Die Zeitreise

Nacht des Kometen Cover

Franz Hohler verbindet seine Weihnachtsgeschichte mit dem Erscheinen eines Kometen, der mitten im Sommer für einen Riss in der Zeit sorgt: Zwei Kinder landen in der Nähe von Bethlehem, ohne zu ahnen, wo sie sind. Der Felsen in der Form eines Kamelrückens, auf dem sie in den Schweizer Alpen saßen, ist nun ein Kamel, und sie laden eine schwangere Frau ein, darauf zu reiten.

Dass es sich bei ihrem Erlebnis um die Weihnachtsgeschichte handelte, begreifen die Kinder erst, als sie in die Gegenwart heimgekehrt sind – mit dem Hirten Samuel, der ihnen sagt, wo sie waren: in der heiligen Nacht in Bethlehem.

Kathrin Schärers Bilder zeigen das Wunder der heiligen Nacht nur auf einer Doppelseite: ein vergnügter Engel-Chor, der – nebst Murmeltier, Frosch und Eule – aus voller Kehle singt. Auch diese Geschichte kann man Kindern unterschiedlicher Religionen und Nationalitäten vorlesen.

 

Das Weihnachtskind

Das Weihnachtskind Cover

Rose Lagerkrantz, eine bekannte schwedische Kinderbuchautorin, wusste als Kind nicht, warum jedes Jahr Weihnachten gefeiert wird. „Bestimmt geht es auch heute manchen Kindern so“, vermutet sie und erzählt von dieser Nacht, in der alles so ruhig und friedlich war, dass die Menschen sich bis heute daran erinnern: „Und sie hoffen noch immer.“

Da wandern ein Mann, Josef, und eine Frau, Maria, nach Bethlehem, weil die römische Besatzungsmacht das fordert. Maria ist hochschwanger und bekommt ihr Kind in einem Stall, denn es gibt keine Unterkunft mehr. Als die beiden erfahren, dass allen Jungen unter zwei Jahren in Bethlehem der Tod droht, sind sie schon auf der Flucht nach Ägypten.

Lagercrantz erzählt, dass die Hirten und die drei Könige erfuhren, es sei ein Kind geboren worden, „das für Frieden auf Erden sorgen würde“, und dass man sich später in Nazareth fragte, wie der Junge diesen göttlichen Auftrag denn hätte erfüllen können. Jemand sagte, „dass er es wohl schaffen würde, denn er war Gottes Sohn“. Deshalb solle man sich an den Frieden erinnern, der in jener Nacht für eine kurze Weile herrschte, als der Löwe bei den Lämmern lag. Und die Menschen? „Sie hoffen noch immer.“ In jedem Jahr halten sie in dieser Nacht inne „und zündet Kerzen an, die an Bethlehems Stern erinnern“.

Diese Geschichte kann man in der Vorweihnachtszeit Kindern aller Religionen und Nationen vorlesen.

 

 

Groß genug

etwas ganz großes Cover

 

Der Kleine ist wütend, weil er klein ist und gern etwas ganz Großes machen würde. Bei einem Spaziergang am Meer will er mit dem Großen herausfinden, was das sein könnte. Auf dem Heimweg entdeckt er einen Fisch, den das Meer in ein Wasserloch gespült hat. Behutsam trägt er ihn zurück ins Meer und rettet ihm das Leben. Da sagt der Große: „Weißt du, ich glaube, das, was du da gerade gemacht hast, war etwas ganz Großes.“

Die Bilder von Ingrid Godon zu Sylvie Neemans Geschichte „Etwas ganz Großes“ lenken den Blick mittels weniger Striche in warmen Rot-, Grün- und Blautönen auf das Wesentliche. Es überwiegen leichte, durchscheinende Linien, die an Berge oder Schiffe erinnern. Alles bleibt im Fluss wie der Gedankenaustausch der beiden Protagonisten, in dem der Kleine erfährt, dass er Großes bewirken kann.

