Boris, Babette und lauter Skelette

Kinderbuch

Temporeich und mit viel Humor erzählt dieser knallig-bunte Kindercomic vom Selbstfindungsweg einer kurios charmanten Ausnahmefigur. Babette, vor Jahren als Haustier gekauft, entzieht sich jeder Zuordnung. Sie hat Kleinkindgröße, gelbes Fell, kann sprechen, liebt Quizshows, Erdnussflips und alles Gruselige. Als ihre 16-jährige Besitzerin für ein Jahr verreist, übernimmt der jüngere Nachbar Boris die Verantwortung für sie. Bei seinen Bemühungen, Babette vor seinen Eltern geheim zu halten und ihr gleichzeitig ein geborgenes Zuhause zu schaffen, gerät er in einen fröhlich-chaotischen Trubel anstrengender Fürsorgearbeit. Insbesondere Babettes ausgeprägtes Bedürfnis, sich zu gruseln, bereitet ihm viel Mühe. Vor allem aber ist es ihre ungestillte Sehnsucht nach Zugehörigkeit, die Boris und damit die Lesenden tief anrührt und herausfordert. Ab 8.

Hier gibt es alle Medientipps als PDF: Medien_#5_2023

Pizza Randale

Bilderbuch

Warum können sich Eltern eigentlich nie benehmen? Essen sie zu wenig Pizza? Fehlen ihnen wichtige Lolli-Vitamine? Oder schauen sie einfach zu viele Nachrichten?

Dieses Buch weiß es auch nicht, aber es tröstet alle, die eigene Erwachsene zu Hause haben. Ab 3.

 

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Kind in der Kiste

Bilderbuch

Wenn man seine Eltern immer für sich hatte, ist es die reinste Zumutung, sie mit einem neuen Geschwisterkind teilen zu müssen. So geht’s dem Mädchen in „Kind zu verschenken“. Das Baby sehe aus wie ein Äffchen, findet das Mädchen, schreie und kacke nur herum. Was für eine Gemeinheit, dass die Eltern es den ganzen Tag betutteln! Das Kind beschließt, sich neue Eltern zu suchen, und setzt sich in eine Kiste, auf die es „Kind zu verschenken“ schreibt.

Was nun folgt, kann man seitenlang beobachten: wie es sich da auf der Straße feilbietet; wer nach und nach mit in die Kiste zieht – und sich wieder verabschiedet.

Das emotionale Wechselspiel des Kindes aus Wut, ­Traurigkeit und Zuversicht fängt Hiroshi Ito mit wenigen Strichen ausdrucksstark ein. Berührend und witzig zugleich! Ab 5.

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Dunkel war’s, der Mond schien helle

Bilderbuch

Ihr könnt hier die vermutlich längste Fassung des berühmten Kindergedichts entdecken:

Neue, unbekannte Verse von zehn Dichter*innen, darunter Heinz Janisch und Paul Maar, bringen frische Energie und jede Menge Spaß. Ein unterhaltsames Buch, das von Lyrikexperte Uwe Michael Gutzschhahn zusammengestellt und mit viel Sinn für Humor von Jens Rassmus illustriert wurde. Ab 4.

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Europas vergessene Kinder

Sachbuch

Nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria befragte die Fotografin und Nothelferin Alea Horst Kinder und Jugendliche im Ersatzlager Kara Tepe nach ihren Erlebnissen, nach ihren Ängsten, Träumen, und Hoffnungen. Der titelgebende Wunsch der zehnjährigen Tajala aus Afghanistan spricht von der Sehnsucht nach der Befriedigung fundamentaler Bedürfnisse. Auf Lesbos gibt es keine Geborgenheit, keinen Schutz, keine Struktur. Mit großformatigen Fotoporträts schließen eindringliche Sätze sich zusammen zu tief berührenden Einblicken in 22 junge Leben. Aus Afghanistan, aus Syrien oder aus dem Kongo stammend, eint die Sechs- bis 14-Jährigen der Verlust der Heimat, der Schrecken der Flucht und das qualvolle Warten im Transitraum Lager, der ihre Hoffnungen und ihren Mut auf härteste Proben stellt. Die Fotos zeigen die Kinder und Jugendlichen in oder vor Zelten, allein oder zu zweit, auf Kissen sitzend, auf Decken liegend oder beim Spiel. Alea Horsts Haltung ist dabei nie voyeuristisch, vielmehr immer auf Augenhöhe. Es sind die Stimmen der brutal an den Rand gedrängten Kinder, die hier Gehör bekommen. Das vermittelt ein differenziertes Bild der individuellen Schicksale hinter den Nachrichtenbildern. Gezeichnete Vignetten des Illustrators Mehrdad Zaeri heben zart das Erlebte, Gewünschte, Vermisste hervor – ein Haus ist immer dabei. Ab 8.

