Wazn Teez?

Bilderbuch

Auf moosigem Grund treffen neugierige Libellen auf chaotische Käfer und ein zartes Pflänzchen.Und können sie damit ein Baumhaus bauen? Die ausgezeichnete amerikanische Illustratorin Carson Ellis hat in ihrem zweiten Bilderbuch eine zauberhaft fantastische Welt erschaffen, die sie absolut charmant mit einer eigens für dieses Buch entwickelten Kunstsprache untermalt. Der bekannte deutsche Kabarettist und Autor Jess Jochimsen hat, zusammen mit der Kölner Theaterregisseurin Anja Schöne, den Text mit viel Feingefühl und Witz ins Fantasiedeutsche übertragen. Eine witzige kleine Geschichte, in einem sehr dekorativen, ästhetisch gelungenen Stil gehalten, mit jeder Menge zu entdecken: Jahreszeitenbuch einmal anders.

Warten auf Goliath

Bilderbuch

Bär wartet an der Bushaltestelle auf Goliath. Er ist sich völlig sicher, dass sein Freund kommen wird, wenn auch der Tag zur Nacht wird, der Frühling zum Sommer und das Rotkehlchen in seinem Nest Zweifel am Kommen des Freundes äußert. Als der erste Schnee fällt, vergisst Bär vor Freude über die tanzenden Flocken fast, dass er wartet. Dann rollt er sich nach Bären-Art ein und schläft tief, bis im Frühling – der Kirschbaum blüht – ein sanftes Geräusch die Ankunft von Goliath anzeigt. Goliath ist eine Schnecke. Er entschuldigt sich für die Verspätung. Aber für Bär macht das nichts: Er war sich immer sicher, dass Goliath kommen wird.

Die Geschichte lebt von der erwartungsvollen Spannung darauf, wer dieser Goliath wohl sein wird, auf den Bär voller Urvertrauen wartet. Etwas so Riesiges wie der angsteinflößende Goliath, den David einst besiegt hat? Aber dieser Goliath ist stark durch seine Ausdauer und seiner Unbeirrtheit und beide Freunde sind es durch ihre unerschütterliche Freundschaft.

Wieder verwendet Antje Damm ihre in »Der Besuch« erprobte Technik des Bauens und Fotografierens: In ihrem neuen Buch hat sie eine kleine Bühne aus Pappe gebaut: mit Haltestelle, Kirschbaum und einem Stück Natur, in dem wir den Tageslauf, den Wechsel von Tag und Nacht und der Jahreszeiten entdecken können. Die einfache Technik verlockt zur Nachahmung: Kinder können ihre eigenen Pappkisten-Bühnen erfinden und Geschichten erzählen.

Alle Zeit der Welt

Bilderbuch

Antje Damm hat 2007 ein kleines, dickes, rechteckiges Buch gestaltet: Alle Zeit der Welt. Anlässe, um miteinander über Zeit zu sprechen. Hier hat sie schon alles gesagt und gezeigt, was es zu diesem Thema mit Kindern ab etwa fünf Jahren zu besprechen gibt: Von den Jahreszeiten über die Tageszeiten, die Zeit in einem Menschenleben, die Vergänglichkeit und vielen anderem mehr. Jedes Ding, jede Pflanze, jedes Tier hat seine Zeit. Das Buch ist ein Ideengeber und Philosophie-Anreger zum Thema Zeit sondergleichen. Auf jeder Seite ist mindestens ein Hinweis versteckt, der den Betrachter zu weiteren Fragen und Antworten animiert.

Ein Kinderbuch, das immer noch ein Muss für alle ist, die mit Kindern „Zeitfragen“ erörtern. Viele der Fragen und Bilder sind auch für noch jüngere Kinder interessant und ältere Kinder und Erwachsene können sowieso profitieren.

Das Leben buchstabieren

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Zettel mit Wörtern und Buchstaben führen Anna und Morkel zusammen, die schon eine ganze Weile keine Buchstabier-Anfänger mehr sind. Der Junge Morkel ist selten in der Schule. Mit Anna trifft er sich oft in seinem Baumhaus. Sie schreiben Zettel, erzählen Geschichten und teilen sich vieles entlang der Buchstaben mit. Assoziativ reihen sie Wörter mit denselben Anfangsbuchstaben aneinander: Unheil, Unglück, unhöflich, undankbar, Untergang.Morkel versteht etwas von Tieren. „Der Fuchs ist ein Hund, der sich wie eine Katze benimmt“, sagt er. Plötzlich verschwindet er und bleibt während des langen, kalten Winters unauffindbar. Obwohl Anna Spuren für ihn legt, antwortet er nicht. Im Frühling gibt es endlich ein Zeichen von ihm. Schließlich liegen Anna und Morkel Kopf an Kopf unter dem blühenden Baum, sehen zu, wie die Vögel ihre Nester bauen, und können ihr Leben weiter buchstabieren. Vielleicht ist das eine Liebesgeschichte für Kinder.

