Ich bin kein Mann vieler Worte – außer wenn es um Mord und Totschlag geht. Sonst halte ich mich eher raus. Doch nun haben die wamikis mich nach meinem Kaufverhalten gefragt. Na gut, wenn´s unbedingt sein soll…
Kaufen muss jeder. Schließlich sind wir keine Selbstversorger mehr. Ich jedenfalls habe weder Hühner noch baue ich Blumenkohl an. Auf meinem Balkon stehen nur ein paar Kräuter, die unverdrossen alle Wetter überleben. Schierling und Hanf sind nicht dabei.
Meine Möbel baue ich selbst, doch das Holz besorge ich im Baumarkt. Mein größter Schatz ist mein Fahrrad, das ich jeden Tag brauche. Im Urlaub mache ich Touren damit, die Elbe, den Rhein oder die Donau entlang. Als ich jünger war, fuhr ich mal über die Alpen nach Italien. Mein Plan für später: eine Weltreise. Einfach los und dann immer der Nase nach.
Natürlich repariere ich mein Rad selbst. Doch letztes Jahr wurde es geklaut. Da habe ich mir ein neues geleistet. War teuer, ist aber vom Feinsten. Auch das Fahrradschloss.
Wie versorge ich mich? Zum Glück gibt es in meiner Kita zwei Köchinnen, die prima kochen. Mittags bekomme ich was ab. Das ist Teil meines Arbeitsvertrags, darauf habe ich bestanden.
Bleibt das Wochenende. Samstags gehe ich auf den Markt bei mir um die Ecke. Dort haben Bauern aus dem Umland ihre Stände. Einen Bio-Bäcker gibt es auch. Und Exoten wie einen Schweizer, der Appenzeller und Kaminwurzen verkauft. Neuerdings hat eine arabische Familie einen Stand aufgemacht, an dem man orientalische Suppen und Lammgerichte bekommt. Manchmal nehme ich mir was für Sonntag mit. Mir gefällt, dass ich die Leute auf dem Markt inzwischen kenne und sie mich: Kaufen mit persönlichem Bezug. Fast wie früher, als es noch kleine Läden gab.
Was noch? Na klar, Klamotten. Für mich kein Thema. Auf Arbeit habe ich den Blaumann an. Praktisch wegen der vielen Taschen und ein Erkennungsmerkmal. Jeder weiß sofort: Dieser Typ ist der Hausmeister. Ansonsten trage ich Jeans und irgendwas oben drüber. Am liebsten meine alte Lederjacke. Die habe ich vor Jahren auf einem Flohmarkt in Amsterdam entdeckt. Für besondere Anlässe wie Hochzeiten und Beerdigungen habe ich ein schwarzes Jackett.
Ich trage meine Sachen, bis sie mir vom Leibe fallen. Knöpfe nähe ich wieder an, und auf Löcher setze ich Flicken. Ich halte nichts von der verbreiteten Wegwerfmentalität.
Ein Handy habe ich nicht, aus Prinzip. Die Vorstellung, dass ich immer erreichbar bin, finde ich grässlich. Wenn in der Kita jemand was von mir will, kann er in die Werkstatt kommen. Zu Hause habe ich ein Telefon.
Und sonst? Oh ja: Ich konsumiere jede Menge Zigaretten, pflege mein Laster. Manchmal genehmige ich mir einen Whisky, am liebsten irischen.
Unterm Strich? Kaufen muss ich, konsumieren will ich das eine oder andere. Aber an mir wird niemand reich.
1960 in Rathen an der Elbe geboren. Pädagogikstudium abgebrochen. Danach tätig als Pflegekraft, Postbote und Friedhofsgärtner. Erste literarische Versuche. Seit 1991 Dramaturg an verschiedenen Provinzbühnen. Zweite literarische Versuche. Veröffentlichungen in der Lokalpresse. Arbeitet seit 2004 im Berliner Kinderhaus „Kumpelnest“ als Hausmeister. Raucher, Radler, Rettungsschwimmer.
Im Verlag Was mit Kindern GmbH erschienen seine drei Kurzkrimis „Mord aus Liebe“, „Mord aus Eifersucht“ und „Mord aus Versehen“, die auch als Hörbücher erhältlich sind.
Foto: photocase