Bis Eins zählen

Bilderbuch

Dass „Wie man bis eins zählt“ innerhalb des Genres Zählbuch etwas Besonderes ist, deutet sich bereits im Untertitel an. Die Warnung: „Und fang erst gar nicht mit größeren Zahlen an!“ ist Programm. In verschmitzter Unterforderungsgeste verlangt der Erzähler auf allen Doppelseiten das Zählen bis eins. Zu sehen ist zunächst ein roter Apfel auf weißem Grund. Es folgt ein grauer Elefant. Noch ist die Zählsituation klar. Aber dann wird es seitenfüllend bunter, gegenständlich komplexer und immer wieder auch skurril. Zu sehen sind etwa zwei große blaue Wale, aber gezählt werden darf nur das Würstchen auf der Fontäne des einen – woher das Würstchen kommt, wird nicht erklärt. Vielmehr geht es nun um das Spiel, um den Bruch mit Erwartungen. Es ist der Reiz des Verbotenen, von dem eine erzählerisch raffinierte Animation zum Zählen ausgeht. Humorvoll wiederholt der Text in immer neuen Wendungen, dass keinesfalls weiter als bis eins gezählt werden darf. Zugleich ist die Paradoxie dieses Verbots offensichtlich, denn auf jeder einzelnen der farbenfrohen Doppelseiten ergreift der vorauseilende Blick spontan Zählbares in zunehmend größeren Mengen. Für die Verschmitztheit des Erzähltons in direkter Leser*innenansprache findet die Übersetzung von Uwe-Michael Gutzschhahn Wörter und Sätze, die die spielerische Gesamtanlage aufs Beste unterstreichen. Ab 4.

Sex in echt

Nominiert für den Deutschen Jugend- Literaturpreis 2023

Sachbuch

Aufklärungsbücher sind festes Inventar des Sachbuchs für Kinder und Jugendliche. Nadine Beck und Rosa Schilling legen eine ganz neue Form vor. Unverkrampft und umfassend widmen sie sich dem Thema Sexualität, ganz ohne sich jungen Lesenden anzubiedern. Auch über wenig behandelte Themenfelder wird sachlich informiert. Von Solo-Sex und Menstruation, bis hin zu Sextoys und Pornos gibt es keine Tabus. Immer aber wird die Option aufgezeigt, sich jederzeit auch gegen dargestellte Praktiken zu entscheiden.

Die Autorinnen erschaffen einen sprachsensiblen Erfahrungsraum, der Transidentitäten selbstverständlich einschließt und (Non-)Konformitätsdruck konsequent vermeidet.

Die vielschichtige visuelle Gestaltung mit Illustrationen von Sandra Bayer sorgt in knallig-bunten Farben und plakativ-cartoonhaftem Stil für Individualität auf jeder einzelnen Seite. Variantenreich setzen sich ganzseitige Illustrationen mit Comicelementen und kleinen Vignetten zu Erzählräumen zusammen. Gezeigt wird eine Körpervielfalt, bei der unterschiedliche Hautfarben oder Körperformen ebenso selbstverständlich mitgedacht werden wie Verschiedenheiten des Alters oder Behinderungen.

In großartiger Verquickung von Bild und Text stellt Sex in echt heraus, wie spannend Sexualität sein kann. Ab 11 Jahren.