Die Bilder von Stian Hole sind faszinierende Collagen mit malerischen Elementen. Manchmal übersieht man sie fast, wie beim Baum im Frühling, der aus vielen Bäumen in verschiedenen Phasen des Ergrünens besteht. Man muss sich eigentlich keine Gedanken über das richtige Alter für dieses Buch machen. Wer es interessiert betrachtet, ist alt oder jung genug.

Aus dem Stau wird die Sau

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Mit einer Prise Klamauk würzt Horst Klein seine Bilder zu den Wörtern, denen ein Buchstabe geklaut wurde, so dass statt der kleinen Maus auf der linken Seite rechts ein dicker, roter Kater am Grabstein von Speedy lehnt: AUS für die (M)aus! Die Bilder spinnen die Geschichten jeweils ein bisschen weiter, als es der Verlust eines Buchstaben vermuten lässt.Horst Kleins Humor und Illustrationsstil kann man getrost als schräg bezeichnen. So etwas erfreut Kinder, und sie merken kaum, dass sie dabei das Lesen und Buchstabieren lernen.

Ideenpurzelbäume

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Joke van Leeuwen gibt mit ihrer unkonventionellen Art, Texte und Bilder ineinander zu verweben, ein weiteres Beispiel ihrer Kunst. Verspielt mischt sie Buchstaben, Farben und Zeichnungen. Damit bietet sie alles, was in gewöhnlichen Lesebüchern für Erstklässler nicht vorkommt: Die Buchstaben sind krumm, bucklig und ungleich groß, aber reden miteinander und kämpfen darum, in „Ein schönes Wort“ dabei zu sein. Immer kommt noch ein Buchstabe dazu: A + M + U + R. Als das T mitmachen will, befürchten die anderen, zu ARMUT zu werden, und sind dann froh, ein TRAUM zu sein. Es gibt kurze Comic-Strips, in denen sich Löffelino und Gabello darüber unterhalten, ob man das gerade gefundene Steinchen werfen oder behalten sollte. Löffelino findet „behalten“ schöner.

Joke van Leeuwen hat eine Vielzahl origineller Alphabete geschaffen, darunter auch das Turner-ABC. Gezeichnete und gemalte Turner bilden zu zweit oder zu dritt alle Buchstaben – zum Nachturnen. Mal nachdenkliche, mal komische kleine Geschichten und Gedichte bewegen sich zwischen Philosophie und Nonsens.

abc.de

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Die polnische Illustratorin Iwona Chmielewska – ihr Buch wurde von der Jury für den Jugendliteraturpreis 2016 nominiert – verbindet, „ausgehend vom Erfahrungshorizont von Kindern, alltägliche Begriffe wie Augenarzt, Brücke oder Bach mit der Vermittlung komplexen Wissens zur Kunst-, Musik- und Literaturgeschichte“. Es fordert Kinder heraus, die nicht genug von Buchstaben und Wörtern kriegen können – auch durch die Illustrationen, die geheimnisvoll, spielerisch und märchenhaft wirken –, denn es folgt keinem pädagogischen Ansatz mit typischen Vereinfachungen, sondern setzt auf künstlerische Elemente, um Zugang zu Schrift, Bild und Sprache zu ermöglichen.

Wer möchte, kann die Begriffe auch auf Englisch, Französisch und Polnisch lesen oder vorgelesen bekommen.

I

Plastikmüll

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Finn Flosses Mutter ist eine Meerjungfrau. Sein Vater war ein Mensch, der die Mutter verlassen hat. Finn lebt im Meer und hat zwei schuppige Beine statt eines Schwanzes. Weil Zweibeiner für die Meerleute als Feinde gelten, ist er ein Außenseiter, aber er hat Freunde.
Als der alte Hering Herold sich in einem Geisternetz verfängt, kann ihn Finn Flosse retten. Er erfährt, dass es viele solcher Geisternetze gibt, die im Meer herumschwimmen. Fische verfangen sich in ihnen und kommen um. Noch schlimmer aber sind die immer größer werdenden Strudel aus buntem Plastikmüll! Fischen fressen ihn, bekommen Bauchweh und sterben. Solch ein riesiger Strudel steuert auf Finns Riff zu. Gemeinsam weben alle Meereswesen ein gewaltiges Netz aus Algen, fangen den Strudel ein und schütten ihn den menschlichen Zweibeinern in den Hafen. Sie hoffen, dass die Menschen daraus lernen.
Das Buch wartet mit ungewöhnlichen Illustrationen auf: Tiefschwarze Schattenrisse und Silhouetten vor zartblauem Hintergrund werden von farblichen Besonderheiten durchwoben – erst sind es Farben aus dem Meer, aber grellbunte Plastikfarben nehmen zu. Ein nachdenkliches Bilderbuch für Kinder im jüngeren Grundschulalter.

