Nee, heute mal keine Experimentier-Stunde mit Anwesenheitspflicht, weil dabei das Portfolioblatt „Ich experimentiere gern“ entsteht. Heute wird gespielt – und zwar mit naturwissenschaftlichen Kernthemen:
Keiner mag Kriegsspiele – außer Kindern und uns, als wir noch Kinder waren.
Wer Kriegsspiele ablehnt, hat natürlich Recht, weil Krieg doof ist, aber auch Unrecht, weil Kriegsspiele kein Krieg sind, sondern Spiele. Es ist ein Unterschied, ob man mit täuschend echten Waffen virtuell auf Avatare zielt oder sich sommers mit weichen Wasserbomben bewirft und das Schlacht nennt. Übrigens sind Schach, Dame oder Halma Kriegsspiele, und niemand bricht in Tränen aus, wenn beim Solitärhalma nur noch ein einziger Überlebender auf dem Holzbrett steht. Außerdem ist „Die gegen uns“ immer ein gutes Grundmotiv beim Spielen – egal, ob Indianer gegen Cowgirls oder Räuberinnen gegen Gendarmen kämpfen.
Gönn dir und den Deinen ab und zu eine eskalierende Schlacht, um den Frieden danach zu genießen.
Dir fällt mal wieder nix ein? Dir fällt ausnahmsweise nix ein? Egal, wie es um deinen Einfallsreichtum bestellt ist: Abhilfe schaffen die folgenden Kreativitäts-Spieltipps.
Wer erst einmal alles liest, betrachtet oder anhört,
das irgendwie zum Thema passt, gibt seinem Gehirn Nahrung, so dass Ideen reifen können. Wichtig: Nicht bewerten, welcher Gedanke wirklich weiterhilft.
Statt grübelnd dazusitzen, hilft es, noch so dumme Ideen, Satzanfänge oder Skizzen auf Papier zu kritzeln oder Computerdokumente damit zu füllen.
Oft schält sich aus sinnlosem Geschreibsel
plötzlich ein guter Satz heraus.
Um ein Problem klar umreißen zu können, empfiehlt es sich, möglichst ahnungslosen Menschen davon zu erzählen. Nicht, weil die etwas dazu beitragen könnten,
sondern weil Sprechen die Gedanken ordnet.
Schlag ein Buch auf, tippe blind auf drei Wörter und überlege, ob sie bei der Ideenfindung helfen. Oder ziehe Karten, schreib das ABC auf und finde zu jedem Buchstaben ein passendes Wort zum Thema, denn: Zufallsverfahren machen locker.
Statt zu darüber zu sinnieren, was die beste Lösung
wäre, kann man nach der dümmsten, peinlichsten, gefährlichsten Lösung fahnden, um hintenherum
wirklich auf Ideen zu kommen. Vor allem, wenn die Ideen so dumm sind, dass man lachen muss.
Gelächter ist einer der besten Kreativitäts-Helfer.
Manchen Leuten hilft es, Schmierzettel zu zerrupfen,
mit den Füßen zu stampfen, zu fluchen, Kuscheltiere zu hauen oder in den Wutball zu beißen.
Bei solch einem Ausbruch entlädt sich kreativitätsfeindlicher Erfolgsdruck. Empfehlenswert: Familienangehörige vorab warnen und schonen.
Kreativität braucht Zeit, weil Gedanken im Gehirn neu sortiert werden müssen. Deshalb ist es gut, sich drei Tage Zeit zum Ideenentwickeln zu lassen:
Erster Tag zum Loslegen und frühen Vertagen, dann schlafen, am nächsten Tag weitermachen und sich ärgern, noch mal schlafen und plötzlich loslegen können. Manchmal sind es auch vier oder sieben Tage…
Nebenbeschäftigungen suchen
Wer etwas Dringendes erledigen muss, hat oft unbändige Lust, stattdessen eine weniger dringliche Sache anzugehen. Es tut gut, mehrere Projekte gleichzeitig
am Start zu haben, um die Schubkraft der „Ich mach jetzt aber lieber…“-Energie zu nutzen.
Pausen sind kreativitätsfördernd, wenn das Gehirn unterdessen nicht gefordert ist. Also: An nix denken. Computerspiele und Kreuzworträtsel
eignen sich nicht als Pausenbeschäftigung, weil Denken damit verbunden ist. Betätigungen wie Yoga, Laufen, Radeln oder Stricken eignen sich hingegen perfekt – außer wir lenken uns dabei mit irgendwelchen Medien ab.
Bei Spaziergängen durch Wald, Feld oder Park
kommen uns plötzlich ungeahnte Lösungen in den Sinn.
Der Grund: Uns geht’s gut, es gibt wenig Ablenkung, und wir widmen uns einfachen körperlichen Aktivitäten.
Badezimmer sind ideale Orte, um kreative Ideen auszubrüten, weil man unter der Dusche oder auf
dem Klo ganz „Körper“ ist, sinnlich erlebt
und Gedankenblockaden abbaut.
Kreatives Chaos wird überschätzt. Gerade in einer Denkpause macht es Sinn, den Schreibtisch, den Teamraum, die Küche oder gar den Garten aufzuräumen.
Mit doppeltem Effekt: Nachher sieht es schön aus –
und beim langweiligen Tun fließen die Gedanken
unbewusst weiter.
