Das Klugscheißerchen

Kinderbuch

Ein echtes Klugscheißerchen weiß immer am besten Bescheid!

Tina und Theo Theufel sind geschlagen mit Eltern, die keinen Hund haben, aber ständig Rote Beete essen wollen. Außerdem wissen sie immer alles besser. Also die Eltern. Die Kinder auch. Der Apfel fällt schließlich nicht weit vom Stamm. Aber Theo und Tina geben wenigstens zu, dass sie Klugscheißer sind. Mama und Papa streiten es ab. Das ist natürlich absolut lächerlich. Vor Kurzem sind die Theufels umgezogen in ein altes Haus mit einem Dachboden voller Abenteuer. Obwohl Spielen auf dem Dachboden nicht gerne gesehen ist, machen Tina und Theo nichts lieber als das. Und außerdem machen die Kinder auf dem Dachboden eine seltsame Entdeckung: In einer Bücherkiste haust ein kleines Männchen mit großer Klappe. Ein waschechtes Klugscheißerchen, das behauptet, nur für seinesgleichen sichtbar zu sein! Und eines ist sicher: „Ein wirklich echter Klugscheißer zu sein, ist harte Arbeit! Man muss Bescheid wissen, man muss auf Zack sein, man muss sich unerbittlich der Korrektheit verpflichten.“ Ab sechs Jahren.

Luise

Bilderbuch

In seinem Bilderbuch „Luise“ verflüssigt der Illustrator Nikolaus Heidelbach die Grenze zwischen Tier- und ­Menschenwelten. Als Luise, ein kleiner Oktopus, eines von 55 Kindern ihrer Krakenmutter, nach den Sommer­ferien aus dem Meer zu ihrem menschlichen Freund Louis in eine ziemlich rheinisch aussehende Stadt zieht, macht sich die Mama Sorgen. Und verlässt ebenso nonchalant die See, um sich auf die Suche zu machen. Die gravitätische Oktopusdame reist durch Heidelbachs majestätisch gemalte Landschaften, in denen sie gelegentlich mit den Wolken verschwimmt. Als sie bei Louis zu Hause am Kaffee­tisch sitzt, fragt Louis‘ Mutter: „,Haben Sie eigentlich einen Mann?‘ ,Nein‘, sagt Luises Mama, „und Sie?‘ ,Nicht mehr‘, sagt Louis‘ Mama, ,er ist mit einer Robbe durchgebrannt.'“ Da sage noch jemand, die Übergänge zwischen den Tier- und Menschenwelten seien nicht fließend. Nichts ist ohne Hintersinn in Heidelbachs Welt. Weshalb es nur einleuchtet, dass die je acht Arme von Luise und ihrer Mutter nicht nur zum Schwimmen und Kuchenessen gut sind. Sie eignen sich auch hervorragend zum Händchenhalten. Ab vier Jahren.

Boris, Babette und lauter Skelette

Kinderbuch

Temporeich und mit viel Humor erzählt dieser knallig-bunte Kindercomic vom Selbstfindungsweg einer kurios charmanten Ausnahmefigur. Babette, vor Jahren als Haustier gekauft, entzieht sich jeder Zuordnung. Sie hat Kleinkindgröße, gelbes Fell, kann sprechen, liebt Quizshows, Erdnussflips und alles Gruselige. Als ihre 16-jährige Besitzerin für ein Jahr verreist, übernimmt der jüngere Nachbar Boris die Verantwortung für sie. Bei seinen Bemühungen, Babette vor seinen Eltern geheim zu halten und ihr gleichzeitig ein geborgenes Zuhause zu schaffen, gerät er in einen fröhlich-chaotischen Trubel anstrengender Fürsorgearbeit. Insbesondere Babettes ausgeprägtes Bedürfnis, sich zu gruseln, bereitet ihm viel Mühe. Vor allem aber ist es ihre ungestillte Sehnsucht nach Zugehörigkeit, die Boris und damit die Lesenden tief anrührt und herausfordert. Ab 8.

Hier gibt es alle Medientipps als PDF: Medien_#5_2023

Pizza Randale

Bilderbuch

Warum können sich Eltern eigentlich nie benehmen? Essen sie zu wenig Pizza? Fehlen ihnen wichtige Lolli-Vitamine? Oder schauen sie einfach zu viele Nachrichten?

Dieses Buch weiß es auch nicht, aber es tröstet alle, die eigene Erwachsene zu Hause haben. Ab 3.

