Reicht ’s dir?

Den Beitrag gibt es hier als PDF: Panorama_#4_2023

Gewaltfreie Pädagogik in der Kita

Die Kita als sicherer Ort für Kinder? Jedes Kind hat nicht nur das tiefe Bedürfnis, liebevoll und behütet aufzuwachsen, es hat auch ein Recht darauf. Doch wo beginnt seelische, körperliche oder sexualisierte Gewalt? Gibt es Warnhinweise, an denen Kita-Leitungen, Träger und Team Fehlverhalten pädagogischer Fachkräfte frühzeitig erkennen können? Was tun? Das Medienset von Jörg Maywald und Elisabeth Ballmann bietet Basiswissen, Fallbeispiele, Reflexionsfragen und Checklisten für die Team- und Eltern­arbeit.

Undercover in Kitas

Deutschlandweit fehlen über 380.000 Kitaplätze und mehr als 98.000 Erzieherinnen und Erzieher. Dieser Mangel hat Folgen: Immer wieder erhält „Team Wallraff“ Hilferufe von verunsicherten Eltern und verzweifelten Fachkräften. Diesen ist Reporterin Alesia in zweijähriger Recherche nachgegangen und wollte in drei Undercover-Einsätzen herausfinden: Was passiert mit unseren Kindern? Für Investigativ-Journalist Günter Wallraff steht fest: „Es fehlen zuallererst mehr Personal und bessere Arbeitsbedingungen, aber auch unangekündigte Kontrollen zur Aufrechterhaltung der Qualität unserer Kitas und der Mitarbeitenden. Sollten Missstände auftreten, müssen diese klar benannt werden. Wir brauchen noch mehr gut ausgebildete Erzieherinnen und Erzieher, die Spaß an ihrem Beruf haben und den Umgang mit Kindern als Berufung sehen.“

Qualität und Kinderschutz für alle

Das Wohl des Kindes muss im Kita-Alltag an erster Stelle stehen.“ Nach den erschütternden Enthüllungen der Reportage „Team Wallraff – undercover in Kitas: Was passiert mit unseren Kindern?“ vom 28. September 2023 fordern die Kita-Fachkräfteverbände der Bundesländer in einer Stellungnahme erneut eine Qualitätsdebatte über entwicklungsförderliche Bedingungen in Kitas und konsequenten institutionellen Kinderschutz. „Die Reportage zeigt drastische Fälle von übergriffigem Verhalten und körperlichen sowie psychischen Misshandlungen“, heißt es in der bei Social Media von den verschiedenen Kita-Fachkräfteverbänden geteilten Stellungnahme. Ein Problem, das die Verbände sehen: Die im Beitrag zitierten Stellungnahmen der Träger bieten wenig Hoffnung, dass die Probleme konstruktiv bearbeitet und Verbesserungen herbeigeführt werden: „Wenn Träger Fehlverhalten zudecken oder die Aufrechterhaltung der betrieblichen Abläufe und wirtschaftliche Aspekte über das Wohlergehen von Kindern und Mitarbeitenden stellen, besteht die Gefahr, dass das Kindeswohl nicht mehr gewährleistet werden kann.“

Mir reicht’s

Ein kleines Mädchen spaziert in Knallfarben durch das Buch. Es ärgert sich über die Tante, die ihr ungefragt in die Wangen kneift: „Schaut euch diese dicken Bäckchen an…“ Immer wieder. Jahraus, jahrein. „Mir reichts!“, denkt das

Mädchen und sinnt auf Rache. Eine Geschichte über Grenzen, Selbstwirksamkeit und Mut. Raquel Bonita: Mir reichts! Carl Auer Verlag 2023.

Das Mädchen in Rot

Gute Geschichten sind magisch. Sie können sich verändern wie die Wolken am Himmel. Sophia will zu ihrer Großmutter. Es geht ihr nicht besonders gut, bestimmt würde sie sich über Besuch freuen. Das Mädchen packt Kekse, Honig und Orangen in ihren Rucksack, knöpft den roten Kapuzenmantel zu, den Großmutter ihr genäht hat, und geht los. Aber der Weg ist weit und überall lauern Gefahren. Ein Unwetter braut sich zusammen; im Großstadtdschungel treiben Schakale und Wölfe ihr Unwesen und laute, grelle Konsumtempel locken mit ihren Versuchungen. In eindrücklichen Bildern interpretiert der große Künstler Roberto Innocenti die jahrhundertealte Geschichte von Rotkäppchen für unsere Zeit.

Innocenti, Roberto/Frisch, Aaron: Das Mädchen in Rot. Aus dem Englischen von Ulli und Herbert Günther. Gerstenberg 2013, 32 Seiten, ab 8/10 Jahren

Der Ballon

Dieses Bilderbuch lotet die emotionalen Tiefen der Farbe Rot aus. Bevor „Der Ballon“ so rot, leuchtend und mäuschenstill vor Emilia erschien, war die Farbe dem Kopf von Emilias Mama vorbehalten, die alle und jeden anschrie, außer sich vor Wut. Als es plötzlich verblüffend still war und nur dieser tiefrote Ballon vor Emilia schwebte, war es ihr, als sei ein Wunsch in Erfüllung gegangen. Sie kann diesen stillen, großen Ballon herumtragen, auf ihn aufpassen und auf ihm hüpfen. Als sie ein Kind mit einer hübschen, ruhigen Mama sieht, scheint sie zu bedauern, dass sie nur mit einem Ballon unterwegs ist. Doch dann sagt sie: „Na ja, manchmal kann man nicht alles haben.“

In diesem kleinformatigen Bilderbuch stehen zwei starke Gefühle einander gegenüber: der alltägliche Zorn der übellaunigen Mutter, die sich immer wieder „aufbläst“ und rot wird, und das heitere, spielerische Rot des Ballons, der dem Kind plötzlich die Mutter ersetzt.

Praxistipp: Wer sich „Der Ballon“ und „Alles Farbe“ mit Kindern ansieht, kann sich hinterher mit ihnen auf die Suche nach Rottönen in anderen Bilderbüchern machen und fragen: Was bedeutet das Rot in dieser Geschichte? Für welches Gefühl, für welche Person steht es? Vielleicht haben die Kinder auch Lust, ihre eigenen Visionen oder Ideen in Rot und mittels verschiedener Materialien darzustellen.

ISOL: Der Ballon. Aus dem Spanischen von Karl Rühmann. Jungbrunnen
Verlag 2014, 26 Seiten, ab 5 Jahren