afrika und Europa Seminare über „Kinder und Medien“ für das Goethe-Institut, für das er 1990 und 1991 auch einige Filme drehte.

Seine wichtigsten Kinderfilme wird der Verlag Was mit Kindern demnächst gesammelt herausgeben, daher der E-Mailverkehr zwischen uns und dem Regisseur. Leider können wir durch den plötzlichen Tod nun Haro Senft nicht mehr für das DVD-Booklet befragen, wie wir das eigentlich geplant hatten und unsere Ausgabe wird zu einer posthumen. Wir freuen uns trotzdem, dass wir durch die Veröffentlichung vielen Menschen eine Wiederbegegnung mit Filmen ihrer Kindheit ermöglichen werden und hoffen natürlich auf viele neue Haro Senft-Fans auch unter Jüngeren. Das hätte ihn sicherlich gefreut.

Können Kostüme diskriminieren?

Februar ist Faschingszeit! Das Faschingsfest ist mit seinen Kostümierungen ein beliebtes Highlight im Kita- und Grundschul-Alltag. Was jedoch, wenn der Spaß des einen Kindes verletzende Botschaften über die Familie des anderen enthält? Was, wenn Kostüme Stereotype über Geschlecht, Hautfarbe oder Familienkulturen aufgreifen und wiederholen? Weiter lesen