Mit halber ­Fachkraft voraus:

Neue Wege gegen Personalmangel

Vitamin-C-Mangel, Heißmangel, mangelhaft. Wörter mit der Buchstabenfolge „mangel“ sorgten schon immer für Angst und Schrecken. Jetzt hat sich der Fachkräftemangel wie ein Schatten über unsere sonnige Kitawelt gelegt, und Experten fragen sich, wie es plötzlich dazu kommen konnte. Wurden als Kinder getarnte feindliche Agenten in unsere Kitas geschleust, um durch explodierende Gruppengrößen für Chaos zu sorgen? Haben Ideologen unseren Frauen ausgeredet, in Jobs zu arbeiten, in denen man knappe Gehälter durch üppiges freiwilliges Engagement kompensieren kann? Egal, jetzt ist das Kind in den – wegen Fachkräftemangel schlecht beaufsichtigten – Brunnen gefallen und kann auch nicht mehr herausgeholt werden. Also zählen technologieoffene Lösungen wie die folgenden aus verschiedenen deutschen Bundesländern.

Hier gibt es den Artikel als PDF: Fachkraft Satire_#4_2023

 

Auf Erziehungstour durchs Erzgebirge

Im überalterten und dünn besiedelten Landkreis Ohrenhau kann man auf erprobte Lösungen aus der Seniorenbetreuung zurückgreifen: „Dybisch füo ünzre Reckjön…“
– Moment, schnell den Google-Dialect-Translater anstellen – „… sind ja diese Mini-Autos vom Pflegedienst, die oft für die letzte Bewegung über Land und von Omi zu Opi sausen. Wir haben das Prinzip erweitert und sogenannte Kinderbetreuungsstützpunkte eingerichtet. Hier werden jeweils drei bis vier Kinder gesammelt, die dann mehrmals täglich vom Pflegedienst besucht werden. Manche Leistungen wie Apetito-Happen erwärmen oder kämmen ähneln den in der Altenpflege üblichen; dazu kommen neue Zusatzaufgaben wie drei Minuten Morgenkreisgespräch pro Kind und zweieinhalb Minuten Feinmotorik-Training…“

Aber reichen denn dreimal fünf Minuten Betreuungszeit für ein Kind? „Für die Durchschnittskinder schon. Kinder mit höherem Bedarf, etwa wegen schwierigem Sozialverhalten, können bis zu sechs Besuche a 10 Minuten pro Tag bekommen. Das ist fast mehr Aufmerksamkeit als in der klassischen Kita! Voraussetzung ist natürlich der ermittelte Bedarf. Wir sprechen da von den Kategorien Flegelstufe I und II…“

Moni oder Tonie?

Vanessa kommt heute nicht? Was früher für Eltern­panik und verunsicherte Kinder gesorgt hätte, wird heute in der Kita Okapigehege in Berlin-Hopsenrade souverän bewältigt: dank des Konzeptes der KI-Ki-Ta. Natürlich steht das erste KI für künstliche Intelligenz. Die Kita, Fan der Tonie-Box1, ließ für alle Kolleginnen Toniebox-­Figuren herstellen. Fehlt eine Kollegin, wird die entsprechende Figur auf die Tonieboxen der Kita gesteckt und übernimmt nun akustisch deren Aufgaben. Zwar konnte anfangs nur die für den Hortbereich zuständige Hildegard glaubwürdig ersetzt werden, deren Satzrepertoire im Wesentlichen aus „Jeh da ma’ fix runta“ und „Mütze uff, aba dalli“ bestand. Doch heute arbeitet man mit ChatGPT, was schon nach dem ersten Elterngespräch mit der Toniebox-Figur von Sonja für Begeisterung sorgt: „Im Prinzip waren es nur Floskeln – aber wunderbar beruhigend…“

Personalersatz mit Herz und Schnauze

Digitale Erzieherinnen? Nichts für uns, findet Steffi Stremel aus dem Jugendamt Warmemüde: „Kinder brauchen Erzieherinnen aus Fleisch und Blut!“ Begeistert berichtet sie vom Visionsworkshop der Gemeinde, bei dem die Teilnehmenden sich nicht von den schlechten Bedingungen herunterziehen lassen, sondern sich erst mal auf ein Bild ihrer idealen Kita-Fachkraft einigen sollten. Bald war klar: „Ein Freund für die Kinder soll sie sein, trotzdem natürliche Autorität haben, gut ausgebildet, dem Arbeitgeber treu und in hohem Maße einsatzbereit sein.“ Sofort war klar: Freie Erzieherstellen werden ab sofort durch Hunde besetzt, natürlich mit Hundeschulausbildung. „Sie können sich nicht vorstellen, wie das flutscht“, strahlt Steffi Stremel. „Wenn Erzieherin Gabi beim Morgenkreis was vorsingt und die Kinder reinquatschen, dann knurrt Kollege Bello kurz, und schon sind alle mucksmäus­chenstill. Corona hatte für einen Mangel an Personal und gleichzeitig für einen Überschuss an Haustieren gesorgt. Warum nicht eins und eins zusammenzählen?“

 

Zoom für alle!

