Pädagogik aufräumen:

Pädagogik lebt von Ritualen, heißt es. Erzieher, Lehrer und *innen machen alles Mögliche, weil es nun mal derzeit üblich oder sogar vorgeschrieben ist. Egal, ob es Sinn hat oder nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, ab und zu auszumisten. Deswegen stellt diese Rubrik pädagogische Gewohnheiten aufs Tapet und fragt ganz ergebnisoffen: Ist das päda­gogische Kunst, oder kann das weg?

Die Toniebox

Gefragt, ob sie was mit digitalen Medien machen, berichten Erzieherinnen häufig: „Ja, wir haben die Toniebox!“ Und verbreiten Werbepoesie: „Die ist von Kindern intuitiv bedienbar und ermöglicht schon den Jüngsten, selbstgewählte digitale Medien partizipativ zu nutzen.“

Neugierig geworden, schauen wir uns die Box genauer an: Es ist eine Art würfelförmiger Kassettenrekorder 2.0. Statt himmelblaue Benjamin-Blümchen-Kassetten einzulegen, muss man auf die Kiste nur eine der Original Tonie-Figuren stecken, zum Beispiel Original Encanto von Disney, und das Original-Encanto-Hörspiel ertönt. Um von Track zu Track zu „spulen“, reicht ein Hieb an eine Seite der Box. Das können die Kinder hervorragend.

Trainiert man damit den Umgang mit digitalen Medien? Genauso gut könnte man einen ebenfalls digital funktionierenden Fernseher in die Kita stellen und das Umschalten von Toggo auf RTL 2 als partizipativen Akt verkaufen.

Warum aber thront das teure Ding trotzdem in vielen Kitas? Weil Kinder es heute gewohnt sind, dass sie beim Bauen oder auch Bilderbuch-Lesen eine Geräuschkulisse vom plappernden Käptn Sharky umwabert. Weil es ErzieherInnen praktisch finden, dass man unruhige Kinder mit einem solchen Gerät wunderbar ruhigstellen kann: Nimm dir doch die Toniebox! Und weil Bildungs-Experten fordern, die Kita müsse sich digitalem Lernen öffnen, ohne zu erklären, wie und mit welchem Ziel man das tun soll. Da greift halt mancher zur Toniebox, die unser Gewissen und die Kinder gleichzeitig beruhigt.

Tipp: Weg mit dem Ding und analog vorlesen.

 

Foto: Toniebox Starterset

Pädagogik aufräumen

Pädagogik lebt von Ritualen, heißt es. Erzieher, Lehrer und *innen machen alles Mögliche, weil es nun mal derzeit üblich oder sogar vorgeschrieben ist. Egal, ob es Sinn hat oder nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, ab und zu auszumisten. Deswegen stellt diese Rubrik pädagogische Gewohnheiten aufs Tapet und fragt ganz ergebnisoffen: Ist das pädagogische Kunst, oder kann das weg? Weiter lesen