Auch Erwachsene matschen gern, aber die meisten von uns erlauben sich das nur im Urlaub am Strand. Warum sollten wir uns dieses Vergnügen nicht öfter gönnen?
Man nehme einen Klumpen Ton und eine Stange aus dem Gartencenter. Eine Folie auf dem Tisch ausbreiten und einen Behälter mit Wasser bereitstellen – das ist die ganze Vorbereitung. Die Hände sind das beste Werkzeug. Der Kopf wird auch gebraucht, frei von Zwängen und ohne Gedanken an das Endprodukt. Nur so viel: Wird eine Maus, ein Becher, eine Schnecke oder ein Geschenk für die Freundin modelliert? Am unbefangensten gehen kleine Kinder mit dem Material Ton um. Geben wir ihnen Gelegenheit dazu, können wir viel von ihnen lernen.
Wie fühlt sich ein Stück Ton an? Wie riecht es, wie schmeckt es? Ist es kalt, warm, feucht, glitschig, schmierig, trocken, rissig, krümelig, pampig? Ton lässt sich reißen, drehen, klopfen, platt machen, werfen, kugeln, stapeln, schichten, wässern, auflösen, verschmieren, rollen, verbinden und walzen. Schließt man die Augen, ist das Be-greifen ein Hochgenuss. Die Finger können sich in den Ton bohren und sich dabei begegnen. Im Nu verwandeln sie sich in Unwesen mit langen Nasen, spielen sich mächtig auf und verschwinden wieder, um neuen Zufallsformen Platz zu machen. Mehrere Hände ergeben viele Monster, die einander auffressen können, aber es wachsen immer wieder welche nach. Wenn diese Ungeheuer Lebensräume brauchen, dehnt das Spiel sich aus.
In Ton kann man alles hineinstecken: Draht, Stöckchen, Steine und was sonst noch greifbar ist. Außerdem hat Ton eine sehr beruhigende Wirkung. Sie werden es merken, wenn Sie sich darauf einlassen und sich dabei nicht unbedingt mit einem Keramikkünstler messen wollen.
Versuchen Sie mal, mit geschlossenen Augen einen Kopf oder eine Büste zu formen. Entstandene Ähnlichkeiten mit irgendwem sind natürlich reiner Zufall. Beteiligen sich mehrere Leute an dieser Aktion, kann ein Spiel daraus werden: Der Kopf wird weiter gereicht, von zweiten oder dritten Händen verändert, die Ohren wachsen, und die Nase bekommt einen Höcker verpasst, die Stirn wird flach, aber am Hinterkopf hat ein
Schönheitschirurg Wunder vollbracht. „Das ist mein Nachbar“, sagt jemand. „Nein, wenn wir noch Locken dranmachen, könnte es diese berühmte Schauspielerin sein. Wie hießt die noch gleich?“ Und schon sorgt eine Knoblauchpresse dafür, dass die flache Stirn unter einer Lockentolle verschwindet. Ton ab!
Zum Schluss wird alles wieder zusammengeklatscht, noch einmal gut befeuchtet und in einer Plastiktüte luftdicht verschlossen, damit der nächsten Ton-Aktion nichts im Wege steht. Falls der Ton doch hart geworden ist, lässt er sich einfrieren, und nach dem Auftauen ist er wieder geschmeidig. Praktisch, stimmt´s?