Ruhe

DAS MÄDCHEN arbeitet an drei Nachmittagen im Altenheim.

„Arbeit kann man das ja nicht gerade nennen“, hatte die Dame vom Arbeitsamt gemurmelt. Die Mutter kennt natürlich die Einschränkungen ihrer Tochter. Trotzdem hat sie ihr dies ermöglicht.

Das Mädchen sitzt in seinem Rollstuhl im Aufenthaltsraum zwischen vielen alten Damen. Einige drücken ihm immer mal wieder die Hand. Eine Dame zeigt dem Mädchen ein Fotoalbum aus ihrer Jugend. Das tut sie jede Woche. Wer das Mädchen gut kennt, sieht, dass es auf manche Fotos besonders reagiert. Gerne bauen die Damen kleine Türme oder Figuren aus Holzklötzen. Das Mädchen hilft dabei ein bisschen, so gut es geht. Viel besser kann es allerdings die Türme zum Einsturz bringen. Das ist dann immer ein großes Hallo.

Auch beim Singkreis ist das Mädchen mit dabei. Selbst singen kann es nicht. Dafür singen die Damen rechts und links besonders laut und deutlich.

Letzte Woche war das Mädchen allerdings krank. Erst heute kann es wieder ins Altenheim kommen. Die Leiterin empfängt das Mädchen und seine Mutter schon im Eingang: „Gott sei Dank sind Sie wieder da“, sagt sie, „Sie glauben nicht, was in der Woche hier los war. Alle haben gefragt, wann Sie denn endlich kommen. Und eine Unruhe war das – nicht auszuhalten!“

 

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sind Kirsten Ehrhardt und Kirsten Jakob. Beide haben Kinder mit Behinderung und sind in Elterninitiativen für Inklusion aktiv. Jede Woche schreiben sie in ihrem Blog kirstenmalzwei.blogspot.de über Inklusives und weniger Inklusives.

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