Willkommen konkret

Berliner Bündnis für Kinder geflüchteter Familien

Plakat Herzlich Willkommen
Tine Schulz, Illustration, aus: „Alle da“, Klett Kinderbuch-Verlag

Wer wir sind

In unserem Bündnis arbeiten Menschen aus der frühpädagogischen Praxis und Theorie, aus Verwaltung, Beratung, Therapie, Fort- und Weiterbildung zusammen.

Uns verbindet, dass wir uns für das Wohlergehen und die Rechte aller in Berlin lebenden Kinder engagieren. Das Bündnis konzentriert sich auf Kinder in den ersten sechs Lebensjahren.

Wir setzen uns dafür ein, dass alle Kinder geflüchteter Familien, die sich in Berlin aufhalten, Zugang zu frühkindlicher Bildung, Erziehung und Betreuung erhalten.

Unsere Positionen

1.       Geflüchtete Kinder sind in erster Linie Kinder. Wie alle Kinder haben sie das Recht, in ihrer Entwicklung gestärkt zu werden. Dies gilt in besonderer Weise für Kinder, die jünger als sechs Jahre sind und deren Zugang zu frühkindlicher Bildung, Erziehung und Betreuung bisher erheblich erschwert ist.

2.       Über die Lebensverhältnisse und -erfahrungen von jungen Kindern geflüchteter Familien haben wir zu wenig gesichertes Wissen. Wir wissen zudem nicht, wie sie ihre Erfahrungen verarbeiten. Stattdessen existieren viele Vorurteile, Stereotype und medial vermittelte Bilder. Diesen wollen wir differenzierend und aufklärend entgegen wirken.

3.       Junge Kinder mit Fluchtgeschichte haben die gleichen Grundbedürfnisse wie all ihre Altersgefährt_innen und sind ebenso individuell verschieden wie sie.

4.       Junge Kinder brauchen Normalität im Zusammensein mit anderen Menschen an einem sicheren, anregenden Lebens- und Lernort. Sie brauchen Erwachsene, die ihnen freundlich und feinfühlig begegnen, ihre Kompetenzen erkennen und würdigen, sie vor Ausgrenzung und Abwertung schützen und dafür sorgen, dass sie ihre Potenziale entfalten können.

5.       Wer Kinder stärken will, muss ihre Familien stärken: Geflüchtete Familien brauchen Schutz, Anerkennung und konkrete Möglichkeiten, um selbstbestimmt an der Gesellschaft teilzuhaben. Abwehr und Diskriminierung verletzen die Würde von Eltern und beeinträchtigen ihre Sicherheit und Handlungsfähigkeit gegenüber ihren Kindern.

 

Unsere Forderungen

1.       Bürokratische Hürden, die das Recht der Kinder geflüchteter Familien auf Entwicklung und Bildung negieren und ihren Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz einschränken, müssen abgeschafft werden. Wir fordern, dass jede Kita dabei unterstützt wird, geflüchtete Kinder aufzunehmen. Für die Betreuung von Kindern und ihren Familien mit Fluchterfahrung müssen die Kitas bedarfsgerecht mit Personal und anderen Ressourcen ausgestattet werden.

2.       Jenseits des zivilgesellschaftlichen oder ehrenamtlichen Engagements vieler Berliner_innen sehen wir es als öffentliche Aufgabe, jungen Kindern mit Fluchterfahrungen sichere Lebens- und Lernorte zu verschaffen. Der Zuzug geflüchteter Familien muss in der Jugendhilfeplanung, Wohnungs- und Bauplanung, u. ä. berücksichtigt werden. Die Bezirke müssen bei diesen Aufgaben von Land und Bund umfassend unterstützt werden.

3.       Die frühkindliche Forschung muss Wissen über die Belastungen, Stärken und Ressourcen von Kindern geflüchteter Familien generieren. Dieses Wissen bildet die Grundlage für die Erarbeitung von Fortbildungs- und Beratungskonzepten, die Kita-Teams unterstützen, mit geflüchteten Kindern und deren Eltern zu arbeiten.

4.       Von der Erstaufnahmeeinrichtung an muss es in allen Sammelunterkünften anregende Lebens- und Lernbereiche und qualifizierte Fachkräfte geben, die es den jungen Kindern ermöglichen, sich ihre neue Umwelt nach und nach angstfrei und behütet zu erschließen. Gleichzeitig muss die Aufenthaltsdauer der Kinder in den Sammelunterkünften verkürzt werden. Geflüchtete Familien mit Kindern sollen schnellstmöglich und vorrangig in eigene Wohnungen ziehen können.

