Spinne spielt Klavier

 

Nominiert für den Deutschen Jugend- Literaturpreis 2023

Bilderbuch

… ist ein nahezu textloses Bilderbuch mit hohem Aufforderungscharakter, bei dem Lesende selbst Töne produzieren sollen. Kräftig-bunte Bilder im Comic-Stil zeigen Dinge und Figuren in Situationen, die mit Geräuschen einhergehen. „Mach die Geräusche einfach nach“, fordert Benjamin Gottwald eingangs auf und fragt: „Kannst du hören, was du siehst?“ Mag dies bei den ersten Bildern noch einfach gelingen, entwickelt das Bilderbuch auf 160 Bildseiten immer skurrilere und komplexere Szenen. Manche Doppelseiten stellen Geräusche einander gegenüber, die sich ähneln, aber in ganz unterschiedlichen Situationen entstehen. Das Trappeln von Pferdehufen klingt fast genauso wie das Auftreffen eines Tischtennisballs auf dem Schläger; der Kuss zweier Liebender klingt wie das Ansaugen einer gekochten Spaghetti. Andere Doppelseiten entfalten kleine Erzählzusammenhänge und spielen auf kreative Weise mit dem Potenzial von Geräuschen und Situationen.

Beim Blättern in diesem lebendigen Buch formen sich die Geräusche in den Mündern der Betrachtenden von ganz allein. Es sind laute und leise, sichere und suchende Töne, die evoziert werden von den klug komponierten Bildern und Bildfolgen. Dass sich dabei auch die Welterfahrung erweitern kann, verdankt sich der bestechenden Originalität des Konzepts. Ab 3 Jahren.

Mehr Nominierungen und ausgezeichnete Bilder-, Kinder- und Jugendbücher unter:
https://www.jugendliteratur.org

 

Von Bild zu Bild

Schon in den ersten Lebensjahren fangen Kinder an, Spuren zu hinterlassen und zu zeichnen. Ihre Bilder erzählen etwas von ihrer Weltwahrnehmung und ihren Erfahrungen. Sich aus eigenen Antrieb über Striche, Linien, Kritzel auszudrücken, gehört zu der Art und Weise, in der Kinder versuchen, sich selbst und der Welt nahezukommen. Allerdings wird diese Dimension der Kinderzeichnung in der institutionellen Bildung noch zu wenig berücksichtigt.

Was wäre, wenn wir Kinderzeichnungen in Kita und Schule anders denken? Ohne Defizitblick? Jenseits vorab festgelegter Bildergebnisse? Ohne den Kindern damit zu suggerieren, es gäbe im Hinblick auf ihre Bilder ein Richtig und ein Falsch?

Wie können wir Kinder in ihrer individuellen künstlerischen Entwicklung fördern? Und wie lassen sich Bilder­sammlungen von Kindern dafür nutzen?

 

Kirsten Winderlich lädt ein, Kinderzeichnungen neu zu betrachten und unsere Wahrnehmungsfähigkeit dafür zu entwickeln.

Was machen Kinder in ihren Bildern sichtbar? Und auf welche Weise spielen und experimentieren sie mit dem Was, das im Bild zum Erscheinen kommt?

Was macht ein Sehen aus, das auf neue Weise sieht?

Mittels zweier Methoden – dem Mapping: Ansehen und dem Mapping: Durchsehen – wird ein neuer forschender Blick auf Kinderzeichnungen möglich. Die mediale Aufbereitung der Bildersammlungen als analoger und digitaler „Katalog“ in Form von Mapping und Bildsequenzen regt an, sich forschend mit den Bildern auseinanderzusetzen, mit den Kindern eigene Sammlungen anzulegen und die künstlerische Bildung in Kita und Schule neu zu denken.

Neu bei wamiki

Cover von Bild zu Bild

 

A taaavola! — Zu Tihisch!

Bilderbuch

Von einer Reise nach Italien brachte ich meinem Enkel Egon ein Pappbuch mit. Es ist in italienischer Sprache geschrieben, die weder ich noch der einjährige Egon beherrschen. Doch als ich mir das Buch in Orvieto ansah, hatte ich das Gefühl: Das verstehe ich sofort. Zu Hause übersetzte ich die wenigen Texte mit Hilfe des Internets und merkte dabei, wo ich ein bisschen daneben lag. Aber die Grundidee war unmissverständlich: Schwarze und weiße Pädagogik wurden verspottet. Aber gründlich.

Worum geht es?