 

Hier gibt es alle Medientipps als PDF: Medien_#5_2023

Kind in der Kiste

Bilderbuch

Wenn man seine Eltern immer für sich hatte, ist es die reinste Zumutung, sie mit einem neuen Geschwisterkind teilen zu müssen. So geht’s dem Mädchen in „Kind zu verschenken“. Das Baby sehe aus wie ein Äffchen, findet das Mädchen, schreie und kacke nur herum. Was für eine Gemeinheit, dass die Eltern es den ganzen Tag betutteln! Das Kind beschließt, sich neue Eltern zu suchen, und setzt sich in eine Kiste, auf die es „Kind zu verschenken“ schreibt.

Was nun folgt, kann man seitenlang beobachten: wie es sich da auf der Straße feilbietet; wer nach und nach mit in die Kiste zieht – und sich wieder verabschiedet.

Das emotionale Wechselspiel des Kindes aus Wut, ­Traurigkeit und Zuversicht fängt Hiroshi Ito mit wenigen Strichen ausdrucksstark ein. Berührend und witzig zugleich! Ab 5.

Hier gibt es alle Medientipps als PDF: Medien_#5_2023

Dunkel war’s, der Mond schien helle

Bilderbuch

Ihr könnt hier die vermutlich längste Fassung des berühmten Kindergedichts entdecken:

Neue, unbekannte Verse von zehn Dichter*innen, darunter Heinz Janisch und Paul Maar, bringen frische Energie und jede Menge Spaß. Ein unterhaltsames Buch, das von Lyrikexperte Uwe Michael Gutzschhahn zusammengestellt und mit viel Sinn für Humor von Jens Rassmus illustriert wurde. Ab 4.

Hier gibt es alle Medientipps als PDF: Medien_#5_2023

Bis Eins zählen

Bilderbuch

Dass „Wie man bis eins zählt“ innerhalb des Genres Zählbuch etwas Besonderes ist, deutet sich bereits im Untertitel an. Die Warnung: „Und fang erst gar nicht mit größeren Zahlen an!“ ist Programm. In verschmitzter Unterforderungsgeste verlangt der Erzähler auf allen Doppelseiten das Zählen bis eins. Zu sehen ist zunächst ein roter Apfel auf weißem Grund. Es folgt ein grauer Elefant. Noch ist die Zählsituation klar. Aber dann wird es seitenfüllend bunter, gegenständlich komplexer und immer wieder auch skurril. Zu sehen sind etwa zwei große blaue Wale, aber gezählt werden darf nur das Würstchen auf der Fontäne des einen – woher das Würstchen kommt, wird nicht erklärt. Vielmehr geht es nun um das Spiel, um den Bruch mit Erwartungen. Es ist der Reiz des Verbotenen, von dem eine erzählerisch raffinierte Animation zum Zählen ausgeht. Humorvoll wiederholt der Text in immer neuen Wendungen, dass keinesfalls weiter als bis eins gezählt werden darf. Zugleich ist die Paradoxie dieses Verbots offensichtlich, denn auf jeder einzelnen der farbenfrohen Doppelseiten ergreift der vorauseilende Blick spontan Zählbares in zunehmend größeren Mengen. Für die Verschmitztheit des Erzähltons in direkter Leser*innenansprache findet die Übersetzung von Uwe-Michael Gutzschhahn Wörter und Sätze, die die spielerische Gesamtanlage aufs Beste unterstreichen. Ab 4.

Fuchs und Ferkel

Nominiert für den Deutschen Jugend- Literaturpreis 2023

Kinderbuch

Dieses Erzähl-Bilderbuch gestaltet den Spaß am Rollenspiel voller Fabulierlust aus. Fuchs spielt Arzt und Ferkel ist Patient. Statt mit einer Grillzange möchte Ferkel lieber mit Schokoküssen und Limonade therapiert werden. Um beides zu bekommen, wird die Pünktchenkrankheit erfunden. Diese bringt dem Ferkel zwar keine Schokoküsse, wohl aber Marzipantorte ein. Zugleich spricht sich die Therapiekunst des selbst ernannten Fuchs-Arztes bei den Tieren des Waldes herum und Behandlungswillige kommen in Scharen. An ein gemütliches Tortenessen ist erst wieder zu denken, als die schmerzhafte Büffelspritze ins Spiel gebracht wird und das Wiesenwartezimmer sich schlagartig leert.

Witzig und frech wird hier ein kunstvoll komponierter kleiner Lügenschwank erzählt. Die anthropomorphisierten Tiere laden zur Identifikation und zum Wiedererkennen eigener Spielerfahrungen ein. Autor Bjørn F. Rørvik gelingt ein erfrischend antipädagogischer Blick auf kindliche Spielpraktiken. Gekonnt verwischt er die Grenze zwischen erzähltem Spiel und spielerischer Fiktion. Der dialogreiche Text in der Übersetzung Meike Blatzheims ist ganz nah an kindlichem Sprachhandeln in Rollenspielen. Die colorierten Zeichnungen von Claudia Weikert ergänzen Witz, Schwung und Spritzigkeit des Textes kongenial. Ab 5 Jahren.

