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Ach, wehe, meine Mutter reißt mich ein.
Da hab ich Stein um Stein zu mir gelegt
und stand schon wie ein kleines Haus,
um das sich groß der Tag bewegt,
sogar allein. Nun kommt die Mutter,
kommt und reißt mich ein.
Sie reißt mich ein, indem sie
kommt und schaut,
sie sieht es nicht, dass einer baut –
sie geht mir mitten durch die Wand
von Stein.
Ach wehe, meine Mutter reißt mich ein.
Die Vögel fliegen leichter um mich her,
die fremden Hunde wissen: das ist d e r –
nur einzig meine Mutter kennt es nicht,
mein langsam mehr gewordenes Gesicht.
Von ihr zu mir war nie ein warmer Wind.
Sie lebt nicht dorten, wo die Lüfte sind,
sie liegt in einem hohen Herzverschlag
und Christus kommt und wäscht sie
jeden Tag.
Kein Heft ohne Gedicht.
Diesmal aus: Lou Albert-Lasard: Wege mit Rilke. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1952, S. 82,
Gefunden in: Fritz J. Raddatz: Rainer Maria Rilke: Überzähliges Dasein: Eine Biographie. Rowohlt Verlag, Reinbek 2016, S. 179
Ausgesucht hat es Marie Sander.
Foto: as_seen/photocase.de