Das Kinderbuch der Woche: „Fell und Feder“

Bücher für Kinder von null bis zu zwölf Jahren und für ihre Erwachsenen – von Gabriela Wenke empfohlen. Jeden Donnerstag bis zur Frankfurter Buchmesse 2019!

Ungleiche Freunde

Huhn und Hund müssen gleich auf die Bühne, ihr Stück spielen. Durch einen Spalt im Vorhang kann man schon die neugierigen Zuschauer erkennen. Der Vorhang geht auf, das Buch beginnt und damit auch das Theaterstück, die Geschichte von Hund und Huhn, von „Fell und Feder“.
In der Bilderbuch-Neuzeit ist Kathrin Schärer die beste Erzählerin von Tiergeschichten in Bildern. Und Lorenz Pauli fallen tatsächlich immer wieder kleine Geschichten ein, die eine Botschaft ohne pädagogischen Zeigefinger, aber mit raffiniert doppeltem Boden haben. Komisch sind sie auch, voller hintersinnigem Humor.
Worum es geht? Huhn sehnte sich nach der großen Freiheit und floh aus dem Hühnerhof. Es wollte Abenteuer erleben und einen Schatz finden. Als es Hund kommen hört, flüchtet es – Abenteuer hin oder her – hinter einen Busch und hört, wie Hund sich etwas wünscht: einen Freund, groß und stark und schön und… Da sagt der Busch, er sei ein Wunschbusch, und – Hund hat noch gar nicht alle Einzelheiten des gewünschten Freundes aufgezählt – da wuschelt es im Busch. „Tataa!“ Das Huhn erscheint und präsentiert sich als Wunschfreund. Hund ist ein bisschen irritiert. Er hat sich den Freund ganz anders vorgestellt. Schließlich zeichnet er, wie er sich den Freund vorstellt, und hofft, dass Huhn ihm hilft, den Freund zu finden.
Also geht Huhn auf die Suche und bringt tatsächlich einen Freund auf die Bühne, aber das ist: der Hund. Während Hund noch immer nach dem idealen Freund sucht, hat Huhn schon einen Freund gefunden: den Hund. Da begreift auch Hund, worauf es wirklich ankommt und dass Huhn der beste Freund ist, den man sich vorstellen kann. Denn ein Freund, der anders ist als man selbst, ist wirklich ein Abenteuer. Nach der Theatervorstellung gehen Hund und Huhn zusammen nach Hause. „Zu dir oder zu mir?“
Eine augenzwinkernd erzählte Geschichte von einem, der auf der Suche nach dem idealen Freund ist, und dem schlauen Huhn, das Abenteuer sucht. Huhn kapiert schnell, dass es mit Hund Abenteuer erleben wird, und Hund versteht schließlich, dass seine Suche nach dem idealen Freund von falschen Voraussetzungen ausgeht.
Die Theateraufführung, in der die beiden ihre Geschichte erzählen, beweist Darstellern, Zuschauern im Saal und den Kindern, denen das Buch vorgelesen wird, dass Freunde nicht immer so aussehen müssen wie man selbst und einen anderen Charakter haben sollten, damit es nicht langweilig wird.
Ein wunderbares Buch zum Vorlesen, Anschauen und Reden. Es basiert auf der gleichnamigen Kinderoper, die Lorenz Pauli (Libretto), Randolphe Schacher und Charlotte Perrey (Musik) im Auftrag von „argovia philharmonic“ geschrieben haben.
Gabriela Wenke

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