• Ein Euro Pädagogik: Stärke
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Stärke

Teuer muss nicht sein, aber kreativ! Dem Motto „Was für wenig Geld“ folgend, wandert Michael Fink durch Billigläden und inspiziert Baumarkt-Sonderangebotsregale, um nach Dingen zu suchen, die kaum etwas kosten, aber Kinder anregen, so richtig süße, kleine Forscher oder Künstler zu werden und dabei auch noch zu spielen. Diesmal war unser Autor im Lebensmittel-Supermarkt.

Politik und Pädagogik eint, dass sie in die Stärke – zumindest als Sprachbild – verliebt sind. Beide wirken dabei manchmal reichlich dumm, wie Verliebte eben: Politiker_innen wollen, dass „wir Stärke beweisen“, halten aber nichts vom „Recht des Stärkeren“. Pädagog_innen hingegen möchten Kinder „eigene Stärken erkennen lassen“, haben aber eine Schwäche für „Schwache“. Warum? Um „Stärken zu stärken“, nicht etwa um „Schwächen zu schwächen“.

Zur Vorbereitung auf ein Personalgespräch musste ich einst auf einem Bogen meine Stärken beschreiben, um sie mir dann als Schwächen um die Ohren hauen zu lassen: „Sie sagen ja selbst, Sie seien…“, argumentierten Schwachköpfe aus der Position des Stärkeren. Meine bockige Rechtfertigung galt als „starrköpfig“, was abermals verwirrte, weil Stärke doch von „starr“ kommt. So ein Starr- und Schwachsinn!

Es gibt aber auch eindeutige Stärken. Unseren heutigen „1 “-Star zum Beispiel: Diese Stärke ist zwar preiswert, aber außerordentlich fein. Sie verbindet sich mit anderen und mischt sich gern überall ein. Oft zergeht sie dabei fast vor Rührung oder wird fest, bleibt aber flexibel: die Maisstärke.

Was soll man denn damit machen? Zum Beispiel Folgendes ausprobieren: Die Stärke mit der gleichen Menge Wasser und wenig Farbe mischen, um ein absurdes Fingergefühl zu erleben (siehe Bild 1). Oder der Stärke Sand und wenig Wasser hinzufügen, um damit auf ungeahnte Weise zu kneten (Bild 2). Die Stärke mit Rasierschaum und Farbe mixen, um sie als köstlich aussehendes Pseudo-Eis zu kredenzen (Bild 3). Kocht man die gute Stärke mit Spülmittel, Wasser, Farbe und Öl auf, kann man sie auch als Knete verwenden. Verrührt man sie nur mit Spülmittel, kriegt man Schwimmhäute zwischen den Fingern (Bild 4). Bei all dem Ausprobieren merkt man, wie viele Stärken in Stärke stecken.

Ja, jetzt reicht es mit den Wortspielen. Nur noch ein Wort zu dem, was passiert, wenn Stärke auf Flüssigkeit trifft: Ein „nicht-newtonsches Fluid“ entsteht. Das heißt so, weil der Stärkebrei die klassische Reaktion von allerlei Pampen auf den Kopf stellt: Lässt man ihn in Ruhe, zerfließt er wie Soße. Rührt man ihn, zersplittert er wie eine staubige, feste Masse. Zwar kann man das kaum fotografieren, aber fantastisch erfühlen. Der Stärkebrei ist fest, wenn wir Weichheit erwarten, und er wird weich, wenn wir erwarten, dass er erstarrt. Vielleicht tröstet das verliebte Politiker- und Pädagog_Innen.

Michael Fink ist Autor und Fortbildner.

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