Schönheit und Gier

goldenerKäfig cover

Prachtvolle Papageien in gelben, roten und goldenen Farbtönen drängen sich auf dem Titel von „Der goldene Käfig“. In ihrem Gefieder verschwindet die kleine Prinzessin fast. „Sie hieß Valentine und war unausstehlich“, hatte alles und hielt seltene Vögel in 100 Käfigen, während viele Diener den Kopf verloren – „Hack, hack, hack“ –, weil sie sich Vögel wünschte, die es gar nicht gab. Für den 101. Käfig, den goldenen, wünschte sie sich einen sprechenden Vogel, den sie im Traum gesehen hatte. Damit meinte sie keinen Papagei, sondern einen Vogel, der sich wirklich mit ihr unterhalten kann. Weil niemand so einen Vogel finden konnte, tötete sie immer mehr Menschen: „Das Kaiserreich färbte sich blutrot.“ Sie verkaufte alle ihre Besitztümer, um neue Diener und neue Reisen bezahlen zu können. Da versprach ein junger Bursche, ihr den Vogel zu bringen, wenn sie ihm verspreche, Geduld zu haben. Eines Tages brachte er ihr ein winziges Ei und sagte, es sei vom sprechenden Vogel. Nun müsse sie warten… „Sie wartete, wartete und wartete.“

Das Ende der Geschichte: Entweder versucht die Prinzessin, einer Amsel das Sprechen beizubringen. Oder es schlüpfte tatsächlich ein sprechender Vogel aus. „Nur hatte er nichts zu sagen.“

Die Illustrationen: fantastische, beeindruckende Bilder schöner Vögel in ihrer paradiesischen Farbenpracht und Bilder verstörter Menschen, die der Prinzessin ausgeliefert sind. Ein Buch zum Schwelgen und Nachdenken.

 

Berge versetzen

Chen Jianghongs Geschichte „Ich werde Berge versetzen“ beginnt mit einer Naturkatastrophe: Eine Steinlawine verschlingt fast alle Felder eines Dorfes, dessen Bewohner beschließen, das Tal zu verlassen. Nur eine Familie bleibt, weil sie ein Baby erwartet. Dieses Kind, Sann, kommt mit einem Lächeln zur Welt. Als Sann sieht, wie sich die Familie über die Berge zu den Feldern kämpfen muss, um zu überleben, beschließt er, die Berge zu versetzen, selbst wenn das sein ganzes Leben lang dauert. Tag für Tag schleppt er Steine. Dann begegnet ihm ein weiser Mann, der drei weiße Drachen herbeiruft, die die Berge weit in den Norden versetzen.

Jianghong, C.: Ich werde Berge versetzen

Von der traditionellen chinesischen Malerei inspiriert, erzählt Chen Jianghong die Geschichte des Jungen, der Berge versetzen will und das mit Hilfe mythischer Mächte auch schafft.

 

Der große Freund

Ein Rabenmädchen hat einen Freund gefunden und stellt ihn der Mutter vor. Die erschrickt, denn ein Elefant steht vor ihrem Nest. Doch die Kleine findet, dass sie gut miteinander spielen können, wenn er in die Höhe springt und sie tiefer fliegt. Die Rabenmutter hingegen fürchtet, dass der Koloss das Mädchen erdrücken oder zertrampeln könnte. Darüber lacht das Rabenkind und sagt: „Mama, mach dir keine Sorgen… Er ist ein Elefant, ein einfacher Elefant.“

Saberi_GrosserFreund_Cover

„Ein großer Freund“ ist die erste Geschichte des persischen Autor Babak Saberi, die ins Deutsche übersetzt wurde. Baberi lebt im Iran und war zur Frankfurter Buchmesse eingeladen, doch die Ausreise wurde ihm – wie vielen iranischen Verlegern und Künstlern – kurz vor der Messe verweigert. Er erzählte: Auch seine Mutter wollte, dass er „mit gleich Großen spielt“, aber er fand: „Größe hat viele unterschiedliche Bedeutungen…, und in einer Freundschaft können wir aneinander wachsen.“

Auch der Illustrator Mehrdad Zaeri kam im Iran zur Welt und lebt, seit er als Jugendlicher Flucht aus seinem Heimatland floh, in Deutschland. Weil seine Eltern große Angst um ihn hatten, ist die Geschichte auch die seine. In gedämpften Farben und gemischten Techniken brachte er sie zu Papier. Wie Scherenschnitte in sanftem Oliv ragen die Bäume in die Seiten, schwarz sind die Raben abgesetzt, in Ocker- und Brauntönen springt der Elefant ins Bild und räkelt sich im Gras. Nur in den Sorgen-Gedanken der Mutter ist er blauschwarz, riesig und bedrohlich.

Ein Bilderbuch gegen Traumata

Wir bei Was mit Kindern recherchieren seit einiger Zeit für eine Liste mit hilfreichen Links für alle, die Geflüchtete unterstützen wollen, speziell auch für diejenigen, die mit Kindern arbeiten und leben. Heute nun entdeckte ich das Bilderbuch der Hamburgerin Susanne Stein, die gelernte Pädagogin mit psychologischer Zusatzausbildung ist und jahrelange Erfahrungen in der Arbeit mit Menschen hat, die ihr Zuhause verlassen mussten.