Auch Fachberaterin Margot Ahlers vom Kreisjugendamt Vorderwülbekke versucht, aus der Pandemie positive Lehren im Sinne guter Personalbesetzung zu ziehen. Insbesondere „dieses Zoomen“ hat es ihr angetan. Auf einer riesigen Monitorwand zeigt sie, wie das Anti-Personalmangel-Konzept des Kreises aussieht: „Von diesem ehemaligen Isolationsraum der Kita Zwergplaneten aus kann sich unsere Zoom-Erzieherin Bärbel bei Bedarf in bis zu 32 von Personalausfall betroffene Kitagruppen zuschalten, um für fachgerechte Beaufsichtigung zu sorgen. Hallo, Bärbel!“ Etwas ruckelnd grüßt die Erzieherin mit einem herzlichen „Ha-a-lllooo!“ zurück.

Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, so Margot Ahlers, sei es durchaus sinnvoll, die Kinder wieder – wie bei Corona hervorragend eingeübt – in klassischen Gruppenräumen zu versammeln. Zweitens sorge es natürlich für die Entlastung der am Bildschirm agierenden Erzieherin, wenn sie nicht 32 unterschiedliche Aktionen animieren müsse. „Um die Bildschirm-Kollegin nicht durch Überlastung auch noch zu verlieren, gibt es ein nach wissenschaftlichen Kriterien optimal ausgewähltes Standard­angebot für alle 32 Bildschirmgruppen. Heute ist das zum Beispiel, Bärbel, helfen Sie mir auf die Sprünge…“

„Sommerliches Bügelperlenbasteln!“

Schlafwache statt Strafsache

„Keine Lust auf Kita? Viele Menschen…“, erklärt Dr. Gneißlhofer vom Bayerischen Bildungsministerium gesten­reich, „… würden sofort im Kindergarten anfangen, wenn es diese hohen, allzu hohen bürokratischen Hürden nicht gäbe. Muss man zum Beispiel wirklich Kindheitspädagogik studiert haben oder eine Fachausbildung zur Erzieherin machen, um Kinder betreuen zu können? Meine Frau zum Beispiel hat unsere Großen auch ohne Ausbildung hervorragend erzogen, unseren – na, wie heißt er noch…“ Nach kurzem Stottern kommt Gneißlhofer wieder auf den Punkt und stellt sein Ausbildungskonzept vor, die sogenannte 22-Stunden-Umschulung zum Erzieherhelfer-Ersatzhelfer mit Kinderpflegerinnen-Unterstützungs-Hilfsfunktion. Weil der reguläre Arbeitsmarkt auch dafür wenig Kapazitäten bietet, hat das Land eine neue Quelle erschlossen, die der verurteilten Straftäter. Das Konzept setze, so Gneißlhofer, an persönlichen Vorerfahrungen und Kompetenzen an, die der Umzuschulende mitbringt: „Ronny zum Beispiel ist ein verurteilter Stalker – ideal geeignet für die lückenlose Beaufsichtigung und detaillierte Beobachtung von Kindern. Und wer wie Eberhard Menschen zu illegalem Glücksspiel verleiten kann, hat doch das ideale Knowhow, um Kinder für das Halmaspiel zu begeistern, oder?“ Besonders freue er sich auf die bald in großen Mengen verurteilten Mitglieder der letzten Generation, denn „wer sich mit dem Kleben auskennt, ist am Basteltisch gerade recht“.

Foto: Susann Städter / Photocase

Yoga fürs Kita-Personal

Der Beruf ErzieherIn gibt uns unendlich viel: Dieser dankbare Blick aus Kinderaugen! Dieses liebevoll verpackte Wellness-Set mit den Teesorten „Hol dir Kraft“ und „Die Ruhe selbst“, für das jedes Elternpaar einen Euro beigesteuert hat! Diese herzliche Anerkennung durch den Träger, die man nicht mit Gold aufwiegen kann – schon gar nicht mit dem mickrigen Tabellengehalt der Gruppe E8a.