Mehr Nominierungen und ausgezeichnete Bilder-, Kinder- und Jugendbücher unter:
https://www.jugendliteratur.org

Schneelöwe

Nominiert für den Deutschen Jugend- Literaturpreis 2023

Bilderbuch

… entfaltet die poetisch-metaphorische Idee des inneren Wesens. „Ich bin ein weißer Schneelöwe“, verkündet ein kindlicher Ich-Erzähler zu Beginn des Buches und lädt die Lesenden ein, nach- und mitzuvollziehen, was es bedeutet, außen ein Kind und innen ein Tier zu sein. Das Schneelöwen-Ich des Erzählers bewegt sich geschmeidig durch Räume, hört die leisesten Töne und kann – wenn Unrecht geschieht – gefährlich knurren. So wie dem jungen Erzähler der Schneelöwe zum Spiegelbild und zur Projektionsfläche des Selbst wird, spricht er auch allen anderen Menschen innere Tiere zu. Werden sie entdeckt und in ihrer Vielschichtigkeit wahrgenommen, erhalten Selbst- und Fremdsicht neue Dimensionen und achtsame Tiefen.

Die direkte Ansprache der Lesenden verleiht dem leicht fließenden Text Nähe und Vertrautheit. Wo er Fragen stellt und Geheimnisse andeutet, schlagen die ganz in Blau-Weiß gehaltenen, mit Kugelschreiber gezeichneten Bilder Antwortmöglichkeiten vor und schaffen Räume für Magie und Phantastik. In einem Wechselspiel verschiedener Blicke nähern sich Heinz Janisch und Michael Roher den komplexen Fragen der Identität an.

Schneelöwe ist ein geheimnisvoll-selbstbezügliches Bilderbuch, das auf kunstvolle und vielschichtige Weise zu Entdeckungen im Buch, in sich selbst und in anderen einlädt. Ab 5 Jahren.

Mehr Nominierungen und ausgezeichnete Bilder-, Kinder- und Jugendbücher unter:
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Spinne spielt Klavier

 

Nominiert für den Deutschen Jugend- Literaturpreis 2023

Bilderbuch

… ist ein nahezu textloses Bilderbuch mit hohem Aufforderungscharakter, bei dem Lesende selbst Töne produzieren sollen. Kräftig-bunte Bilder im Comic-Stil zeigen Dinge und Figuren in Situationen, die mit Geräuschen einhergehen. „Mach die Geräusche einfach nach“, fordert Benjamin Gottwald eingangs auf und fragt: „Kannst du hören, was du siehst?“ Mag dies bei den ersten Bildern noch einfach gelingen, entwickelt das Bilderbuch auf 160 Bildseiten immer skurrilere und komplexere Szenen. Manche Doppelseiten stellen Geräusche einander gegenüber, die sich ähneln, aber in ganz unterschiedlichen Situationen entstehen. Das Trappeln von Pferdehufen klingt fast genauso wie das Auftreffen eines Tischtennisballs auf dem Schläger; der Kuss zweier Liebender klingt wie das Ansaugen einer gekochten Spaghetti. Andere Doppelseiten entfalten kleine Erzählzusammenhänge und spielen auf kreative Weise mit dem Potenzial von Geräuschen und Situationen.

Beim Blättern in diesem lebendigen Buch formen sich die Geräusche in den Mündern der Betrachtenden von ganz allein. Es sind laute und leise, sichere und suchende Töne, die evoziert werden von den klug komponierten Bildern und Bildfolgen. Dass sich dabei auch die Welterfahrung erweitern kann, verdankt sich der bestechenden Originalität des Konzepts. Ab 3 Jahren.

Mehr Nominierungen und ausgezeichnete Bilder-, Kinder- und Jugendbücher unter:
https://www.jugendliteratur.org

 

Von Bild zu Bild

Schon in den ersten Lebensjahren fangen Kinder an, Spuren zu hinterlassen und zu zeichnen. Ihre Bilder erzählen etwas von ihrer Weltwahrnehmung und ihren Erfahrungen. Sich aus eigenen Antrieb über Striche, Linien, Kritzel auszudrücken, gehört zu der Art und Weise, in der Kinder versuchen, sich selbst und der Welt nahezukommen. Allerdings wird diese Dimension der Kinderzeichnung in der institutionellen Bildung noch zu wenig berücksichtigt.