5.       Die interkulturelle Kompetenzerweiterung von Mitarbeiter_innen in Sammelunterkünften und Ämtern wie auch in Kitas, Familienzentren u. ä. Einrichtungen muss unterstützt werden.

6.       Für die Verständigung mit den Eltern und Kindern müssen Sprachmittler_innen zur Verfügung stehen, die unbürokratisch und bedarfsgerecht eingesetzt werden können. Dafür müssen finanzielle Mittel bereitgestellt werden.

7.       Der besonderen Schutzbedürftigkeit von Kindern mit Behinderungen muss in vollem Umfang Rechnung getragen werden. Ihnen ist schneller und umfassender Zugang zu medizinischer und sozialpädiatrischer Behandlung und Beratung zu ermöglichen. Dem Krankheitsbild entsprechend sind ihnen medizinische Hilfsmittel zu gewähren, die eine Verschlechterung ihres Zustandes verhindern, ihre Entwicklungsmöglichkeiten verbessern und die Familien entlasten.

8.       Um ihre Aufgaben im oben genannten Sinne verantwortungsvoll zu erfüllen, müssen Betreiber von Sammelunterkünften, Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) und Jugendhilfe auf der Basis verbindlicher Standards kooperieren. Ziel ist die bestmögliche Entwicklung der Kinder und die gesellschaftliche Beteiligung ihrer Familien. Diese Standards sind in den Verträgen festzuschreiben und ihre Einhaltung ist in regelmäßigen Abständen von unabhängiger Seite zu überprüfen.

Berlin, 10.7.2015

Erstunterzeichnende – in alphabetischer Reihenfolge

Organisationen: Berliner Kita-Institut für Qualitätsentwicklung (BeKi) und Institut für den Situationsansatz (ISTA) in der Internationalen Akademie Berlin für innovative Pädagogik, Psychologie und Ökonomie gGmbH (INA) / Dachverband Berliner Kinder- und Schülerläden (DaKS) e.V. / Der Paritätische, LV Berlin / Jugendamt Friedrichshain-Kreuzberg von Berlin / Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrant_innen (KuB) e.V. / Landeselternausschuss Berliner Kindertagesstätten (LEAK) / Nestwärme – Verein zur Betreuung und Beratung von AIDS-betroffenen Familien, Kindern und Jugendlichen e.V. / RAA Berlin / XENION Psychotherapeutische Beratungsstelle für politisch Verfolgte

Einzelpersonen: Kim Archipova, KoduKu e.V. / Erika Berthold, Redaktion „wamiki“ / Anke Dietrich, Diakonisches Werk Berlin Stadtmitte e.V./ Susanne Hantz, Geschäftsführerin Kindererde gGmbH / Sabine Hermann-Rosenthal, Aufwind Kita-Verbund gGmbH / Dorothee Jacobs, Kreativpädagogik Berlin / Gabriele Koné, Aufwind – Verein für aufsuchende Hilfen zur Erziehung e.V. / Maria Lingens, AWO Landesverband Berlin e. V. / Anne Wihstutz, Professorin an der Evangelischen Hochschule Berlin (EHB) / Hannah Rosenfeld, Erzieherin / Sibylle Rothkegel, Dipl.-Psych, Psych. Psychotherapeutin / Bianca Thiede, Nachbarschaftsheim Schöneberg e.V.

Ruhe auf der Flucht – neuer Film bei wamiki

Wie wir helfen können. Donata Elschenbroich und Otto Schweitzer haben mit „Ruhe auf der Flucht“ einen hochaktuellen Film gemacht. Ab sofort in unserem Shop zu bekommen.

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Worum geht es?

Flucht ist ein universelles Thema der Menschheit und Flucht ist heute Alltag auf vielen Kontinenten. In der Erfahrung von Gewalt und Vertreibung gibt es immer wieder Momente, in denen die Unruhe aussetzt: dann, wenn andere Menschen helfen. Diese Hilfe muss mehr sein als das Dach über dem Kopf und Mahlzeiten für die nächsten Tage. Das beobachtet der Film in Flüchtlingscamps in Afrika (Uganda), in Asien (Myanmar) und in Europa (Schweiz und Deutschland). Der Film  zeigt Beispiele, wie Ehrenamtliche abgeben von dem, was sie haben und was sie können. Jeder zweite Deutsche kann sich das vorstellen als eine gute Erfahrung für beide. Das Ermöglichen des Tätigseins, der Teilhabe ist der Leitgedanke von vielen Initiativen bei uns.