Doof, aber oft unvermeidlich ist, dass kreative Ideen sich erst einstellen, wenn der entscheidende Termin kurz bevorsteht. Hören wir einfach auf, uns vorzunehmen,
beim nächsten Mal „rechtzeitig“ anzufangen,
um den Schub durch Termindruck auskosten zu können.
Ist eine Idee umgesetzt, sollten wir uns feiern und uns eine besonders schöne Pause gönnen, statt sofort an die unerledigte Steuererklärung zu gehen. Für die nächste Ideenfindung hilft es, das mit dem Erledigen verbundene Glücksgefühl voll auszukosten.
Allein gefreut ist halb gefreut!
Holen wir uns für unsere megageile Idee die Bewunderung,
die sie verdient.
Foto: photocase, joto
Dinge, die leicht verrotten, in den Garten legen – zum Beispiel 20 angefaulte Äpfel – und sie jeden Tag besuchen: Was hat sich verändert?
5 Minuten lang die Sekunden zählen.
Nach alten Fotos von draußen oder drinnen suchen und genau am gleichen Ort neue Fotos machen.
Einen Stock als Sonnenuhr in den Boden stecken und alle 15 Minuten den Schattenverlauf markieren.
Eine Brotscheibe 20-, 200-, 500-mal kauen.
Eine Murmelbahn mit ganz geringem Gefälle bauen.
Am Boden liegen und den Gang der Wolken beobachten.
„Allemeineentchen“ so langsam, aber mit Hall auf dem Klavier spielen, dass das Stück 4 Minuten dauert, vielleicht sogar 8.
Die Antwort auf eine eilige E-Mail als Brief versenden. Oder per Bote?
Mikado spielen – weil der Schnellste dabei meist verliert.
Für das Erklimmen einer langen Treppe pro Stufe 5 Minuten einplanen, eine Stoppuhr zur Kontrolle einsetzen – und gespannt sein, wann man oben ist.
Zähen Schleim aus Wasser und Stärkemehl anrühren, das Gefäß umkippen und zuschauen, wie die Masse sich langsam ihren Weg bahnt – vom Tisch hinab.
In ein Bächlein Steine legen und beobachten, wie das Wasser seinen Lauf verändert.
Ein schweres, langes Pendel – nach Foucaultschem Vorbild – hoch oben aufhängen und seine langsamen, und vielleicht bis zur Kreisbewegung reichenden Schwünge betrachten.
Spiele mit Geschwindigkeitswechsel spielen: Jetzt schnell bewegen! Jetzt stoppen! Jetzt gaaanz langsam!
Sein Gegenüber anstarren: Wer zuerst zwinkert, hat verloren.
Auf einem gut geölten Karussell sitzen, sich schnell drehen lassen und bis zum vollständigen Stillstand sitzen bleiben.
Jemanden in einer fernen Stadt besuchen und dafür besonders langsame Regionalbahn-Strecken nutzen: über Gotteszell, Ruhmannsfelden, Wimbach-Untergscheid nach Berlin. Wahrscheinlich hilft die Bahn sogar dabei – mit Verzögerungen im Betriebsablauf.
Und jetzt du!
Foto: Ahkka / photocase.de
Sich mit Poolnudeln oder Isolierrohren aus Schaumstoff bewaffnen und heldenhaft gegeneinander kämpfen
Orden herstellen – siehe 1€ Pädagogik: Blech – und jemanden, der es verdient, würdevoll damit dekorieren
Etwas tun, das man immer eklig fand – mit Styropor quietschen, ein Teewurstbrot essen, ein ödes Computerspiel mitspielen, den muffigen Hund vom Nachbarn streicheln – und sich dabei ganz kühn vorkommen
Beim Schokolade-Aufteilen auf das eigene Stück verzichten
Die fast komplette Fußballbild-Sammlung feierlich ins Lagerfeuer werfen
Sich ohne Licht durch die Kellergänge tasten
Über eigene peinliche Momente sprechen, obwohl Leute zuhören, die man nicht mag
Aus einem alten Stuhl einen Thron bauen, ihn in die Öffentlichkeit schleppen, sich selbst oder jemand anderen draufsetzen und verehren lassen
Leuten Heldenepen schreiben: Für Uschi, die den vollen Windeleimer bezwang
Und jetzt du!
Teaserfoto: lila_lallo / photocase.de
Buchstaben kann man ihrem Gebrauchszweck entsprechend zu Wörtern zusammenstellen – unter Berücksichtigung der Rechtschreibung. Oder man nutzt sie als Kreativ-Spielzeug und stellt den Sinn, der sonst immer Vorrang hat, hintenan. Spielt doch mal Buchstaben- und Wortspiele, zum Beispiel diese:
Was brauchen Erwachsene, um zu spielen? Einen Kasten, darin ein Spielbrett, Spielsteine, Aufgabenkarten, der sechsseitige Dopplerwürfel sowie Astrid und Holger, ein befreundetes Pärchen? Es geht auch anders. Wohl jeder von uns spielt heimlich Ein-Personen-Spiele mit Spielmaterialien des Alltags. Wir haben uns umgehört und gesammelt, was unser Umfeld für Spiele mit sich selbst spielt. Weiter lesen