Was wäre, wenn wir Kinderzeichnungen in Kita und Schule anders denken? Ohne Defizitblick? Jenseits vorab festgelegter Bildergebnisse? Ohne den Kindern damit zu suggerieren, es gäbe im Hinblick auf ihre Bilder ein Richtig und ein Falsch?

Wie können wir Kinder in ihrer individuellen künstlerischen Entwicklung fördern? Und wie lassen sich Bilder­sammlungen von Kindern dafür nutzen?

 

Kirsten Winderlich lädt ein, Kinderzeichnungen neu zu betrachten und unsere Wahrnehmungsfähigkeit dafür zu entwickeln.

Was machen Kinder in ihren Bildern sichtbar? Und auf welche Weise spielen und experimentieren sie mit dem Was, das im Bild zum Erscheinen kommt?

Was macht ein Sehen aus, das auf neue Weise sieht?

Mittels zweier Methoden – dem Mapping: Ansehen und dem Mapping: Durchsehen – wird ein neuer forschender Blick auf Kinderzeichnungen möglich. Die mediale Aufbereitung der Bildersammlungen als analoger und digitaler „Katalog“ in Form von Mapping und Bildsequenzen regt an, sich forschend mit den Bildern auseinanderzusetzen, mit den Kindern eigene Sammlungen anzulegen und die künstlerische Bildung in Kita und Schule neu zu denken.

Neu bei wamiki

Cover von Bild zu Bild

 

A taaavola! — Zu Tihisch!

Bilderbuch

Von einer Reise nach Italien brachte ich meinem Enkel Egon ein Pappbuch mit. Es ist in italienischer Sprache geschrieben, die weder ich noch der einjährige Egon beherrschen. Doch als ich mir das Buch in Orvieto ansah, hatte ich das Gefühl: Das verstehe ich sofort. Zu Hause übersetzte ich die wenigen Texte mit Hilfe des Internets und merkte dabei, wo ich ein bisschen daneben lag. Aber die Grundidee war unmissverständlich: Schwarze und weiße Pädagogik wurden verspottet. Aber gründlich.

Worum geht es?

Die Mutter hat gekocht. Gemüsesuppe gibt es. Das Kind wird zu Tisch gerufen und kommt fröhlich angerannt. Doch Gemüsesuppe mag es nicht. Alle Überredungsversuche der Mutter scheitern. Also greift sie zum letzten Mittel: „Wenn du das nicht isst, frisst dich der Wolf.“

Pfff! Das glaubt das Kind nicht. Doch dann heißt es: „Lupo, a taaavola!“ Und tatsächlich kommt ein Wolf an den Tisch. „Man hat mich gerufen?“ Doch genau so, wie das Kind keine Gemüsesuppe essen möchte, mag der Wolf keine Kinder. Alle Überredungskünste nützen nichts, und so ruft die Mutter den „Orco“, vermutlich eine Art Menschenfresser-Riese, an dessen Existenz nicht mal der Wolf glaubt.

Orco mag natürlich keine Wölfe. Stattdessen würde er lieber diese leckere Suppe essen. Da ruft das Kind empört: „Das ist meine Suppe, und die esse ich!“ Wolf und Riese gehen leer aus.

Das ist so schön unpädagogisch! Je öfter ich Egons Buch ansah und anderen Leuten davon erzählte, desto stärker wurde der Wunsch, es auch zu besitzen. Außerdem wollte ich es gern in meinem Kindergarten vorlesen, am besten auf Deutsch und Italienisch.

Also besorgte ich mir mit Hilfe von Egons Papa mehrere Exemplare für die Arbeit, für mich und zum Verschenken. Beim Vorlesen in der Kita sprang meine Begeisterung allerdings nicht sofort auf die Kinder über. Vermutlich nahmen sie die Geschichte ernst. Deshalb fragte ich: „Würde denn eure Mama oder euer Papa so etwas machen – mit dem Wolf drohen oder einem Orco?“ Nein, natürlich nicht. Aber Juna meinte: „Ich würde das vielleicht als Mama zu meinem Kind später mal sagen.“

Zum Glück fand ich danach andere Zuhörer. Justus und Linus lasen sich die Geschichte selbst vor, in ganz eigener Version, und amüsierten sich sehr.

Als eins meiner Lieblingsbücher steht das Buch nun bei mir im Büro, wo es Justus wiederentdeckte. Mit Juna bat er mich, die Geschichte während des Spätdienstes vorzulesen. Immer wieder, auf Deutsch und Italienisch. Als sie abgeholt wurden, riefen die beiden laut: „A taaavola, a taaavola!“