Trotzdem brauchen auch ErzieherInnen Zeit, um wieder zu sich zu kommen. wamiki, das Kümmer-­Magazin für geschundene PädagogInnenseelen, lädt hiermit zum gemeinsamen LeserInnen-Yoga ein!

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I ´ll be watching you

9 Fragen zur Kindersmartwatch Früher war der Mensch das intelligenteste Wesen der Welt. Heute tritt er seinen Platz gerne ab – an den intelligenten Kühlschrank oder den pfiffigen Saugroboter. Und seinem Nachwuchs bindet er zum Ausgleich für dessen Beschränktheit eine hochintelligente Uhr um. Fragen wir mal einen Experten, was so eine Smartwatch für Kids alles…

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Erzieher*innenwitze

Über fast jede Berufsgruppe gibt es Witze: über Jäger („Treffen sich zwei Jäger, beide tödlich“), über Beamte („Unterschied zu Holz? Das arbeitet!“), über Elektriker („Unterschied zu Milchreis? Der mit Zucker und Zimt, der im Zimmer und zuckt.“), und wir kennen alle mindestens zwei uralte Lehrerwitze.

Nur über Erzieher*innen gibt es im ganzen Netz keinen vernünftigen Witz. Das muss anders werden! Hier sind, frisch aus der wamiki-Witzmanufaktur, die ersten Produkte mit der munteren Erzieherin Grete.

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Was Männer und Frauen über Männer und Frauen wissen

Hier gibt es den Artikel als PDF: WasMännerundFrauen_#3_2022

Männer und Frauen unterscheiden sich grundlegend voneinander, schon beim Essen: Durchschnittlich grillen Männer viel häufiger, vor allem Schweinefleisch. Wohingegen Frauen prozentual mehr Huhn- und Putenfleisch verwenden, denn im Vergleich zu Schweine- und Rindfleisch, dem roten Fleisch, ist Geflügel quasi weiblich – frag nicht, wieso. Männer lieben Steaks außen schwarzgebrannt, innen hingegen blutig rosa, obwohl das ja eine Mädchenfarbe ist.

Zwar grillen Frauen Fleisch auch, aber nicht auf dem offenen Grill, sondern in der Pfanne. Weil sie sich Gefäßen wie der Bratpfanne instinktiv nahe fühlen, denn Frauen sind ja auch Gefäße für ihre Kinder. Männer sind keine Gefäße, sondern lassen sich von innen ausformen, wie man an Mallorcas Ballermann lesen kann: „Bier formte diesen wunderbaren Körper.“

Da Männern Gefäße fremd sind, verstopfen sie die Gefäße ihrer Körper gerne durch den dazu geeigneten Konsum von schwarzem Grillfleisch und Bier.

Männer lieben Autos und andere Maschinen. Frauen bevorzugen weiche Dinge wie Wolle und Seide, also Naturmaterialien. Trotzdem lieben Frauen Nähmaschinen, um weiche Stoffe zusammenzufügen. Mähmaschinen hingegen sind Lieblinge der Männer, die das weiche Geflecht des langen Rasens – ein echtes Naturmaterial! – damit wieder trennen. Denn Männer trennen furchtbar gerne: Berufsleben von Familie, Lewandowski vom Ball, Gattin von Geliebter.

Frauen lieben das Verbindende. Deswegen organisieren sie sich in Verbänden, verbinden als Krankenschwestern Wunden oder verwenden unendlich viele Bindewörter, auf Latein: Konjunktionen. Ihren wichtigsten Hygieneartikel nennen sie Binde. Nur die Binde, hinter die man sich einen kippt, ist männlich besetzt. Und die Bünde, in denen sich Männer zusammenschließen, vom Männerbund bis zur Bundeswehr.