Mehr Nominierungen und ausgezeichnete Bilder-, Kinder- und Jugendbücher unter:
https://www.jugendliteratur.org

 

Fuchs und Ferkel

Nominiert für den Deutschen Jugend- Literaturpreis 2023

Kinderbuch

Dieses Erzähl-Bilderbuch gestaltet den Spaß am Rollenspiel voller Fabulierlust aus. Fuchs spielt Arzt und Ferkel ist Patient. Statt mit einer Grillzange möchte Ferkel lieber mit Schokoküssen und Limonade therapiert werden. Um beides zu bekommen, wird die Pünktchenkrankheit erfunden. Diese bringt dem Ferkel zwar keine Schokoküsse, wohl aber Marzipantorte ein. Zugleich spricht sich die Therapiekunst des selbst ernannten Fuchs-Arztes bei den Tieren des Waldes herum und Behandlungswillige kommen in Scharen. An ein gemütliches Tortenessen ist erst wieder zu denken, als die schmerzhafte Büffelspritze ins Spiel gebracht wird und das Wiesenwartezimmer sich schlagartig leert.

Witzig und frech wird hier ein kunstvoll komponierter kleiner Lügenschwank erzählt. Die anthropomorphisierten Tiere laden zur Identifikation und zum Wiedererkennen eigener Spielerfahrungen ein. Autor Bjørn F. Rørvik gelingt ein erfrischend antipädagogischer Blick auf kindliche Spielpraktiken. Gekonnt verwischt er die Grenze zwischen erzähltem Spiel und spielerischer Fiktion. Der dialogreiche Text in der Übersetzung Meike Blatzheims ist ganz nah an kindlichem Sprachhandeln in Rollenspielen. Die colorierten Zeichnungen von Claudia Weikert ergänzen Witz, Schwung und Spritzigkeit des Textes kongenial. Ab 5 Jahren.

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Schneelöwe

Nominiert für den Deutschen Jugend- Literaturpreis 2023

Bilderbuch

… entfaltet die poetisch-metaphorische Idee des inneren Wesens. „Ich bin ein weißer Schneelöwe“, verkündet ein kindlicher Ich-Erzähler zu Beginn des Buches und lädt die Lesenden ein, nach- und mitzuvollziehen, was es bedeutet, außen ein Kind und innen ein Tier zu sein. Das Schneelöwen-Ich des Erzählers bewegt sich geschmeidig durch Räume, hört die leisesten Töne und kann – wenn Unrecht geschieht – gefährlich knurren. So wie dem jungen Erzähler der Schneelöwe zum Spiegelbild und zur Projektionsfläche des Selbst wird, spricht er auch allen anderen Menschen innere Tiere zu. Werden sie entdeckt und in ihrer Vielschichtigkeit wahrgenommen, erhalten Selbst- und Fremdsicht neue Dimensionen und achtsame Tiefen.

Die direkte Ansprache der Lesenden verleiht dem leicht fließenden Text Nähe und Vertrautheit. Wo er Fragen stellt und Geheimnisse andeutet, schlagen die ganz in Blau-Weiß gehaltenen, mit Kugelschreiber gezeichneten Bilder Antwortmöglichkeiten vor und schaffen Räume für Magie und Phantastik. In einem Wechselspiel verschiedener Blicke nähern sich Heinz Janisch und Michael Roher den komplexen Fragen der Identität an.

Schneelöwe ist ein geheimnisvoll-selbstbezügliches Bilderbuch, das auf kunstvolle und vielschichtige Weise zu Entdeckungen im Buch, in sich selbst und in anderen einlädt. Ab 5 Jahren.

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Spinne spielt Klavier

 

Nominiert für den Deutschen Jugend- Literaturpreis 2023

Bilderbuch

… ist ein nahezu textloses Bilderbuch mit hohem Aufforderungscharakter, bei dem Lesende selbst Töne produzieren sollen. Kräftig-bunte Bilder im Comic-Stil zeigen Dinge und Figuren in Situationen, die mit Geräuschen einhergehen. „Mach die Geräusche einfach nach“, fordert Benjamin Gottwald eingangs auf und fragt: „Kannst du hören, was du siehst?“ Mag dies bei den ersten Bildern noch einfach gelingen, entwickelt das Bilderbuch auf 160 Bildseiten immer skurrilere und komplexere Szenen. Manche Doppelseiten stellen Geräusche einander gegenüber, die sich ähneln, aber in ganz unterschiedlichen Situationen entstehen. Das Trappeln von Pferdehufen klingt fast genauso wie das Auftreffen eines Tischtennisballs auf dem Schläger; der Kuss zweier Liebender klingt wie das Ansaugen einer gekochten Spaghetti. Andere Doppelseiten entfalten kleine Erzählzusammenhänge und spielen auf kreative Weise mit dem Potenzial von Geräuschen und Situationen.

