Das Leben, das wir hatten, ist stehen geblieben, aber nicht weg,
nur stehen geblieben.
Und nun schaut es sich um.
Aha.
Wer bisher, wie ich, dadurch in Balance war, dass er wie auf einem Fahrrad gestrampelt ist, der fällt um, wenn er nicht absteigt.
Ich hab das Fahrrad jetzt, also das Metaphernfahrrad, auf dem ich metaphorisch gestrampelt bin, weggestellt.
Anderes Tempo jetzt.
Letztes Jahr bin ich einmal richtig toll vom Metaphernrad gestürzt. Da musste ich auch absteigen, aber da bin ich über den Lenker geflogen und hatte eine blutige Nase.
Bremsen ist schwer heutzutage. Stress fährt einem immer hinterher.
Das Absteigen diesmal war leichter, weil alle anderen auch abgestiegen sind und niemand von mir erwartet, dass ich dasselbe Tempo habe wie sonst.
Alle haben ein anderes.
Die Post ist langsam. Die Abgabetermine werden verschoben. Die Bahnreisen sind abgesagt und selbst wenn nicht, sind die Bahnhöfe fast leer. Es gibt keine Termine, zu denen ich zu spät kommen könnte.
Da gibt es nichts schönzureden dran. Das ist jetzt einfach so.
Bei dem Wort Entschleunigung muss ich gleich mal ganz achtsam in meine Armbeuge kotzen. Kann ich nicht mehr hören. Es war ja eher eine Vollbremsung und jeder hat sich dabei was Anderes gestoßen, gezerrt und verstaucht. Außerdem ist der Stress auch nicht weg. Der rennt jetzt vielleicht nicht mehr hinterher, aber er sitzt neben einem auf dem Sofa, und so nah wollte man ihm auch nicht kommen. Jetzt muss man sich mit dem Stress unterhalten. Was wolltest du eigentlich die ganze Zeit von mir? Warum rennst du mir hinterher?
Der Stress sagt: „Meine Zunge war in deine Fahrradkette eingeklemmt. Du bist immer weiter gerast. Ich bin auch völlig fertig.“
Wie gesagt, nichts zum Schönreden. Krasser Film, in dem wir alle mitspielen.
Jetzt sind wir getrennt. …Ihr seid da, aber jeder woanders. Das ergibt jede Menge dadada.
Und es heißt ja auch nicht Sein, sondern Dasein.
Foto: Cassie Boca/Unsplash