Vom Erwachsenwerden

Anna Maria Boshnakova beschäftigt sich in ihrer Arbeit*1 mit der Aufarbeitung von Traumata, der Überwindung ihrer Auswirkungen und ihrer Suche nach dem wahren Selbst. Einem traumhaften Erinnern, das zum Albtraum wird, noch tieferem Graben nach Antworten und dem eigenem Weg zur Heilung. Anna beschreibt den beschwerlichen Weg der Wiederherstellung, verfolgt von Flashbacks und einer Kindheit, die nie stattgefunden hat. Ein Auszug.

1* Entstanden als Abschlussarbeit an der Ostkreuzschule für Fotografie, Berlin 2023

Hier gibt es den Artikel als PDF: Bildstrecke_#5_2023

Diese Momente aus meiner Kindheit, wie kleine Wurzeln in mir verankert, haben Wunden hinterlassen. Die sitzen tief. Es ist, als ob sie sich unauslöschlich in meiner Seele festsetzen, immer tiefer verzweigen und niemals verblassen. Sie knüpfen an die Wurzeln meines Ursprungs an, bis sie untrennbar ineinander verschlungen sind.

Es fällt mir schwer, den Weg zu meiner eigenen emotionalen Welt zu finden. Den Weg zu mir selbst, vorbei an Irrwegen, bis hin zu jenen Anfängen, die mich geformt haben.

Jahrelange Verdrängung und Unterdrückung, ob bewusst oder unbewusst, haben Spuren in meiner Persönlichkeit hinterlassen, ich fühlte mich oft taub und leer.

Doch irgendwann wurde der Knoten der Verdrängung so eng, dass er platzen musste:

Das geschah durch mein geistiges Erwachsenwerden – losgelöst von meinem Körper.

Plötzlich brach die trügerisch glänzende Fassade zusammen, die ich über Jahre hinweg mühsam errichtet, gestärkt und verteidigt hatte.

Erinnerungen kehrten zurück, rissen sämtliche Schutzschilde nieder und legten eine paralysierende Schwere über mich. Die raubte mir die Luft zum Atmen. Zurück blieben unendlich viele Fragen und Erinnerungen, die längst tief und sicher verwahrt schienen.

Die vergessen geglaubte Dunkelheit kehrte zurück und brach über das Kind in mir herein.

 

Bilder und Text: Anna Maria Boshnakova

 

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