Beim Blättern in diesem lebendigen Buch formen sich die Geräusche in den Mündern der Betrachtenden von ganz allein. Es sind laute und leise, sichere und suchende Töne, die evoziert werden von den klug komponierten Bildern und Bildfolgen. Dass sich dabei auch die Welterfahrung erweitern kann, verdankt sich der bestechenden Originalität des Konzepts. Ab 3 Jahren.

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Verwundbare Kindheiten

Die Phase der Kindheit ist besonders verwundbar.

Die Ausmaße von Verwundbarkeit können dabei vielschichtig sein: Ausgelöst durch Verlust, Diskriminierung und Gewalt, äußert sich Verwundbarkeit durch Gefühle wie Unsicherheit, Schmerz, Angst und Ohnmacht. Herabsetzung, Demütigung und Ausgrenzung können derart kränken und einsam machen, dass Hoffnungs­losigkeit entsteht.

Menschen sind verwundbar, weil sie abhängig sind von anderen. Es gibt Menschen, die sind stärker verwundbarer als andere. Und gleichzeitig sorgen Regierungsweisen dafür, dass die mit der Verwundbarkeit bestimmter Gruppen einhergehende Unsicherheit der Lebensverhältnisse sich verstetigt und als „normal“ erscheint.

Wollen wir unsere Wahrnehmung für die Verwundbarkeit von Kindern und Jugendlichen sensibilisieren, müssen wir sie sichtbar machen. Und zwar ohne den „pädagogischen Zeigefinger“ zu bemühen und damit Gefahr zu laufen, die von Verwundbarkeit Betroffenen zu stigmatisieren. Zeitgenössische künstlerische Bilderbücher liefern uns zahlreiche Beispiele.

Kirsten Winderlich gibt Einblicke in 21 außer­gewöhnliche Bilderbücher, die Prozesse der mannigfaltigen Auswirkungen und „Töne“ von Verwundbarkeit und Ermächtigung in Bild und Text zeigen. Anregungen zur erweiterten ästhetischen Rezeption ermöglichen uns, in magischen Bildern und Worten spazieren zu gehen und Impulse für die Bildungspraxis mit Kindern aufzufangen.

 

Neu bei wamiki

Kirsten Winderlich, Verwundbare Kindheiten, Eine Anthologie zeitgenössischer Bilderbuchkunst

144 Seiten, mit vielen farbigen Bildern, ISBN 978-3-96791-015-5, 19,90 Euro

 

Zu bestellen unter: wamiki.de/shop

Mit Schutzkonzepten die Kita zum sicheren Ort machen

Die Kita sollte ein sicherer Ort für jedes Kind sein. Um das zu erreichen, müssen pädagogische Fachkräfte Anzeichen für Gefährdungen frühzeitig bemerken und professionell darauf reagieren. Doch was gehört in ein Gewaltschutzkonzept? Wie erkennen Fachkräfte Misshandlung und Missbrauch beim Kind? Wo fängt Kindeswohlgefährdung durch Fachkräfte an? Und wie führt man Konfliktgespräche bei besorgniserregenden Anhaltspunkten? Seit Juni 2021 sind alle Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Kitas und Tagespflege verpflichtet, ein Schutzkonzept gegen Gewalt vorzulegen.

Prof. Dr. Jörg Maywald, Experte für Kinderrechte und Kinderschutz, hat ein Medienpaket zusammengestellt, mit dem die Erarbeitung eines Kita-Schutzkonzepts gelingen kann! Das Materialpaket behandelt sowohl den individuellen Schutz in der Familie als auch den institutionellen Kinderschutz in der Einrichtung.