Verwundbare Kindheiten

Die Phase der Kindheit ist besonders verwundbar.

Die Ausmaße von Verwundbarkeit können dabei vielschichtig sein: Ausgelöst durch Verlust, Diskriminierung und Gewalt, äußert sich Verwundbarkeit durch Gefühle wie Unsicherheit, Schmerz, Angst und Ohnmacht. Herabsetzung, Demütigung und Ausgrenzung können derart kränken und einsam machen, dass Hoffnungs­losigkeit entsteht.

Menschen sind verwundbar, weil sie abhängig sind von anderen. Es gibt Menschen, die sind stärker verwundbarer als andere. Und gleichzeitig sorgen Regierungsweisen dafür, dass die mit der Verwundbarkeit bestimmter Gruppen einhergehende Unsicherheit der Lebensverhältnisse sich verstetigt und als „normal“ erscheint.

Wollen wir unsere Wahrnehmung für die Verwundbarkeit von Kindern und Jugendlichen sensibilisieren, müssen wir sie sichtbar machen. Und zwar ohne den „pädagogischen Zeigefinger“ zu bemühen und damit Gefahr zu laufen, die von Verwundbarkeit Betroffenen zu stigmatisieren. Zeitgenössische künstlerische Bilderbücher liefern uns zahlreiche Beispiele.

Kirsten Winderlich gibt Einblicke in 21 außer­gewöhnliche Bilderbücher, die Prozesse der mannigfaltigen Auswirkungen und „Töne“ von Verwundbarkeit und Ermächtigung in Bild und Text zeigen. Anregungen zur erweiterten ästhetischen Rezeption ermöglichen uns, in magischen Bildern und Worten spazieren zu gehen und Impulse für die Bildungspraxis mit Kindern aufzufangen.

 

Neu bei wamiki

Kirsten Winderlich, Verwundbare Kindheiten, Eine Anthologie zeitgenössischer Bilderbuchkunst

144 Seiten, mit vielen farbigen Bildern, ISBN 978-3-96791-015-5, 19,90 Euro

 

Zu bestellen unter: wamiki.de/shop

Kinderwerkstatt Wildpflanzenküche

Fachbuch

Kochen mit Kindern in der Natur! Beim Sammeln, Verarbeiten und Kochen draußen in der freien Natur lernen schon junge Kinder auf spielerische Art und Weise Wildpflanzen kennen. Das Buch enthält: praxiserprobte Rezepte für einfache Gerichte mit Wildpflanzen, die Kinder gerne essen. Viele Anregungen zum Konservieren von Wildkräutern – für den Vorrat und für kleine Geschenke aus der Küche. Pflanzenporträts von zwölf Wildpflanzen, verteilt auf die vier Jahreszeiten: Bärlauch, Giersch, Löwenzahn, Brennnessel, Gänseblümchen, Spitzwegerich, Hagebutte, Holunder, Ringelblume, Haselnuss, Fichte und Huflattich, mit ihren wichtigsten Merkmalen und ihrer Verwendung in Brauchtum, Heilkunde, Mythen und Märchen. Zahlreiche Ideen und Anleitungen für Spiele und kreatives Gestalten mit Wildpflanzen.

Eine Fülle an Fotos, die Lust machen, mit den Kindern hinaus in die Natur zu gehen. Ein reichhaltiges, anregendes Praxisbuch für Erzieher*innen, ­Lehrer*innen, Familien und alle, die mit Kindern einen spielerischen Zugang zur Natur suchen.

 

 

 

Gewalt in der Kita

Fachbuch

Gewalt gegen Kinder durch Fachkräfte kann viele Formen annehmen. Sie kann offen und erkennbar aber auch versteckt und subtil sein: Seelische Verletzungen gehören ebenso dazu

Wie körperliche Bestrafungen, sexualisierte Gewalt, mangelnde Versorgung oder vernachlässigte Aufsichtspflichten. Jörg Maywald zeigt Wege und Konsequenzen zu einem verantwortungsvollen Umgang mit einem Tabuthema. Mit vielen Fallbeispielen und Materialien.

 

Streit!

