Liebe Leserin, lieber Leser,
für dieses Heft haben wir uns das Thema „Abhauen“ ausgesucht. Klingt schön rotzig und widerständig, dachten wir damals, bei der Heftplanung. Später kamen uns wie bei fast jedem Heftthema Zweifel, ob das ausreicht. Klar, es gibt diese Kinder, die manchmal aus der Kita abhauen. Und immer wieder mal steht jemand plötzlich im Leitungsbüro, um vorsichtig oder pampig zu verkünden, dass er nicht mehr kommt – trotz Personalmangel. Aber reicht das für ein Heft?
Gut, man könnte über Bringe- und Abholmomente schreiben, fiel uns ein, und generell über alle großen oder kleinen Übergänge im pädagogischen Alltag, denn das sind ja auch Momente, in denen jemand aus einer vertrauten Situation ins Ungewisse abhaut. Oder über Ausflüge, die die Alltagsroutine unterbrechen, wenn es statt zum tausendfach besuchten Piratenspielplatz mal woandershin geht. Man könnte über das Reisen nachdenken, unsere Light-Version des Eskapismus, die uns Corona-Geplagten vielleicht furchtbar fehlt oder sich als öde jährliche Routine entpuppt. Man könnte am Beispiel von Diskontinuität im Team und unter den Kindern über den Wert von Brüchen nachdenken, über Initiationen im Leben oder darüber, dass das Wort Abhauen für den Rausschmiss aus dem Mutterleib, aus der Elternwohnung, für das Ziehen-Lassen der Kinder, diverse Trennungen und den finalen Abgesang stehen kann – jeweils mit ungewissem Ziel. Das ganze Leben als eine Kette von Abhau-Momenten?
Warum nicht? Das Thema ist so universell, dass die Seiten dieses Heftes niemals ausreichen!
Versuchen wir es trotzdem?
Na, klar.
Tapfer grüßen die wamikis