Kinderbuch
Mit dieser Sammlung ist der Herausgeberin Stefanie Schweizer ein kleines Meisterwerk gelungen. 19 Gedichte von modernen, aber auch kanonisierten Lyrikerinnen und Lyrikern wie Mascha Kaléko, Christian Morgenstern oder auch Joachim Ringelnatz werden in Form von Comics stimmig und überraschend neu interpretiert. Das kann wie bei „Der Ausschnitt“ von Sarah Kirsch mit Panel und Sprechblase oder wie bei „das wuuhuu“ von Arne Rautenberg experimentell in großformatigen Bildern über mehrere Doppelseiten erfolgen. Dabei überzeugt jedes Gedicht mit einem eigenen Farbkonzept, das sich auch in den Comics wiederfindet. Abwechslungsreich wird die gestalterische Bandbreite von neun Illustratorinnen und Illustratoren gezeigt, die sich auf das Experiment Lyrik-Comics eingelassen haben. Elf der 19 Werke finden zudem eine musikalische Umsetzung mit Akkordeon, Cello und jeder Menge Spaß. Mal erinnern die Vertonungen an französische Chansons, dann an hemdsärmelige Seemannslieder oder sie sind ganz zart und zerbrechlich. Wer sich einen Eindruck von den klangvollen Adaptionen machen möchte, findet die Stücke auf der Website des Verlages unter www.beltz.de/lyrikcomics. Dieses innovative Gesamtkunstwerk macht spielerisch Lust auf Lyrik zum Anfassen und Erleben. Ab 6. Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2020.
wamiki-Tipp: Stefanie Schweizer (Hrsg.), Lyrik-Comics, Gedichte Bilder Klänge für Kinder in den besten Jahren, Beltz & Gelberg, ISBN 978-3-407-75461-5, 16,95 Euro
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Strubbel ist klein und schwarz. Ganz allein zieht er in die Welt und hält die Augen offen. Diesmal ist er in einer Bauklötzchen-Welt unterwegs, durchschaut sofort, wie sie funktioniert, und trifft einen Supermann, der sich eitel in einem Schaufenster spiegelt. Als ein Kätzchen auf einer Bauklötzchen-Säule verzweifelt um Hilfe schreit, rührt sich der Supermann nicht. Doch Strubbel findet einen Weg, das Kätzchen zu retten. Beide sehen, dass sich plötzlich ein dicker, blonder Junge aus dem Supermannkostüm schält, seine Stelzen weglegt und die Luft aus dem Kostüm lässt. Strubbel darf auch so ein Kostüm ausprobieren, stellt aber fest, dass es unpraktisch ist.
Als ein kleiner Hund auf dem Klötzchenturm sitzt, wirft der blonde Junge sein Kostüm von sich und besteigt den Turm, kommt aber nicht hoch. Da zieht er die Würfel Stück für Stück unter dem Hund hervor, bis der in seinen Armen liegt. Als es notwendig ist, mobilisiert der Junge alle Kräfte und tut das Richtige. Keiner wird blamiert oder ausgelacht.
Der Comic ist knallbunt und grafisch schlicht gestaltet. Doch die Bildgeschichte ist durchdacht und so konstruiert, dass ihr Kinder ab drei Jahren folgen können. Älteren erschließen sich die raffinierten Feinheiten der Story: Wie rette ich jemanden ohne Leiter von einer senkrechten Säule?
wamiki-Tipp:Bailly, Pierre/Fraipont Celine: Kleiner Strubbel – Superstrubbel. Aus dem Französischen von Volker Zimmermann. Reprodukt 2017, 34 Seiten, ab 4 Jahren
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