Weiter lesen

Wo ist Zuhause?

„Um die hier kümmert sich niemand. Ich will das tun. Natürlich ist das vollkommen unrealistisch und verrückt. Natürlich.“ so sagt es Marina Naprushkina.
Jeden Tag neue Schlagzeilen über Menschen mit Fluchterfahrung. Da, wo die Medien im schnelllebigen Tagesgeschäft darüber berichten, aber letztlich das Thema nicht analytisch angehen können, setzt die Performance-Künstlerin, Autorin und Aktivistin Marina Naprushkina mit Engagement und einem hochaktuellen Buch neue Akzente. Weiter lesen

Jedes Kind ist einzigartig!

Die fantastischen Fünf – Anni, Olli, Simone, Mario und Paul – halten zusammen, und jeder von ihnen kann etwas Besonderes. Olli sieht zwar kaum was, kann aber unglaublich gut hören. Anni hingegen kann sehr weit sehen. Mario sitzt zwar im Rollstuhl, ist aber unglaublich stark. Simone schiebt den Rollstuhl und ist auch stark. Was Paul auszeichnet, bleibt anfangs offen, weil er nur Töne, aber keine Worte herausbringt.

Bilderbuch: Freddy und die fantastischen Fünf

Bei einem Ausflug wird dem Busfahrer Freddy schlecht; er erleidet einen Zusammenbruch. Die fünf Kinder tragen ihn, hören in der Ferne Menschen, und plötzlich findet Paul die Sprache wieder. Er schreit so laut um Hilfe, dass die Menschen ihn hören und mit ihren Handys die Ambulanz benachrichtigen.

Mit seinem berühmten Krakelstrich setzt Quentin Blake die fünf Freunde in Szene und zeigt, wie aus „Behinderung“ gemeinsame Stärke erwächst.

 

Alle da!

Konsequent geht die Autorin Anja Tuckermann von den Vorfahren der Menschen aus, die vor etwa 7 Millionen Jahren lebten, und schildert – überzeugend unterstützt von der Illustratorin Tine Schulz – das, was allen Menschen gemeinsam ist. Dazu gehören essen und trinken ebenso wie sich verlieben oder Kinder kriegen, Bilder malen oder reden. Dazu gehört auch, dass Menschen immer mal wieder unterwegs waren: aus Abenteuerlust oder Not, auf der Flucht oder auf der Suche nach einem besseren Leben.

Bilderbuch: Alle da!

Autorin und Illustratorin erzählen von Samiras Flucht aus Syrien, von Marija, deren Großvater wohl ein „Gastarbeiter“ war, und von einer palästinensischen Familie, deren Mitglieder in alle Welt verstreut sind. Diese Menschen sprechen viele verschiedene Sprachen, feiern verschiedene Feste, gehören verschiedenen Religionen an, haben Vorurteile und Sorgen, aber: „Am besten verschwindet die Angst, wenn man sich kennenlernt und etwas voneinander weiß.“

Das gelungene, optimistische Buch ist eine Aufforderung zum freundlichen Zusammenleben und zum Abbau von Vorurteilen.

 

Wärmende Wörter

Zu Hause hieß sie „Wildfang“. Als sie in ein fremdes Land flieht, heißt sie nicht mehr so. Die fremde Sprache prasselt auf sie ein, „wie ein kalter Wasserfall“. Zu Hause hatte sie eine „alte Decke“ aus ihren eigenen Worten, die wärmte. Von einem Mädchen im Park lernt sie nun Wörter der neuen Sprache und webt sich schließlich eine neue Decke daraus.

Bilderbuch: ZUhause kann überall sein

Zwei Mädchen gehen aufeinander zu, spielen und sprechen miteinander, bis das Mädchen aus dem fernen Land sich nicht mehr fremd fühlt. Eine einfache Geschichte, deren Symbolik weit über das Sprache-Lernen hinausweist. Die hinreißenden Bilder fangen die Bewegungslust und Anmut der Mädchen ein. Zwar ist die Handlung in Australien angesiedelt, aber die Probleme und Lösungen gleichen sich überall.

 

 

Na und?

Rabenrosa sieht nicht wie ihre Geschwister aus, sondern wie ein Menschenmädchen, was weder die Rabeneltern noch die Geschwister stört. Die anderen Tiere aber finden Rosa seltsam und hässlich. Da merkt sie erst, dass sie anders ist. Weiter lesen