Das Kinderbuch der Woche: Durch die Nacht ans Meer

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!

Bilderbuch

Eine Fahrt durch die Nacht ans Meer. Weil er das Auto fährt, muss der Vater wach bleiben. Jim soll schlafen, damit die Zeit schnell vergeht. Aber er wacht immer wieder auf.

Mit wenigen Strichen versetzt der Illustrator Jens Rassmus Vater und Sohn samt Auto in eine pastellfarbene Dämmerlandschaft. Über dem tiefblauen Sternenhimmel zieht ein Drittelmond seine Bahn. Die endlose Straße in der menschenleeren Landschaft erzeugt eine seltsame Atmosphäre von „Unterwegs-Sein“.

Taucht der Junge aus dem Schlaf auf, möchte er eine Geschichte hören, weil ihm so langweilig ist. Erst wehrt der Vater ab, dann erzählt er von einer kleinen Ziege, die mit einer alten Gans unterwegs ist und auch ans Meer will.

Die Geschichte der beiden Tiere ist in einem völlig anderen Stil gemalt, der wirkt, als hätten wir es mit altmodischen Gemälden zu tun. In einer grünblauen Auenlandschaft treiben Ziege und Gans auf einem großen Baumstamm im goldgelben Sonnenlicht einen Fluss hinab und dem Meer entgegen. Beschwörend betont der Vater, dass die beiden bequem reisen, dösen und schlafen. Tatsächlich wacht auch Jim erst nach einer Weile wieder auf und sagt, die beiden würden sich jetzt eine Stadt anschauen wollen.

Schließlich wird der Vater so müde, dass er auf einem Rastplatz anhalten muss. Dort warten Ziege und Gans schon darauf, ins Auto einsteigen zu dürfen. Während wir von oben auf den Parkplatz, den schlafenden Vater, seinen Sohn und die beiden fantastischen Reisegefährten schauen, weitet sich der Blick bis zum Meer, das hinter den nächsten Hügeln auf die Reisenden wartet.

Jens Rassmus lässt Vater und Sohn im Auto wie in einer Kapsel durch die Nacht fahren. Die Illustrationen öffnen sich zum tiefblauen Nachthimmel – ein Symbol für magische Welten, die man nicht nur sehen, sondern geradezu erschnuppern kann.

 

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