Die Mutter hat gekocht. Gemüsesuppe gibt es. Das Kind wird zu Tisch gerufen und kommt fröhlich angerannt. Doch Gemüsesuppe mag es nicht. Alle Überredungsversuche der Mutter scheitern. Also greift sie zum letzten Mittel: „Wenn du das nicht isst, frisst dich der Wolf.“

Pfff! Das glaubt das Kind nicht. Doch dann heißt es: „Lupo, a taaavola!“ Und tatsächlich kommt ein Wolf an den Tisch. „Man hat mich gerufen?“ Doch genau so, wie das Kind keine Gemüsesuppe essen möchte, mag der Wolf keine Kinder. Alle Überredungskünste nützen nichts, und so ruft die Mutter den „Orco“, vermutlich eine Art Menschenfresser-Riese, an dessen Existenz nicht mal der Wolf glaubt.

Orco mag natürlich keine Wölfe. Stattdessen würde er lieber diese leckere Suppe essen. Da ruft das Kind empört: „Das ist meine Suppe, und die esse ich!“ Wolf und Riese gehen leer aus.

Das ist so schön unpädagogisch! Je öfter ich Egons Buch ansah und anderen Leuten davon erzählte, desto stärker wurde der Wunsch, es auch zu besitzen. Außerdem wollte ich es gern in meinem Kindergarten vorlesen, am besten auf Deutsch und Italienisch.

Also besorgte ich mir mit Hilfe von Egons Papa mehrere Exemplare für die Arbeit, für mich und zum Verschenken. Beim Vorlesen in der Kita sprang meine Begeisterung allerdings nicht sofort auf die Kinder über. Vermutlich nahmen sie die Geschichte ernst. Deshalb fragte ich: „Würde denn eure Mama oder euer Papa so etwas machen – mit dem Wolf drohen oder einem Orco?“ Nein, natürlich nicht. Aber Juna meinte: „Ich würde das vielleicht als Mama zu meinem Kind später mal sagen.“

Zum Glück fand ich danach andere Zuhörer. Justus und Linus lasen sich die Geschichte selbst vor, in ganz eigener Version, und amüsierten sich sehr.

Als eins meiner Lieblingsbücher steht das Buch nun bei mir im Büro, wo es Justus wiederentdeckte. Mit Juna bat er mich, die Geschichte während des Spätdienstes vorzulesen. Immer wieder, auf Deutsch und Italienisch. Als sie abgeholt wurden, riefen die beiden laut: „A taaavola, a taaavola!“

 

Scheiße sagt man nicht!

Bilderbuch

 

„Scheiße sagt man nicht“, erklärt die weiße Maus mit erhobenem Zeigefinger. Warum denn nicht?

In kleinen Alltagsszenen bricht ein eigentlich gut gelaunter Handwerker in wütendes Geschrei aus – „Himmel-Arsch-und-Zwirn!“ –, wenn er seinen Daumen mit dem großen Hammer trifft. Sorgfältig wiederholt die Maus den unanständigen Ausdruck, bevor sie mahnt: „Sagt man nicht.“ Von Doppelseite zu Doppelseite nimmt das Geschimpfe zu. „Verdammte Scheiße!“ heißt es, wenn das Super-Rieseneis in runterfällt, „Pupsiwurst!“, wenn die große Schwester sich ärgert. Stets springt das Mäuslein auf und piepst: „Sagt man nicht.“

Zettel mit Hinweisen auf „Ausweichwörter“ sollen Abhilfe schaffen. Aber die Situationen, in denen einem die (Schimpf-)Worte fehlen, häufen sich, und schließlich landet sogar die weiße Anstandsmaus voll in der Scheiße. Was sagt sie da? Genau! „Das sagt man aber nicht!“ rufen jetzt alle anderen.

Auf der letzten Doppelseite finden sich übrigens ein paar pädagogische Hinweise, was man tun kann, um die Schimpferei nicht überhand nehmen zu lassen. Ab 4.

 

Es begab sich aber…

Bilderbuch

 

Spätestens seit der Illustration von Jutta Bauer, die die Heilige Familie vor einer Mauer zeigt, auf der „Asylanten raus“ steht, wird die Weihnachtsgeschichte auch anders als in früheren Zeiten erzählt. Armut und Heimatlosigkeit verkommen nicht zur Idylle.

