Die Betreuungsverhältnisse in den Kitas haben sich zwar innerhalb der vergangenen zwei Jahre in fast jedem Bundesland verbessert, so der aktuelle „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“, dennoch sind sie und damit die pädagogische Qualität und die Arbeitsbedingungen der Erzieher_innen noch immer unzureichend, noch immer ist zu wenig Personal in deutschen Kitas.
Nachdem jahrelang fast nur in den quantitativen Ausbau der Betreuungsplätze investiert wurde, steht in den letzten Jahren zunehmend auch die Qualität im Mittelpunkt. Erste Ergebnisse sind sichtbar: Vor zwei Jahren war eine vollzeitbeschäftigte Erzieherin durchschnittlich noch für 4,8 Krippen- oder 9,8 Kindergartenkinder zuständig, derzeit kommen auf eine Kita-Fachkraft durchschnittlich 4,4 ganztags betreute Krippenkinder oder 9,5 Kindergartenkinder.
Die größten Probleme sind ungünstige Personalschlüssel, befristete Arbeitsverträge und der Zeitdruck besonders für Teilzeitkräfte. Immerhin 41 Prozent des Kita-Personals arbeitet weniger als 32 Stunden wöchentlich. Diese Arbeitszeit wird in den Kitas häufig komplett für die eigentliche Kinderbetreuung eingeplant, was aber ist mit den Team- und Elterngesprächen, der Dokumentation oder auch mit Fortbildung? Diese Aufgaben machen immerhin mindestens ein Viertel der Aufgaben einer Erzieherin aus.
Auch der Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse ist sehr hoch – 41 Prozent der ausgebildeten Fachkräfte unter 25 Jahren arbeiten befristet. Bei den Inklusionsfachkräften ist jede Dritte nur mit einem Zeitvertrag ausgestattet. Das trägt weder zu Bindung an den Arbeitgeber, noch zu hoher Betreuungsqualität bei.
Das Problem ist, dass die Rahmenbedingungen der Kita-Betreuung Ländersache sind, während der Bund den Anspruch auf einen Kitaplatz einheitlich regelt. Daher die erheblichen Unterschiede in der Betreuungsqualität. Deutlich wird ein starkes Ost-West-Gefälle: Die Personalschlüssel in den östlichen Bundesländern sind im Durchschnitt überall schlechter als im Westen.
„Die Personalschlüssel sind längst noch nicht überall kindgerecht und pädagogisch sinnvoll, aber der Trend ist positiv.“ Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung
Die bundesweit besten Personalschlüssel haben inzwischen die Kitas in Baden-Württemberg. 3,1 Krippenkinder und 7,7 Kindergartenkinder kommen hier auf eine Erzieherin. (2012 waren es noch 1 zu 3,5 und 1 zu 8,6). Der Durchschnitt in den östlichen Bundesländern liegt im Vergleich dazu bei 1 zu 6,1 und 1 zu 12,4!
Die Bertelsmann-Stiftung, die die Studie „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ regelmäßig durchführen lässt, hat dabei klare Empfehlungen für ein kindgerechtes Betreuungsverhältnis gegeben: Demzufolge sollte eine Erzieherin für höchstens drei unter Dreijährige oder 7,5 Kinder ab drei Jahren zuständig sein.
Zu hohe Personalschlüssel schaden nicht nur den Kindern und ihrer Betreuungsqualität, sondern wirken sich auch negativ auf die Gesundheit der Kita-Fachkräfte aus. Das haben kürzlich Wissenschaftlerinnen der Alice Salomon Hochschule Berlin nachgewiesen. Auch deshalb wurden in der diesjährigen Studie „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ die strukturellen Arbeitsbedingungen analysiert.
Weitere Informationen auf www. laendermonitor.de
Die Studie kann hier bestellt werden