Was dem Mann das Schlachtfeld, war der Frau einst das Feld der Frühpädagogik, aber dort dringen allmählich mehr Männer ein. Zum Glück mit klaren Unterscheidungsmerkmalen: Die Frau bevorzugt möglichst kleine, der Mann jedoch möglichst große Kinder. Idealerweise erzieht und betreut die Frau hingebungsvoll Krippenkinder, während der Mann als gestrenger Studienrat ältere Semester schult. Dafür gibt es biologische Ursachen, denn Männer haben tiefe, auf kleine Kinder bedrohlich wirkende Stimmen. Während die flötende Stimme der Frau Sanft- oder Anmut verströmt, vermittelt das tiefe Organ des Mannes Autorität. Wollen Frauen Autorität verströmen, müssen sie statt eines Machtwortes moralisierende Reden schwingen. Aber hilft das? Vielleicht bei Mädchen…

Während Mädchen als kooperativer gelten, und genau deswegen auch als zickig – frag bitte nicht, wie das zusammenpasst –, leben Jungs Konflikte direkt und körperlich aus. Obwohl Mädchen beziehungsweise Frauen eigentlich körperlicher sind, während Männer und Jungs ihre Körper nicht so spüren – ja, es ist wahnsinnig kompliziert! Jungs bekriegen sich ständig, sind oft bockig und müssen sich die Hörner abstoßen wie Ziegenböcke. Anders die Mädchen, die sich in sogenannten Zickenkriegen nur streiten.

Beträchtlich unterscheiden sich Jungs und Mädchen im Spielverhalten. Jungen machen ganztägig brumm, brumm mit den Lippen, weil sie sich für imaginäre Autos halten. Wenn sie nicht schießen: Piu, piu! Mädchen hingegen flüstern leise, aber ausdrucksvoll mit einer imaginären Prinzessin-Freundin. Während sie diese Passion gerne im tüllverhängten Rollenspielraum ausleben, bevorzugen Jungs den kahlen Bauraum mit seinen harten Hölzern. Verkleiden sich Jungs dennoch mal, dann als waffenstarrende Cowboys, während Mädchen die Rolle der leidenden Indianerin bevorzugten, bis ihre erwachsenen Geschlechtsgenossinnen ihnen das zur Vermeidung kultureller Aneignung verboten: Frauen reagieren beim Thema Antidiskriminierung gerne über.

Große Unterschiede zwischen Männern und Frauen zeigen sich am Arbeitsplatz. Männer führen Revierkämpfe, um das Alphatier unter sich zu ermitteln. Frauen begegnen sie mit dem berüchtigten Gockelgehabe: Wer kriegt sie (rum)? Klar, dass es in dieser Atmosphäre immer wieder zu Konflikten kommt.

Die Welt wäre eine andere, hätten Frauen die alleinige Macht. Das zeigt der Kindergarten, eine der Oasen rein weiblicher Hierarchien: Hier fallen Konflikte praktisch aus, denn Frauen lieben Harmonie. Es sei denn, eine Dame hält sich nicht an die ungeschriebenen Regeln, dass Frauen nicht miteinander konkurrieren und keine Alphatiere akzeptieren. Aber wenn plötzlich ein Mann auftaucht, klimpern die Wimpern und wackeln die Popos: Wer kriegt ihn (rum)?

Warum werden Jungs zu Jungs und Mädchen zu Mädchen? Die einen sagen: Allein durch Erziehung, weil Jungs zu wenig Grenzen gesetzt werden und Mädchen zur Zurückhaltung gemahnt werden. Anderen glauben: Die Evolution ist schuld, dieses tierhafte Hauen und Stechen, bis der Stärkere siegt und der Schwächere den Schwanz einzieht. Kurz: Die einen verdächtigen die raue, archaische ­Männerwelt der Natur, die anderen die als weiblich geltende Domäne der Erziehung. Da hilft nur das dritte Geschlecht.

Die schönsten Wildpflanzen im Kinder-Garten

Wer wärst du, wenn du eine Pflanze wärst? Keine Ahnung, blöde Frage. Denkst du an deine Kolleg:innen, ist sie vielleicht leichter zu beantworten, denn wer hat die folgenden Damen und Herren nicht im Team?

Hier gibt es den Artikel als PDF: Die schoensten Wildpflanzen_#2_2022

Kriechender Günsel

Gestern forderte er noch den Anruf der Zeitung und den Abruf der Leitung sowie eine teaminterne Weltrevolution. Heute ist der kriechenden Günsel deutlich stiller, denn er sitzt beim Teammeeting direkt neben dem Trägervertreter und nickt bei jeder Wortmeldung seines Sitznachbarn eifrig.

 

Miesmäulchen

Es gibt nichts Schöneres, als den Tag mit albernen, spielfreudigen und kreativen Kindern zu verbringen und mit tollen Kolleg:innen Projekte für sie auszudenken. Das dachtest du, bis das Miesmäulchen dir wortreich vermittelte, dass jeder Tag im Leben einer Pädagog:in dich aussaugt, wegwirft und frisst.