In „Es begab sich aber zu der Zeit“ ist ein Paar in einem städtischen Viertel unterwegs. Es ist dunkel, nur wenige Menschen sind auf der Straße. Die beiden sind schon lange auf den Beinen, und die Frau, so verrät es der Text, ist schwanger. In einem Haus steht das Tor zur Garage – der Stall der Neuzeit – offen, und hier bringt die Frau ihr Kind zur Welt. Zu Besuch kommen eine Polizistin mit einem Pferd, Kinder, Erwachsene und immer mehr Leute. Sie machen Musik, sie singen und umarmen sich.

Erst auf den letzten Seiten wird all das mit der Geburt Jesu in Beziehung gesetzt, die wir natürlich schon im Hinterkopf haben, obwohl es weder Heiligenscheine noch Engel gibt.

Denn so oder ähnlich kommen überall Kinder zur Welt, denen man Geschenke bringen könnte und sollte.

Eine Bilderbuchgeschichte die den Blick darauf richtet, dass es Weihnachten nicht um Geschenke geht und dass eine Geburt in einem Stall oder einer Garage keine Idylle ist, sondern der Not gehorcht und vielleicht den Gedanken nahe legt, vom eigenen Überfluss etwas abzugeben. Ab 4.

 

 

Mein Freund passt nicht aufs Klo

Bilderbuch

 

Weil es draußen regnet, hat die Ich-Erzählerin es sich drinnen schön gemütlich gemacht. Da klingelt es, und Freund Fred, der Drache, steht vor der Tür. Sie weiß, dass er Würstchen und viel Kaffee liebt, und so geht es auch ihm bald richtig gut – bis ein pieseliges Geräusch ertönt und den Drachenfreund an seine übervolle Blase erinnert. Doch Menschen-Klos sind nicht für ausgewachsene Drachen gedacht. Nun beginnt eine immer dringlicher werdende Suche nach dem Örtchen für Drachenbedürfnisse. Dabei entdecken wir von Hunden, die das Bein heben, bis zu Brunnenfiguren aus Stein Beispiele für die vielfältigen Formen des Pinkelns. Doch das ist alles nichts für einen ausgewachsenen Drachen. Mit seiner Freundin fliegt er schließlich eiligst zu einer Bucht, in der zauberhafte Pinkelschlösschen auf ihre Besucher warten.

Die verregneten Bilder von Julie Völk sind alles andere als grau-in-grau, ein Goldton lässt Lampen leuchten und Bäume erglühen. Überall schimmern Pastelltöne durch das zarte Grau.

Ein Bilderbuch, das dem Pinkeln seine schönsten Seiten abgewinnt. Ab 3.

 

Federleichte Mami-Suche

Bilderbuch

 

„Mami, Mami“, schreien drei kleine Entchen, und wir erkennen sofort, was sie sind: Kinder! Ununterbrochen suchen sie etwas, aber Mutter Ente weiß immer ganz genau, wo alles ist. Immer, wenn sie es sich mit ihrem Buch gemütlich machen will, kommen die drei mit einer neuen Suchanfrage. Einmal sind sie so stürmisch, dass sie ihre Mutter unter einer Decke „begraben“ und nicht finden. Das bringt die Ente auf die Idee, sich auf dem Baum zu verstecken. Erst mitten in der Nacht finden die Entchen ihre inzwischen schlafende Mutter hoch oben in den Ästen und kuscheln sich an sie. Ab 3.

 

Das ist mein Papa!

Bilderbuch

Ein ganzer Tag mit Papa Johnny ist für Tim das Größte! Er freut sich und stellt seinen Papa stolz allen vor, die ihnen begegnen: der Würstchenverkäuferin, dem Kartenabreißer im Kino, dem Kellner in der Pizzeria und der Bibliothekarin an der Ausleihe. Ganz zum Schluss ist noch das kleine Café mit den Törtchen dran. Aber wichtiger als all das ist es, der Welt zu verkünden: Das ist mein Papa!

Die anrührende Bildgeschichte erzählt von den Gefühlen zwischen Vater und Sohn, von der stillen Schüchternheit der beiden, aus der die freudige Begeisterung, die starke Zuneigung hervorbricht. Eine innige Liebe, die die Trennung überdauert. Ab 4.

 

Der Wunsch

Bilderbuch

 

Fips und Oma machen einen Spaziergang durch den Ort bis zum Meer. Während sie unterwegs sind, versucht Oma herauszufinden, was der Enkel sich wünscht, bestimmt sei es doch… Bevor sie fertig ist, hat Fips schon entdeckt, wie sie sich seinen Wunsch vorstellt, und fällt ihr ins Wort: Nein! Regelrecht verzweifelt klingen schließlich seine Neins. Am Meer fasst er sich ein Herz und sagt, was er sich wünscht: Eine Reise mit Oma! Schon sitzen die beiden im Boot und fahren aufs Meer hinaus.

