Ich sehe was, was du nicht siehst?

„Welche Fragen möchtest Du nicht unter den Teppich kehren?“, fragten wir angesichts einer Million von Kindern und Jugendlichen, die nach Schätzungen einer Studie der ­Weltgesundheitsorganisation von sexuellen Missbrauch hierzulande betroffen sind: Aus über 100 Zu­schriften und Gesprächen filterten wir die ­folgenden Fragen heraus:

„Warum herrscht einerseits oft Schweigen und es irren betretene Blicke, wenn jemand erzählt: Ich bin als Kind missbraucht worden? Warum genügt andererseits oft ein noch unbewiesener Verdacht, um einen Menschen sozial zu töten?“

„Warum wird bereits das Anhören tabuisiert?

Warum nehmen wir nicht wirklich wahr, wenn Kindern sexuelle Gewalt angetan wird? Wollen oder /und können wir es nicht? Wenn ja, warum?“

„Eine Kultur des Hinschauens, was ist das konkret? Wie kann man lernen wahrzunehmen, wenn Kinder Opfer von sexueller Gewalt werden? Wo sind die qualifizierten Ausbildungs­programme für Erzieherinnen, Lehrer, ­Mediziner, Eltern, Polizisten?“

„Gilt die Unschuldsvermutung für jede/n? Wann hört Aufklärung auf und wo fängt Denunziation an?“

„Verdienen Pädophile Solidarität und Hilfe für die Herausforderung, kein Täter zu werden? Kann man Veranlagung ächten?“

„Muss man tatsächlich, wie mehrere australische Fluggesellschaften das tun, grundsätzlich verbieten, dass Männer neben allein reisenden Kindern sitzen? Ist es fair, allen männlichen Erziehern in Kitas zu unter­stellen, sie machten das ja nur, weil, ja weil…?“

„Wer hört den Opfern wirklich zu? Wann werden Verjährungsfristen aufgehoben?“

„Was schuldet die Gesellschaft den Opfern, die auch entschädigt werden müssen? Ist die Gesellschaft überhaupt reif, ihr Wegschauen aufzu­lösen?“

„Pädagogik ist ohne Vertrauen nicht möglich, aber Vertrauen kann missbraucht werden. Und selbst wenn es klare Regeln gibt, ist deren Übertretung nicht immer leicht erkennbar und der Umgang mit vermeintlich erkannten Übergriffen heikel – wegen der Schutzbedürftigkeit von vermuteten Opfern, aber auch wegen der im Rechtsstaat grundsätzlich eingeräumten Unschuldsvermutung zugunsten der vermeintlichen Täter. Wie reagieren wir professionell?“

„Welche Art von Beziehung zu Kindern und Jugendlichen ist in jeder Art professioneller Päda­gogik die angemessene und grundlegende Voraussetzung?“

„Eine Diskussion über die Emotionen zwischen den Generationen, die in allen Erziehungssituationen eine Rolle spielen, ist überfällig. Wie wäre es, wenn wir mal die jüngeren Generationen fragen?“

„Kann die Differenzierung, das Zur-Kenntnis-Nehmen, das Nachdenken der Anfang vom Ende des Verdrängens sein, das Ende einer scheinheiligen, oberflächlichen Debatte, die keinem Opfer hilft, auch keinem zukünftigen Opfer?“

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Eva war einst selbst Erzieherin, bevor sie die Seiten wechselte. Dann baute sie erfolgreich verschiedene Verlagsprogramme auf. Erst für Luchterhand (klein & groß), dann für Beltz. Dann reichte es und sie gründete einen eigenen Verlag - den Verlag das netz. Nach 11 erfolgreichen Jahren trennten sich die Wege der Geschäftsführer und sie begann bei uns zu arbeiten. Jetzt ist sie ein Vollblut-wamiki. Olé!

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