KOLSKY – Ein Dokumentarprojekt

über den Wandel Russlands

 

Walknochen liegen verstreut am Ufer der Barentssee, gebleicht von Wind und Wellen. Sie erzählen Geschichten von längst vergangenen Zeiten – und von einer rauen Gegenwart. (Teriberka.)

Ich war Passagier in einem Bus, der mitten durch einen Schneesturm fuhr, als wir von der Straße in einen verschnei­ten Graben rutschten. Der Fahrer hätte per Funk Hilfe rufen können. Tat er aber nicht. Stattdessen kam seine Durchsage:

„Jeder, der sein Ziel erreichen möchte, kann gerne aussteigen und schieben.“

Das war einer meiner ersten Eindrücke von Kolsky.

 

Eine abgelegene Region – doch mitten im Zentrum der Macht

Die Kola-Halbinsel – oder Kolsky, wie die Einheimischen sie nennen – liegt im hohen Norden Russlands, an der Grenze zu Finnland und Norwegen. Sie ist für Russland strategisch bedeutsam: militärisch, wirtschaftlich, geopolitisch. Die eisfreien Häfen bieten Zugang zum Atlantik, Atom-U-Boote liegen hier seit Sowjetzeiten vor Anker, und die Region spielt eine Schlüsselrolle in Russlands arktischen Ambitionen – Fischerei, Öl, Gas, Mineralien.

2019 reiste ich nach Kolsky. Ich wollte den Alltag einer Region festhalten, die mehr als 2000 Kilometer von Moskau entfernt liegt. Ich hatte gehofft, dass die Abgeschiedenheit politischen Einfluss verringern würde.

Da lag ich falsch.

Ein Land im Umbruch – und eine Region als Spiegel

Zunächst wirkte das Leben in Kolsky unaufgeregt. Dann kam der Februar 2022. Die Invasion der Ukraine begann – und damit wurde sichtbar, wie tief der Totalitarismus den Alltag durchdrungen hatte.

Von Radiosendungen bis zu Schullehrplänen: Überall begegnete mir staatliche Propaganda. In Kolsky wurde deutlich, was in ganz Russland geschah. Nicht Moskau oder St. Petersburg waren am stärksten betroffen, sondern „Großrussland“ – Orte wie die Kola-Halbinsel, wo sich ein neues Russland auf ein altbekanntes Drehbuch verließ: totale Loyalität gegenüber dem Staat.

Mein fünfjähriges Dokumentarprojekt (2019–2024) versucht, diesen Wandel einzufangen. Es zeigt, wie eine Mischung aus strategischer Propaganda und geschickten Botschaften eine der tiefsten kollektiven Ängste Russlands – „Hauptsache, wir vermeiden einen Krieg“ – in einen neuen nationalen Slogan verwandelte: „Wir können es wiederholen.“

Fotos und Text: Tanya Sharapova

Dieser Artikel erscheint mit den Bildern aus Urheberrechtsgründen nur in der gedruckten Ausgabe.

Das Dokumentarprojekt der Fotografin Tanya Sharapova ist auf ihrer Website zu sehen: https://www.tanyasharapova.com/kolsky

 

Tanya Sharapova wurde in Moskau geboren. Schon während des Studiums an einer technischen Universität verlagerte sich ihr Fokus auf die Fotografie und sie begann für verschiedene Publikationen zu arbeiten. Zehn Jahre lang war sie Bildredakteurin, zuletzt leitende Bildredakteurin bei Condé Nast Russland. Nach ihrem Abschied von Condé Nast reiste sie drei Jahre lang als Fotografin und Autorin für Publikationen wie National Geographic Russia und Condé Nast Traveler Russia. 2019 zog sie mit einem Künstlervisum nach Berlin und begann 2021 ihr Studium an der Ostkreuzschule für Fotografie in Berlin. 2024 schloss sie die Klasse von Irina Ruppert mit ihrem Projekt Kolsky ab – ausgezeichnet mit dem Stipendium der Stiftung VG Bild-Kunst/Kulturwerk.

