Pädagogik lebt von Ritualen, heißt es. Erzieher, Lehrer und *innen machen alles Mögliche, weil es nun mal derzeit üblich oder sogar vorgeschrieben ist. Egal, ob es Sinn hat oder nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, ab und zu auszumisten. Deswegen stellt diese Rubrik pädagogische Gewohnheiten aufs Tapet und fragt ganz ergebnisoffen: Ist das pädagogische Kunst, oder kann das weg?
Ständig schriftlich fixierte Beobachtungen
Berufsanfängern und Berufsblinden mag es gut anstehen, sich mal aus dem Alltagstrubel herauszuhalten, zuzuschauen und Notizen zu machen, womöglich auf einem praktischen Formularbogen. Aber brauchen erfahrene Pädagog*innen eine Pflicht-Vorgabe für Beobachtung?
Liest man ausgefüllte Formulare, wird oft genug deutlich, dass die Autorin wahrscheinlich uninspiriert am Bleistift nagte und in der gleichen Zeit lieber Kinder inspiriert hätte. Besonders brisant am Beobachtungs-Gebot aber ist: Es könnte dazu verführen, sich rauszuhalten und Kindern zuzuschauen, statt etwas mit ihnen zu tun. Merkwürdig übrigens, dass die späteren Begleiter*innen der Kinder, nämlich die Lehrer*innen, keinerlei Beobachtungsaufgabe haben.
Wäre vielleicht besser: Ein Notizbuch im Raum, in das man eintragen kann, was einem auffällt, damit man es nicht vergisst und es bei Teamsitzungen aus dem Ärmel schütteln kann. Zum Beispiel wenn es darum geht, ob alle der Ansicht sind, jedem Kind gerecht zu werden.
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