Zwischen Inklusion und Nixklusion
DER JUNGE liebt Sport. Trotz seiner starken Sehbehinderung probiert er alles aus. Er möchte Basketball spielen. Groß genug ist er ja.
Die Mutter ruft beim Sportverein an. „Kommen Sie einfach mal vorbei“, lädt der Trainer ein, „wir haben zwar keine Erfahrung mit Behinderungen, aber wir schauen mal.“
Beim ersten Termin hatte der Trainer einen Spieler aus der Jugendmannschaft um Unterstützung gebeten. Doch schon beim zweiten Mal macht er alles alleine. Er sagt zur Mannschaft: „Schaut, ich habe noch knallrote Leibchen gefunden, die zieht ihr bei den Wurfübungen über eure T-Shirt, dann kann der Junge euch besser erkennen.“ Im Spiel rufen die Spieler beim Anspiel den Namen des Jungen. Der weiß dann gleich, aus welcher Richtung der Ball kommt. Und der Trainer hat neue Basketbälle gekauft: schwarze, im Kontrast zum hellen Hallenboden.
Beim Grillfest spricht er mit den Eltern: „Ich glaube, Ihr Sohn fühlt sich bei uns sehr wohl. Ich will ihn unbedingt zum Freundschaftsturnier nächste Woche mitnehmen. Ich habe schon mit den Trainern der anderen Vereine gesprochen und ihnen erklärt, was sie beachten müssen, damit alles gut klappt.“ Die Eltern sind einverstanden und sehr glücklich.
„Nun habe ich aber noch eine Frage“, fährt der Trainer fort, „ich lese immer wieder von gesellschaftlicher Inklusion in der Zeitung. Was ist das eigentlich genau? Ich sollte das vielleicht wissen, wenn Ihr Sohn jetzt fest in meiner Mannschaft ist“, sagt er lachend.
Nun lacht auch die Mutter: „Das hier ist Inklusion“, sagt sie und zeigt auf die Jungs, die sich schon wieder Bälle zuwerfen. Und der Junge – mittendrin im Spieler-Knäuel.
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