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wamiki-Tipp: Plaputta, E.: Finn Flosse räumt das Meer auf. Kunstanstifter 2015, 60 Seiten. Ab 6 Jahren

Der Schmutz kehrt zurück

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1987 griff Ulf Löfgren ein ähnliches Thema auf: „Komm Hom“ zeigt, wie die Welt der Märchengestalten im Unrat, den die Menschen überall hinterließen, erstickt – zum Beispiel Neptun im verschmutzten Meer. Vielleicht beschlossen schon damals Kinder, etwas gegen diesen Schmutz zu unternehmen, wenn sie groß sind. Offensichtlich nahmen sich das nur wenige zu Herzen. Sie schoben den Schmutz einfach weiter in arme Länder und entfernte Meere: Aus den Augen, aus dem Sinn! Heute muss man globaler denken: Aller Schmutz kommt zurück – nicht nur in diesem Bilderbuch

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wamiki-Tipp: Löfgrem, U.: Komm Hom. Nacherzählt von Ernst A. Ekker. Dachs Verlag 1987, nicht mehr lieferbar, außer gebraucht. Ab 4 Jahren

Mein kleines Gartenbeet

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In diesem Buch wird Schritt für Schritt erklärt, wie aus einem Eimer Erde und drei Saatkartoffeln leckere Pellkartoffeln werden, die man mit Kräuterquark essen kann. Deutlicher als in anderen Sachbüchern über das Pflanzen von Essbarem wird der Ursprung aller gärtnerischen Erfolge genannt: Außer der Erde sind das auch natürliche Dünger, also verschiedene Sorten von Mist, und das „Goldwasser“, mit Wasser verdünnter Urin. Ob etwas „Dreck“ ist oder ein wichtiger Wertstoff, das liegt ganz im Auge des Betrachters. Das klar und übersichtlich gestaltete Sachbuch mit schönen Farbfotos begleitet Gemüse beim Wachsen und Werden – von der Aussaat bis auf den Teller.

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wamiki-Tipp: Linde, B./Sandgren, V./Palmgren, G.: Mein kleines Gartenbeet – Säen, ernten, essen. Aus dem Schwedischen von Amelie Persson. Jacoby & Stuart 2016, 60 Seiten. Ab acht Jahren

Vom Ankommen

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Nach der Flucht aus Afrika prasselt die fremde Sprache auf ein dunkelhäutiges Mädchen und seine Tante „wie ein kalter Wasserfall“ ein. Von zu Hause hat das Mädchen eine „alte Decke“ aus seinen eigenen Worten und Geräuschen mitgebracht. Von einem Mädchen im Park lernt es nun langsam die Worte der neuen Sprache und webt sich schließlich aus ihnen eine neue warme Decke.

Eine einfache Geschichte, die nun auf Deutsch und Arabisch vorliegt. Gut, wenn ein Vorleser beide Sprachen kann oder wenn je ein Vorleser die Texte in einer der beiden Sprachen Satz für Satz und Seite für Seite vorliest. Dabei könnten deutsche Kinder ein paar arabische Sätze lernen.

Die hinreißenden Bilder fangen die Bewegungslust und Anmut der Mädchen ein. Das neue Land könnte Deutschland sein, ist aber Australien, doch die Probleme und ihre Lösungen sind hier wie dort die gleichen.

In diesem Jahr kam das Buch in einer Broschur-Ausgabe mit Unterstützung der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung noch einmal auf den Markt – und zwar auf Deutsch und Arabisch.

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wamiki-Tipp: Kobald, I./Blackwood, F.: Zuhause kann überall sein. Aus dem Englischen von Tatjana Kröll, arabische Übersetzung: Mohammed Abu Ramela und Mohammed Abdulhady. Knesebeck 2016, 32 Seiten, Broschur 8,95 Euro. Ab fünf Jahren