Hey Du Flasche!

Seit dem Start unserer pädagogischen Fachzeitschrift #wamiki heißt es in jedem Heft: Teuer muss nicht sein, aber kreativ! Michael Fink inspiziert Ausgesondertes, um nach Dingen zu suchen, die kaum etwas kosten, aber Kinder anregen, kleine Forscher oder Künstler zu werden.

Wir wamikis haben gedacht, diese zahlreichen Ideen zum kreativen Gestalten mit einfachsten Mitteln sollten wir einfach einmal aus dem Archiv holen und auf dem Blog all jenen anbieten, die gerade zwangsweise zu Hause verbringen müssen – Stichwort #Corona-Pandemie. Viele der Dinge könnten bei Euch herumliegen, andere lassen sich sehr leicht und kostengünstig beschaffen.

Wir wünschen Euch kreative Anstöße mit den tollen 1€-Gestaltungsideen von Michael Fink. Diesmal sind es Plastikflaschen, die sein Interesse weckten.

Achja: den Artikel könnt ihr Euch unten ganz einfach als PDF herunterladen!

 

Seit 25 Jahren steht sie überall herum. Doch bevor die ersten Getränke hierzulande in der Plastikflasche angeboten werden konnten, waren diverse technische Fragen zu lösen: Wie verhindert man, dass die Limo nach Plastik schmeckt? Wie treibt man der Kohlensäure aus, durch die Flaschenwand zu entschlüpfen? Wie säubert man die Mehrweg-Plastikflasche, wenn man kein heißes Wasser – wie bei der Glasflasche – verwenden darf?

Eine auf lange Sicht nicht ganz unwesentliche Frage übersah man zunächst: Was macht man mit den Flaschen, wenn sie ausgetrunken sind? „Da nehmen wir Pfand drauf“, beschlossen Finnen, Schweden, Esten, Norweger, Deutsche und etliche US-Bundesstaatler, um zumindest den Hausmüll zu reduzieren.

Aber was passiert mit den Pfand-Einwegflaschen? Erhitzen und erneut in Flaschenform gießen? Klappt bei Plastik nicht. Deshalb werden sie in feine Fasern zerschreddert, die vor allem in der Textilindustrie eingesetzt werden, beispielsweise bei der Herstellung von Fleece-Pullovern: „Hast du etwa heute meine Cola Light an?“
Der Pulli, dem man das eines Tages nicht mehr ansieht, landet im Müll. Aber schon vorher geht ein Teil des Plastik-Gewebes auf Reisen: Bei jedem Waschgang werden viele Fasern herausgelöst und mit dem Abwasser durch Kläranlagen in unsere Flüsse geleitet. So gelangt die Plastikflasche schließlich in die Materie, die sie einst in sich trug – das Wasser. Die winzigen Faserreste verschmutzen es, werden im Meer zu kleinsten Partikeln zermahlen und am Ende in Sandkorngröße am Strand angeschwemmt. Forscher fanden heraus, dass der Strandsand auf allen Erdteilen Plastik-Anteile enthält – an manchen Stränden bis zu 10 Prozent. Ob das Zeug irgendwann verrottet, weiß niemand.

Deshalb wollen wir die Flasche lieber selbst „recyceln“. Zum Basteln eignet sich der Öko-Problemfall Einwegflasche nämlich fabelhaft. Das Material lässt sich leicht schneiden, bohren, biegen, falten – und bleibt trotzdem in Form.
Allerdings brauchen Kinder, die mit Flaschen bauen, meist ein „Einstiegsloch“ für die Schere, zu dem wir ihnen mit einem Kastanienbohrer verhelfen. Von diesem Loch aus können sie weiterschneiden, wohin sie wollen. Bewährt haben sich übrigens viele Schnitte längs der Flasche, die ausgeklappt Sterne, Sonnen, Blumen oder Mühlräder ergeben. Aber das ist längst nicht alles…

Literatur:
Michael Fink, Krempelkunst, Herder, Freiburg 2014, ISBN 978-3-451-32844-2

PDF: 1€_wamiki_#1_2015

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