Tanya erforscht die feinen Fäden, die Individuen und Gesellschaften verbinden – und manchmal auch trennen. Ihre Arbeit kreist um große Fragen: Was bedeutet es, dazuzugehören? Was passiert, wenn Menschen entwurzelt werden? Wie formt kollektives Gedächtnis unsere Gegenwart? Mit einem wachen Blick für Unsicherheiten und Brüche taucht sie in Lebenswelten ein, zuletzt in Russland und Deutschland.

Ihre Arbeiten wurden international mehrfach ausgezeichnet und u.a. in Deutschland, Frankreich, Ungarn und Georgien gezeigt.

Mehr Info: tanyasharapova.com

Was ist Deutschland für dich?

9 mal Deutschland – ein Bilderrätsel

Was ist alles typisch deutsch? Das erzählt das neue Buch „100 mal typisch Deutschland“ von MartinVerg und Fotokünstler Jan von Holleben – mit Witz und Herz inText und Bild erklärt für Menschen ab 8.

Von Aktenordner und Autobahn über Döner und Fahrrad bis zu Zebrastreifen und Zugspitze. 100 mal Deutschland. 9 Begriffe davon findet ihr als Bilderrätsel auf den folgenden Seiten.

Den Artikel gibts auch als PDF: Bildstrecke_#4_2024

 

 

 

 

 

alle Fotos: Jan von Holleben

Impressionen von Bordercrossings

in deutsch:

Grenzen überschreiten

 

Hier gibt es den Artikel als PDF: Bildstrecke_Bordercrossings_#3_2024

„Die Sehnsucht nach einer besseren Welt ist tief in uns allen verwurzelt – sie ist universell … Wir müssen wieder lernen, mit den Händen zu denken und Dinge nicht nur oberflächlich zu betrachten, sondern in die Tiefe zu gehen. Es ist wichtig, sich mit Unterschiedlichem auseinanderzusetzen und Respekt für andere Ansichten zu entwickeln.“, erzählt Marco Spaggiari, Atelierista aus Reggio Emilia, im Gespräch mit wamiki.

Einen magischen Spielplatz dafür bietet die internationale Ausstellung Bordercrossings von Reggio Children, in deutsch: Grenzen überschreiten. Seit Februar 2024 tourt Bordercrossings, übersetzt und produziert von wamiki, durch Deutschland. Nach dem Start in Berlin und Göppingen öffnete die Ausstellung nun auch in Köln und München ihre Türen.

 

Wir zeigen Momentaufnahmen aus der Kunsthalle in Göppingen.

 

Konzipiert wurde die Ausstellung von Reggio Children (Italien), erster Ausstellungsort war das Museum of Modern Arts in New York.
Nach Zwischenstopps in Brasilien, Argentinien, Schweden u. a. setzt die Ausstellung „Bordercrossings“, ihre Weltreise in Deutschland fort.
Bildung für nachhaltige Entwicklung trifft hier auf Kunst und Digitales.

Die Ausstellung präsentiert weltweit eines der modernsten und innovativsten Bildungskonzepte und zeigt uns niedrigschwellige selbst erfahrbare Wege zukünftigen Lernens.

Mehr Infos: www.bordercrossings.de

Bordercrossings kommt im November nach

BREMEN

Wann? 2. bis 30. November 2024
Eröffnung 2. November 2024 um 15 Uhr
Der Besuch ist kostenfrei!

Wo? Katharinenstraße 12–14
28195 Bremen

Team vor Ort:
Nicolé Delhoum, Danuta Kurz, Katrin Seithel, Doris Weinberger

Kontakt und Buchung
von Besuchsterminen und Begleitprogramm:

www.raumfinder.net

E-Mail:
bordercrossings@raumfinder.net

 

alle Fotos: Team Bordercrossings Göppingen / wamiki-Archiv

Amtszeichen

Den Artikel gibt es hier als PDF: Bildstrecke_#2_2024

Benjamin Sauer setzt sich in seiner Arbeit mit dem Verwaltungsapparat und den darin arbeitenden Menschen auseinander. Jene, die hinter den nüchternen Fassaden, Warteräumen und langen Fluren arbeiten.

Seine Bildserie ist eine Momentaufnahme deutscher Behördenkultur. Sie ist selbst wie ein Gang über lange Behördenflure: Man weiß nie, was sich hinter der nächsten Ecke, der nächsten Türe oder im Stockwerk über einem verbirgt und entdeckt werden möchte.
 

