Heidrun Mildner, Leiterin im Hamburger Kinderhaus Osteresch:
Vor neun Jahren kam ich als Leiterin ins Kinderhaus Osteresch, das in einem reinen Wohngebiet liegt. Das Ehepaar auf der einen Seite war freundlich und unkompliziert, aber die alte Dame auf der anderen Seite war mit dem Kinderhaus aneinandergeraten. In der Korrespondenz hatte ich gesehen, dass es in der Vergangenheit schon Anwaltsdrohungen gab. Gute Kommunikation war nicht mehr möglich.
Weil sich meine eigene Wohnung auch neben einer Kita befindet und ich den Lärm manchmal sehr nervig finde, hatte ich Verständnis, dass eine Kita in der Nachbarschaft als störend empfunden werden kann. Kita-Lärm ist anstrengend, ganz besonders, wenn man den ganzen Tag zu Hause ist. Und unsere Nachbarn auf beiden Seiten sind schon lange in Rente.
Mein Vorteil: Ich war die neue Leiterin, die Nachbarn kannten mich nicht. Also besuchte ich sie, stellte mich vor und ging dazu über, als Dankeschön für das Ertragen der Kita-Nachbarschaft zum Frühlingsanfang mal einen Blumenstrauß zu überreichen, eine schöne Kerze zu Weihnachten oder eine Kleinigkeit zum Geburtstag. Außerdem nahm ich mir Zeit, ging ein Mal im Monat für eine halbe Stunde zu den Nachbarn auf der einen und auf der anderen Seite, trank Kaffee mit ihnen und lud sie zum Sommerfest in der Kita ein. Als die ältere Dame ihre Töchter besuchte, aß ihr Mann bei uns zu Mittag. So versuchen wir, auch etwas zu geben, weil wir wissen: Kita ist für Nachbarn nicht immer schön. Wir machen uns zwar Gedanken über unsere Außenwirkung und überlegen, wie wir uns in unserem Flyer oder in der Presse darstellen, aber der direkte Kontakt mit den Nachbarn wird manchmal vergessen.
Noch ein Beispiel: Als ich anfing, lag unsere Garten-Werkstatt am Zaun zur Nachbarin. Bei schönem Wetter den ganzen Tag Gehämmer – dieses Angebot für die Kinder war eine Zumutung. Der Blick auf die Kinder hatte den Blick auf die Nachbarin versperrt. So eine Werkstatt gehört ins Haus, oder die Kinder werken am Wochenende mal mit den Großeltern, mit Mama oder Papa. Die Werkstatt haben wir abgebaut, und die Kinder haben verstanden, warum.
Nach dem Mittagessen dürfen die Kinder natürlich im Garten sein, rennen, sich unterhalten und spielen, aber nicht lärmen: „Ihr wisst, dass die Kleinen in der Krippe jetzt schlafen und die Nachbarn auch. Bitte seid etwas leiser.“ Danach richten sich die Kinder. Und wenn sie es im Spiel mal vergessen, erinnern wir sie daran. Das hat auch mit Respekt zu tun, mit der Achtung unterschiedlicher Bedürfnisse. Natürlich auf beiden Seiten. Auch der Nachbarin erkläre ich, wo wir ihr entgegenkommen können und wo nicht – aus diesen oder jenen Gründen. Weil sie erlebt hat, dass wir ihr etwas zuliebe tun, tut sie mittlerweile auch uns etwas zuliebe.
So wurde in neun Jahren aus einer nervigen Kita ein Kinderhaus mit einer Geräuschkulisse, die die Nachbarin nicht nur ertragen kann, sondern inzwischen mag. Als ich sie neulich traf, sagte sie: „Nein, ihr stört mich gar nicht. Es ist doch schön, die Kinder zu hören.“
Ich finde, das sollte Normalität in einer Kita sein: Sich Gedanken über den Umgang mit Menschen zu machen – seien sie jung oder alt. Sich zu fragen: Wie möchte ich behandelt werden? Wie behandle ich andere Menschen? Und Diversität hört am Gartenzaun nicht auf.
Foto: ethan sexton/unsplash
Kommt darauf an, wer mit „uns“ gemeint ist. Wenn man weite Teile der sogenannten Funktionseliten aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung meint, dann lautet die Antwort leider: nichts. Wenn man weite Teile der erwachsenen Bevölkerung meint: nicht viel. Wenn man weite Teile junger Menschen unter 25 meint: alles. Weiter lesen…
Am besten erst mal gar nichts. Aber: hingucken und zuhören.
Erwachsene mischen sich viel zu schnell ein, wenn Kinder streiten. Mir passiert das auch.
Bei einer Fortbildung in Mediation bekam ich erhellende Tipps, nämlich: Nicht gleich fragen, wer böse war, wer Schuld hatte, sondern beide Streitparteien anhören und sich vergewissern, ob man sie richtig verstanden hat. Überraschend ist, dass das tatsächlich häufig schon reicht. Die Kinder erleben, dass sie wahrgenommen werden, können loswerden, was war, und wenden sich dem wieder zu, was sie vorher taten, oder machen was Anderes.
Außerdem ist es so: Werden Kinderstreitigkeiten von Erwachsenen unterbunden, brechen sie später oft wieder aus, weil die Konflikte nicht ausgesprochen oder geklärt sind, sondern weiter schmoren. Hinzu kommt: Streit gehört zum Leben. Kinder müssen lernen, wie man sich auseinandersetzen kann, ohne dass es Tränen oder blutige Nasen gibt.
Foto: Thomas K. | photocase.de
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