Fachbuch

Streit ist interessant, Streit macht schlauer, Streit ist lebenswichtig – für eine Gesellschaft wie für den Einzelnen, beruflich und privat. Ein guter Streit zwingt uns zum Argumentieren und Nachdenken. In Zeiten von Flüchtlingskrise, AfD, Brexit und Trump bräuchten wir dringend eine optimale Streitfähigkeit. Doch stattdessen schreien wir lauthals aneinander vorbei, werten den anderen ab oder schweigen ihn nieder. Oder wir gehen auf Kuschelkurs und verteilen Herzchen, Likes und Smileys. Meredith Haaf fordert eine bessere Streitkultur und fragt: Was passiert mit einer Demokratie, der das Streiten abhandengekommen ist? Warum trauen wir uns nicht mehr, eine Position zu vertreten? Wie geht gutes Streiten überhaupt und wie können wir es wieder lernen? Die Autorin plädiert leidenschaftlich für ein besseres Gegeneinander, damit das Miteinander aufregender, interessanter und friedlicher werden kann.

Das magische Blau und das goldene Licht

Fachbuch

Das Struppige, das borstig und nachtblau in der Finsternis kauert, sehnt sich nach der Helligkeit auf der anderen Seite. Das Helle, ein glattes, kleines Wesen in strahlendem Weiß, ist neugierig auf die Finsternis drüben, will aber lieber nicht hin. Doch schließlich macht sich das dunkle Struppige auf, um vom Rand der Finsternis wenigstens mal ins Helle hineinzuschauen. Auch das zarte Helle traut sich, mit einer Taschenlampe zum Rande des Lichts vorzudringen.

Auf der Doppelseite, auf der sich die beiden erstmals begegnen, sehen wir zwei Augen im Dunkelblau und verschwommene Konturen im Licht – als ob man die Augen aufschlägt und geblendet wird. Das Dunkle ist nicht düster, sondern von einem magischen Blau, das seltsame Wesen und Strukturen beleben. Im Hellen gibt es sonnengelbe Bäume, Wesen und Häuser in den Farben bunter Bauklötzchen. Die beiden wagen sich immer weiter ins Revier des jeweils anderen und genießen gemeinsam ihre neuen Möglichkeiten, bis das Haus des Hellen eines Tages in die Dunkelheit verfrachtet wird. Da weint das Helle bittere Tränen über den Verlust seiner Welt. „So war das bei mir auch“, sagt sein struppig-dunkler Freund und drückt es fest an sich. Gemeinsam gehen sie wieder zur Grenze im Dämmerlicht, schauen ins Helle hinüber und erobern sich beide Welten Schritt für Schritt. Schließlich bauen sie sich ein Haus inmitten der leuchtendsten Farben. Das Haus im Dunklen behalten sie trotzdem.

Weil ich die Verzauberung durch dieses Bilderbuch kaum richtig in Worte fassen kann, aber möchte, dass Kinder und Erwachsene in den Farben versinken, empfehle ich Ihnen: Schauen Sie sich dieses Buch an, betrachten Sie es zusammen mit Kindern. Ich glaube, schon Zweijährige sind imstande, den beiden Wesen vom Dunkel ins Licht und zurück zu folgen.

Alles könnte anders sein

Fachbuch

„Die Welt ist zum Verändern da, nicht zum Ertragen.“ (Harald Welzer)

Schöner, freier, nachhaltiger. So könnten wir leben. Zukunftsarchitekt Harald Welzer hat keine Lust mehr, nur zu kritisieren, er malt in leuch­tenden Farben das Bild einer neuen Gesellschaft: Ganz konkret und mit vielen überraschenden Perspektiven zeigt er, dass es geht und wie es gehen kann. Die vielbeschworene „Alterna­tivlosigkeit“ ist in Wahrheit nur Phantasielosigkeit. Alles kann tatsächlich anders sein. Wir müssen nur machen. Eine Gebrauchsanweisung für unsere Zukunft.

Mach Mist!

Fachbuch

Das kleine Handbuch für großes Chaos. Für alle, die „Mach dieses Buch fertig“ schon fertig gemacht haben. Ausprobieren und Anarchie, Chaos und Unordnung, Dreck und Durcheinander, Fehler und Versehen, Unfall und Zufall: Keri Smith lädt dazu ein, das kreative Potenzial des Ungeplanten, des nicht Perfekten, des Ganz-und-gar-nicht-Erwünschten und komplett Misslungenen zu erkunden. Einfach mal die Kontrolle aufgeben. Schauen, was der Augenblick bringt. Sich locker machen. Loslassen. Herumsauen. Verwüstung anrichten. Und begreifen, dass Scheitern immer auch eine Chance ist: Denn es ist nicht nur befreiend, sondern produktiv, einmal richtig Mist zu bauen. Doch Keri Smith wäre nicht Keri Smith, würde sie den Lesern, die mehr wissen wollen, nicht zusätzliche Türen öffnen: zu Künstlern und Designern, die den Zufall als Arbeitsprinzip entdeckt haben – in eine Welt spannender künstlerischer Experimente.

