Der, die oder das Tetra Pak®

Seit dem Start unserer pädagogischen Fachzeitschrift #wamiki heißt es in jedem Heft: Teuer muss nicht sein, aber kreativ! Michael Fink inspiziert Ausgesondertes, um nach Dingen zu suchen, die kaum etwas kosten, aber Kinder anregen, kleine Forscher oder Künstler zu werden.

Wir wamikis haben gedacht, diese zahlreichen Ideen zum kreativen Gestalten mit einfachsten Mitteln sollten wir einfach einmal aus dem Archiv holen. Viele der Dinge könnten bei Euch herumliegen, andere lassen sich sehr leicht und kostengünstig beschaffen.

Wir wünschen Euch kreative Anstöße mit den tollen 1€-Gestaltungsideen von Michael Fink, der diesmal mit dem Tetra Pak® kreativ wird.

Achja: den Artikel könnt ihr Euch unten ganz einfach als PDF herunterladen!

Deutlich unter einem Euro liegt der Verkaufspreis dieses 1-Euro-Bastelproduktes mit Inhalt: Das Tetra Pak®. Anders als das Pack schlägt und verträgt es sich nicht, sondern hat schon lange, bevor jemand das als Globalisierung titulierte, still und heimlich die Welt erobert: Schon ab 1950 ersetzten die beschichteten Pappen, ausgedacht von einem dieser cleveren Schweden, rasant die bisherige Milchflasche, schafften gar etwas, was vorher der Fön und das Tempo-Taschentuch schafften: Als Gattungsname für jede Form von kunststoff- oder aluminiumbeschichteter Getränkeverpackung zu werden. Höchst unlieb ist diese undifferenzierte Wortverwendung der Besitzerin der Marke Tetra Pak ®, weshalb sie mir Autoren die Ehre erweist, mir deswegen eine Abmahnung anzudrohen – zum Glück nett formuliert.

Wer oder was ist denn Tetra? Weder ist „Tetra“ die schwedische Form von Petra, noch verbirgt sich dahinter ein abgekürzter Teddy Trampel. Stattdessen war die Form des ersten Produktes dieses heutigen Marktführers Anlass zur Namensfindung: Zuerst wurde – Ostdeutsche, aufgepasst! – von der Firma nämlich Milch in tetraeder-förmigen Papier-Pyramiden verpackt. Diese Tradition verwarf man jedoch wegen der schlechten Stapelbarkeit von Pyramiden bald, nur ein kleiner, deutscher Teilstaat ließ dabei nicht locker und verpackte einen Teil seiner Milch bis zuletzt in Pyramidenform und entwickelte gar dafür sechseckige Stapelkästen. Paradoxe Tetra: Welt: Der Westen hatte den Namen, der Osten die Form.

Zum Heftthema (wamiki 1/2016!) passt unser Pack vor allem dadurch, dass er ein Raum ist – mit genau beschriftetem Inhalt von 1 Liter. Wie viele Räume hat es ein Türchen und Außenwände, und letztere machen es (oder ihn) ziemlich stabil. So stabil ist er (oder sie), dass man allerlei Dinge damit anstellen kann: Daraus kleine Häuschen, Autos oder Schiffe bauen. Portmonees draus falten. Es in Streifen schneiden und diese verweben. Es lochen und als Lämpchen nutzen. Es leer oder befüllt mauern oder anderweitig zu Figuren oder Möbeln zusammenfügen. Mit ihm drucken. Es als Blumentopf nutzen… Und spült man es nach Leerung nicht gut aus, sondern verschließt es sogar, um es nach zwei Wochen zu verbauen, wird sogar eine chemische Zeitbombe daraus.

Man kann kurz gesagt fast alles mit ihm machen – nur ob man ihn aufgrund seiner dünnen Schichten gut recyceln kann, darüber streiten sich die Geister. Und ich sage, um nicht noch mehr Post vom Tetra Pak®-Anwalt zu kriegen, lieber nichts dazu. Regen wir uns nicht auf über weltumspannende Konzerne und eventuelle Mimosen, sondern geloben ab heute Besserung in Bezug auf die Verwendung angeblicher Gattungsnamen: „Schatz, wenn du deine Haare fertig gefö- äh, fertiggehaartrocknet hast, kannst du dann bitte zum Laden gehen, um zwei in aluminium- oder kunststoffbeschichtete Getränkekartons verpackte Milch zu holen? Und n´ bisschen Temp-… – äh   Papiertaschentuch bitte, ich hab Durst!“

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