… mit großer Geschichte kann man auf Äckern im Oderbruch finden. Aber kaum jemand suchte danach, bis 2004 in der alten Platkower Dorfschule ein Museum eröffnet wurde.
Anhand von Fossilien und Artefakten aus dem Umfeld Platkows können die Besucher etwas über die Entstehung des Lebens vor zirka 450 Millionen Jahren und über die Ur- und Frühgeschichte der Menschen in der Region erfahren, die vor 10 000 Jahren begann. In den Vitrinen liegen Versteinerungen urzeitlicher Bakterienkulturen, der Fußabdruck eines kätzchenkleinen Sauriers, ein Mammutzahn, Werkzeuge, Waffen, Tongefäße und andere Gegenstände aus der Stein-, Bronze-, und Eisenzeit – alles knapp, aber schlüssig dokumentiert und mit selbstgebauten Repliken zum Anfassen ergänzt. Das Museum erntete Lob und Preise, doch nach dem ersten Ansturm tröpfelten die Besucher nur noch, und die Kasse des Vertrauens blieb oft leer.
Bekanntschaft mit den Trilobiten
Eines Tages kamen die Mitglieder des Trägervereins, voller Leidenschaft für die Regionalgeschichte, auf ein Idee: Was mit Kindern. Sie erinnerten sich ihrer trostlosen Schulprojekttage und ertüftelten kühn museumspädagogische Angebote für junge Paläontologen und Archäologen. Die hiesigen Grundschulen, Horte und Kitas nahmen die Angebote gern an, denn sie kosteten nicht viel – 4,00 Euro pro Kind – und versprachen Bildungsinhalte.
Zum Beispiel: Eine Gruppe von acht bis zehn Kindern versammelt sich im Museum, bestaunt Fossilien und Artefakte, hört uns Erwachsenen zu, und wer sich „Museumshandschuhe“ überstreift, darf auch mal ein Stück aus der Vitrine nehmen. Donnerkeile kennen viele Kinder aus dem Ostseeurlaub. Aber wer kennt den Dreilappkrebs, Trilobit genannt? Bis vor 250 Millionen Jahren lebte der Krebs überall auf der Welt, war millimeterklein, konnte aber auch bis 70 Zentimeter groß werden.
Genug geredet, es folgt der praktische Teil: Im Hof des Museums stehen 50 x 50 x 10 Zentimeter große Holzkästen auf Bänken. Darin befindet sich jeweils ein nachgebildeter Trilobit, in Lehm versenkt, der inzwischen hart geworden ist. Wie löst ein Forscher fossile Überreste aus dem Gestein? Mit einem Stichel legen jeweils zwei Kinder unter Anleitung ein Fossil frei, dürfen es dabei möglichst nicht beschädigen und sich natürlich nicht verletzen. Anfangs ist es entmutigend schwer, auch nur ein winziges Loch in den harten Lehm zu stoßen, wenn man die entsprechenden Techniken nicht beherrscht. Doch bald lösen sich selbst größere Schichten. Hat ein Kinderpaar ein Fossilien-Zipfelchen freigelegt, grubbern alle begeistert los: „Ich hab auch was! Ich auch!“ Zum Schluss versammeln wir uns in einer Hofecke, in der unter Steinen ein ferner Verwandter des Trilobiten wohnt, die Kellerassel.
Forscherpech
5 000 Jahre lang kannten die steinzeitlichen Jäger und Sammler nur Gefäße aus Geflecht und Häuten. Als die Menschen an fruchtbaren Standorten sesshaft wurden, gingen sie zu Ackerbau und Viehzucht über und lernten, Gefäße aus Ton herzustellen, die sie 1 500 Jahre lang fast immer in der gleichen Weise verzierten: mit Bandkeramik.
Auf dem Museumshof finden die jungen Archäologen Sandkästen, in die wir Scherben und Knochen eingegraben haben. Die Flächen haben wir in nummerierte Quadrate unterteilt. Jedes Kind sucht sich ein Quadrat aus, bekommt eine Schaufel, und dann wird gebuddelt. Schon vorher ist klar, wonach gesucht wird: ein steinzeitlicher Müllplatz mit Knochen und Feuersteinsplittern oder eine Vorratskammer aus der Bronzezeit mit Scherben, die mit Schnurkeramik verziert sind. In manchen Flächen ist nichts versteckt. Forscherpech.
Zum Schluss treffen sich alle zum Speerwerfen. Zielscheiben sind Wildschweine aus Holz und Sackleinen.
Übrigens hat der dreizehnjährige Lucas Becker dann einmal beim Spaziergang mit seinem Vater tatsächlich einen Mammutzahn gefunden. Ob Ihrs glaubt oder nicht, es ist wahr.