Antje Damms kleine Papier-Bühnen haben ganz eigenen Charme und reizen dazu, die Papier-Bühnen-Stücke weiterzuerzählen. Viel Spaß beim Ausdenken! Ab 2.

Alle zählen

Wimmelbuch

Nominiert für den Deutschen Jugend- Literaturpreis 2022

Schon das knallbunte Cover macht neugierig: dicht gedrängt jede Menge Menschen, die Plakate mit den Großbuchstaben des doppeldeutigen Titels halten. Innen kontrastreich Leere, eine fein gestrichelte Waldszene, dazu eine blaue Null. Auf der nächsten Seite mit der Zahl Eins die erste Person, ein Junge, der den Nachthimmel betrachtet und sich fragt, wie viele andere in genau diesem Moment dieselben Sterne sehen. Aufsteigend folgen immer höhere Zahlen und größere Personengruppen, die sich am Ende zur gesamten Menschheit auf dem Planeten Erde addieren.

Bei diesem außergewöhnlichen Wimmelbuch geht es um weit mehr als um Zahlen und ums Zählen. Die plakativen Figuren, die bei genauer Betrachtung individuelle, wiedererkennbare Züge tragen und aufs Schönste Diversität feiern, agieren miteinander an den unterschiedlichsten Schauplätzen. Von Seite zu Seite entwickelt sich ein zunehmend vielfältiger verknüpftes Beziehungsnetz. Ergänzt wird das Abgebildete am unteren Rand der (Doppel)Seiten durch eine schmale Textleiste mit prägnant von Maike Dörries ins Deutsche übersetzten Informationen. Die kurzen Texte ziehen komplexe Fragen nach sich und regen an zum Blättern, Suchen, Ausdenken immer neuer Geschichten sowie zum Philosophieren über Zufälle, Zusammenhänge und unser aller Miteinander. Ab 5.

 

Ich bin wie der Fluss

Bilderbuch

Nominiert für den Deutschen Jugend- Literaturpreis 2022

 

Der Dreiklang von Text, Bild und Typografie in diesem berührenden Bilderbuch gibt tiefen Einblick in das Innenleben eines stotternden Kindes.

Bereits morgens nach dem Aufwachen stellen sich die Worte im Mund des Ich-Erzählers kreuz und quer. Das steigert sich in der Schule, bis ihn sein Vater abholt und zum Fluss mitnimmt. Der Anblick des sprudelnden, gischtenden und tosenden Flusses hilft dem Kind, sich und sein Sprechen besser zu verstehen. Es fühlt sich getröstet und bestärkt, indem es sich selbst sagen kann: „Ich bin wie der Fluss.“

Jordan Scott hat für die traumatischen Erfahrungen des Stotterns eine authentische und zugleich poetische Sprache gefunden. Sydney Smith wechselt von pigmentierten zerlaufenden Bildern, die uns die Qualen des Jungen spüren lassen, zu kräftigen Sequenzen, in denen er die Schönheit und Wildheit des Wassers mit den sich verändernden Gefühlen des Jungen kombiniert, bis sie in einem gigantischen Panoramabild kulminieren, in dem sich der Junge ins funkelnde Wasser begibt.

Bernadette Ott macht mit ihrer bildhaften, klanglichen Übersetzung den Gefühlsraum des Kindes physisch wahrnehmbar. Große Bilderbuchkunst ab 5.

 

AnyBody

Kinderbuch

 

Manchmal fühlt man sich in seinem Körper unsicher, manchmal wohlig und unbesiegbar. Katharina von der Gathen, Autorin von „Klär mich auf“ weiß, was Kinder in Bezug auf ihren Körper interessiert. Ihre langjährige Erfahrung sowie eine breit angelegte anonyme Umfrage waren die Basis für dieses Bilder-Lexikon, das unbefangen und witzig ist, aber auch zwiespältige Gefühle behutsam mit aufnimmt. Anke Kuhl versteht es, kindliches Körper-Erleben einfühlsam und treffend ins Bild zu setzen.

Ein Buch für alle, die ihren Körper mögen; denen er manchmal Kummer bereitet. Ein Buch für alle mit roten, schwarzen, grauen, blonden, braunen, bunten oder gar keinen Haaren. Für alle, die Blut, Schweiß, Tränen und Pipi kennen, für kleine Jungs und große Mädchen und alle dazwischen: ein Buch für alle, die einen Körper haben. Ab 8.