 

 

 

 

 

 

Benjamin Sauer wurde 1978 in Waiblingen geboren und verbrachte große Teile seines Lebens in Baden-Württemberg. In Schwäbisch Hall absolvierte er das Abitur und in Schwäbisch Gmünd das Studium der Kommunikationsgestaltung an der Hochschule für Gestaltung. Er lebt und arbeitet in Berlin.

Info und Kontakt:
www.benjaminsauer.de

Vom Erwachsenwerden

Anna Maria Boshnakova beschäftigt sich in ihrer Arbeit*1 mit der Aufarbeitung von Traumata, der Überwindung ihrer Auswirkungen und ihrer Suche nach dem wahren Selbst. Einem traumhaften Erinnern, das zum Albtraum wird, noch tieferem Graben nach Antworten und dem eigenem Weg zur Heilung. Anna beschreibt den beschwerlichen Weg der Wiederherstellung, verfolgt von Flashbacks und einer Kindheit, die nie stattgefunden hat. Ein Auszug.

1* Entstanden als Abschlussarbeit an der Ostkreuzschule für Fotografie, Berlin 2023

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Grenzen to go

Veränderungsprozesse verlaufen weder linear noch zufällig. Sie ‚brechen‘ sich an fünf Grenzen. An denen entscheidet sich, ob und wie es weitergeht, sagt Rainer Molzahn1 und fasst das fünf-Grenzen-Modell zusammen – für alle, die sich als Souveräne ihres Lebens verstehen. Weiter lesen…

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Mut zur Wut

Einmal im Jahr macht das international renommierte Plakatfestival „Mut zur Wut“ die Straße zur Bühne des visuellen Widerstandes.   Den Artikel gibt es hier als PDF: Bildstrecke_#2_2023 Über 2.500 Kreative aus über 54 Ländern formulieren ihre Wut über Missstände in mutigen plakativen Botschaften. Pro Jahr. Teilweise trotz Zensur in den Heimatländern. Eine international besetzte Jury…

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Gemeinsam Spaß haben

Die Grundregel des Improvisationstheaters ist “Ja-Sagen“. Aus dieser einfachen Prämisse haben die Improvisionäre eine vielseitig anwendbare Kommunikationsmethode entwickelt. Was als künstlerische Arbeit auf der Bühne begann, hat sich als effektive Technik erwiesen, innovatives Denken und Handeln zu fördern, Verständnis und Vertrauen herzustellen sowie den Teamgeist zu stärken. Und dabei Spaß zu haben! Weiter lesen…

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Erinnerst du dich?

Wie hat es sich angefühlt, Mädchen bzw. Junge zu sein?

 

 

Erinnerst du dich?

Hast du eher mit Jungen, eher mit Mädchen gespielt?

Welches Verhältnis hattest du als Kind zu deinem Körper?
Mochtest du ihn?

Was wäre, wenn du ihn dir aussuchen könntest?

Kannst du dich an Doktorspiele und andere
Entdeckungsreisen erinnern?

Wie ging man in der Kita, die du als Kind besuchst hast,
mit dem Thema „Körperlichkeit“ um?
Und in deiner Familie?

Wie wurde zu Hause und in deiner Kita deine Intimsphäre respektiert?

Welche Rolle spielte Gehorsam in deiner Kindheit?

Kannst du selbstbestimmt Ja und Nein sagen?
Wie und wann hast du das gelernt?

Hast du als Kind viel gekuschelt und geschmust?

Wer hat dich wie und wann aufgeklärt?

Wann hast du dich das erste Mal verliebt?
Wie hat sich das Verliebtsein angefühlt?

Hast du dich immer nur in Jungen bzw.
immer nur in Mädchen verliebt? Oder in beide?

 

 

Fotos: Jan von Holleben

Die Welt – wie wir sie kennen?

Jeder von uns hat dieses Foto schon einmal gesehen: Die Erde, ein Planet von majestätischer Schönheit, der in der dunklen Leere des Alls zugleich so zart und zerbrechlich wirkt wie eine farbenprächtige Insel des Lebens in den dunklen Weiten des Universums. Das Grün verdankt der Planet seiner Vegetation, das Weiß den Wolken und das Blau…

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