Pädagogik aufräumen

Pädagogik lebt von Ritualen, heißt es. Erzieher, Lehrer und *innen machen alles Mögliche, weil es nun mal derzeit üblich oder sogar vorgeschrieben ist. Egal, ob es Sinn hat oder nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, ab und zu auszumisten. Deswegen stellt diese Rubrik pädagogische Gewohnheiten aufs Tapet und fragt ganz ergebnisoffen: Ist das pädagogische Kunst, oder kann das weg?

Der Handabdruck

Kinder erfühlen Farbe oft lieber, als sie mit langen Pinseln zu vermalen. Das ist klar, denn Farben sind einzigartige Sinnesmaterialien: fühlen sich cremig an, riechen interessant, kleckern lustig und sind auch noch bunt. Kinder müssen Farben in die Hände nehmen können, wissen PädagogInnen und bestellen sogenannte Fingerfarben.

Oft hinterlassen Kinder, die in Farben pantschen oder gar herumkrabbeln dürfen, Flecken, die eher unbedeutend aussehen. Aber manchmal sind niedliche Abdrücke von Händen oder Füßen dabei, und irgendwann dachte bestimmt jemand: Das schneide ich aus, häng es auf oder gebe es den Eltern mit. So wurde aus einer guten Idee ein Hype, der sich wie ein Virus in jeder Kinderkrippe und jedem Mutti-Forum festsetzte: der Handabdruck-Kult.

Kinder haben wirklich süße Hände, und es ist geradezu rührend, wie klein sie am Anfang waren. Kleine Kinder allerdings sind von der Größe ihrer Hände nicht ganz so gerührt – sie finden vielleicht eher unsere Riesen­pranken interessant. Was sie vermutlich aber nicht mögen: Wenn diese großen Hände ab und zu die gar nicht kleinen Hände packen, in Farbe tunken und sie danach vorsichtig – jetzt nicht wackeln! – in die Mitte eins DIN-A6-Tonpapiers drücken.

Willst Du wissen, wie pädagogisch sinnvoll es ist, aus den Abdrücken mit ein paar Strichen Abbildungen von Elefanten oder Giraffen anzufertigen, die einfach mega-süß sind? Schau ins Netz! Aber nimm vorher ein Mittel gegen Übelkeit ein.

 

Foto: Pontchen.Photocase

Pädagogik aufräumen

Pädagogik lebt von Ritualen, heißt es. Erzieher, Lehrer und *innen machen alles Mögliche, weil es nun mal derzeit üblich oder sogar vorgeschrieben ist. Egal, ob es Sinn hat oder nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, ab und zu auszumisten. Deswegen stellt diese Rubrik pädagogische Gewohnheiten aufs Tapet und fragt ganz ergebnisoffen: Ist das pädagogische Kunst, oder kann das weg?

 

Reizarme Räume

Reizarm – schon das Wort regt mich auf! Reizarm gestaltete Räume finden sich in immer mehr Kitas: rechts eine Wand in monochromem Lila, der Rest in Weiß; links ein niedriges Regal, darin drei Sorten formschöner Bausteine. Oder hochwertige Puppen. „Die Kinder sind so voller Eindrücke, dass sie kaum zur Ruhe kommen“, begründen die Fachkräfte die Raumgestaltung. „Jetzt sind die Kinder viel fokussierter.“

Komisch, dass der gerade angesagte Einrichtungsstil aktuell auch auf reizarm steht – Kieselsteine statt Blumen im Garten, ein edler Holztisch mit Obstschale und sonst nix im Wohnzimmer, dazu unbequeme Designerstühle…

Bitte nicht missverstehen: Vollgerümpelte Regale überfordern Kinder gewiss dabei, Dinge schnell zu finden. Und mit Deko-Schnickschnack überladene Wände entsprachen schon immer eher dem Geschmack der Erwachsenen als dem der Kinder. Aber muss deswegen gleich alles leer sein?

Kinder, wie ich sie kenne, brauchen Ecken zum Verstecken und Entdecken, ein bisschen Kruscht oder Wirrwarr und vor allem viel Material zur Auswahl.

Reizarm klingt edel. Weniger elegant, aber zutreffender: anreizarm.

Pädagogik aufräumen

Pädagogik lebt von Ritualen, heißt es. Erzieher, Lehrer und *innen machen alles Mögliche, weil es nun mal derzeit üblich oder sogar vorgeschrieben ist. Egal, ob es Sinn hat oder nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, ab und zu auszumisten. Deswegen stellt diese Rubrik pädagogische Gewohnheiten aufs Tapet und fragt ganz ergebnisoffen: Ist das pädagogische Kunst, oder kann das weg? Weiter lesen

Pädagogik aufräumen

Pädagogik lebt von Ritualen, heißt es. Erzieher, Lehrer und *innen machen alles Mögliche, weil es nun mal derzeit üblich oder sogar vorgeschrieben ist. Egal, ob es Sinn hat oder nicht. Sinnvoll ist es aber auf jeden Fall, ab und zu auszumisten. Deswegen stellt diese Rubrik pädagogische Gewohnheiten aufs Tapet und fragt ganz ergebnisoffen: Ist das pädagogische Kunst, oder kann das weg?

Bilder von Gebäuden an der Bauraumwand

An die Wand vom Bauraum gehört ein Bild vom Eiffelturm. Das sieht man in jedem Fachbuch und in jeder Kita in und um Deutschland. Was man deutlich seltener sieht: Kinder, die auf das nie ausgetauschte Bild starren und sich zum Bau von Türmen inspirieren lassen. Warum hängen solche Bilder da? Vermutlich, weil irgendeine Ur-Pädagogin dachte: Keine Ahnung, wie man diese Jungs anspricht, motiviert und inspiriert – ich bin ja ’ne Frau. Vielleicht hilft ein Foto?

Lass Dir, liebe Leserschaft, vom Ex-Jungen sagen: Jungs reagieren auf monatelang ausgehängte Eiffelturm-Fotos genau wie Mädchen: Mal kurz draufgeschaut, dann ignoriert.

Besser wäre: Bilder abhängen. Im Rollenspielraum gibt es auch keine Fotos von Prinzessinnen oder Müllmännern. Und niemand möchte Food-porn-Fotos in der Cafeteria sehen.

Wäre vielleicht besser: Die Wand für Regale oder Kinder-Bauwerk-Fotos aus der Kita zu nutzen und selbst für Inspiration zu sorgen: durch Mitbauen.

Foto: kallejipp, photocase

Hurra, ich bin ein Schulkind!

Was es nicht alles gibt! Man glaubt es kaum! Es erinnert doch manchmal schon an Schwarze Pädagogik! Episoden aus dem Kinderleben in Krippe, Kita und Grundschule, erzählt von Praktikantinnen, Erzieherinnen, Leiterinnen, Fortbildnerinnen und Eltern. Erika Berthold hörte zu und schrieb die Geschichten auf.

Ein Junge wird in eine Brandenburger Grundschule eingeschult. Am dritten Schultag findet er einen Stift nicht, traut sich nicht, die Lehrerin zu fragen, und läuft zu seiner Mutter, die zum Abholen gekommen ist.

Mutter und Kind gehen über den Schulhof. Es ist gerade Pause, viele Kinder tummeln sich auf dem Hof. Da entdeckt die Lehrerin die beiden und ruft: „Moritz, du bist doch ein Schulkind! Mit der Mama an der Hand – das geht ja gar nicht!“