Darf man sich mit Eltern anfreunden?

Marie Sander, Leiterin der Kita St. Thomas, Berlin-Kreuzberg:

Den Artikel gibt es hier als PDF: Gute Frage_#4_2023

 

Dürfen darf man – aber ob das gut ist, das ist die Frage. Als meine Tochter noch ein Kind war, war ich mit der Chefin eines ­Kinderladens befreundet, brachte meine Tochter in ihren Laden, und als es mal problematisch wurde, war alles hin – der Kinderladenplatz und die Freundschaft. Damals merkte ich, dass es schwierig sein kann, Dinge auseinanderzuhalten.

In dem Kindergarten, in dem ich seit vielen Jahren arbeite, gehörte es schon zum Stil des Hauses, Freundschaften mit Eltern nicht zu pflegen, als ich dort anfing. Ich lernte, das zu schätzen, und als es mal Eltern gab, die mir sehr sympathisch waren, sagte ich zu ihnen, dass ich mich gern mit ihnen anfreunden würde, wenn ihr Sohn in die Schule kommt. Das haben wir auch so gemacht.

Schon wenn Kolleginnen nah an der Kita wohnen, kann es schwierig werden, weil sie mit Eltern dann häufig Kontakt haben, zum Beispiel auf den Spielplätzen, wenn sie selbst Kinder haben. Es ist besser, einen bestimmten Abstand zu den Familien zu wahren, denn der sorgt für Professionalität in den Beziehungen, nicht nur in Konfliktfällen oder bei Informationen, die man weitergibt. Auch für die Kinder ist es wichtig, dass sie merken: Familie und Kita sind verschiedene Bereiche mit verschiedenen Kulturen und Stilen, die das Leben jeweils prägen. Es hat was für sich, wenn Kinder lernen, das auseinanderzuhalten, und sich – im Guten wie im Schlechten – nicht einer Erwachsenen-Front gegenübersehen. Meine Kinder wollte ich übrigens nie in meinem Kindergarten haben, damit wir tagsüber mal Pause voneinander haben.

 

Foto: Kyle Sudu/unsplash

Marie Sander ist Erzieherin in der St.-Thomas-Kita in Berlin-Kreuzberg.

Einen Kommentar schreiben

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht. Pflichtfelder sind mit einem * markiert.