 

Weißer Riesenzierlauch

Ja, die neue Kollegin ist gegenüber Kindern noch recht distanziert. Vielleicht will sie ihre cremeweiße Bluse und die kunstvollen Nägel vor den kleinen Schmutzfinken schützen. Dafür steht sie in anderen Momenten im Mittelpunkt – zum Beispiel beim Teamfoto.

 

Gemeine Zaunwinde

Wer geht heute in den Garten? Keine Frage. Die Gemeine Zaunwinde hat bereits ihren sonnigen Platz eingenommen und lehnt sich zurück, um dem Treiben der Kinder an der Schaukel aus sicherer Distanz zuzusehen.

 

Mädchenauge

Stecken wir heute Perlenkrokodile? Oder malen wir Prinzessinnen aus? Braucht der Rollenspielraum noch zusätzliche Kosmetikspiegel und Mini-Bügelbretter? Das Mädchenauge wacht darüber, dass Kinder täglich erfahren, was Frausein einmal ausmachte.

 

Herbstzeitlose

Der Winter war trübe und stressig. Der Frühling war wahnsinnig vollgestopft – schon wegen Ostern und dem Muttertag. Im Sommer kommt man sowieso zu nichts.
Und im Herbst eskaliert die Zeitknappheit wegen Erntedank ganz und gar, beklagt die Herbstzeitlose.

 

Blutweiderich

Aua, Fränzchen hat sich geschnitten!
Gut, dass der Blutweiderich immer zur Stelle ist, um Pflaster, Kühlkissen, Notfalltropfen & Co. einzusetzen. Hoffentlich übertreibt er es nicht…

 

Zaubernuss

Endlich ein Mann in Team! Und dann noch einer, der musikalisch, sportlich und handwerklich hochbegabt ist! Oder zumindest so tut. Die Zaubernuss könnte ein Glücksgriff sein, wenn sie sich nach dem Öffnen nicht als hohl entpuppte…

 

Tränendes Herz

Diese wahnsinnig niedlichen Krippenkinder! Dieses mit wenigen Strichen angefertigte Gemälde „Für die beste Erzieherin“! Dieses dankbare Wellness-Paket-Geschenk der Elterngruppe! Das Tränende Herz gleicht einem perfekten Risotto: ständig gerührt.

Flatterbinse

Ob sie morgen kommt, die Flatterbinse? Und wie lange dauert es wohl bis zur nächsten Krankschreibung, weil sie es „am Wochenende übertrieben“ hat?

 

Pfaffenhütchen

Krippenkinder, faltet die Händchen. Und sprecht dem Pfaffenhütchen nach, was es auf der Fortbildung gelernt hat. Verstehen müsst ihr das nicht, aber das Jesulein legst du sofort in die Krippe zurück, Jeremias!

 

Hartriegel

Man habe sich nicht umsonst auf klare Regeln geeinigt, und dazu gehöre eben auch, dass es Konsequenzen gebe, findet der Hartriegel und schaut alle Weicheier im Team böse an.

 

Langblättriger Ehrenpreis

Einst war er als „Nachhaltigkeitspreis der Kreissparkasse Elmshorn“ vergeben worden. Seitdem wurde der Langblättrige Ehrenpreis als Wanderpokal von Team zu Team gereicht, bis er schließlich das Rentenalter erreichte und nun im Keller des Familienzentrums Paderborn ausruhen darf.

 

Breitwegerich

Wenig Raum im Team für eigene Ideen, weil der Breitwegerich sehr viel Platz für sein Ego braucht. Gut, dass der Spitzwegerich ab und zu stichelt. Aber durchsetzen konnte er sich leider noch nicht.

 

Klatschmohn

„Hast du schon gehört? Der Vater von Lukas ist seit letzter Woche auch der Beischläfer von Nora, der Mutter von Mira und Sara, obwohl Sara nicht wirklich die Tochter von Nora ist, sondern die von Vera.“ So versorgt der Klatschmohn alle Eltern und das Team mit seinen Annahmen – auf Wunsch sogar mit erklärenden Pfeildiagrammen. Glaubt ihm eigentlich jemand?

 

Schlafmohn

Schwungvoll ist er nicht. Seine Reaktionszeit? Nicht messbar. Spannend vorlesen kann er auch nicht. Aber der Schlafmohn kann selbst hyperaktive Kinder in den Mittagsschlaf versenken, wenn er seine Stimme erhebt. Oder besser: senkt.

