Unsere Räume

Liebe Leserin, lieber Leser,

wie stellst Du Dir die Räume vor, in denen diese Zeitschrift entsteht? Fällt der Blick aus bodentiefen Fenstern im top-modernen Büro-Loft auf eine Berliner Prachtstraße? Oder sitzen wir im fünften Stock eines heruntergekommenen Siebzigerjahre-Altneubaus zwischen gelbstichigen Tapeten auf grauen Bürostühlen, direkt neben der Redaktion der Gratis-Wochenzeitung?

Die Wahrheit liegt – wie so oft – in der Mitte, aber nicht in der Mitte Berlins. Du findest uns in einem Gründerzeit-Altbau in der stillen Pankower Kreuzstraße, gleich am Bürgerpark. Drinnen ist es meist chaotisch-gemütlich: ein großer Holztisch voller Papiere, ein roter Mund, der als Sofa dient – manche kennen ihn von der Didacta, auf der er unseren Stand schmückte. Und an der Wand das nächste Heft in Form von Pinn-Karten, damit wir die Übersicht behalten. Ein Kaffee-Automat, Wasser-Flaschen und nebenan fast immer was zu essen, damit wir nicht vom Fleische fallen, während wir nach Ideen angeln.

Merkt man der Zeitschrift an, dass es uns Spaß macht, in diesem Raum zu arbeiten? Was wäre anders, wenn die Hefte aus dem Bodentiefe-Fenster-Protzbau oder der Halbbaracke kämen? Wahrscheinlich nichts, denn wir sind es ja, die sie machen. Andererseits – denkt man beim Arbeiten: Bloß schnell raus hier, dann wird es nichts. Macht es etwas aus, ob Pädagogik in hässlichen oder schönen Räumen wohnt? Ja. Wir kennen genug Raume, die das Prädikat „Besonders hässlicher Ort für Kinder“ verdienen – mit Neonlicht und Krankenhauscharme oder voller Kunstgewerbe aus Muttis Bastelbuch. Wir vermuten, dass es Erwachsene, die an Un-Orten arbeiten, mindestens doppelt schwer haben: Weil die Kinder in ihrer Entfaltung behindert werden. Und weil die Erwachsenen ständig denken: Bloß raus hier!

In diesem Heft geht es um Raum-Fragen. Uns interessiert: Was sind aktivierende, kindgerechte und deshalb schöne Räume? Wodurch unterscheiden sie sich von erwachsenengerechten Raumen? Welchen „sozialen Raum“ bilden die Menschen, die sich darin aufhalten, und wodurch bekommt der Aufenthalt Qualität? Was passiert, wenn Räume für ihre Bewohner entwickelt werden – statt mit oder von ihnen? Und in Bezug auf das Willkommen-Sein: Welche „Raumqualität“ hat unser Land?

Weil wir Dir von unserem Raum vorgeschwärmt haben, müssen wir Dich auch einladen, klar. Wenn Du uns freimütig erzählst, wie Dir unsere Zeitschrift gefällt und was wir verändern könnten, dann bist Du willkommen, auch auf unseren nächsten Ausstellungen (siehe Termine, S. 62) auf dem roten Sofa. Und auf jeden Fall im wachsenden sozialen Raum, der online oder offline entsteht, wenn Du Deine Meinung zu unseren Texten, Deine Ideen und Vorschläge mit uns und anderen wamiki-Fans teilst. Zum Beispiel im wamiki-blog, bei Facebook und Co.

Viel Raum für Neues wünschen Dir

Deine wamikis