Den Arbeitsplatz neu erfinden

Fachbuch

Reinventing organizations ist ein Buch mit wunderbaren Denkanstößen für die eigene Arbeitswelt. Es hinterfragt konventionelle Formen der Zusammenarbeit, zeichnet ihre Entwicklung historisch nach und stellt klassische Annahmen der Arbeitswelt in Frage.

Im Fokus steht das Überdenken von zementierten Arbeitsstrukturen. Brauchen wir Hierarchien? Müssen wir uns zerteilen in eine private und in eine dienstliche Person? Ist meine Arbeit sinnstiftend für mich und andere?

Das Buch gibt es in zwei Varianten: „Reinventing ­Organizations visuell“ vermittelt auf 170 Seiten die Kern­ideen, „Reinventing Organizations“ bietet auf 356 Seiten mehr Breite und Tiefe. Eine stimulierende Lektüre, die schwer aus der Hand zu legen ist. Für alle, die noch mehr lesen möchten, gibt es zudem ein englischsprachiges Wiki: reinventingorganizationswiki.com

Das ABC der Gefühle

„Jedes einzelne Gefühl verwandelt die ganze Welt“ – dieser Satz des Philosophen Jean Paul Sartre beschreibt treffend die Bedeutung der Gefühle für unser Leben und den Lauf der Welt. Im ersten Buch ihrer „Bibliothek der Gefühle“ stellen die Autoren rund sechzig Gefühle von Angst bis Zuversicht vor. Dabei folgen sie der Vorstellung, jedes dieser Gefühle wäre ein individuelles Wesen, das sie befragen: „Wer bist du, was sind deine versteckten Seiten? Wofür bist du gut, was ist dein Sinn und Nutzen? Und: wovor hast du Angst, was bringt Gefühle dazu, zu verblassen oder ganz zu verschwinden.“ Im zweiten Teil, der „Grammatik der Gefühle“, werden dann die Beziehungen der Gefühle untereinander beschrieben mit der Absicht, unser Verständnis der menschlichen Gefühlswelt zu vertiefen.

„Wir wollen die Bedeutung und das Verständnis der Gefühle aufwerten und einen Beitrag leisten, dass Sie Ihre Gefühle und die anderer als Teil Ihres Lebens und Erlebens annehmen und wertschätzen. Und wir wünschen uns, dass Sie vielleicht den einen oder anderen Perspektivwechsel in der Betrachtung von Gefühlen wagen“, so die Autoren Gabriele Frick-Baer und Udo Baer an ihre Leser_innen.

wamiki-Tipp: Udo Baer, Gabriele Frick-Baer: Das ABC der Gefühle. 190 Seiten, ISBN 978-3-407-85866-5, 14,95 Euro

Alles ist möglich

Die Struktur des Alphabets – sie steht unerschütterlich fest. Jeder Buchstabe nimmt seinen angestammten Platz ein und folgt dem vorhergehenden. Die Themen dieses Alphabets der Kindheit dagegen wählte ich frei und subjektiv. Ich bin mir sicher, dass jeder von Ihnen eine andere, ebenso eigensinnige, ebenso subjektive Auswahl treffen würde. Jeder von uns trägt sein eigenes Wörterbuch der Kindheit in sich, gespeist von seinen persönlichen Erfahrungen und Neigungen. Eine Anleitung, wie das Alphabet der Kindheit zu lesen sei, gibt es nicht. Seine 26 Buchstaben, jeder für sich einzigartig in Wesen und Gestalt, sind unsere treuen Begleiter. Sie schaffen das Gerüst und den Rahmen, der uns Orientierung gibt beim Durchwandern der Kindheit. Es liegt ganz an Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, ob Sie diese abschreiten von A bis Z, so wie Sie es damals als Kind in der Schule gelernt haben, oder ob Sie nach eigenem Begehren zwischen den Buchstaben herumspazieren wie in einem wilden Garten. Alles ist möglich.

Helge-Ulrike Hyams