Gedichte lesen mit Kindern
Gedichte sind für alle da! Wir können sie miteinander teilen, uns im Gedicht verständigen. Nur sollten wir uns leise nähern. Respektvoll, aber ohne Scheu.
Klang und Rhythmus laden ein zu empfinden, was gesagt wird, wenn der Kopf noch zögert, es zu denken. Wenn wir Kinder in ihrer Begegnung mit Gedichten nicht bevormunden, wenn wir ihrem Nachdenken zuhören, werden wir empfänglich. Wenn sie uns zeigen, was sie berührt, öffnen sich uns Gedichte, die wir mit erwachsenem Wissen so nicht verstünden.
Marie Sander, die Gedichte für „wamiki“ auswählt, empfiehlt das Buch der ehemaligen Grundschullehrerin, findet, dass schon der Titel überzeugt, und stimmt Ute Andresen zu, die berichtet, warum Kinder sich Rilkes Gedicht „Schlussstück“ ausgesucht hatten: „Unsere Kinder stellen wir uns gerne glücklich vor, glücklich spielend im warmen Sommersonnenlicht. Dass sie auch frösteln und erstarren in Kälte, Leid und Angst, das möchten wir leugnen. Wenn sie Gedichte auswählen, die auch und bevorzugt die düsteren, schweren Seiten des Lebens spiegeln, zeigen sie uns, dass sie diese Verleugnungen nicht wollen oder nicht brauchen, auch wenn sie im Alltag uns zuliebe mitmachen.“
Rainer Maria Rilke — Schlussstück
Der Tod ist groß.
Wir sind die seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns
mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen,
mitten in uns.
wamiki-Tipp: Ute Andresen: Versteh mich nicht so schnell. Gedichte lesen mit Kindern. 336 Seiten, illustriert mit Kinderzeichnungen. Beltz Taschenbuch, Weinheim 2001
Leider ist das Buch nur noch gebraucht zu erwerben, zum Beispiel beim ZVAB für 6,00 Euro und bei Amazon ab 5,99 Euro.