Das Schneckenhaus

Ein Kita-Besuch im Berliner Bundestagsgebäude

Lilians Mutter ist Mitarbeiterin im Bundestag und bot uns eines Tages an, eine Besichtigung der gläsernen Kuppel zu vermitteln. Zwei Tage zuvor begab sich Folgendes: Wir wollten auf einen Spielplatz im Umfeld der Kita gehen. Da kamen mehrere in Frage, der Krokodil-Spielplatz, der Delphin-Spielplatz… Deshalb malte ich Symbole für die Plätze auf, und wir zeichneten Striche für die Orte der Wahl darunter. Als wir damit fertig waren, als die Entscheidung also deutlich sichtbar war, fiel mir der Bundestag ein, und ich sagte: „So ähnlich stimmen die Politiker im Bundestag auch ab. Nur nicht darüber, wo sie spielen wollen.“

Heute fuhren wir, leider bei schlechtestem Wetter, mit der S-Bahn zum Bundestag. Als wir auf das beeindruckende Gebäude zugingen, sagte Adam: „Gleich sehen wir es nicht mehr, weil wir drin sind.“ Er hatte sich übrigens einen Schlips umgebunden und sich am Abend zuvor von seiner Mutter die Nägel schneiden lassen, was er gar nicht liebt. Toni fand: „Die Kuppel sieht aus wie ein Schneckenhaus, besonders von weitem.“ Und Eymen erklärte: „Die Fahnen auf den Türmen haben meine Lieblingsfarben: Gelb, Rot und Schwarz.“

Bevor wir die große Treppe vor dem Gebäude erklommen, lernten wir die Sicherheitskontrolle kennen. Dort wurde mir mein Taschenmesser abgenommen, das ich für unser Obst-Picknick eingesteckt hatte. Die Kinder fanden das natürlich spannend. Manche wussten: „Auf dem Flughafen gibt es auch solche Kontrollen.“

Mit dem Fahrstuhl fuhren wir bis zur Kuppel und guckten uns die Stadt von oben an. Das Brandenburger Tor mit dem Pferdewagen drauf gefiel den Kindern so, dass wir auf dem Rückweg unbedingt daran vorbeigehen mussten.

Weil es für unser Picknick draußen zu nass war, durften wir im Paul-Löbe-Haus Pause machen. Wir wurden von Lilians Mutter und einem Sicherheitsbeamten durch einen Verbindungsgang auf der Kellerebene hinübergeführt. In einem kleinen Beratungsraum packten wir unser Proviant aus und erfuhren, dass für die Abgeordneten ständig eine Art Picknick bereitsteht, weil sie wegen ihrer vielen Versammlungen oft nicht dazu kommen, vernünftig Mittag zu essen. Manchmal haben sie noch ein Apfelstückchen im Mund, wenn sie sich zu Wort melden. Die Kinder staunten. Als wir von unseren Abstimmungen im Kindergarten erzählten, hörten wir, dass auch die Abgeordneten über Spielplätze abstimmen. Zum Beispiel: Wie viel Geld soll für Kinder, Kindergärten und Spielplätze ausgegeben werden?

Schließlich wanderten wir wieder zum Eingang zurück, um mein Messer abzuholen, und sagten: „Tschüss, Bundestag.“

 

Link

www.bundestag.de

An den Kindertagen bietet der Bundestag für Gruppen mit Kindern im Alter von fünf bis 14 Jahren mit mindestens einer Begleitperson kindgerechte Führungen durch das Reichstagsgebäude an. Auch an anderen Tagen finden auf Anfrage jeweils stündlich kindgerechte Führungen für Schulklassen und Gruppen mit maximal 25 Kindern statt. Durchklicken über >Besuchen Sie uns >Angebote für Kinder und Jugendliche.

 

Marie Sander ist Erzieherin in der St.-Thomas-Kita in Berlin-Kreuzberg.

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