Schräges Gemüse für alle!

Hallo Frederic!
Du hast ein Unternehmen mitgegründet, das Querfeld heißt. Was ist eure Grundidee? Und warum habt ihr Querfeld gegründet?

Wir verkaufen Gemüse, was etwas anders aussieht.

Die Grundidee dahinter ist inspiriert von der Doku „Taste the waste“, in der mir persönlich das Problem das erste Mal begegnet ist: Lebensmittel werden aussortiert. Und das nur, weil sie ein bisschen anders aussehen. Eines der prägnantesten Beispiele sind Kartoffeln. Diese werden direkt vom Ruder der Erntemaschine wegsortiert. 50 Prozent der Kartoffeln werden dort aussortiert. Weil sie zu klein, zu groß, zu knubbelig oder sonst was sind. Sie sind 100 Prozent genießbar, sie entsprechen eben nur nicht dem, was sich der Supermarkt oder was wir uns vermeintlich als Kunden vorstellen. Das hat bei mir – und auch bei den anderen Mitgründern – Empörung ausgelöst, genau genommen sehr viel: „Das kann ja wohl so nicht sein“! dachten wir und überlegten, was wir tun können.

Dann habe ich recherchiert und stieß auf die drei Jungen von „Lauthals“. Die sind jetzt unsere Designer. Damals haben sie ihre Diplomarbeit zu diesem Thema geschrieben und sich gefragt: Wie können wir dieses besondere Gemüse und Obst so ästhetisch in Szene setzen, dass die Besonderheit wieder zum Positiven wird? Wir fanden zusammen, legten gemeinsam mit Stefan aus München den Grundstein, dann kam noch Isabel dazu und mit ihr gemeinsam haben wir die Querfeld UG gegründet.

Und ihr seid jetzt in Berlin und München tätig…
Genau! Wir sind vor allem in den beiden Städten tätig. Bauern-Partnerschaften haben wir in Bayern und Brandenburg aufgebaut, nun möchten wir nach Nordrhein-Westfalen expandieren.

Was sagen die Bauern zu euren Ideen?
Die waren anfangs ein bisschen kritisch, ehrlich gesagt. Wir fragten zunächst Bauern aus dem Berliner Umland. Dort waren wir nicht die ersten, die auf die Idee gekommen sind, sie zu besuchen und mit ihnen über Geschäftsideen zu sprechen. Sie waren erst mal ein bisschen abgeschreckt, denn es kommen oft Leute aus Berlin, die irgendwas erzählen. Als sie aber gesehen haben, dass wir das ernst meinen und dass wir uns Gedanken dazu gemacht haben, waren sie dankbar, weil es eben für solche Produkte bis dahin keinen Absatzkanal gab. Das ist ja genau der Grund, warum wir das machen.

Anfangs waren wir für die Bauern auch noch uninteressanter, weil die 50 bis 100 kg, die wir als kleines Unternehmen zunächst abnahmen, für einen so großen Erzeuger fast nichts sind. Dann steigerten wir uns von 20 bis 100 kg Abnahmen für Bestellungen auf jetzt wöchentlich zwei bis drei Tonnen, nun wurden wir für sie wirtschaftlich interessanter. Bauern sind ja auch Unternehmer, sie haben Aufwand mit dem Gemüse und dieser Aufwand muss sich lohnen.

Wohin verteilt ihr das Gemüse?
Wir vermarkten das an sogenannte Business to Business-Kunden, Geschäftskunden, das heißt, dorthin, wo Gemüse gewerblich verkocht wird. Das können kleine oder größere Kitas und Schulen sein, die Gemüse abnehmen oder auch Unternehmenskantinen und Caterer.

Gibt es eine Minimalmenge, die man abnehmen sollte, wenn man daran Interesse hat?
Ja, in Berlin sind das 50 kg und in München 75 kg.

Ist es egal, welches Gemüse? Ja.

Wie komme ich an das Gemüse ran?
Wir kriegen von den Bauern die Information, was sie die nächsten ein bis zwei Wochen ernten und stellen das als Angebot zusammen. Die Kunden kriegen von uns montags ein festes Angebot geschickt und können bis Mittwoch bestellen. Wir haben ca. 15 Produkte im Angebot. Unsere Kunden können sich aussuchen, was sie haben wollen und dementsprechend bestellen. Es ist also keine Überraschung, was wir anbieten können. Am Montag der darauffolgenden Woche liefern wir aus. Wir haben kein Abo-Modell, sondern die Kunden bestellen das, was sie in ihrer Küche benötigen.

Frau Röllig aus der Freien Waldorfschule Kreuzberg e. V. kocht bereits mit dem normfreien Gemüse und freut sich: „Als vegetarische Großküche mit bis zu 1.400 Menüs pro Tag spielt Bio-Gemüse bei uns die Hauptrolle. Querfeld versorgt uns seit einiger Zeit zuverlässig mit frischem Gemüse im Großformat.“

 

Habt ihr, liebe wamiki-Leser*innen, auch schon Hunger auf die nächste große Küchenladung bekommen?
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Herzlichen Glückwunsch!
Gerade hat Querfeld die Zusage der Deutschen Bundesstiftung Umwelt für eine Förderung bekommen. Frederic und sein Team entwickeln nun eine Online-Plattform, die die logistische Verteilung des Obstes und Gemüses im großen Stil und bundesweit ermöglichen soll.

 

 

Frederic Goldkorn ist Mitgründer von Querfeld und verteilt mit seinem Team in Berlin und München allerhand schräges Obst und Gemüse.

 

 

 

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