 

Eisenhut

Aha, die zahlreichen Plastiksaurier im Bauraum sind der ultimative Beweis, dass wir von Echsen unterwandert wurden, die ihre mit Nano-Partikeln beschichteten Eier in Form von Ebli in Kindermägen deponieren. Gut, dass wenigsten der Eisenhut im Team – er lässt nämlich weniger Gedankenumlenkstrahlen durch als Aluhüte – wirklich Bescheid weiß.

 

Foto: Avinash Kumar / unsplash

Der Baum als dritter Erzieher

Hier gibt es den Artikel als PDF: Der Baum als 3. Erzieher_#2_2022

Kinder brauchen Freibäume, um selbstbestimmt Tätigkeiten und Spielpartner auszuwählen. Wir stellen ihnen anregungsreiche Funktionsbäume zu Verfügung, die nach dem Grundsatz „Bäume bilden“ hohen Aufforderungscharakter tragen, durch ansprechende Gestaltung zum Verweilen einladen, aber als passive Erzieher Grenzen setzen, was den Kindern gut tut. Alle Bäumlichkeiten haben eine alters- und entwicklungsentsprechende, lernanregende Ausstattung, die die Kinder motiviert, sie täglich, unterschiedlichen Themenschwerpunkten entsprechend, frei zu wählen.

Einer der wichtigsten Funktionsbäume ist der Konstruktionsbaum. Er bietet zahlreiche Materialien wie größere Äste und kleinere Zweige an, die er zu herausfordernden Konstruktionen verbindet. Besonders beliebt ist der Kreativbaum, unter dem Blätter in ganz verschiedenen Formaten bereitliegen und die Kinder zu kreativen Tätigkeiten ermuntern. Der Bewegungsbaum hingegen bietet Kindern mit seiner Kletterecke, dem breiten Stamm und den Sprossenästen Möglichkeiten, ihre Beweglichkeit zu testen und zu schulen. Darüber hinaus verfügt der Bewegungsbaum über ein starkes Wurzelwerk, auf dem Kinder balancieren und ihr tägliches Anti-Stolper-Training absolvieren können – frei nach dem Motto: „Kinder brauchen Wurzeln“. Am Gesellschaftsspielbaum liegen diverse Rinden-Puzzles bereit. Und unser Ruhebaum mit seinem dichten, herabhängenden Blattwerk bietet uns allen – Kindern wie Erwachsenen – einen Ort der Entspannung. Unser Lesebaum folgt dem Motto „Buche statt Buch“, weil Kinder erst in der Schule lesen lernen. Außerdem gibt es noch die Erwachsenen vorbehaltenen Bäume: den Teambaum mit seinen Hängematten, den Bürobaum und einen zum Glück großen Abstellbaum. Für sensible Elterngespräche gibt es einen ruhigen Besprechungsast, garantiert nicht angesägt.

 

Damit alle Bäume immer ansprechend und gepflegt aussehen, hat jeder Baum eine Baumverantwortliche, die in jeder Jahreszeit konsequent auf die Verwendung natürlicher Materialien achtet. Deshalb sind alle Bäume aus nachwachsendem Holz gestaltet.

Damit die Kinder den Jahreskreis erleben, passen wir die Gestaltung der Bäume den Jahreszeiten durch hellgrünes, tiefgrünes, gelbes oder rotes Blattwerk in unterschiedlichen Formen an. In den Wintermonaten findet unser Projekt „Laubwerkfreie Zeit“ statt, damit die Bäume mal verschnaufen können.

Bildungs- und Lerngeschichten für große, böse Kinder

Ziemlich ruhig ist es gerade in der Welt-Kita, seit dieser unruhige Donald abgeholt wurde, der zänkische Horst abgemeldet wurde und statt der ohnehin schon zurückhaltenden Angela der noch stillere Olaf den Ton angibt. Ein guter Moment, sich um liegengebliebene Aufgaben zu kümmern und ein paar längst fällige „Bildungs- und Lerngeschichten“ zu verfassen. Auf geht’s. Weiter…

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Das Märchen von der Chancen­gleichheit im ­Bildungssystem

Es waren einmal zwei Kindertagesstätten am Rande einer großen Stadt – der „Kindergarten Goldfasan“ und die „Kommunale Kindertagesstätte Kirchenmäuse Römisch Zwei“. Der Kindergarten „Goldfasan“ befand sich in Trägerschaft einer unermesslich reichen Fee. Die Kita „Kirchenmäuse“ unterstand einer armen Fee, die ihre Kinder nichtsdestotrotz genauso lieb hatte. Weiter lesen