Der Film beobachtet, wie ohne großen Aufwand solche Momente von Kindern und Erwachsenen als „Ruhe auf der Flucht“ erlebt werden, bei einer Naturbeobachtung, mit dem Skateboard, beim Malen, bei Yoga-Übungen, beim Erkunden einer Orgel. In einem Kindergarten in Baden-Württemberg werden Flüchtlingsfrauen als ehrenamtliche Mitarbeiterinnen beschäftigt.

Das Kultusministerium Baden-Württemberg unterstützt diese und andere Initiativen, wie Mütter- und Familienzentren. Beraten wird am Runden Tisch, gegründet von der Staatssekretärin Marion v. Wartenberg.

 

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Ruhe auf der Flucht
Ein Film von Donata Elschenbroich und Otto Schweitzer
2015, 45 Minuten 24,90 Euro

Hier gehts zum Shop.

Bündnisse für Flüchtlingskinder

Baden-Württemberg

„Viele Flüchtlingsfamilien haben kleine Kinder unter sechs Jahren. Die Kinder und ihre Familien wollen wir willkommen heißen. Es ist unsere Verantwortung, die Familien und die Kitas bei der Förderung und Betreuung zu unterstützen. Nur so kann den Kindern ein guter Start in Baden-Württemberg gelingen“, sagte Kultusstaatssekretärin Marion v. Wartenberg und lud die beteiligten Ministerien, Verbände und Organisationen am 19. Januar zu einem Runden Tisch ein, um gemeinsam neue Ansätze und Lösungen speziell für den frühkindlichen Bereich zu entwickeln. Für die Begleitung und Förderung von Kleinkindern aus Flüchtlingsfamilien stellt die Landesregierung in den Jahren 2015 und 2016 je 1,2 Millionen Euro zur Verfügung.

Im Mittelpunkt des ersten Treffens standen unter anderem Maßnahmen für die verbesserte Kooperation zwischen den Landeserstaufnahmestellen und Kindertagesstätten, die Entwicklung gemeinsamer Konzepte, um Flüchtlingskinder gut in Kitas aufnehmen zu können, die Weiterentwicklung von Fortbildungsmaßnahmen sowie die stärkere Einbeziehung der Familien und Migrantenorganisationen. In den kommenden Monaten wird sich der Runde Tisch zu weiteren Besprechungen treffen. Ferner ist ein Fachtag im Frühsommer geplant, bei dem die Ergebnisse vorgestellt und mit Experten diskutiert werden sollen.

Berlin

Willkommen KONKRET – um ein Berliner Bündnis zur Unterstützung von Flüchtlingskindern und ihren Familien zu gründen, trafen sich am 29. Januar 2015 Kita-Leiterinnen, Träger- und Stiftungsvertreter, Fortbildnerinnen, Therapeuten, Mitarbeiterinnen von Flüchtlingswohnheimen und Beratungsstellen, Mitarbeiterinnen der Fachstelle KiNDERWELTEN im ISTA und andere Interessierte an einem Runden Tisch. Was für Flüchtlingskinder in den Einrichtungen konkret getan werden kann, welchen Qualifizierungs- und Handlungsbedarf es in den Kitas gibt und wie rechtsradikalen Äußerungen im Kita-Umfeld gegebenenfalls begegnet werden kann – diese Fragen beschäftigten die Beteiligten nach einem Austausch über die aktuelle Situation in Berlin.

Für den 4. März wurde ein Folgetreffen vereinbart, bei dem es um die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Auslotung von Handlungsräumen, um Ressourcen und Kooperationsmöglichkeiten gehen wird. Eine gemeinsame Zukunftswerkstatt ist geplant.

 

Sachsen

Wie gehen wir mit traumatisierten Kindern um? Oder mit sprachlichen und kulturellen Barrieren? Und was verbirgt sich hinter dem Asylrecht? Vor diesen und vielen weiteren Fragen stehen Kitas, die Kinder aus Flüchtlingsfamilien aufnehmen. Das Programm „WillkommensKITAs“ unterstützt Modelleinrichtungen in Sachsen dabei, Antworten zu finden.

Die Pädagoginnen und Pädagogen bauen ein lokales Unterstützungsnetzwerk mit Experten auf, zum Beispiel mit Migrationsberatungen. Gemeinsam tragen sie dazu bei, den Integrationsprozess vor Ort zu gestalten und Vorurteile abzubauen. So werden die Willkommens-Kitas zu interkulturellen Orten, an denen Kinder aus asylsuchenden Familien willkommen sind und sich wohlfühlen können.