Die zweite Ghasele
Ich steige in den Zug zur Ausfahrt: laßt mich.
Lebt wohl, statt daß ihr mit mir ausharrt: laßt mich.
Mir nach weht scharfe Zugluft vom Geleise.
Ihr bleibt, wo ihr bei euch zu Haus wart. Laßt mich
In euch sein des Bagagewagens Schlußlicht,
Nach dem ihr in die Nacht hinausstarrt – laßt mich!
Da nützt ein Augenrinnsal, ja ein Fluß nicht,
Daß ihr aus dem Waggon mich ausscharrt. Laßt mich!
Ein Gott-sei-bei-uns, Kyrie-Eleyse
Lohnt nicht die Laus in Schaffners Krausbart. Laßt mich …
Die Ghasele ist eine lyrische Gedichtform, die
bereits in vorislamischer Zeit auf der Arabischen Halbinsel entstand.
Kein Heft ohne Gedicht.
Diesmal aus: Martin Pohl: Nur ein Erinnern traumumflort. Ghaselen, Sonette und andere Gedichte. Federchen Verlag, Neubrandenburg 2002, S. 9
Ausgesucht hat es Marie Sander.